Berlin - Breitscheidplatz & Umgebung Bahnhof Zoo

  • Ich schaue mir aber das Ensemble nicht ständig aus dem Flugzeug an. Ich bin unten auf der Erde, messe 1,76m, stehe vor der Gedächtniskirche und die beiden Hochhaustürme erschlagen den ganzen Platz.
    Die Behauptung, dass das was an Stelle der Hochäuser dort vorher stand, minderwertig gewesen sei, ist ebenso falsch wie die immer wieder vorgetragene Behauptung, nur mit Hochhäusern kann man Metropole sein.
    Das Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre geschaffene Ensemble aus Schimmelpfenghaus, Bikinihaus, Zoo-Palast, dem (ehemaligen) DOB-Haus am Hardenbergplatz, der Gedächtniskirche und dem Europa-Center (ohne Wasserklops) war eine gute Komposition. Natürlich war vieles in die Jahre gekommen. Aber das Bikinihaus hat man restauriert, ebenso Zoo-Palast und DOB-Haus, Das hätte man mit dem Schimmelpfenghaus auch tun können.
    Aber nein, was hat man getan? Man hat den ganzen Komplex Kant-, Joachimsthaler-, Hardenbergstraße abegrissen und diese alle bisherigen und dort verträglichen Dimensionen sprengenden Türme hingeklotzt. Damit hat man auch gleichzeitig das bisher dominierende Europa-Center abgewertet.
    Angefangen hat das ja schon, als man hinter dem Kranzlereck diesen monströsen Glasriegel gesetzt hat.
    Vom Wittenbergplatz aus gesehen bzw. aus der Tauentzienstraße (vorzugsweise KaDeWe-Seite oder Mittelstreifen) verschluckt das Waldorf Astoria die Gedächtniskirche nahezu. Sie wird vor der massiven Wand beinahe unsichtbar.

    Mit den Hochhäusern am Potsdamer Platz kann ich leben. Der musste sich ohnehin neu erfinden, da dort wirklich grüne Wiese war.

    Und an den Neu-Kollege Rene mal ein ganz persönliches Wort.
    Ich wüsste nicht, wo es noch nennenswerte Gebiete mit den berüchtigten Berliner Hinterhöfen gibt. Die sind längst entkernt und modernisiert und Fachwerkhäuser in Berlin musst Du mir erst einmal zeigen, in denen sich Wohnungen befinden. Und ansonsten riskierst Du hier ne ganz schön dicke Lippe, in dem Du jemanden, der nicht jedes neue Hochhaus mit Hurra bejubelt und gerne möglichst viel von dem wenigen, was noch vom alten Berlin erhalten ist, als Reko-Extremisten und Reko-Faschis betitelst. Das verbitte ich mir!

  • Ich finde, dass die Hochhausbebauung in der City West 'organischer' wirkt als am Potsdamer Platz. Klar, sie hat sich ja auch über mehrere Jahrzehnte entwickelt. Aus meiner Sicht ist das jedenfalls kein Ort, der vorher in irgendeiner Weise gut funktioniert hätte, es wirkte alles angestaubt und überkommen. Die neuen Impulse sind dringend nötig. Gerade an diesem Ort ist eine progressive Weiterentwicklung möglich. Ich wünsche mir die City West und die City Ost als dynamische Hochhausstandorte, auch, um andere, homogenere Stadtteile davon verschonen zu können.

    Berlin ist nunmal nicht Rom oder Paris und wirds auch nicht sein. Für mich ist es eher das London des Kontinents. An vielen Stellen sehr heterogen und mit vielen Kontrasten versehen. Diese Kontraste sollten aber möglichst vielfältig und hochwertig sein, aus allen Epochen das Beste. Berlin sollte eine Stadt des Muts und nicht der Stagnation sein. Dafür ist unsere Hauptstadt doch schließlich bekannt und berüchtigt: die Stadt, die niemals ist und immer wird.

  • Mehhh überzeugt mich nicht Oberbaumbrücke.

    Ich finde es jetzt sehr viel besser als vorher (Persönliche Meinung, muss nicht weiter kommentiert werden) und bin 100% bei erbse

    Mir muss mal einer erklären warum so viele hier so radikal sind. Ich mag alte Gebäude und freue mich wenn besondere, im Krieg zustörte Gebäude wieder aufgebaut werden. Ich mag aber auch moderne Architektur.
    Mancheiner hier scheint aber ausgesprochen allergisch auf alles zu reagieren was modern ist. Das grenzt schon iwie Fundamentalismus. :D
    Und der Witz ist ja, (Achtung Unterstellung) das die meisten die hier längliche Beiträge darüber schreiben wie furchtbar doch alles Moderne ist, wahrscheinlich in eben jenen Neubauten mit allem Komfort sitzen und sich sehr schöngeistig beim tippen fühlen.

    Einmal editiert, zuletzt von Rene-NEU (14. September 2016 um 15:07)

  • @ Erbse
    Zum Schluss zitierst Du schon ganz richtig, wenn auch frei. Auch anderen Punkten kann ich Dir grundsätzlich meine Zustimmung nicht vollends verweigern.
    Aber Mut ist nicht gleichbedeutend mit Hochhaus an jedem Ort ohne Rücksicht auf Verluste. Hochhaus ist auch nicht gleichbedeutend mit Fortschritt, auch wenn es gewisse Kreise suggerieren.
    Hochhaus ist eigentlich nichts anderes als die kapitalistische Notwendigkeit aus einer kleinen Grundfläche möglichst viel Nutzfläche herauszuholen. Das war auf der Insel Manhattan im Lande des ungezügelten Geldverdienenwollens geradezu erstes Gebot.
    Daraus ziehen seit 100 Jahren immer wieder Architekten ihre Befugnis Häuser zu bauen, die in ihren Dimensionen über das hinausgehen, was man als verhältnismäßig ansehen kann. Klar, New York City, Chicago oder andere Metropolen sind so gewachsen.
    Nichtsdestotrotz sehe ich nicht die geringste Notwendigkeit, die Metropolenwürdigkeit Berlins an der Anzahl der Hochhäuser festzumachen.
    Aber letztendlich ist alles wie meist eine Geschmackssache. Ich als Berliner seit Geburt an vor 57 Jahren denke, dass es vielleicht auch mal an der Zeit wäre, dass Berlin sich als Metropole beweist, in dem es mal versucht, eine Ruhepause im ewigen Werden einzulegen und einfach mal zu sein. Dazu braucht man keine Hochhäuser, die schon zu zig-Millionen in so vielen Städten der Welt (vor allem in Nordamerika und Ostasien) gebaut wurden.
    Die Welt wird von Jahr zu Jahr immer hektischer, immer unruhiger, auch gefährlicher. Am Ende bleiben ohnehin jetzt schon so viele Menschen auf der Strecke, weil sie bei der ewigen Jagd nach dem ständig Neuen nicht mehr Schritt halten können.

    Einmal editiert, zuletzt von Oberbaumbrücke (14. September 2016 um 15:10)

  • Mal ein kleiner Tip an dich, René. Du bist hier in einem Traditionalismusforum, dessen Ausrichtung ich auch nicht zu 100% teile. Du solltest dich also zurückhalten mit Bashing und Fascho-Rhetorik. Die Leute übertreiben's hier vielleicht ein wenig. Aber du solltest auf sachliche Weise mit Argumenten überzeugen, statt einen auf Ad Hominem zu machen.

  • Mancheiner hier scheint aber ausgesprochen allergisch auf alles zu reagieren was modern ist. Das grenzt schon iwie Fundamentalismus. :D
    Und der Witz ist ja, (Achtung Unterstellung) das die meisten die hier längliche Beiträge darüber schreiben wie furchtbar doch alles Moderne ist, wahrscheinlich in eben jenen Neubauten mit allem Komfort sitzen und sich sehr schöngeistig beim tippen fühlen.

    Stadtbildheilung ist das Normalste der Welt, Wolkenkratzer zu fordern und diese als “weltstädtisch“ zu bezeichnen, dass ist fundamentalistisch!
    Im Übrigen: die Meisten von uns leben leider in modernistischen Gebäuden, weil erstens alte Gebäude ziemlich rar geworden sind durch die Kriege und Abrisse und Zweitens, weil nicht jeder ein altes Gebäude ordentlich pflegen kann aufgrund seiner finanziellen Lage!

    PS: die Faschistenkeule zieht nicht mehr und ist wirklich langweilig :zwinkern:

  • Ich weiß garnicht was ihr mit Fascho-Keule wollt, ich meinte natürlich Reko-Fasching. :koenig:

    Nicht immer gleich beleidigt sein bitte und nicht jedes Wort auf die Goldwaage tun, dafür ist die nicht gedacht, sonst hieße sie Wortwaage.

    Und die totlaber Taktik a la Oberbaumbrücke ist wenigstens genauso unhöflich. Bei deinen Argumenten überzeugt mich allerdings kein einziges.

  • Na ja, unser Umgang hier ist schon recht bürgerlich, und das unterscheidet auch die jeweiligen Foren. Im DAF und SSC rede ich anders daher. Diese unterschiedlichen Stile gehören auch zu den Foren. Wäre jedenfalls nett, wenn du dich mal ein bißchen sedierst und mäßigst und die Auffassungen anderer prinzipiell respektierst, auch wenn sie dir altmodisch erscheinen.

  • ähm ich bin mir nicht sicher ob wir über das selbe Forum schreiben, denn eigentlich ist es hier doch meistens so: man schreibt es gefällt einem iwas Modernes und danach folgt die Lawine der "alles muss so sein wie Früher"-Antworten.
    Das finde ich etwas nervig weil jede andere Meinung niedergelabert wird.

  • Der hässliche "Lippenstift" und die "Puderdose" beengen und marginalisieren die Ruine der KWGK sehr viel mehr als die beiden neuen Hochhäuser in einigem Abstand. Erst mal weg mit dem 50er-60er Mist und dann kann man weitersehen. Aber sich gleich auf zwei doch wirklich recht attraktive und in der Höhe moderate Hochhäuser einzuschießen, die ihre Umgebung nur bereichern und aufwerten, ist meiner Meinung nach wirklich fehlgeleitet. Ich bin, wie langjährige Forumer hier wissen, auch ein großer Befürworter von Rekonstruktionen und traditionellem Bauen von Nöfer, Kollhoff, Stuhlemmer und Patzschke (auch wenn mir speziell hier die billige Ausführung meist nicht gefällt) aber gleich alles moderne verteufeln tue ich dann doch auch nicht. Das ist nicht viel besser als die starrköpfigen Modernisten auf der anderen Seite des Spektrums, die alles alte verteufeln. Temperantia, meine Freunde. :)

  • Ich bin auch der Meinung, daß der Breitscheidtplatz so ziemlich der einzige Ort im früheren West-Berlin ist, an dem Hochhäuser "organisch" wirken können im Stadtgefüge.
    Allerdings bin ich mit dem Waldorf-Astoria nicht glücklich. Ich hätte mir was "Prächtigeres" gewünscht. Die vorgestellte Patschke-Skizze für das Doppelhochhaus geht ein wenig in die Richtung, trifft es aber auch noch nicht - das ist zu Manhattanite, es bräuchte etwas Berlinerischeres. Das zur Optik.
    Etwas anderes ist die Veränderung für die Fußgänger, die ich als extrem wichtig einstufe.
    Hochhäuser auf Google Satellit angucken ist nun wirklich keinerlei Kriterium, das in irgendeiner Weise relevant wäre, weder städtebaulich noch für Nutzer. Ist mir schleierhaft, wie man auf so eine abwegige Idee überhaupt kommen kann. "Entscheidend ist auf dem Platz", und da stellte ich den negativen Effekt der verstärkten Windwirbel fest. Das ist ein Hochhauseffekt; hat man den irgendwo in den Griff bekommen? (er ist mir vor Jahrzehnten mal auf Manhattan aufgefallen, als ich dort 3 Tage zum Urlaub war: weggeworfenes Papier flog in Wirbeln herum, man hätte ein Schmetterlingsnetz zum Einfangen gebraucht, Besen reichte nicht.). Bei den IBA-50er-Jahre-Hochhäusern im Tiergarten gibt es den, glaube ich, nicht, war dort aber auch nur mal 2 Stunden.
    Ja, es ist durch das Waldorf-Astoria nun etwas enger auf dem Breitscheidtplatz, aber vorher fand ich den nicht derart bemerkenswert oder ansprechend, daß ich nach der Umgestaltung nun nostalgische Gefühle hätte. Es ist ein bißchen joachimsthalerstraßenähnlicher geworden, vorher war es eher eine Korrespondenz zum Ernst-Reuter-Platz.
    Weiteres (wie ich die Sichtachsen und allgemein die neuen Fußwege finde) spare ich mir für ein andermal auf, wenn ich mal wieder dort war und auf diesen Gesichtspunkt geachtet habe.

  • Hier geht es nicht um Fundamentalismus, sondern um die Kunst des Städtebaus. Hochhäuser als Verlegenheitslösung oder als Ausdruck angeblicher Metropolfähigkeit sind für mich der falsche Ansatz. Für sich genommen sind die beiden Hochhäuser nach meiner Ansicht sogar schöner als die Bausünden der Sechziger Jahre wie das Europa-Center (langweilige Fassade).
    Die Frage ist, wieso am Kudamm überhaupt Hochhäuser gebaut wurden. Die über drei Kilometer lange Einkaufsstraße war (und ist) eigentlich Berlins Champs-Elysees oder Regents Street und lief zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche als Abschluß aus. Jetzt herrscht dor ein städtebauliches Durcheinander aus Platzgefüge mit Kirchenruine, modernen Eiermann-Solitären, Glasriegel und diversen Hochhäusern von den Sechzigern bis Heute.
    Und vergessen wir nicht das Naturgesetz: So wie jede neue Straße natürlich immer mehr Verkehr anzieht, so zieht auch jedes Hochhaus immer mehr Hochhäuser um sich herum an.
    Daraus kann ein erheblicher Wildwuchs entstehen, denn wie will man einem Investor oder Architekten etwas verwehren, was 100 oder 200 Meter entfernt schon vorgemacht wurde?

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • @René Jetzt hast du dich schon sehr viel besser ausgedrückt. Ja, das Phänomen nervt mich auch ein bißchen. Es gibt hier schon manch einen Gnatzkopf mit Tunnelblick. :) Dabei stört ja weniger das ästhetische Empfinden oder die Tatsache, daß man die totale Reko will, sondern daß hier und da die Argumente der Gegenseite verzerrt werden etc. Aber nichtsdestotrotz, es gibt auch genug Gemäßigte.

    Das Zoofenster sieht doch super aus. Ich finde das gerade relativ berlinerisch. Hat klassisch modernes Flair. Ich finde das geradezu genial. Und man muß hier auch immer wieder sagen, daß es ja nur um kleine Wolkenkratzer geht. Das Argument, daß der Metropolencharakter nicht über die Zahl der Hochhäuser definiert wird ist richtig. Und trotzdem auch falsch. Gibt es irgendeine Weltstadt ohne Hochhäuser?

    Der ideale Weg für Berlin wäre meines Erachtens ein bewußtes Distanzieren von der Höhen- und Wolkenkratzer-Manie, indem man nur die Höhe von 100-150 m bedient und dort auch nur sehr schicke Häuser baut. So setzt man sich ab von dem babylonischen Hochhauswirrarr, wie er überall in Europa um sich greift. Ich finde durch kleine Wolkenkratzer ist eine Stadt sympathisch. Berlin hat es überhaupt nicht nötig, mit London oder Moskau zu konkurrieren. Das wäre der schlimmste Fehler, den man machen kann. Die Devise muß eigentlich lauten: Ja, wir bauen Hochhäuser, aber nur stilvoll und nur bis 150 Meter. In ein paar Jahrzehnten wird man dann staunend auf Berlin schauen und sagen: Schau an, hier wird man nicht von Potenzbeweisen erschlagen. Hier stehen stilvolle Hochhäuser mit menschlichem Maß.

    Das reine Schielen nach Höhe macht keine Weltstadt, sondern die Art der Hochhäuser und ihre Einbettung. Ab 150 Meter ist es mir sowieso schleierhaft, warum manche Leute höher bauen wollen. Ab dieser Höhe wird die reine Höhe eines Hauses ästhetisch immer unwichtiger.

  • Gibt es irgendeine Weltstadt ohne Hochhäuser?

    Rom, Amsterdam, Prag, Lissabon, Zürich (sogar eine Bankenmetropole), Genf, Stockholm, Washington, Wien usw...

    Für manche hier sind das inzwischen vielleicht nicht mehr alles Weltstädte, aber nach offiziellen Kriterien und nach den veröffentlichten Ranglisten schon:

    "Als Weltstadt werden Städte von überragender weltweiter Bedeutung bezeichnet. Eine Weltstadt besitzt zentrale Bedeutung auf politischem, wirtschaftlichem oder kulturellem Gebiet."

    https://de.wikipedia.org/wiki/Weltstadt

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Lieber erbse,
    es macht kein Sinn hier zu diskutieren denn die Zahl an Reko-Extremisten ist einfach zu groß. Einige wollen am liebsten den Vorkriegszustand 1 zu 1 wiederherstellen, mit all dem Schund der auch damals schon gebaut wurde.


    Der erste Satz des ersten Beitrags. Super Einstand, den werde ich sicher in Erinnerung behalten - solch oberlehrerhafte Töne, als lese man schon jahrelang mit und kennt hier alles. Abgesehen davon ist die Behauptung schlichtweg falsch. Nach 1:1-Rekos wird hier gefordert, wenn die historische Bebauung besonders schön oder bedeutend war und eine Chance der Rekonstruktion nicht genutzt wurde. Dies sollte in einem Forum für historische Architektur und Rekonstruktionen nicht verwundern. Und dass man Rekonstruktion möglichst historisch korrekt ausführt versteht sich meines Erachtens von selbst - dass dann an Details, besonders dann, wenn sie einfach aufgrund von fehlender Recherche oder Schlampigkeit weggelassen oder verändert werden, gemeckert wird, hat nichts mit "Reko-Extremismus" zu tun. Von daher finde ich die Behauptung einfach nur unverschämt. Im Allgemeinen wird hier nämlich durchaus differenziert diskutiert.

    Zitat

    Ich persönlich möchte nicht in einem der berüchtigten Berliner Hinterhöfe wohnen in denen man das Tageslicht nie sieht oder schlimmer noch in einem Fachwerkhaus im 4. Stock mit zugigen Fenstern, schlechter Dämmung und halsbrecherischer Wendeltreppen (... da mal Möbel hochtragen, ein Träumchen!).


    Das ist also der "Schund der auch damals schon gebaut wurde"? Und wie User "Oberbaumbrücke" schon schrieb, Fachwerkhäuser gibt es in Berlin kaum noch und die sanierten Hinterhöfe erfahren ebenfalls zunehmende Beliebheit. Bieten sie doch im Vergleich zu den hingeklotzten Hedonistenschließfächern wenigstens Flair und hohe Decken. Warum Fachwerkhäuser immer zugig und schlecht gedämmt sind, erschließt sich mir auch nicht? Ich habe bisher nur höchst individuelle Wohnungen, die nach erfolgreicher Sanierung (bis auf gerade Wände) denselben Komfort wie Neubauwohnungen bieten. Aber wer enge Wendeltreppen halsbrecherisch findet ist vmtl tatsächlich im barrierefreien Neubau mit Tiefgarage und Aufzug besser aufgehoben.

    Zitat

    .... und jetzt ich freue mich schon auf die Antworten der Reko-Faschis... naja das schreibe ich lieber nicht :saint:

    Das wäre auch besser gewesen...


    Um noch einmal einen Satz zu den Hochhäusern zu sagen. Ich finde es doch immer wieder befremdlich wieviele Menschen eine Skyline mit Urbanität gleichsetzen. Von weiten sieht so etwas natürlich eindrucksvoll aus und mit dem Auto durch die Häuserschluchten zu fahren ist auch ganz spannend. Aber ansonsten stört doch vor allem die enorme Verschattung, die die Aufenthaltsqualität in den umgebenden Straßenzügen deutlich reduziert. Wer will schon im Schatten eines Hochhauses im Eiscafé oder auf einer Bank sitzen? Daher bin ich generell kein Anhänger von weiteren Hochhäusern. Maximal 60, 70 Meter, um der Verschattung Herr zu werden. Und bitte mit gegliederter Fassade und einer Art Dachabschluss (und wenn es nur eine Krone o.ä. ist - nichts ist langweiliger als ein Hochhaus mit Flachdach).

    Von den in Deutschland nach dem Krieg gebauten Hochhäuser finde ich nur die nachfolgenden einigermaßen gelungen:
    - Kollhoff-Hochhaus (Fassade & Dachgestaltung, für die Lage finde ich es etwas zu hoch)
    - Main-Plaza (Fassade & Dachgestaltung, außerdem nicht inmitten dichter Bebauung)
    - Dreischeibenhaus (interessante Form, auch hier geringe Verschattung da außerhalb von dichter Bebauung)
    - Atlantic Hotel Sail City (interessante Form + Lage am Bremerhavener Hafen, daher wenig Verschattung)
    - Posttower (Lage am Rhein und die geschwungene Form)

    Die City West ist m.E. viel zu dicht bebaut um so hohe Hochhäuser zu vertragen. Das Schimmelpfeng-Haus war nicht schön, aber dafür auch nicht so hoch. Von daher hoffe ich zumindest, dass mit den beiden Hochhäusern Ende ist. Man kann auch mit 25 Metern Traufhöhe zeitgemäß und urban bauen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Rom, Amsterdam, Prag, Lissabon, Zürich (sogar eine Bankenmetropole), Genf, Stockholm, Washington, Wien usw...

    Wien und sogar Amsterdam haben sehr wohl ihre eigenen Hochhausviertel. Bei Wien geht es mit dem Donau City Turm bis 210m in die Höhe:
    http://media05.regionaut.meinbezirk.at/2013/03/26/396….jpg?1364320459
    Und in Amsterdam geht es mit dem Rembrandt Turm immerhin mit 150m weiter in die Höhe als mit jedem Berliner Hochhaus:
    http://image.shutterstock.com/z/stock-photo-…s-132267977.jpg
    In Zürich entstehen gerade auch mehr und mehr Hochhäuser.
    Man merkt das ein Großteil der Leute, die hier gegen Hochhäuser wettern, noch nicht einmal wirklich darüber informiert sind...

  • Das Schimmelpfengahus war sicher keine Perle der Architektur, woanders wäre es sicher ganz ok gewesen. Was aber das schlimme an der Situation war, dass hier die Kantstraße überbaut, damit der Blick auf die KWGK verstellt und am Ende, oder ist's der Anfang der Kantstraße eine Hinterhofsituation entstand, in der man abends nicht besonders gern entlang lief und die auch recht schmuddelig wirkte.

    Als ich als Student der TU hier häufig verbei kam, an der Deutschen Bank war damals mein Bafög-Konto, mied ich immer diese Ecke, die nach Urin stank und oft vermüllt war und das in den 70er Jahren.

    Da finde ich die jetzige Situation doch wesentlich besser gelöst. Beim Zusammenspiel von Hochhäusern und KWGK kommt es sicher auch auf die Perspektive an, aus der mansich dem Platz nähert.

    Nur einige Fotos ohne Wertung zur Illustration, um 1930, um 1970 und aus neuerer Zeit:



    Quelle: Berliner Morgenpost

  • Das historistische Park-Hotel war auch ein Kleinod! Sehr schnieke.
    Es kann aber doch niemand ernsthaft behaupten, dass die städtebauliche und architektonische Situation vor den beiden Hochhausneubauten besser war. Da lachen ja die Hühner. Man kann das auch nicht mit dem Bikini-Areal vergleichen, welches strukturell so viel sinnvoller ist und auch einen entsprechenden Vorläufer aus der Vorkriegszeit hat.

    Die Diskussion, ob Hochhäuser zu Metropolen gehören, ist im Übrigen längst gegessen. Sie wurde im 20. Jahrhundert zugunsten der Hochhäuser entschieden. Ich finde, wir sollten uns weniger über das Ob als vielmehr über das Wie unterhalten. Denn das können wir noch beeinflussen. Sorgen wir doch für eine möglichst qualitätvolle Hochhauskultur im Sinne von z.B. Kollhoff! Hochhäuser werden sowieso gebaut, ohnehin im gefragten Berlin, wo Bauland immer knapper wird.

    PS: Im Zusammenhang mit Bäumen, Traufhöhenbauten in engen Straßen, Altstadtgassen, schmalen Höfen usw. wird komischerweise nie von Verschattung gesprochen. Nur bei Hochhäusern. Ist doch absurd. Als wären die ach so "lichtdurchfluteten" aufgelockerten anti-urbanen Modernistensiedlungen der 20er bis heute (Plattenbau und Freunde) mit lauter sinnlosem Abstandsgrün die bessere Alternative. Dann lieber etwas weniger Licht in der Straße und dafür mehr urbane und belebte Atmosphäre. Wer mal eine lebendige Wolkenkratzerstadt besucht hat weiß die hohe Dichte auch durchaus zu schätzen.

  • Also weder in Paris noch in Warschau oder London sind die Wolkenkratzer für Besucher wirkliche Highlights. Sie sind halt da. wirken beleuchtet ganz schick aber sonst bin ich da eher emotionslos. Die Frankfurter Silhouette, gruppiert um die Commerzbank, gefällt mir eigentlich noch am besten. Bei Hochhäusern sollte man in Berlin m.E. sehr viel Wert auf ihre Platzierung legen und nicht einfach irgendwo bauen weil das halt mal grad jemand möchte. Schlanke Türme sind gegenüber breiten Riegeln eindeutig zu bevorzugen.
    Ein absolut abschreckendes Beispiel ist für mich Dubai. Von einer Stadt kann man da eigentlich nicht sprechen, sondern nur von einer Ansammlung von autonomen Hochhäusern.

  • So sehe ich das auch. Man kann nahe der Gedächtniskirche ruhig Hochhäuser bauen, wenn es der Baugrund hergibt.

    Das Haus mit dem Segel war übrigens mal größer geplant, darum die bescheuerte Proporzionierung des Segels. Der Ursprungsplan war nicht umsetzbar, weil man eine Verzwergung der Gedächtniskirche befürchtete.

    Zitat von Neu-Renee

    Ich persönlich möchte nicht in einem der berüchtigten Berliner Hinterhöfe wohnen in denen man das Tageslicht nie sieht oder schlimmer noch in einem Fachwerkhaus im 4. Stock mit zugigen Fenstern, schlechter Dämmung und halsbrecherischer Wendeltreppen (... da mal Möbel hochtragen, ein Träumchen!).

    Das ist alles Legende der 60er Jahre als man Wohnungen autofreundlich baute. Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, mit welcher Großzügigkeit und handwerklichen Sachverstand die Blockbebauung mit Hinterhöfen geplant wurde, auch Grünflächen eingeplant wurden.

    Persönlich finde ich am Zoo wichtig die Traufhöhe von Bauten deutlich zu erhöhen. Zurückhaltend zu bauen, um die Kirche hervortreten zu lassen. Ich hoffe, dass das Haus am Hardenbergplatz in den nächsten 20 Jahren weichen wird.