Berlin - Breitscheidplatz & Umgebung Bahnhof Zoo

  • In der Tat - da habe ich das falsche Bild erwischt.
    Aber gut zu wissen, dass hier so aufmerksam mitgelesen wird...immerhin.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danke Palantir!

    Die oben abgebildete Visualisierung ist allerdings nicht mehr aktuell. Seit vorgestern gibt es eine neue, die einen leicht güldenen Schimmer zeigt.

    Hier zu sehen: Berlin | Upper West / Atlas Tower | 118m | Abriss Schimmelpfeng-Haus - Page 9 - SkyscraperCity

    Zudem wurde der erste große Mieter bekanntgegeben, ein Motel One wird einziehen. Im 33. Stockwerk wird es eine Panoramabar geben.
    Der Rest des Komplexes wird für Büros und Einzelhandelsflächen genutzt. Ursprünglich war auch Wohnnutzung geplant, das hat sich an der Stelle dann aber wohl doch als eher unrentabel erwiesen.

  • Danke für die Informationen zum Breitscheidplatz. Ich habe ja nichts gegen Hochhäuser am geeigneten Ort und angesichts der aktuellen Situation kann für mich durch den Neubau nur eine Verbesserung eintreten. Kritisch anmerken kann ich eigentlich nur (ist nicht ernst gemeint), dass sich heute in einer Ecke des abzureißenden Gebäudes ein recht guter CD-Laden befindet, um den es tatsächlich schade wäre, sollte er verschwinden.

    Zum benachbarten Hochhaus „Zoofester“ kann ich noch beitragen, dass ich mal bei einer Baufirma in Osnabrück gearbeitet habe, die das Objekt um das Jahr 1999 bauen wollte. Vermutlich war das Projekt damals auch nicht mehr taufrisch, es könnte relativ bald nach der Wende konzipiert und dann zügig 20 Jahre später umgesetzt worden sein.

    Seit einiger Zeit wollte ich das beigefügte Bild aus Bildindex einstellen, dass den Breitscheidplatz kurz vor dem zweiten Weltkrieg zeigen wird. Bemerkenswert finde ich den flachen Bau links hinter der Kirche Richtung Zoo, der aus dem sonst wunderbar geschlossen in Neo-Romanik gehaltenen Platz ausbricht und eine Art Bauhaus-Stil repräsentiert. Auch dieses Gebäude hat den Krieg nicht überstanden.


  • Es handelt sich dabei um das Capitol Lichtspielhaus von Hans Poelzig aus dem Jahr 1925/26.

    Hier mal eine gegenüber dem obigen Luftbild des Auguste-Viktoria-Platzes leicht nach Norden verschwenkte Ansicht in Richtung Bahnhof Zoologischer Garten aus dem Jahr 1934:

    Horizontale Betrachtung des Gebäudes einige Jahre zuvor:

    Heute befindet sich dort das sog. Bikinihaus, welches aktuell umfassend restauriert wird.

    Extra: Hochauflösende Aufnahme an einem Tag, als dort der Film "Goldrausch" von und mit Charlie Chaplin lief:
    http://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de/index.php?set=1&p=79&Daten=117095

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Also ich würde den Platz als nicht besonders schön bezeichnen.
    Die Riegelbauten zum Zoo finde ich sogar regelrecht hässlich. Weder historisierend noch klassisch modern. Erinnert irgendwie alles an einen amerikanischen Verknügungs-Badeort der 50er Jahre. Das Problem mit dem Romanischen Forum war, dass es nie fertiggestellt würde. Nach Süden standen Wohn-und Geschäftshäuser im Allerweltsstil, nur die beiden Romanische Häuser, die Gedächtniskirche, das Eckhaus zur Kantstraße und die Kaiser-Wilhelm-Hallen in der Hardenbergstraße würden vollendet. Die Idee romanischer Mietshäuser und Straßenlampen, wie im zweiten Bild zu sehen, hat darüber hinaus auch was bizarres. Nichtsdestotrotz ist der Nachkriegswiederaufbau des Platzes unterirdisch schlecht verlaufen.
    Ich bin trotzdem der Meinung, dass in Berlin und Deutschland weitaus bedeutendere Bebauung untergegangen ist, um die es sich wirklich zu trauern lohnt. die Neubebauung mit Hochhäusern erscheint da fast als logische Konsequenz um dem (Un)-Ort wieder Charakter zu geben.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Der Platz hatte alles, was eine Großstadt ausmacht. Die tollen romanischen Häuser, Straßenbahn, die um die Gedächtniskirche herum fährt, frühe Moderne mit dem Capitol-Gebäude. Alles hochurban und herrlich anzusehen (für den Metropolen-Liebhaber). Geschmäcker sind verschieden, ich finde es war eine großartige Platzgestalt, typisch swinging Berlin der 20er. Heute wird die Gedächtniskirche als einstige Höhendominante stattdessen von Hochhäusern erschlagen, keine gute Idee. Nein, was da jetzt gebaut wird oder schon steht, gefällt mir gar nicht.

    In dubio pro reko

  • Erpel und Palantir ist für die aufschlussreichen Luftaufnahmen des Aug. - Vikt. - Platzes zu danken. Offensichtlich beabsichtigten unsere
    Altvorderen der bereits damals umstrittenen Gedächtniskirche, deren Dominanz im m. E. gelungenen Platzraum zu erhalten. Daher sind die
    abschließenden, sehr sachlichen Bauten zum Zoo hin wohl bewusst niedriger gehalten. Auf mich wirkt das ganze Ensemble am Platze überwältigend, in der Vielfalt und Menschlichkeit der Architekturen.

  • Manchmal ist die Haltung hier schwer zu verstehen. Einerseits wird sich in Dresden über die angeblich schlechte und maßstabssprengende Bebauung des Postplatzes aufgeregt, obwohl die in keinster Weise den Zwinger oder das Taschenbergpalais beeinträchtigt, auf der anderen Seite wird hier ein fragwürdiges verschwundenes Platzensemble und ein Vorkriegs-Billigriegel zur großen Baukunst hochstilisiert, aber lassen wir das. Es geht ja in erster Linie um den heutigen Breitscheidplatz. Wie sieht es eigentlich mit dem Bikinihaus aus? ist dessen Umbau inzwischen abgeschlossen? Wie geht es mit der Platzgestaltung weiter? Weiß jemand von den Berlinern da näheres? Wann wird denn eigentlich die Gedächtniskirche wieder zu sehen sein?

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • @ Pfälzer Bub: Offiziell sollte die Kirche diesen Sommer entblößt werden. So wie ich das sehe, wird sie seit ungefähr drei Monaten Schritt für Schritt um ein Verkleidungselement befreit. Der Prozeß ist also schon im Gange, geht aber sehr langsam vonstatten. Immerhin können die Touristen jetzt schon die Spitze sehen.

    @ Volker: Ich finde, das ist Ansichtssache. Ich finde die Hochhauseinrahmung in Ordnung. Sie macht den Platz gemütlicher und dominanter. Er bekommt einen zentraleren Charakter und wird aufgewertet. Es kommt immer drauf an: So eine "kleine Ruine" zwischen Hochhäusern kann auch was hermachen.

    Ganz unabhängig von der Kirchenfrage finde ich aber das Zoofenster einen großen Gewinn, zumal es ja auch deutliche klassische Aspekte hat.

    Ich weiß ja nicht, wie die Architekten ticken, aber ich habe das Gefühl, daß Upper West und Zoofenster in ihrer "Brüchigkeit" auch Bezugspunkte zur Ruine herstellen. Aber das kann natürlich Zufall sein.

  • Zitat


    Schimmelpfeng ist nur noch Schutt

    Jahrzehntelang hat das Schimmelpfeng- Haus den Breitscheidplatz geprägt – jetzt haben Bagger die letzten Mauern eingerissen.
    Das einstige Baudenkmal weicht dem Hochhaus „Upper West“, in das der Investor Strabag bis 2016 250 Millionen Euro investieren will. Im Frühjahr wird die Baugrube ausgehoben. ...

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadten…tt/7814824.html

    APH - am Puls der Zeit

  • Im französisch-geschmackssicheren Paris käme niemand auf die Idee, den Triumphbogen von allen Seiten mit Hochhäusern zuzustellen. Im deutsch-brachialen Berlin jedoch ignoriert man die alte historische Traufhöhe und verstellt das Wahrzeichen mit diesen Monstern. Finde ich ganz schlecht, sagt viel über städtebauliche Sensibilität hier und dort aus.

    In dubio pro reko

  • Das kann man ja wohl kaum vergleichen. Der Triumphbogen hat eine viel größere Fernwirkung und ist das Zentrum eines ganzen Stadtraumes. Wer vom Kurfürstendamm kommt wird die Gedächtniskirche immer noch aus der Weite sehen. Durch den Bau des Zoofensters ist überhaupt erst der Blick aus der Kantstraße frei geworden da dieser grässliche Straßenüberbau verschwunden ist. Das "Upper West" so geistlos der Name auch sein mag, ist eine deutliche Aufwertung in meinen Augen.

  • Die City West ist städtebaulich völlig im Eimer. Der Breitscheidplatz ist eh nicht mehr zu retten. Die Akzentuierung mit Hochhäusern finde ich in diesem Fall völlig in Ordnung. Die HH können dem Platz endlich wieder eine Identität verleihen, jenseits von (Bau-)Ramsch und Fritten, die er im Krieg verloren hat.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Die Gedächtniskirche ist auch das Zentrum eines ganzen Stadtraumes mit Fernwirkung. Überhaupt kein Unterschied.

    So sah es mal aus, die Kirche war die einzige Höhendominante, ansonsten galt strikte Berliner Traufhöhe:

    Das war städtebaulich noch perfekt.

    Heute wuchern hier die Hochhäuser und entstellen unwiederbringlich den einstigen Charakter dieses Stadtgebiets. Nochmal, in Paris würde man sowas nie machen. Aber Deutschland ist nunmal das Land der ästhetischen Trampel.

    In dubio pro reko

  • Man merkt, ihr kennt euch aus :augenrollengruen:...Das eine Wahrzeichen (die Kirchenruine) wurde durch ein neues Wahrzeichen (die neue Kirche) ergänzt. Tagsüber sind beide eher dunkel, wie Basaltsäulen. Abends - grad jetzt, wo die Fenster der neuen Kirche nach 50 Jahren mal wieder gereinigt wurden und die alte Kirche nach der Sanierung hoffentlich auch ne gute Beleuchtung bekommt - wirkt das Ensemble recht...mondän. Wie Saxonia schon sagt, einsehbar isse immer noch und jetzt sogar wieder besser. Nur vom Wittenbergplatz aus fällt der Höhenunterschied zw. Zoofenster und Kirche auf. Aber das hat auch was.

    Traufhöhe hin oder her, alles ist besser, als bisher. Das einzige, was jetzt noch weg muss, ist das Europa Center. Nicht der Turm, sondern der innen wie außen total überholte untere Bereich.

    Zum Thema Städtebau ist der Breitscheidtplatz erst "jetzt", also seit den 60ern(?) ein Platz, den man auch nutzen kann und nicht nur ein Kreisverkehr, wie auf dem Bild. Dominanten und Fernwirkungen sind nicht alles. Wie der Standort aus der Nähe wirkt und konzipiert ist, darf auch nicht vernachlässigt werden, ist letztendlich sogar wichtiger, s. Ernst-Reuter-Platz: durchaus beeindruckend, von nah wie fern - aber letztendlich nicht zu benutzen.

    Der Wasserklops ist sehr beliebt, quasi der Neptunbrunnen des Westens. Man braucht lediglich ein neues Konzept zur Steigerung der Aufenthaltsqualität jenseits des Brunnens; eben weg mit diesen Fressbuden und so...Hoffentlich bietet das Upper West einen Anlass, weswegen man sich davor aufhalten möchte. Sonst vielleicht noch dieses Mosaikpflaster auf dem "Sockel" der Kirchen durch etwas helleres ersetzen, am besten wohl dasselbe Material, wie der restl. Platz.

    3 Mal editiert, zuletzt von Benni (22. Februar 2013 um 12:48)

  • @volker
    Ich rede vom Wegenetz, weniger von der Architektur. In den Charles-de-Gaulle-Platz münden, wenn ich es recht in Erinnerung habe, über 12 Straßen die strahlenförmig abgehen. Das sind doch ganz andere Dimensionen.

  • Meiner Meinung nach ist jede Umgestaltung ein Schritt nach vorne. Vor der beginnenden Umgestaltung machte sich überall ein typischer 60-er Jahre Mief breit, es war schmuddelig und dreckig, alles wirkte wie abgewohnt. Die jetzige Veränderung ist eine Wohltat. Ob es jetzt zwingend Hochhäuser sein müssen, sei dahingestellt, aber alles um Längen besser als das, was dort vorher stand. Zudem bekommt die City-West dadurch einen neuen Anziehungspunkt. Da eine Reko sowieso nie in Betracht kam, kann ich mit den Hochhäuser leben. Hoffentlich kümmert man sich bald um das Europacenter!

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich bleibe jedenfalls dabei, die kultivierten Franzosen kämen nie auf die Idee die Innenstadt mit Hochhäusern zu verbauen, die werden nach La Defense verbannt. So bleibt ein einheitliches, harmonisches Stadtbild erhalten. In Deutschland und speziell Berlin scheint dafür jede Sensibilität zu fehlen, nach dem fatalistischen Motto, der Ist-Zustand ist schon schlimm genug, da kann man sich gleich alles erlauben. Und so wird die Stadtsilhouette weiter beschädigt. Paris bleibt die schöne Metropole aus einem Guß und Berlin das schmuddelige Konglomerat. Dabei konnte es Berlin in Sachen Schönheit durchaus mal mit Paris aufnehmen. Heute entfernt man sich weiter davon denn je.

    In dubio pro reko