Eppingen (Galerie)

  • Eppingen, die "Fachwerkstadt mit Pfiff"

    Bevor es die restlichen Bilder von Bad Wimpfen gibt, hier noch ein paar Eindrücke von dem unweit davon gelegenen Städtchen Eppingen. Zwischen Heilbronn und Karlsruhe im Kraichgau gelegen, hat Eppingen - trotz offenbar nicht unerheblicher Zerstörungen im 2. WK - einen von altertümlichen Fachwerkhäusern dominierten Altstadtkern.
    Eppingen hat heute etwa 21000 Einwohner (1970 noch knapp 7000; Anstieg v.a. auf Eingemeindungen zurückzuführen).

    http://www.eppingen.de/de/aktuelles/index.php?navid=1

    Fachwerkpfad: http://www.eppingen.de/de/freizeit/fa…d.php?navid=102

    Stadtrundgang: http://www.eppingen.de/de/tourismus/s…g.php?navid=103

    http://de.wikipedia.org/wiki/Eppingen


    Die nachfolgenden Aufnahmen aus dem Altstadtbereich stammen vom März 2004. Damit es auch ein bischen Infos zu den Fotos gibt, habe ich teilweise die Texte vom Stadtrundgang auf der offiziellen Webseite der Stadt übernommen (in Anführungszeichen gesetzt, hoffe das ist o.k. so). Auf Tafeln vor einigen Häusern gibt es ebenfalls sehr ausführliche und interessante Infos.

    Los geht´s im NO der Altstadt.

    Zu den altertümlichsten Fachwerkhäusern zählt das Bäckerhaus (Altstadtstraße 36), rechts das Baumann´sche Haus:

    "Das Bäckerhaus aus dem Jahre 1412 ist das älteste bisher bekannte Fachwerkhaus im Kraichgau. Dieses Haus ist auch das früheste Beispiel der neuen Stockwerksbauweise im Kraichgau, die den bisherigen Firstständerbau mit Geschossbauweise ablöste.
    An der rechten Traufseite erkennt man, dass das Erdgeschoss auch als Fachwerk gebaut war. An der Südseite besitzt das Haus einen Doppelgiebel, der als Schwebegiebel konstruiert ist."


    Gegenüber dem Bäckerhaus das prächtige Baumann´sche Haus (Kirchgasse 31), erbaut 1582. Gilt als schönstes und bedeutendstes Bürgerhaus zwischen Schwarzwald und Odenwald (mich erinnert es etwas an das Dt. Haus in Dinkelsbühl).

    Auf der Webseite der Stadt Eppingen steht dazu:
    "Über dem massiven Untergeschoss mit abgeschrägter Straßenecke erheben sich zwei Fachwerkgeschosse, wobei der obere zu den beiden Straßenseiten hervorkragt und auch der dreigeschossige Giebel dreimal überkragt. An den beiden "Schauseiten" zur Straße wurde der ganze Formenreichtum der Steinarchitektur der Renaissance in den Holzbau übertragen. Insbesondere die Fenstererker und die Bundständer tragen reichhaltiges Schnitzwerk: Dreiviertelstäbe mit Voluten, Flecht- und Bandwerk, Rosetten und Palmetten, gebogene Bänder und kleine Andreaskreuze mit ausgeputzten Augen. Bund- und Eckständer sichert der "Fränkische Mann". Der Erbauer dieses Fachwerks ist der Metzger und Viehhändler Hans Ziemer."


    Der Altstadtgasse folgend:

    Unweit davon in der Kettengasse:

    bemerkenswert der zumindest einseitig noch erhaltene Schwebegiebel, eine heute nur noch höchstselten anzutreffene alemannische Fachwerkkonstruktion, die ins 15. Jh. weist.

    Sehr beachtlich auch das nahe Haus Kettengasse 9 (habe ich damals offenbar versäumt...):
    http://www.eppingen.de/de/tourismus/i…buergerhaus.jpg


    Weiter geht es in der Altstadtstraße mit der Alten Universität:

    "Mit einer Giebelbreite von 12m, einer Trauflänge von 16,5m und einer Höhe von 22,5m ist die "Alte Universität" das größte und höchste Fachwerkhaus in Eppingen. Wie die im Spitzbogenfenster rechts neben der Eingangstür eingemeißelte gotische Jahreszahl beweist, wurde das eindrucksvolle Gebäude 1494/95 im Stile eines spätmittelalterlichen Kaufhauses gebaut. Die Erdgeschosshalle diente ursprünglich als städtisches Fleischhaus, in dem die Metzger an neun Verkaufsbänken ihre Waren feilboten. Nach der Metzgerordnung des 15./16. Jahrhunderts durften die Metzger nur im Fleischhaus schlachten und verkaufen. Das erste OG besaß in der Südwestecke einen Saal, in dem öffentliche Veranstaltungen, aber auch Hochzeiten durchgeführt wurden. Während der Jahrmärkte konnten die auswärtigen Kaufleute ihre Waren anbieten. Auf den drei Speichergeschossen wurde das Getreide und in den zwei Kellern Wein gelagert; denn die Pacht für die stadteigenen Äcker und Weinberge wurde ebenso wie der Frucht- und Weinzehnte des Dorfes Mühlbach, von dem die Stadt 1/4 erhielt, als Naturalabgabe geleistet. Während der Pest fand hier 1564/65 ein Teil der Artistenfakultät in Heidelberg Unterkunft. Die Alte Universität erinnert an dieses Ereignis."


    An der Altstadtstraße folgt das Specht´sche Haus, um 1580 erbaut.

    Dazu steht: "Das Haus zeigt an den unmittelbar auf den Gratstichbalken stehenden Eckständern noch oberdeutschen Einfluss. Die Verstrebungsformen, von kräftigen Hölzern gebildet, sind aber fränkisch. Im unteren Dachstock der Fränkische Mann, unter den Fenstern kleine Fußstreben oder Fußknaggen mit Kehlungen und ausgeputzten Augen. Vereinzelt auch freistehende kleine Stiele mit bauchiger ballusterartigen Form. Die Verstrebungsformen erlangen am Baumann‘schen Haus 1582 ihre Vollendung. Auch das Specht´sche Haus wurde um diese Zeit erbaut.
    Das Erdgeschoss, ursprünglich auch aus Fachwerk, erhielt in späterer Zeit massive Außenwände. An der Einfahrt zum tiefen Grundstück ist die Fachwerkwand noch erhalten."

    In der Nähe die Pfarrkirche, 1945 z.T. zerstört und verändert wiederaufgebaut:


    Kirchgasse 13


    Etwas weiter, Kirchgasse 22, ein Schwebegiebelhaus von um 1450.

    "Auf massivem Erdgeschoss steht der erste Fachwerkstock. Der zweite Fachwerkstock sitzt auf einer angrenzenden Mauer und kragt zur Straße kräftig vor. Darüber ein dreistöckiger Giebel. Vor diesem ein fein gegliederter Schwebegiebel. Der Schwebegiebel ist an mittelalterlichen Häusern um 1450 in Mosbach nachweisbar. Wie dort sind auch hier sämtliche Hölzer des Dachwerks miteinander verblattet. Das Haus ist um 1450 erbaut worden. Die dem Steinbau entlehnten gotischen Schnitzereien an dem Unterzug einer Bohlenbalkendecke im ersten Fachwerkstock bekräftigen diese Annahme."


    Ratsschänke
    "Am mittelalterlichen Marktplatz von Eppingen steht das Ratsschänke genannte Fachwerkhaus. Über dem massiven Kellergeschoss standen, wie in der Altstadt üblich, drei Fachwerkstöcke mit steilem Giebel. Ende des 19. Jahrhunderts sollen das Giebeldach und der oberste Fachwerkstock wegen Baufälligkeit abgetragen und das Walmdach aufgesetzt worden sein.
    Der dendrochronologischen Untersuchung zufolge wurde das Haus 1483 erbaut, das erhaltene Außenwandgefüge zeigt jedoch noch typisch oberdeutsche Konstruktionen vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Das Fachwerk an der Straße ist ein gutes Beispiel spätmittelalterlicher Bauweise. Es gibt nur die konstruktiv notwendigen Eck- und Bundständer. Sie stehen auf dem sichtbaren Fußboden. Keine Zwischenständer. Die kurzen Fußstreben sind verzahnt eingeblattet und mit Holznägeln gesichert.
    Die ursprüngliche Fensterbildung blieb nicht erhalten."


    In der Bahnhofstraße:

    St. Petersgasse:


    Kaufmannshaus von 1552 in der St. Petersgasse


    Marktplatz mit klassizistischem Rathaus, links die Alte Post

    ...und zum Abschluß noch ein Fachwerkhaus in der Brettener Str. 10 im Westen der Altstadt:

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (6. November 2013 um 20:24)

  • Auch sehr schoen, nicht so idyllisch als Bad Wimpfen aber bodenstaendiger und monumentaler. So haette Pforzheim aussehen koennen, stuende es noch, nach Freilegung der Fachwerke?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Klasse Bilder! Deine Serien oberdeutscher Fachwerke sind eine wahre Goldgrube interessanter Konstruktionen, mit denen man sich Stück für Stück erstmal auseinander setzen muss. Die Fachwerkbilder sind wirklich *wunderschön* und zeugen von einem ästhetischen Feinsinn der Erbauer, der schon lange verloren gegangen ist.

    Das Baumann'sche Haus ist nicht minder sehenswert, da es eine bereits weitestgehend mitteldeutsche Konstruktion aufweist, und doch schon alleine aufgrund der Masse des verbauten Holzes nirgendwo anders als im oberdeutschen Raum stehen könnte - prozentual gemessen dürfte der Holzanteil der Wände fast höher sein als der Anteil der Füllungen, unglaublich!

    Auch ein hier erfolgter Wiederaufbau nach dem Krieg scheint wie nahezu überall im süddeutschen Raum eher glimpflich verlaufen zu sein als im restlichen Deutschland. Und zum vorletzten Bild: wer in einer historischen Altstadt in Deutschland eine Bank oder einen Supermarkt sucht, muss nur nach der einzigen Bausünde Ausschau halten, und schwupps, da ist sie. :lachen:

    Vielen Dank an dieser Stelle auch noch einmal für die ausführlichen und lehrreichen Kommentare, die gerade hier in den Gallerien leider sträflich vernachlässigt werden! :applaus:

  • Genau wie im Nachbarort Bretten eine in Relation zur Einwohnerzahl sehr selbstbewusste Architektur!

    Eppingen, Esslingen, wann zeigt eigentlich mal einer Ettlingen? :zwinkern:
    Dort bin ich aufgewachsen und es ist nicht nur deshalb die für mich perfekteste Kleinstadt Deutschlands. (immerhin 40000 Einw.)
    Zwar keine typische Fachwerkstadt, aber japanische Delegationen und bedeutende europäische Preise zeugen doch von einer perfekten Alstadtsanierung und einer Perle zum Wohnen und Leben, in direkter Nachbarschaft zum Moloch Karlsruhe. Leider komme ich in absehbarer nicht mehr hin...

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • @ Brandmauer
    Bad Wimpfen gewinnt allein schon durch die Lage oberhalb des Neckars und die ansteigenden / abfallenden Straßen. Insgesamt gibt es dort auch deutlich mehr zum Anschauen (Pfalz, Kirchen, Spital).

    @ RMA
    danke, danke, bezüglich der Kommentare musst du dich in dem Fall bei der Stadt Eppingen bedanken.

    Echt erfreulich dass heutzutage in solchen Städten versucht wird, die Fachwerkbauweise durch Lehrpfade und Tafeln (in der Alten Universität gibt es auch noch ein Fachwerkmuseum) den Besuchern näher zu bringen (wenn man auch vor Ort kaum in der Lage ist alles durchzulesen, höchstens abzufotografieren und daheim dann irgendwann mal..., ähnliche ausführliche Tafeln zu Fachwerkhäusern sind mir im übrigen auch z.B. im hessischen Wanfried positiv aufgefallen.
    Insgesamt wirken ein Großteil der Fachwerkhäuser (wie auch in Bad Wimpfen) ganz gut erhalten und gepflegt, viele Verluste scheint es in den vergangenen Jahrzehnten auch nicht gegeben zu haben. Auch sind die Häuser im Altstadtbereich nicht durch Geschäftseinbauten im Erdgeschoß beeinträchtigt, andererseits macht dieser Bereich aber dadurch auch einen recht verlassenen und wenig belebten Eindruck.
    Von den erheblichen Zerstörungen im 2. WK las ich erst später, muss wohl mehr in den Randbereichen im W und N gewesen sein.

    @ youngwoerth
    Bezüglich Ettlingen steht aber im Dehio was ganz anderes, dort ist zu lesen: "durchgreifende Sanierungsmaßnahmen seit 1970 führten zur weitreichenden Zerstörung des alten Häuserbestandes in der Innenstadt".

  • Sehr schöne Bildergalerie mit aufschlussreichem Kommentaren! Eppingen ist eine Perle unter den kleineren deutschen Fachwerkstädten, die viel zu wenig bekannt ist.

    Kleine Ergänzung zur Umgebung von Eppingen:

    Die Region Kraichgau hat insgesamt viel mehr Aufmerksamkeit verdient, da sich hier besonders viele Geschichtszeugnisse erhalten haben, vor allem das Kloster Maulbronn (Weltlkulturerbe) als eines der besterhaltenen mittelalterlichen Klöster in Deutschland.
    Die sehr sehenswerte Burg Guttenberg wurde nie zerstört und wird bis heute von derselben Adelsfamilie wie vor 550 Jahren bewohnt. Auch andere Familien der hier im Mittelalter besonders starken Reichsritter leben bis heute auf ihren Besitztümern. Sehr wahrscheinlich wurde im Kraichgau auch der historische Doktor Faust geboren (Faustmuseum in Knittlingen).

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Maulbronn
    http://www.burg-guttenberg.de/
    http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Faust
    http://www.faust-international.org/museum.htm

    Zu den zahreichen sehenswerten Burgen im Kraichgau empfehle ich diese Website:

    http://www.zum.de/Faecher/G/BW/L…chgau/index.htm

    Sehr malerisch und wenig bekannt ist die Kraichgauburg Neidenstein, leider nur von außen zu besichtigen:

    http://www.zum.de/Faecher/G/BW/L…eidenstein1.htm

    Eine faszinierende Burg der Stauferzeit ist Burg Steinsberg bei Sinsheim mit eindrucksvoller Mantelmauer, Buckelquadermauerwerk und ungewöhnlichem Achteckturm, der an das zeitgleiche apulische Castel del Monte des Stauferkaisers Friedrich II. erinnert. Auf einem alten Vulkankegel gelegen, beherrscht die Burg den ganzen Kraichgau:

    http://www.zum.de/Faecher/G/BW/L…steinsberg1.htm
    http://www.castel-del-monte.de/index.htm

  • Zitat von "Markus"

    Bezüglich Ettlingen steht aber im Dehio was ganz anderes, dort ist zu lesen: "durchgreifende Sanierungsmaßnahmen seit 1970 führten zur weitreichenden Zerstörung des alten Häuserbestandes in der Innenstadt".

    What??

    Zitat

    Im Jahr 1975 begann in der Innenstadt die groß angelegte Ettlinger Altstadtsanierung. "Objektsanierung" war hierbei das Zauberwort, das besonders den markanten und stadtbildprägenden Fachwerkhäusern zugute kam. Vermitteln sie doch eine Vorstellung von der Bauweise und dem Aussehen des späten Mittelalters und der beginnenden Neuzeit.

    Quelle: http://www.ettlingen.de/servlet/PB/menu/1123497/index.html


    Ein paar vergammelte Häuser sind wohl ersetzt worden, allerdings vorrangig in den Nebengassen und dann durch hervorragend einfühlsame Neuinterpretationen, die tatsächlich oft eine Verbesserung darstellten. Dafür hat die Stadt einige europäische Auszeichnungen erhalten und mehrfache Besuche von Delegationen aus Japan bekommen. Eine größere Bausünde gibt es dennoch: Das ehemalige Kaufhaus Schneider am Markt, jetzt Breuninger, das irgendwie der Mäcklerversion in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ähnelt. Habe mich persönlich allerdings dran gewöhnt, da immerhin nicht gänzlich unkreativ...

    Ich habe mal ne neue Galerie eröffnet, denke der Ort hat es auch verdient! :zwinkern:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • @ Markus

    Sehr schöne Bilder mit gutem Kommentar. Von deinen Bildern ausgehend würde wohl niemand auf größere Zerstörungen im 2. Weltkrieg schließen. Es ist auch immer wieder interessant zu sehen, dass Bauten wie das Baumann'sche Haus keineswegs einer Großstadt als Entstehungsort bedurften.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • @ Mathias

    Ja, die Gegend hat einiges zu bieten. Insbesondere Maulbronn findet als mittelalterliche Klosteranlage seines gleichen ja angeblich nur noch in einigen Komplexen auf der iberischen Halbinsel.

    Der Hinweis auf den Achteckturm der Burg Steinsberg, der dem Grundriss des Castel del Monte ähnelt, ist interessant. Hatte die Zahl Acht im Mittelalter eine besondere religiöse oder mythologische Bedeutung?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Im Bildindex ist übrigens Eppingen (wie auch etliche andere baden-württembergische Städte) erfreulich ausführlich bebildert.

    zum Vergleich:

    Specht´sches Haus und Alte Universität um 1900 und heute


    Bildarchiv Foto Marburg

    Die Alte Universität 1949 vor der Renovierung:

    und danach:

    2x Bildarchiv Foto Marburg

    Wobei mich mal interessieren würde, warum das 1. OG am Eck heute so verändert ist ("Thüringer Leiterfachwerk"):


    Richtung Heilbronn gibt es in der Stadtkirche von Schwaigern noch einiges anzuschauen, v.a. Schnitzaltäre, u.a. der Barbaraaltar von Jörg Ratgeb:
    http://www.schwaigern.net/index.cfm?fuse…ik=sehenswertes

    http://www.schwaigern.de/templates/bild…ktuelles&id=647


    Und südöstlich von Pforzheim einige gewaltige Schnitzaltäre in der Pfarrkirche von Tiefenbronn:
    http://www.tiefenbronn.de/index.cfm?fuse…nswertes&id=227


    Der Kraichgau gehört zu den fachwerkreichen Ecken D, eines der ältesten Häuser ist in Bauschlott zu finden, das Firstständerhaus aus der 1. H. des 15. Jh., bzgl. Bauschlott:
    http://www.badischewanderungen.de/Bauschlott.htm

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (6. November 2013 um 20:28)

  • Zitat von "Markus"

    Wobei mich mal interessieren würde, warum das 1. OG am Eck heute so verändert ist ("Thüringer Leiterfachwerk"):


    Bei der Renovation zwischen 1949 und 1958 beliess man die klassizistische Fensteranordnung des 19. Jahrhunderts, welche das ursprüngliche Fachwerk zerschnitt und grösstenteils sogar an dessen Stelle trat (siehe die entsprechenden Bilder von Bildindex). Die Fensteranordnung wurde dann offenbar bei einer weiteren Restaurierung rigoros rekonstruiert. Man sieht auf folgendem Bild von Dir, wieviel neue Holzbalken dabei eingesetzt wurden. Ganze vier Balken zeigen noch historische Spuren. Bei dieser Rekonstruktion wurden auch die starken Setzungen des Hauses rückgängig gemacht.

    Mit der ursprünglichen Fensterdisposition kommt das Innenleben des Hauses nach aussen wieder stärker zum Ausdruck. So erkennt man an den durchgehenden Fenster über Eck im 1. Obergeschoss den grossen Saal dahinter, welcher vor der Rekonstruktion nicht wahrgenommen werden konnte.

    Über die Gewissenhaftigkeit der Rekonstruktion mache ich zwar ein Fragezeichen: Die überkreuzten Streben an der Ecke des 1. Obergeschosses und ihre Gegenstücke links scheinen mir original gewesen zu sein! Sie sind den rekonstruierten Reihenfenstern zum Opfer gefallen...

    P.S. Der Bergriff "Thüringisches Leiterfachwerk" ist mir völlig neu.

  • Riegel, danke für die Erläuterungen, da sind ja das ganze 1. und 2. Stockwerk nochmals grundlegend restauriert worden, mit jetzt wieder durchlaufenden Riegeln und kleineren Fenstern, im 2. OG fiel mir das vorher gar nicht auf...

    Zitat von "Riegel"

    P.S. Der Begriff "Thüringisches Leiterfachwerk" ist mir völlig neu.


    Damit meinte ich die leiterartigen Brüstungsbereiche, die für thüringische Fachwerkbauten typisch sind, wie z.B. in Arnstadt (ehem. Papiermühle, wohl von 1633), Bad Langensalza (Haus zum Herkules, 1688) oder im hessischen Wanfried (Schlagdhaus, wohl M. 17. Jh.)

    Die 3 Städte wären eigentlich auch mal eine Vorstellung wert, v.a. Bad Langensalza hat erstaunlich viel ältere Bausubstanz...

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (6. November 2013 um 20:39)

  • @ Markus
    Danke für die Informationen betreffend "thüringischem Leiterfachwerk"; man lernt nie aus. Die Fachwerkbaukunst in den ehem. ostdeutschen Gebieten konnte nur spärlich erforscht werden, und deshalb hat sie in westlichen Standardwerken wenig bis keinen Eingang gefunden. Die drei von Dir angegebenen Orte liegen ja alle in Ostdeutschland, hingegen liegt Eppingen ganz im Westen, nördlich von Stuttgart. Thürinischer Einfluss wird sich hier also kaum bemerkbar gmacht haben, und so würde ich auch am 1. Obergeschoss der "Alten Universität" nicht von thüringischem Leiterfachwerk sprechen.

    Wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass es sich bei den Brüstungen gar nicht um Fachwerk handelt, sondern um aufgesetzte Zugladenkasten. Die zugehörigen "Schienen", in welchen die nach oben ausziehbaren Läden geführt werden, fehlen aber, was das ganze als Attrappe enttarnt. Ich schrieb ja bereits, dass ich meine Zweifel an dieser Rekonstruktion hatte.

    So nebenbei: ich habe die drei Orte in Google Earth angeschaut, und bei Arnstadt habe ich meinen Augen nicht getraut, welch Plattenbauriegel da mitten durch die sonst gut erhaltene Altstadt gezogen worden ist!

  • Markus hat hier bereits sehr viel gezeigt, deshalb versuch ich lediglich, ein wenig zu ergänzen:

    am Marktplatz (das Gebäude rechts einfach ausblenden)...


    nochmal die Ratsschänke...


    Zierfachwerk:


    ein Gebäude aus dem 15. Jahrhundert:



    dessen Seitenfassade:


    auch schon gezeigt und datiert:


    dito...



    im Kirchhof, spätes 15. oder frühes 16. Jahrhundert.


    Blick in eine Seitengasse (ich weiß nicht mehr welche)


    dito...


    ebenfalls schon gezeigt, wird laut eines Schildes an der Fassade bald saniert (datiert 1457)


    Ende.

  • Schöne Ergänzungen, Mündener! Gerade das Zierfachwerk in Eppingen gefällt mir sehr gut.

    am Marktplatz (das Gebäude rechts einfach ausblenden)...

    Wieso ausblenden, das scheint doch durchaus ein interessanter Neubau zu sein. Hier ist dieser neue Anbau des Rathauses etwas besser zu sehen:


    Urheber: Peter Schmelzle
    Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported

    Wie man auf Markus Photo am Anfang dieses Strangs sieht,...

    ... war dieser Bereich links vom Rathaus vorher nicht bebaut und auch in der Vorkriegszeit gab es dort keine erwähnenswerte Bebauung, wie man hier sieht. Ich finde diesen Anbau zumindest diesen Bildern nach gar nicht mal sooo übel, die Baulücke ist geschlossen, es gibt kein Flachdach, keine Fassadenmonotonie und auch farblich ist der Anbau halbwegs angepasst. Hätte also viel schlimmer kommen können, so scheint mir

  • Auch ich war in Eppingen letztes Jahr im August und habe viele Fotos von diesem wunderbaren Ort gemacht!

    Fangen wir mit dem Bahnhof an. Als Bahnfahrer wird man angenehm überrascht, wenn man in Eppingen aussteigt: das Bahnhofsgebäude ist ein eleganter, Neorenaissancebau, der in dem ortstypischen, ockerfarbenen Keupergestein gehalten ist. Der Baukomplex wurde 1879 von Ludwig Diemer errichtet:

    Blick von anderen Seite, von der Stadt.

    Zwischen Bahnhof und Altstadt liegt ein schöner Park. Durch diesem fließt die Elsenz.

    Wir nähern uns über den Altstadtring, später Parkstraße der Altstadt...


    ... und sehen die ersten alten Fachwerkhäuser mit Resten der alten Stadtmauer:



    Das "Bäckerhaus" im Kern von 1412!



    Und gegenüber das berühmte "Baumannsche Haus", das wahrscheinlich schönste fränkische Fachwerkhaus Badens, wurde 1582/83 erbaut!

  • Gehen wir nun die Altstadtgasse weiter und machen einen Rundgang durch das Linsenviertel:

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18020/

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18021/

    Leider gibt es auch in Eppingen verwahrloste Fachwerkbauten :weinen:

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18025/

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    Werfen wir ein Blick in die Sackgasse des sogenannten "Linsenviertels"

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18022/


    Im Hintergrund das alte Spital, später davon noch ein paar Fotos von der anderen Seite.

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18027/

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18026/

    Eine schöne Ortssilhouette von der Badgasse:

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18030/

    Hier gibt es auch manche verputzte schlichte Fachwerkbauten, die man zu Schmuckstücken machen könnte...

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18033/

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18031/

    Ein paar alte Scheunen im Linsenviertel. Teilweise kommen "südländische Gefühle" auf wegen dem schönen hellen Bruchstein.

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    Wenn man die Badgasse hoch geht kommt man an auf dem Kirchberg raus:
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    Hier sieht man die ehemalige Katherinenkapelle aus dem 15/16 Jh. mit ihrem Malereien. Das Gebäude wurde später u. a. auch als Schulhaus genutzt. Sie liegt zwischen Kirchgasse und Stadtpfarrkirche.

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    Mit ihrem Totentanzmalereien, die erst vor Kurzem renoviert wurden.

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  • Heute stelle ich euch die katholische Stadtpfarrkirche Unsere Lieben Frau vor. Baubeginn war das 13 Jh., das Langhaus kam im 15 Jh. dazu. Im 19Jh. , umfassende Änderungen. Leider wurde die Kirche im Inneren durch alliierte Bomben im Zweiten Weltkrieg zerstört. Doch manche großartige Fresken konnten gerettet werden und wurden in den Neubau mitintegiert.

    Blick vom Kirchenvorplatz auf die katholische Kirche:

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    Mit der gotischen Vorhalle:

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    Ansicht vom nördlichen, teilweise wiederaufgebauten Langhaus und dem neueren Querhaus.

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    Der Chorturm mit im Kern romanischen Untergeschoss:

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    Und von Süden:

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    Mit Kruzifix

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    Südportal:

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    Westportal:

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    Nun betreten wir die Kirche von Innen.

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    Die alten Fresken auf der Nordwand sind aus dem 16 Jh. mit Bibelszenen:

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    Die Wandmalereien im Chor...

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    ...sind jedoch viel älter. Sie stammen vermutlich von 1340 und wurden nach langer Verputzung, 1962 wieder freigelgt und restauriert:

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    Der Maler der Fresken bleibt unbekannt. Es ist jedoch der Einfluss vom Bodensee zu spüren.

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18099/

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    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18102/

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    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18105/

    An der Nordwand ist das Heilige Grab nachgebildet:

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18103/

    Aber auch das Nordportal ist von Innen oben bemalt:

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18108/

    Sowie das südliche Seitenportal:

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18110/

    Ansonsten wurde die Kirche in einer schlichten Weise bis in die 70er Jahre wiederaufgebaut:

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18111/

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18109/

    stadtbild-deutschland.org/foru…ry/index.php?image/18107/

  • Nach dieser kleinen Exkursion gehts wieder an die wunderschönen Profanbauten Eppingens.

    Die Kirchgasse liegt nördlich der Stadtpfarrkirche und weist einige sehr interessante Fachwerkbauten auf:

    Blick zum Anfang der Kirchgasse mit Pfeifferturm im Hintergrund (kommt später)



    Dieses Fachwerkhaus ist eines der ältesten von Eppingen. Es wurde um 1450 errichtet und ist im alemannischen Fachwerkstil erbaut teilweise mit Verblattung an den Balken. Später wurde das Gefüge verändert. Leider ist es immer noch in einem desolaten Zustand trotz (angeblicher) Renovierung 1984!


    Dieses Fachwerkhaus wurde im 17/18 Jh. erbaut und besitzt einen interessanten Knick in der Mitte, da es offenbar ursprünglich zwei Häuser waren die man dann später vereinigt hatte:


    In der Seitengasse des Linsenviertels steht das vorhin schon von hinten gezeigte alte Spital, später Armenhaus aus dem 18 Jh.

    Ansicht der Kirchgasse nach Westen:


    Blick vom erhöhten ehemaligen Friedhof an der Kirche auf die Kirchgasse:



    Diese beiden Fachwerkbauten haben ebenfalls ein hohes Alter erreicht, sie wurde in der zweiten Hälfte des 15 Jh. errichtet. Der Fachwerkstil ist jedoch eher mitteldeutsch-fränkisch geprägt.

    Bei diesem ist sogar ein Schwebegiebel zu finden, ein Baumerkmal, was man eher bei Fachwerkbauten an der unteren Mosel findet!

    Ein prächtiges Fachwerkhaus aus dem 18 Jh.

    Noch ein paar Ansichten von der Kirchgasse wie sie in die Altstadtstraße mündet mit dem uns schon bekannten Baumannnschen Haus.

    - Fortsetzung folgt -