Saarbrücken - Abriss eines Jugendstilbaus

  • Hallo allesamt,

    Ich hoffe ihr alle habt geruhsame und schöne Festtage gehabt.
    In meiner Heimatstadt steht der Abriss eines um 1907 erbauten Jugendstil Wohn- und Geschäftshauses unmittelbar bevor.
    Weichen soll das Gebäude einer Glas-Stahl Fassade einer geplanten Einkaufsmeile.
    Das Haus befindet sich, wie die Fotos zeigen, in keinem besonders ansehnlichen Zustand. Unter dem in den Nachkriegsjahren aufgebrachten Anstrich befindet sich jedoch eine rote Buntsandsteinfassade.
    Man braucht nicht viel Phantasie um sich vorzustellen welches Schmuckstück daraus werden könnte.
    Seit ein paar Tagen sammelt nun ein Bürgerforum Unterschriften gegen den geplanten Abriss. Man will zumindest erreichen, dass die Fassade in den geplanten Neubau integriert wird.
    Die Bürgerinitiative findet hierbei überraschend hohe Zustimmung in der Bevölkerung sodass schon die namhafteste Saarbrücker Tageszeitung darüber berichtet.
    Ich selbst war heute morgen vor Ort und hab mich mit den Verantwortlichen unterhalten.

    Nun hab ich eine Bitte an Euch.
    Um zu zeigen, dass nicht nur Saarländer sondern Bürger aus der gesamten Republik sich für den Erhalt dieses Gebäudes aussprechen wäre ich Euch zu großem Dank verpflichet wenn Ihr eine Postkarte oder einen Brief an das Bürgerforum schreiben würdet in dem Ihr Eure Unterstützung bekundet.

    Die Adresse lautet wie folgt:

    Frau Ulrike Donie
    Am Schönental 5
    66113 Saarbrücken

    Dieser kann dann zusammen mit den gesammelten Unterschriften an die Stadtverwaltung übergeben werden.

    Andernfalls könnt Ihr auch eine Mail an

    mailto:kodihe@t-online.de">kodihe@t-online.de schreiben.


    Ich bedanke mich bei Euch schonmals im Vorraus und wünsche Euch allen einen guten Rutsch.

    Hier nun die Bilder des Hauses.


  • Es sind gerade die wenigen solchen Fassaden, die den Einkaufsstrassen im Westen Deutschlands noch einen letzten Rest von Flair und Ansehen geben. Und dabei sind sie heute dort so selten, dass sie ins UNESCO-Welterbe muessten!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Und es sind gerade die wenigen solchen Fassaden, die abgerissen werden. Sei es aktuell in München, für die Europapassage in Hamburg, Wilsdruffer Straße in Dresden, Saarbrücken, Bochum, ...

    Deutsche Städte hätten Abrisse so bitter nötig! Massenabrisse!
    Aber doch nicht die wenigen vereinzelten Bauten, die noch identitätsstiftend zwischen dem ganzen Wahnsinn stehen!

    Es will nicht in mein Hirn. Ich würde mich so unglaublich über Abrisse freuen, wenn es sinnigerweise mal die Sülze neben dem Aspik treffen würde! Man könnte mit so wenigen Mitteln eine so unwahrscheinliche Stadtreperatur auf die Beine stellen, aber statt Bombenschäden zu entfernen, bombt man weiter...

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ja, genau!!!

    Die wenigen historische Fassaden verleihen manche modern gestalltete Geschäfftsstrassen noch ein bisschen flair.
    Zum Beispiel die Friedrichstrasse in Berlin. Ohne der halb dutzend Gründerzeitler wäre diese Strasse völlig seelelos.

    Das geheimnis der Flair ist versteckt in wenige gut gepflegte Vorkriegsbauten.

    Wenn die verschwinden ist eine Innenstadtstrasse praktisch bankrot.

    Das ist heute die schrekliche Wahrheit und leider gibt es in ganz Deutschland keinen Plan der das zum Ausdruck bringt. Die Behörden sind hier völlig doof und Denkmalschutz schützt diese Gebäuden nicht.

  • Wenn wir der Frau nach Saarbrücken schreiben sollen, macht es doch einen gewissen Eindruck, wenn wir eine Adresse von diesem Objekt hätten, lieber JIm ! :zwinkern:

    Dich will ich loben : Häßliches,
    Du hast so was Verläßliches.

    Das Schöne schwindet, scheidet, flieht,
    fast tut es weh, wenn man es sieht.

    Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer.
    Das Häßliche erfreut auf Dauer.

    R. Gernhardt

  • Natürlich Anna :zwinkern:

    Das Haus bzw die Häuser ( da es aus mehreren besteht ) befinden sich in der Viktoriastraße 20-26. Das Quartier das nun neu bebaut werden heisst im Volksmund auch " Walters Eck ".

  • JimPanse

    Grüß dich!
    Uff - Das sind ja katastrophale Meldungen aus SB!! :übelkeit:

    Ich bin selbst ehemaliger Saarbrücker und bin entsetzt, über das, was sich da in meiner alten Heimat tut!!

    An alle APHler: Bitte unterstützt diese Initiative. Ich kenne den Bau aus eigener Anschauung. Er ist es echt wert, erhalten zu werden. :lehrer:

    Was anderes: Was sagt denn unser Herr Landeskonservator Baulig zu all dem? Er wird doch nicht etwa schon dem Abbruch stattgegeben haben? :wueten:

    :schild4:

  • Die "Denkmalpfleger" sind ja gerade damit beschäftigt, unsere zubetonierten Innenstädte mit ihren herausragenden Schönheiten der 50er - 70er unter Denkmalschutz zu stellen, insofern wundert mich da gar nix mehr.

  • Wodurch werden diese "Denkmalpfleger" und "Baubürgermeister" zu so unsensiblen, eigenen Stadtzerstörern?

    Muss man wirklich immer und immer wieder an zig Fronten gegen eine scheinbar unbewegliche, träge Masse bürokratischer Banausen kämpfen? Oder steckt System dahinter?

    Egal, ich wünsche den Saarbrücknern viel Erfolg bei der Viktoriastraße!

  • @Oktavian
    Gruß zurück.


    Also soweit ich weiss besteht schon eine Abrissgenehmigung für das Gebäude. Der Abriss verzögert sich nur deshalb weil momentan noch Mieter in dem Objekt sind.
    Diese sind jedoch schon dabei das Gebäude zu räumen.
    Anscheinend soll es auch Angebote des Investors geben die Fassade zu erhalten und in den Neubau zu integrieren, was aber vom zuständigen Bauderzernenten nicht beführwortet wird.
    Einen kurzen Radiobericht des SR darüber findest du hier.
    ( Der Bericht fängt etwa in der Mitte der Datei an. )

    http://pcast.sr-online.de/play/region-nachmittag/2007-12-20_regionn2012.mp3\r
    pcast.sr-online.de/play/region-n ... nn2012.mp3

  • Zitat

    Also soweit ich weiss besteht schon eine Abrissgenehmigung für das Gebäude.

    Das ist mal wieder typisch für Baulig. Er genehmigte als Stadtkonservator schon vor 15 Jahren den (durch uns dann verhinderten!) Abbruch des letzten Stengelhauses in der Bahnhofstraße (Jesolo!!!). Als Akt "zeitgemäßer Denkmalpflege", da es nicht zum Karstadt gegenüber paßte! :kopfwand:

    Bravo! So macht man heute in Deutschland Karriere! :wueten:

  • @ Oktavian:

    Hast du mehr Informationen über den damals geplanten Abriss? War es in der Tat ein Argument, dass es nicht mehr "reinpasst"? Was ist mit den anderen Stengelhäusern zuvor geschehen - Abriss nach dem Krieg oder Zerstörung in eben jenem?

  • Die haben ein Haus von Friedrich Stengel abreißen lassen?
    Auf so etwas sollte der Entzug aller bürgerlichen Ehrenrechte und die Herabsetzung der Bezüge auf Hartz IV stehen...

    Dich will ich loben : Häßliches,
    Du hast so was Verläßliches.

    Das Schöne schwindet, scheidet, flieht,
    fast tut es weh, wenn man es sieht.

    Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer.
    Das Häßliche erfreut auf Dauer.

    R. Gernhardt

  • Hallo allesamt,

    Ich möchte mich bei allen APHlern vielmals für Ihre Zusendungen an das Saarbrücker Bürgerforum e.V. bedanken.
    Frau Donié hat mir heute mitgeteilt, dass sie bereits Solidaritätsbekundungen aus Dessau, Minden und Düsseldorf bekommen hat.
    Das Schicksal des Hauses Viktoriastraße 20-26 bleibt indes weiter ungewiss.
    Es regt sich jedoch immer mehr Widerstand in der Bevölkerung gegen den Abriss.
    Für Donnerstag ist nun eine Erörterungsveranstaltung zum Bebauungsplan im Rathaus angesetzt. Diese Beteiligung der Öffentlichkeit ist Teil des Planungsverfahrens und macht deutlich, dass es nun in die heiße Phase geht.
    Ich hoffe, dass dem Haus ein ähnliches Schicksal wie damals der Friedrich Ebert Strasse 81 in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] erspart bleibt.
    Dies ist umso wichtiger, als Saarbrücken nicht mit einer besonders hohen Dichte an traditioneller Architektur gesegnet ist.
    Ich werde Euch alle weiter auf dem laufenden halten.

    Wie schon gesagt. Vielen, vielen Dank an die fleißigen Schreiberlinge und diejenige die es vielleicht noch tun werden.

  • JimPanse

    Gibt es noch Chancen für die Häuser in der Viktoriastraße? Die letzte Pressemeldung klingt nicht gut: Sämtliche Gemehmigungen für den Abriss liegen angeblich vor und der Abriss soll in den nächsten Wochen vorangetrieben werden.

    http://www.sr-online.de/nachrichten/30/727465.html\r
    http://www.sr-online.de/nachrichten/30/727465.html

    Hier die Stellungnahme des Bürgerforums gegen den Abriss:

    http://www.saarbrueckerbuergerforum.de/index.php?page=681628745&f=1&i=681628745\r
    http://www.saarbrueckerbuergerforum.de/ ... =681628745

  • Das Haus wird leider definitiv abgerissen. Die Abrissgenehmigung des Investors, die dieser schon vor Wochen erhalten hat, ist längst rechtskräftig.
    Selbst wenn die Stadt das Haus retten wollte so würde sie sich wohl Schadensersatzansprüchen seitens des Investors gegenübersehen.
    Schade. Aber da sieht man wieder einmal, dass der Denkmalschutz und die sog. Denkmallisten eine Farce sind wenn es um öffentliche Interessen geht.

  • Zitat

    Das Haus wird leider definitiv abgerissen.

    Wenn dem der Fall ist, kann sich die Bürgerinitiative nicht dann wenigstens dafür einsetzen, das zu retten, was möglich ist?...

    Das hieße maximal mit dem Investor zu verhandeln, ob die Fassade gerettet bzw. wieder aufgebaut werden kann, wenn hierfür finanzielle Mittel an ihn fließen?

    Das hieße minimal den Figurenschmuck (zum Beispiel die Giebeldarstellung) am Anfang der Abrissphase zu sichern und eventuell in die neue Fassade des Hauses zu integrieren bzw. an anderer geeigneter Stelle in der Stadt anzubringen.

  • Ich bin mir sicher, dass sich der Verein auch schon mit diesen Notlösungen beschäftigt hat. Meiner Einschätzung nach weiss man auf Seiten des Investors sowie auf Seiten der Stadt um den kulturellen Wert des Fassadenschmucks. Anscheinend ist jedoch die Absicht gerade diese Elemente nicht in die neue Fassade zu integrieren.
    Man will meiner Meinung nach vollendete Tatsachen schaffen und die Frage einer möglichen Verwendung der alten Fassade erst gar nicht aufkommen lassen ( nach Leipziger Methode halt ). Aus Sicht des Investors durchaus zu verstehen.

  • Dann sollte der Verein den Fassadenschmuck sichern und eben an anderer geeigneter Stelle im Stadtgebiet einbauen.
    (irgendwer wird doch seine Fassade zur Verfügung stellen...)