Berlin - Potsdamer Platz

  • Das ist keine Deckenbemahlung. Die Unterseiten sind lediglich noch nicht verkleidet/verputzt.

    Ich finde gut, dass es wieder die 20er aufgreuft, wie schon die Kollhoff-Türme und das Ritz-Carlton.

  • Die "Seufzerbrücke" finde ich ulkig. Hat ja scheints sogar Deckenbemalung o.ä.
    Also zumindest langweilig sieht das Haus nicht aus, weil die Obergeschosse so sehr abgestuft sind.
    Es wirkt auf mich jedenfalls nicht abweisend, das finde ich schonmal gut.
    Allerdings finde ich auch, daß die Fassade etwas unnötig "billig" wirkt. Ich weiß nicht so recht, warum, ob wegen der Farben oder fehlenden (Schmuck-)Details - es wirkt alles so ein bißchen wurschtig statt straff.

    Ich glaube, dass die "Bemalung" unter der Brücke weniger eine Bemalung als ein fehlender Anstrich ist. ;)

  • Also im Gegensatz zur Bebauung links und rechts davon ist dieses Gebäude schon wieder eine Wohltat. Aber die Fensterrahmengestaltung ging etwas in die Hose. Da hätte man sich für eine bessere Haptik entscheiden sollen. ich glaube man sollte noch die Grünanlagengestaltung abwarten.

  • Die Anlehnung an die 20er des letzten Jahrhunderts passt zu Berlin und auch zu diesem Ort.
    Nur gibt es anscheinend sehr differenzierte Meinungen zur Ausführung und Wertigkeit.
    Ich hätte eine Fassade aus Muschelkalk bevorzugt. Bin trotzdem mit dem Gesamtergebnis zufrieden.
    Hoffe nur, dass diese Art des Bauens mit etwas wertigerer Ausführung weiter Schule macht.
    Mein bescheidener Wunsch dazu wäre die vollständige Reko des Karstadt am Hermannplatz.
    Leider steht und fällt alles mal wieder mit der Finanzierung eines solchen Vorhabens, und die Karstadtbetreiber haben momentan andere Sorgen.

  • Das Bauprojekt "High Park" am südöstlichen Ende des südlich vom Potsdamer Platz gelegenen Tilla-Durieux-Parks - der, der im wesentlichen aus einer schrägen Rasenfläche besteht - ist nunmehr weitgehend fertiggestellt, die Umbauung des Parks damit komplettiert:

    Bei dem Bau finden sich mit der leicht auskragenden Dachkrempe gewisse Anklänge an die Art-Deco-Ästhetik. Das zwei Häuser weiter nördlich gelegenen "Charleston" geht optisch ebenfalls in diese Richtung:


    Das vor ca. 5 Jahren fertiggestellte "Charleston":



    Zurück zum "High West": die Dachkrempe:



    Die Wandflächen sind Glattputz auf Polystyrol, lediglich im Sockelbereich wurden Sandsteinblenden verbaut:



    Die Rückseite:



    Als kleiner Gag wurde auf das Dach der Rückseite eine Uhr gesetzt:



    Hier ein Blick auf die Durchfahrt der U-Bahn, neben der 1998 erbauten Haltestelle Mendelssohn-Bartholdy-Park:


    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Lieber Snork,
    Danke für die Bilder; nur zwei Anmerkungen: Es wurde Mineralwolle zur Dämmung verwendet und der Sockel besteht aus einer Art Travertin, nicht Sandstein.

  • Noch einige Bilder vom 'High Park' am Mendelssohn-Bartholdy-Park.

    Köthener Straße

    Reichpietschufer

    Mit ein wenig Abstand - vom Schöneberger Ufer.

    Die Uhr auf dem Dach der Ostseite lässt sich eigentlich nur aus großer Entfernung richtig wahrnehmen.


    Turmbilder vom Potsdamer Platz

    Bonus: Nachtblick aus'm Ritz auf das Esplanade.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nicht zu begreifen, warum man das Esplanade nicht rekonstruiert sondern in diesem Zustand konserviert hat. Wäre DAS Vorzeigehotel geworden...aber wer nicht will...

    In dubio pro reko

  • Es steht ja nicht mal mehr an seinem alte Platz. Von der ehem. Fläche ist auch nicht mehr alles erhalten. Es ist jetzt gewiss nicht schöner, aber auf jeden Fall interessanter.

  • Das stimmt so nicht und wird leider immer wieder von Stadtführern falsch wiedergegeben. Nur der 'Kaisersaal' wurde verschoben, der Rest steht da, wo er immer(seit dem Bau) stand.

    Es gibt über die Verschiebung ein Filmchen:

    Kaisersaal

  • Am Potsdamer Platz ging es darum, den Frieden zu retten. Dort war die Systemgrenze! Einige von euch sind sicherlich zu jung, um eine realistische Vorstellung vom Kalten Krieg zu haben.

    Hier mal drei Aufnahmen des bedeutenden Fotografen Willy Pragher:

    Die Mauer am Potsdamer Platz, Blick von Westberliner Seite Richtung Zentrum Ostberlin (Foto: Willy Pragher, Mai 1970, CC-BY-3.0)

    Die Gebäude, die sich über die Berliner Traufhöhe erheben, sind in dem Bild ganz links die sowjetische Botschaft Unter den Linden, dann im rechten Teil des Bildes die Notkuppel des Berliner Domes, ein rostbraunes hässliches Ding. Daneben das Hotel Stadt Berlin am Alexanderplatz und der Fernsehturm. Der Wiederaufbau des Berliner Domes begann 1975. Die neue Hauptkuppel wurde 1981 fertiggestellt. Dass unter den damaligen politischen und zeitgeschichtlichen Bedingungen der Wiederaufbau des wilhelminischen Protzbaus mit rein kirchlicher Nutzung möglich war, ist außerordentlich bemerkenswert. Die Kuppel sollte als wichtiges geschichtliches Zeugnis in ihrer heutigen Gestaltung erhalten bleiben.

    Die Mauer am Potsdamer Platz, Blick von Westberliner Seite Richtung Leipziger Straße (Foto: Willy Pragher, Februar 1973, CC-BY-3.0)

    Mauerbilder gibt es praktisch nur von der Westseite, da man von Ostberlin aus die Sperranlagen nicht fotografieren durfte. Hier befand sich kein Grenzübergang. Man beachte die Panzersperren! Im Hintergrund werden gerade die markanten Hochhäuser mit ihrer blau-weißen Fassadenverkleidung errichtet. Davor ein Streifen mit verbliebenen Altbauten, die gegen Westberlin das charakteristische Bild aus grauen Hinterhoffassaden und Brandmauern zeigen. Der Leipziger Platz ist komplett verschwunden.

    Die Mauer am Potsdamer Platz, Blick von Westberliner Seite Richtung Stresemannstraße, rechts die Ruine des Hauses Vaterland

    (Foto: Willy Pragher, Februar 1973, CC-BY-3.0)

    Das Haus Vaterland ist mit seiner runden Kuppel auf den beiden Bildern im vorigen Beitrag von Eiserner Pirat zu sehen. Die Ruine stand auf Westberliner Seite unmittelbar an der Mauer. Dadurch war das Gebäude praktisch nicht nutzbar. Rechtlich möglich gewesen wäre ein Wiederaufbau, da auf dieser Seite der Mauer keine Sperrzone bestand. Die Ruine wurde jedoch als eine der letzten in diesem Bereich auf Westberliner Seite 1976 abgetragen. 1978 begann dann der Wiederaufbau des nicht weit von hier ebenfalls unmittelbar an der Mauer gelegenen Martin-Gropius-Bau. Sicherlich spielte dabei auch eine Rolle, dass sich die Lage an der Mauer als stabil erwiesen hatte. Nach dem Vierseitigen Abkommen von 1971 war es zu keiner neuen Berlin-Krise mehr gekommen.

    Heute ist der Mauerverlauf - im Boden markiert - nur noch ein Strich in der Landschaft.

    Potsdamer Platz, Markierung des Mauerverlaufs im Fußgängerbereich neben dem Zugang zum Bahnhof
    (Foto: Roland.h.bueb, August 2014, CC-BY-3.0)

    Das Niemandsland war am Potsdamer Platz besonders groß. Manchmal versuche ich, von Ostberliner Seite so weit zu gehen, wie man damals hätte gehen dürfen. Ich stelle jedes Mal fest, dass ich viel zu weit gehe. Die Sperrzone war riesig. Hier ist unglaublich viel Stadt neu entstanden.

  • Das Niemandsland war am Potsdamer Platz besonders groß.

    Das stimmt. Als ich im heißen Sommer 1991 zur damals noch kleinen Love-Parade in Berlin war, wanderte ich einen Mittag über diese riesige Brache. Mitten in der Stadt lief ich gefühlt ewig lang durch ein staubiges, trockenes Niemandsland.

  • Was für ein urbanes Leben ist da verloren gegangen !

    Klar. War schöner damals. Aber urbanes Leben ist dort wieder vorhanden. Einer der wenigen modern bebauten Bereiche in Berlin, die wirklich funktionieren. Mir gefällt klassische Architektur auch besser, aber dem Bereich um Leipziger und Potsdamer Platz kann man Urbanität ganz sicher nicht absprechen. Bin dort offen gesagt recht gerne, wenn ich in Berlin bin. Insbesondere der Kollhoff-Tower, das Beisheim Center und am Leipziger Platz das Mosse Palais haben auch noch eine wirklich gelungene Architektur.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • ^ Seh ich genauso. Wir können ja immer viel rumjammern. Aber der Potsdamer Platz ist wirklich einer der gelungensten großen Platzneuschöpfungen Europas seit dem Ende des 2. WK meines Erachtens.

    Die Kuppel sollte als wichtiges geschichtliches Zeugnis in ihrer heutigen Gestaltung erhalten bleiben.

    Nein. Danke, nein. Das war nicht im Sinne der Erbauer, eine solch purifizierte, asketische Kuppel auf dem Berliner Dom zu haben. Der preußische Protestantismus war sonst immer bereits sehr zurückhaltend wie der Vorgängerbau von Schinkel, der wilhelminische Neubau sollte ja gerade das bewusste Kontrastprogramm dazu sein. Ein Tempel des Kaiserprunks. Das wird durch die nüchterne DDR-Kuppel konterkariert. Auch wenn sie für sich genommen natürlich einer der besseren sozialistischen Versuche einer klassischen Neuinterpretation ist, gehört sie so einfach nicht auf den Berliner Dom.

  • Gerade der alte kaiserliche Dom hat hervorragend zu den Kopfbauten der Kaiser Wilhelm Straße gepasst. Sie wurden leider schon Ende der 30.- Jahre abgebrochen wegen dem geplanten Bau der Ost West Achse. Schon damals war es ein immenser Verlust zum harmonischen Gesamtensemble mit dem Dom, den Rest haben ja leider die Alliierten erledigt.
    Auch zur entstehenden Kuppel des Schlosses wirkt die Domkuppel aus der "Zeit" gefallen!