Hamburg - Freie und Abrissstadt

  • Da gibts aber immer noch einen großen Unterschied zwischen West und Ost in der Stadtbildpflege und hier punktet inzwischen ganz klar der Osten (Ausnahmen bestätigen die Regel). Drum macht die Teilung im Geiste hier durchaus noch Sinn (in vielen anderen Dingen ohnehin, zumindest aus Analyseperspektive, trotz allen Poststrukturalismus)

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (25. Juli 2016 um 18:20)

  • Danke Heimdall, für diese Info. Es ist so schade um diese schönen Villen, dass sie schon so viele Jahre leer stehen und vor sich hingammeln... Hamburg-Uhlenhorst war durch die Villen bisher immer ein ganz besonderer Stadtteil mit einem besonderen Charme. Meine Schwester hat dort in der Nähe mal zur Miete gewohnt, daher kenne ich Uhlenhorst ein bisschen. Dieser Charme würde definitiv verloren gehen durch Neubau-Klötze. Irgendwie gehts immer nur ums Geld; der Mammon regiert und Hauptsache, der Rubel rollt... Ein Gefühl von Heimat wird immer unwichtiger... ;(

  • Die lange Zeit umkämpften Gründerzeithäuser, Breite Straße 114 - 116 in Hamburg-Altona wurden zwischen dem 09. und 23. August abgerissen. Es war ja ein langes Hin und Her inkl. Dachzerstörungen im Vorfeld, um den Verfall zu beschleunigen.

    Hier die Internetseite dazu von Anna Elbe - ein langer Link:

    http://images.google.de/imgres?imgurl=…ih=673&biw=1024

    Nun sind sie weg, die beiden letzten Zeitzeugen der Straße. Auf einer Foto-Galerie sind sie "verewigt", hier u. a. ein historisches Bild aus alten Tagen, (sorry, auch ein langer Link...)
    http://images.google.de/imgres?imgurl=…ih=673&biw=1024

    Siehe auch:
    http://inside-ottensen.de/breite-strasse/


    Was wohl jetzt an der frei gewordenen Stelle gebaut wird...?

  • Habe ausgerechnet auf der Fb Seite von "City-Hof e.V." erfahren, dass die sogenannten "Wärterhäuser" in HH-Ohlsdorf drohen abgerissen zu werden. Wäre schade um diese hübschen, im "Neofachwerkstil" gehaltenen Gebäude!

    Link

  • Total schade... Aus den alten Backsteinhallen könnte man so viel anderes kreatives machen, z. B. eine Location für Kunst und Kultur mit Kunst-Café oder auch für besondere Anlässe wie Hochzeitsfeiern etc. oder für Messeveranstaltungen. Das urige Ambiente, das gerade heute für viele Menschen so einen besonderen Reiz hat und irgendwie "hipp" ist (weil immer weniger zu finden ist...), würde sehr gut dazu passen.
    Echt mies, dass der Denkmalschutz hier mal wieder versagt hat. Vielleicht kann man ja, durch ein Wunder, die Hallen noch retten. Vielleicht wird ein angesagter Eventmanager oder gar ein prominenter Gastwirt, Fernsehkoch etc. auf sie aufmerksam...?

  • Das ist wie die Mode. Plötzlich wird es als modisch ausgegeben, sich die Haarspitzen blau zu färben, und eine ganze Anzahl von Frauen scheint wie unter dem Zwang zu stehen, das nun auch so umzusetzen. (1, 2, 3, ...)

    Mich erinnert die neue Fassadengestaltung ein wenig an das Projekt "Flare of Frankfurt".

  • Das 1928/29 im Stil des Backsteinexpressionismus erbaute Deutschlandhaus am Gänsemarkt soll nächstes Jahr abgerissen und durch einen Neubau des Architekten Hadi Teherani ersetzt werden. Ist dem Hamburger Denkmalschutz das Kontorhauserbe der Stadt egal oder wie lässt sich diese Passivität erklären?

    Zitat

    Anstelle des neungeschossigen Deutschlandhauses zwischen Valentinskamp, Dammtorstraße und Drehbahn entsteht ein Neubau mit 39.000 m² BGF. Der Bauvorbescheid durch den Bezirk Mitte liegt bereits vor. Nach Abschluss der Planungen soll 2018 der Abriss beantragt werden. Die Immobilie, in der auch Wohnungen vorgesehen sind, liegt an den Business-Improvement-Districts Opernboulevard und Gänsemarkt.

    Für das Gebäude liegt ein Entwurf des Hamburger Architekten Hadi Teherani vor. Er soll sich an der Architektur im internationalen Stil mit langen horizontalen Fenster- und Ziegelbändern orientieren, die Fritz Bloch und Ernst Hochfeld dem 1928/29 errichteten Komplex gegeben hatten.


    Das Deutschlandhaus weicht einem Neubau


    Hamburg.Gaensemarkt.Deutschlandhaus.wmt [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], by Wolfgang Meinhart, Hamburg (Own work), from Wikimedia Commons

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Eine schlimme Nachricht. Zwar haben wir den Entwurf für das Nachfolgegebäude noch nicht gesehen, aber es ist kaum vorstellbar, dass ein zeitgenössischer deutscher Architekt mit solcher Baumasse ebenso souverän umgehen kann wie Bloch und Hochfeld in den zwanziger Jahren. Man könnte doch wenigstens die Fassade erhalten!

  • Das ist wirklich schlimm! Sehr schade darum!

    Was dieser Herr Teherani baut, dass braucht man sich nur unter Google-Bilder ansehen. Das wird einen "wunderbaren" Kontrast im Ensemble geben. Deutschland halt...wurzellos.

  • Das sind wieder Nachrichten, passend zum Wetter.
    Ich finde das Gebäude nicht unbedingt schön, es mag zu seiner Erbauungszeit noch etwas Besonderes gewesen sein, heute jedoch ist es nur ein Beispiel der Moderne von unzähligen weiteren. Aber es ist als baugeschichtliches Zeugnis wertvoll und erhaltenswert.

    In dubio pro reko

  • Wenn ich mir vorstelle, welch' Geschrei gewisse Kreise machen, wenn es um den Abriß von DDR-Platten in den Innenstädten geht und solch' eine Ikone der hanseatischen Zwanziger soll einfach ratzfatz geschliffen werden!?? disgust:)
    Offenbar keine Bürgerinitiative aktiv, oder unsere Ortsgruppe? Haben wir in Hamburg einen Ortsverband?

  • Vielleicht erstmal abwarten, die Meldung ist noch ganz frisch. Ich vermute dass sich hier noch breiter Protest formieren wird. Schließlich geht es hier um ein durchaus bedeutendes Gebäude.

    In dubio pro reko

  • Ich verstehe diesen Irrsinn auch nicht. Zumal wenige hundert Meter weiter im Kontorhausviertel einige ähnliche Gebäude aus der selben Zeit existieren (z.B. der Sprinkenhof), die gehegt und gepflegt werden und sogar in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste eingetragen sind.

  • Es könnte tatsächlich sein, dass das Gebäude den Denkmalschutz nicht sonderlich interessiert, denn: »Von 1975 bis 1978 wurde in einem ersten Bauabschnitt der im Krieg völlig zerstörte Gebäudeflügel zur Drehbahn neu errichtet, verantwortlicher Architekt war Heinz Schudnagies vom Büro Dietrich & Partner. Im zweiten Bauabschnitt von 1979 bis 1982 wurden auch die erhaltenen Trakte umgebaut. Die Modernisierung gilt unter denkmalschützerischen und ästhetischen Gesichtspunkten als wenig gelungen, unter anderem wurden die Fensterprofile vergröbert und die originale Klinkerfassade am Erkerband komplett durch Ziegel mit rustikaler Handstrichoptik ersetzt.« (Wikipedia-Artikel Deutschlandhaus (Hamburg)). Auch auf den Wikipedia-Denkmallisten habe ich das Haus nicht gefunden, also ist es wohl nicht denkmalgeschützt. Nun war ja im Expressionismus die Schönheit des Gebäudes auch wohl schon nicht mehr ganz so wichtig, aber besser als ein Neubau ist der Bau auch mit dem anscheinend eher schlechtgelungenen Umbau allemal, da bin ich mir fast sicher.

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Wahnsinn! Wie Kralle schon schrieb - im Kontorhausviertel mit dem berühmten Chilehaus stehen genau solche Gebäude unter Denkmalschutz und gehören sogar zum Welterbe. Es ist nicht zu fassen! :kopfwand:

    Hier noch ein Artikel aus dem Hamburger Abendblatt.

    Daraus:

    Zitat

    Die ABG hat bereits mehrere Architekturbüros Entwürfe für den Neubau machen lassen. Favorisiert wird ein Entwurf des Hamburger Stararchitekten Hadi Teherani. Dieser solle jedoch noch nicht der Öffentlichkeit präsentiert werden, teilte sein Büro mit.

    Wahrscheinlich wissen Sie schon, warum der Entwurf noch nicht veröffentlicht wird. Möglichst wenig frühzeitigen Protest verursachen und erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn die Abrissgenehmigung vorliegt.

    Und:

    Zitat

    Dem Bezirk und der Politik wurden die Planungen bereits vorgestellt. Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg kennt den Entwurf und sagte: "Das neue Deutschlandhaus nimmt von seiner Gestaltung das zerstörte Haus vor dem Krieg auf und schafft den Sprung in die jetzige Zeit mit Helligkeit und Auftritt."

    Das hört sich auf den ersten Blick ja ganz gut an, allerdings weiß man ja, was Architekten und Politiker so von sich geben, wenn sie ein Projekt durchdrücken wollen. :/

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)