Für ein anderes Forum gedacht, allerdings sicher auch hier von Interesse, die Bearbeitung einiger Videosequenzen aus der Oppellvorstadt am Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts (klingt immer so furchtbar lang her) :-).
Matthias
Für ein anderes Forum gedacht, allerdings sicher auch hier von Interesse, die Bearbeitung einiger Videosequenzen aus der Oppellvorstadt am Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts (klingt immer so furchtbar lang her) :-).
Matthias
Meine Fresse! Lustig die gestrichenen Erdgeschosse überall.
Würden die Trabbis dort nicht herumfahren, würde man den Film wegen der dargestellten Umwelt glatt für 80 Jahre alt halten... :gg:
Der Name "Oppellvorstadt" ist mir ganz neu, das ist doch das Hechtviertel, oder? Ist schon verrückt, wie heruntergekommen das mal war. Jetzt ist das ein wundervoll lebendiges Viertel.
...Auf dem Sande oder Leipziger Vorstadt?
Dazu muss man ein wenig in der Geschichte dieses Areals kramen. In Kurzform verhält es sich so:
Im Jahre 1836 kaufte der damalige Polizeihauptmann (Dienstgrad) und Polizeidirektor (Dienststellung) Hans Ludwig Oppell ein größeres Areal des damaligen noch an der Heide grenzenden und vom Militär benutzen Gebietes "Auf dem Sande" von den Erben des "Kammerdieners" Berthold und ein weiteres Stückchen von einem Herrn Scheffel. Das gesamte erworbene Gebiet umfasste etwa die Grenzen heutige Buchenstraße, Königsbrücker Straße, Bischofsweg, Hechtstraße.
Das kaufte der Herr Polizeidirektor natürlich nicht um auf den nun erworbenen Gelände Krieg spielen zu können, sondern um es gewinnbringend weiter zu veräußern. Er ließ das Land 3 Jahre später parzellieren und reichte einen Bebauungsplan ein. Es dauerte wiederum 3 Jahre bis der Plan genehmigt wurde. Allerdings mit gestrengen Auflagen. Häuser nur einstöckig, steinern und ausnahmslos mit Garten versehen.
Allerdings verkauften sich die Baugrundstücke zunächst sehr schlecht, zumal schon 1844 die Baugenehmigungen zurückgezogen wurden. Grund war der geplante und begonnene Ausbau der Eisenbahnstrecke. Diese zerteilte das Bauland und hatte - das kriegswichtig, natürlich Vorrang.
Erst 1855 wurde zaghaft weitergebaut und ein Haus ist aus dieser Zeit, wenn auch als Ruine, noch vorhanden. Es befindet sich gegenüber der St. Pauli Apotheke.
In dieser Zeit entwickelte sich die Bezeichnung von "Auf dem Sande" in "Oppellvorstadt" und auch die angelegten Straßen hatten keine Namen, die Häuser keine Nummern.
Auch zu dieser Zeit ging es nicht so recht aufwärts und viele der Besitzer der kleinen Häuschen verkauften ihr Anwesen wieder.
Erst 1874 trat eine Wende ein, allerdings nicht gerade zum Guten. Ein gewisser Johann Meyer erwarb einen Teil des Geländes und ließ, nachdem im Jahre 1875 das Bauregulativ dahingehend verändert wurde, dass nunmehr geschlossene Bebauung und Fabrikanlagen zugelassen war, Arbeiterwohnungen bauen. Dieses war nun eine Goldgrube und sehr schnell dehnte sich diese Bebauung auf das ganze Areal aus. Wohngebäude aus dieser Zeit, wie sie heute dort noch zu finden sind.
Gleichzeitig wurde 1875 das Areal der Leipziger Vorstadt (Abteilung H) zugeordnet und der volkstümliche Name "Oppellvorstadt" bekam leider keine offizielle Richtung.
Eine der Straßen zieht sich vom Bischofsplatz bis zu einem Weinberg in Trachenberge, welcher einst einem Revierförster August Hecht gehörte. Dieser ließ anstelle seines Forsthauses im Jahre 1861 ein Schankhaus "Zum Hecht" errichten (etwa heute am Schnittpunkt Heidestraße - Maxim Gorki Straße).
Diese gerade zu diesem Wanderziele führende Straße nannte man Hechtstraße und, da sie ziemlich in der Mitte des entstandenen Viertels liegt, wurde aus der inoffiziellen "Oppellvorstadt" das inoffizielle "Hechtviertel" mit seiner berüchtigten "Hechtbande", wie sie Erich Kästner in seinen Kindheitserinnerungen beschreibt. Nach dem 2. Weltkriege verblasste der Begriff "Oppellvorstadt" noch mehr und der Name "Hechtviertel" wurde zum nasenrümpfenden Synonym in Dresden :-).
Übrigens, das auf meinem Video eingefügte Standbild vom "Tollen Hecht" während der Generalpause in Beethovens bekannter Ouvertüre, die ich ja begreiflicherweise gerade wegen der Bilder als Musik auswählte, ist eine Reminiszenz an das "Hechtviertel". Alteingessene ältere Mitbürger nennen das Viertel allerdings auch heute noch "Oppellvorstadt".
Ich selbst wohnte von 1981 bis 1989 auf der Rudolf Leonhard Straße (bitte zu bemerken nicht mit dt zu schreiben), im Bartholomayischen Hause. Das ist die Nummer 21, Ecke Erlenstraße. Ich muss mal noch eineige Fotos von der Situation aus dieser zeit heraussuchen.
Die Rekonstruktion des Gebäudes ist allerdings nicht ganz so gut gelungen. Von außen sieht es zwar wieder "schön" aus, aber die damals interessanten Wohnungsgrundrisse ist einer 08/15 Lösung gewichen.
Mich würde interessieren, ob denn jemand aktuelle Bilder vom Hechtviertel hat. So wie es aussieht (und sollte man Wikipedia Glauben schenken), ist es ein schön aufblühendes Viertel, welches es lohnt gesehen zu haben. Also wenn jemand im Besitz solcher Dokumentationsbilder ist, dem wärde ich dankbar wenn er sie hier reinstellen würde.
Die äußere Neustadt gefällt mir besser als das Hechtviertel.
dresdenbild:
Danke für die interessanten Informationen!
Ich hab jetzt zwar keine Bilder parat, aber ich kann versichern, dass es ein sehr attraktives junges Viertel ist. Optisch kommt es der Neustadt sehr nahe, eigentlich ist es ja auch nur durch die Königsbrücker Straße von der Neustadt getrennt. Werde bei Gelegenheit mal eine kleine Fotoserie posten.
Zitat von "Vitruv"dresdenbild:
Danke für die interessanten Informationen!Ich hab jetzt zwar keine Bilder parat, aber ich kann versichern, dass es ein sehr attraktives junges Viertel ist. Optisch kommt es der Neustadt sehr nahe, eigentlich ist es ja auch nur durch die Königsbrücker Straße von der Neustadt getrennt. Werde bei Gelegenheit mal eine kleine Fotoserie posten.
Wunderbar; danke schonmal im Voraus
Stellt Euch vor, Frau Böttcher macht, wo sie nun nicht am Neumarkt mitmischen darf, in dem Hechtviertel weiter:
ZitatAlles anzeigenIm Hechtviertel werden Familienhäuser gebaut
Ein gemeinsamer Garten soll den Kontakt der Bewohner verbessern.
Leipziger Vorstadt
In der Kiefernstraße entsteht eine kleine Siedlung von 14 Häusern für Familien. „Kinder sind also willkommen“, sagt Architektin Heike Böttcher. Für die ersten sechs Bauten wurde bereits Richtfest gefeiert. Im Sommer sollen die ersten Familien einziehen.
Vor der ersten Reihe mit etwas höheren Stadthäusern wird ein kleiner Platz angelegt. Sie verfügen über 135 Quadratmeter Wohnfläche und 250 Quadratmeter Grundstück, kosten damit 275000 Euro. In die zweite Reihe kommen anschließend etwas kleinere Gartenhäuser für 253000 Euro. Innerhalb der Häuser können die Grundrisse nach Belieben der Eigentümer gestaltet werden, verspricht Heike Böttcher.
Auch Penthäuser können hinzugefügt werden. Zehn Häuser sind verkauft beziehungsweise reserviert. Zu allen Häusern gehören Gartenflächen. Sie werden nicht abgegrenzt, sodass die Bewohner einen gemeinsamen Park und damit engeren Kontakt haben. öse
Architekturbüro Böttcher, Ruf 858 86 86
Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1691687
Nachdem es durch den Abriss unzähliger ausgebombter Gotteshäuser (z.B. Sophien-, Johannes-, Jakobi-, Englische-, Amerikanische-, Schottische-, Franzikus-Xaverius-, Erlöser-, Reformierte Kirche) in Dresden nur noch zwei kriegsbedingte Kirchenruinen gibt, nämlich St. Trinitatis und St. Pauli, wird Letztere nun mit einem Glasdach versehen, das sie vor den zerstörerischen Einflüssen der Witterung schützen und gleichzeitig für den sommerlichen Theaterbetrieb rüsten soll.
Um die seit Jahren geplante Umsetzung gab es heftige Kontroversen.
in Dresden nur noch zwei kriegsbedingte Kirchenruinen gibt, nämlich St. Trinitatis und St. Pauli,
Was ist mit der alten Zionskirche in der Südvorstadt?
Gruß DV
So ein Tütenkrämer! Natürlich habe ich die Zionskirche vergessen. Allerdings entschuldige ich mich erst dann, wenn du mir eine in der Aufzähung von Abbrüchen "vergessene" Kirche nennst.
Oh, auf derlei Aufgabenstellung war ich nicht gefasst, aber wie wäre es mit der Kirche des Ehrlichschen Gestifts am ehemaligen Stübelplatz, heute Straßburger Platz?
Sehr gut! Ich hätte ja jetzt noch an die Andreaskirche am Stephanienplatz oder die Anstaltskirche von Bräter auf dem Gelände der medizinischen Akademie gedacht.
Wenn man all diese Verluste den Kirchenneubauten gegenüberstellt (meinem Kenntnisstand nach gab es vier Neubauten), bleibt ein ziemlich mickriger Saldo. Viele Gemeinden sind aber letztlich vollständig aufgelöst worden. Andere haben sich dauerhafte Provisorien geschaffen. So existiert heute noch die St. Pauli-Gemeinde, ähnlich wie die der Trinitatis-Kirche, und nutzt einen ausgebauten Saal als Gottesdienstort. Das reicht den auf ein Mindestmaß geschrumpften Gemeinden vollkommen.
Die 1891 geweihte St. Pauli Kirche hat über 65 Jahre nach der Zerstörung endlich wieder ein Dach!
Zum Glück steht es mit einer sinnvollen Nutzung in Zusammenhang.
Darüber kann ich mich nur bedingt freuen um ehrlich zu sein. Flachdach, Fenster zugerammelt, die Lücke in der Fassade wird verglast statt wieder aufgemauert (so hab ich es verstanden), kurzum eine weitere Ruine für die Ewigkeit...
Mit diesem Widerspruch habe ich gerechnet. Allerdings kann ich ihn nicht wirklich nachvollziehen!
Die Kirche passte eigentlich nicht zu Dresden und war höchstens architektonische Stangenware, kein Kunstwerk. Außerdem verfügt Dresden mit der Petri- und der Thomaskirche noch über ähnliche Gebäude.
Der jetzige Umbau (Sicherung der Ruine und Überdachung) resultiert aus den Nutzungsanforderungen des Theaterbetriebes, der das Dresdner Kuturleben durchaus bereichert. Das Glasdach soll Schutz gegen die stärksten Witterungseinflüsse bieten, den mitten in einem Wohngebiet nötigen Schallschutz bewerkstelligen und gleichzeitig die Suggestion eines Freilufttheaters bewahren. Insofern kann man den Ausbau nachvollziehen. Eine Wiederherstellung des Ursprungsgebäudes wäre in ästhetischer-, funktionaler- und wirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll gewesen.
Angesichts der Tatsache, dass in Dresden Kirchen im zweistelligen Bereich zerstört und abgerissen wurden, kann ich das Argument, es gäbe noch ähnliche Kirchen nicht ganz nachvollziehen um erhrlich zu sein. Mir ist schon klar, dass eine normale Kirche keinen Anforderungen für ein Theater genügt. Das ist auch nicht der Kern, ich mag blos nicht ganz nachvollziehen warum man gerade die noch vorhandenen Kirchen nicht wenigstens wiederherstellt statt sie zu konservieren.
Ich hab außerdem das Gefühl Theater in einer Kirchenruine wird zum running Gag, scheint eine Art Patentllösung zu sein für solche Ruinen.
Wofür aber sollte man eine solche Kirche wiederherstellen? Was wäre eine mögliche Nutzung für ein solches Gebäude?
Meiner Meinung nach ist die Theaterfunktion vollkommen in Ordnung und einem Abriss durchaus vorzuziehen. Letztlich ermöglicht sie den Erhalt des Gebäudes, das gerade in seiner versehrten Form einen gewissen Reiz besitzt.