Berlin - Breitscheidplatz & Umgebung Bahnhof Zoo

  • Du konstruierst hier künstlich einen Gegensatz zur Traufhöhe und nennst ihn Wildwuchs? Ernsthaft? Das hat doch nun wirklich niemand gefordert und scheint mir auch nicht wirklich das Ziel der Berliner Stadtplanung zu sein.

    Ich kann in einer großflächigen und polyzentrischen Stadt wie Berlin, deren landschaftliche Lage - anders als etwa in Stuttgart - nun nicht gerade reizvoll zu nennen ist, gut damit leben, dass man die Zentren durch den Bau kleinerer Hochhaus-Cluster hervorhebt. In diesem Zusammenhang sehe ich die Betonung des "Alex'", des Potsdamer- und des Breitscheidplatzes durch Hochhäuser, die sich zeichenhaft aus einem Häusermeer erheben, als durchaus sinnvoll an.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von BB

    Aber was wäre dadurch an beiden Plätzen gewonnen worden? Würden sie heute über eine bessere städtebauliche Qualität verfügen oder wäre die Architektur der Einzelbauten überzeugender?
    Ein stures Festhalten an der Traufhöhe halte ich im Falle Berlins für nicht erstrebenswert

    Dem ist nur zuzustimmen. Rein formale Parameter wie Traufhöhe, Grundrisse und Straßennetz ergeben noch lange kein wertvolles oder gar historisches Stadtbild sondern allenfalls Bedeutungslosigkeit und Langeweile. Einer Großstadt wie Berlin, deren Zerstörungsgrad eine Rückkehr zum alten, harmonischen, historistischen Erscheinungsbild schlicht und ergreifend unmöglich erscheinen ließ, kann man doch nicht ein derartig sinnbefreites Korsett auferlegen. Als ob sich das alte Stadtbild durch Beharren auf der alten Kubatur wiedergewinnen ließe.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wie ich schon sagte, die Silhouette der historischen Friedrichstadt wurde durch dieses "sinnbefreite Korsett" gerettet.
    Leider hat man diese Vorgabe, für die ich Hans Stimmann bis heute dankbar bin, nicht auf die Gesamtstadt ausgeweitet.

    Übrigens hatte ein geistig verwirrter Architekt schon in den 20ern folgende Idee für die Friedrichstadt:

    http://www.laits.utexas.edu/berlin/images/…153_LudwigH.jpg

    Dankt dem Himmel, dass dies nur ein Hirngespinst blieb.

    Aber damals wie heute scheint die Devise der Stadtplaner zu sein: "Mit Berlin kann man's ja machen."

    Und genau darauf zielt die Kritik von Herrn Krier.

    In dubio pro reko

    3 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (24. April 2017 um 15:14)

  • Wäre der Wiederaufbau in den historisierenden, ungemein vielfältigen, phantasiegeladenen Konzepten Krierscher Architekturauffassung erfolgt, hätte ein Festhalten an der Traufhöhe eine gewisse Berechigung gehabt (obwohl Krier selbst in dem metropolitanen Konzept des De Resident-Projekts im Zentrum von Den Haag den gegenteiligen Weg beschritten hat), aber die Wiederaufbauarchitektur der Nachkriegsjahrzehnte hat allenthalben nur Tristesse hinterlassen, gerade auch bedingt durch das Festhalten an der Traufhöhe. Hätte man den Leipziger Platz in gleicher Architektur, aber nur sechsgeschossig wiederaufgebaut, wäre seine provinzielle Ausstrahlung vollends unerträglich geworden. Die Ausdrucksarmut heutigen Bauens verlangt eine gewisse Kompensation fehlender Qualität durch Quantität. Man stelle sich ein beliebiges Hochhaus abgeschnitten und auf Berliner Traufhöhe reduziert vor, und es entsteht Langeweile und Belanglosigkeit.

  • Übrigens hatte ein geistig verwirrter Architekt schon in den 20ern folgende Idee für die Friedrichstadt:
    http://www.laits.utexas.edu/berlin/images/…153_LudwigH.jpg

    Dankt dem Himmel, dass dies nur ein Hirngespinst blieb.


    Wie wäre es denn einmal mit etwas mehr Sachlichkeit?

    Was du da als Ausgeburt eines verwirrten Architekten deklarierst, war damals state fo the art und resultierte aus den teils unmenschlichen Lebensbedingungen eines großen Teils der städtischen Bevölkerung. Dass die gezeigte Methode aus heutiger Sicht ebenfalls ein Irrweg war, steht außer Zweifel. Allein das rechtfertigt jedoch keine solche Polemik, die die Diskussion im Übrigen keinen Deut voranbringt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Heimdall, Krier selbst wäre das leuchtende Vorbild, aber gerade dieser Architekt wurde lange Jahre von der deutschen Architekten- und Kritikerschaft geradezu geschnitten und ignoriert, heute immerhin (wie auch sein Nachfolger Christoph Kohl) immerhin toleriert, aber noch immer ist das heutige Bauen von Krierscher Fassaden- und Stadtbaukunst meilenweit entfernt. Darum gilt bis auf weiteres mein Votum für größere Quantitäten, für die ins Endlose strebende Reihung serieller Elemente, für die Ausdruckskraft der schieren Größe. Im Ausland wird das auch durchweg so gehandhabt, in Deutschland aber lassen sich zwar viele von Manhattan-Ansichten an der Wohnzimmer- oder Bürowand faszinieren, in deutschen Städten aber erträgt man nur den kleinstädtischen Maßstab, ohne den visuellen Qualitäten der gewachsenen Klein- oder Mittelstadt nachzueifern. Dies ist das Kernphänomen des im derzeitigen Baugeschehen sich manifestierenden deutschen Provinzialismus

  • Da der einst recht sorgfältig angelegte und gefüllte Strang ohnehin kaputtgeschossen worden ist, hier ein paar inspirierende internationale Beispiele für die offenbar Berlin gut zu Gesichte stehenden Hochhausklaster.

    Teheran

    Bogota

    Rotterdam

    Portland OR

    Winnipeg

    Bildquelle: https://pixabay.com/de/ - Gemeinfreie Bilder

    Meine Meinung: Plädiert bitte dafür und in den Orten, in denen ihr lebt!

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    3 Mal editiert, zuletzt von Mantikor (24. April 2017 um 20:22)

  • Vulgow:
    Und??? Wären diese Stadtbilder OHNE Hochhäuser schöner und bedeutender???

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Da fehlt noch jeweils ein Fragezeichen. Deine Interpunktion ist bereits belegt.

    Zur Frage selbst:
    Zumindest weniger schlimm, das steht fest.

    Und da ohnehin eine Rückkehr zum Strangthema nicht möglich erscheint...
    An der Alexanderstraße entsteht gerade ein weiteres der heiß ersehnten Hochhäuser:
    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/stadten…hnturm-25095432
    Tolle Sachen:
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/bauen-i…t/19254866.html

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (27. April 2017 um 09:22)

  • Man baut ja das Europa-Viertel am Hauptbahnhof. Da kann das alles hin finde ich. Ist zentral (für die, die drauf stehen) und dennoch irgendwie abgelegen, sodass es doch eher gestaltend als entstellend wirkt. Aber da ist man wiederum recht zurückhaltend...Oder eben einfach am Alex, da kanns nur besser werden.

  • Wenn das wenigstens nicht so eine idiotisch einfältige Architektur wäre!? Dagegen sind die Türme am Breitscheidplatz oder am Potsdamer ja noch fast erste Sahne.
    Die Europäer können "Hochhaus" irgendwie nicht. Keine Ideen, nur quadratisch-praktisch.
    Laßt mal Asiaten ran, dann wird's was!!

  • Das Lustige ist, dass Architekten immer irgend etwas als totale Katastrophe bezeichnen, aber immer etwas anderes. Wir haben auch schon preisende Worte über den Leipziger Platz gelesen.

  • Wenn das wenigstens nicht so eine idiotisch einfältige Architektur wäre!? Dagegen sind die Türme am Breitscheidplatz oder am Potsdamer ja noch fast erste Sahne.
    Die Europäer können "Hochhaus" irgendwie nicht. Keine Ideen, nur quadratisch-praktisch.
    Laßt mal Asiaten ran, dann wird's was!!

    Ich finde in Frankfurt klappt das ziemlich gut, siehe zum Beispiel das Projekt "Four". Ich bin also nicht grundlegend gegen Hochhäuser, sie müssen sich nur in das Stadtbild einfügen und hochwertig sein. Den Breitscheidplatz finde ich einfach nur furchtbar, sowohl städtebaulich als auch ästhetisch. Das fängt bei den Neubauten der Gedächtniskirche an und hört bei dem "Upper West" Turm auf, der bei mir wirklich so etwas wie Seekrankheit auslöst. Alle anderen derzeit geplanten Hochhäuser in Berlin finde ich absolut nicht berrauschend, teilweise eher amüsant (wie der angeknabberte Riegel am Alexanderplatz).

  • Weiß nicht, warum sich die Hochhäuser gerade in FF so wunderbar einfügen sollen. Ich hab zwar auch nix gegen sie, vermag aber keine spezifische Eignung bzw keine spezifischen günstigen Vorbedingungen erkennen. Außer, dass das alte FF keine herausragende Silhouette aufwies. Natürlich wird keiner Hochhäuser für die DDer oder Nürnberger Innenstadt fordern.
    FF zeigt einfach, was möglich ist, um ein unscheinbares und mehr als durchschnittliches Stadtbild aufzuwerten. Warum soll das für Berlin nicht gelten? Diese eine Höhendominante bewirkt doch schon so viel und ist dabei so isoliert.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Berlin ist städtebaulich weiträumiger. Da dürfte die Verkehrsproblematik nicht so signifikant durch Hochhäuser steigen. In Frankfurt wird das zunehmend zum Horror.

  • Die Sanierungsarbeiten an den Zoo-Terrassen dürften bald vor dem Abschluss stehen.

    Eine exklusive internationale Schnellkost-Restauration ist schon vor fast einem Jahr eingezogen.

    Im Hintergrund die Großbaustelle an der Joachimsthaler Straße.

    Blick von der Joachimsthaler Straße über die Kantstraße zum Hardenbergplatz.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nunja...positiv Denken: das Gelb der großflächigen "Terrassen am Zoo" Buchstaben harmonisieren doch prächtig mit dem der Schnellkost-Restauration :sleeping: