Hermann Hendrichs Werk - Nibelungenhalle und Walpurgishalle

  • Von 1854 bis 1931 lebte der Sagen-Maler Hermann Hendrich. Er gestaltete vier großartige Kunsthallen, von denen noch zwei erhalten, aber sanierungsbedürftig sind. Die Hallen im meist altgermanischen Baustil sind mit Kunstwerken des Malers geschmückt.

    Die Walpurgishalle in Thale wurde 1901 erbaut. Bei den Bauarbeiten wurden seinerzeit in unmittelbarer Nähe ein Opferstein mit Runen-Ritzungen und eine bronzezeitliche Kultaxt gefunden. Der Opferstein liegt heute im Eingang der Halle, die Kultaxt befindet sich im Landesmuseum in Halle. Die Halle heute wird von der Hexentanzplatz GmbH, zu welcher auch das Harzer Bergtheater und der Tierpark auf dem Hexentanzplatz gehören, verwaltet. Diese Halle ist noch in ganz gutem Zustand, doch es müssen das Dach und zwei Lichtfenster saniert werden. Außerdem will man zwei während eines Sturms beschädigte Eingangssäulen an der Außenfassade wiederherstellen.

    Hier ein Foto: http://www.harzlife.de/top/sachsenwall.html

    Die Sagenhalle wurde 1903 im Riesengebirge in der Künstlerkolonie Schreiberhau/Schlesien eröffnet. In ihr waren Gemälde zum Wotan-Rübezahl-Mythus und Parsifal ausgestellt. 1945 wurde die Halle während der Kriegswirren zerstört, der Verbleib der Gemälde und anderen Kunstgegegständen ist nicht geklärt. Auf dem Gelände steht nun ein Hotel. Hendrichs Haus und seine Ruhestätte sind noch auf dem ehemaligen Gelände der Sagenhalle erhalten. Das Haus konnte noch vor dem drohenden Abriss gerettet werden. Der Verein "Nibelungenhort. Förderverein des Malers Hermann Hendrich e.V." versucht das Haus in ein Museum umzuwandeln. Dazu wird er auf Spenden angewiesen sein.

    Die Nibelungenhalle wurde 1913 auf dem Drachenfels in Königswinter bei Bonn eröffnet. Sie steht heute noch, ist aber in sehr schlechtem baulichen Zustand. Unter anderem regnet es durch das Dach. Das Haus ist in Privatbesitz und an einen kleinen Reptilienzoo angeschlossen. Es hat erste Renovierungsarbeiten gegeben, zur grundlegenden Sanierung aber fehlt das Geld. Der Förderverein "Nibelungenhort" sammelt Spenden.

    Hier ein Foto: http://www.drachenfels.net/html/detail/nib.php
    ebenso hier: http://www.nibelungenhalle.de/

    Die 1926 in Burg an der Wupper eröffnete Halle Deutscher Sagenring wurde während eines Bombenangriffs im 2. Weltkrieg vernichtet. Heute steht dort ein Wohnhaus, nur noch die Treppenstufen erinnern an die Kunsthalle.

    Alle Infos und die Möglichkeit zum Spenden erhält man auf der Internetseite
    http://www.nibelungen-hort.de/index2.php

    Ich denke, dieses einmalige kunsthistorische Werk sollte erhalten werden. Deshalb ist Unterstützung angebracht.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (6. März 2011 um 15:43)

  • Was mich ein bisschen ärgert. Ich war schonmal auf dem Drachenfels, aber auf eine Nibelungenhalle bin ich nicht aufmerksam gemacht worden. Gibt es keine Beschilderung ? :augenrollen:

  • Ich war da gewesen:

    Innenaufnahmen habe ich keine gemacht, man findet aber hier ein Bild:

    http://www.drachenfels.net/img/seiten_bg/_DSC9299.jpg

    Es ist im Inneren allerdings etwas düsterer, als hier dargestellt. Das passt aber gut zur Wagner-Musik, die den Besucher empfängt. Die Halle ist in einem schlechten Bauzustand. Das Dach kann stets nur provisorisch geflickt werden. Nun gibt es ein Sanierungskonzept. Das funktioniert aber nur, indem auch private Spender einen großen Beitrag leisten:

    http://www.koenigswinter-direkt.de/2010/10/05/visionen-am-eselsweg/

  • Kunsthistorisch sicherlich ungeheuer interessant, aber als Künstler ist der Mann kein großes Licht, mal höflich gesprochen. Fände ich ja interessant, wie man den Sagenkreis heute interpretieren würde. Diese merkwürdigen Tempelbauten haben irgendwie etwas sektierhaftes an sich, aber üben als Ruinen heute selbst Faszination aus.

    Interessant halt nur das Konzept des ganz anderen, auch heute gibt es ja noch viel Esoteriknischen in der Baubranche. Steiner Goetheanum gefällt mir da noch am besten.

  • Ich war überrascht, mit welch grobem Pinselstrich viele Bilder gemalt wurden. Fast schon expressionistisch in der Arbeitsweise, wenn auch überhaupt nicht von den Motiven und der Formwahl her. Die Bilder verzauberten in den Motiven gerade durch die ungebrochen-naive Herangehensweise, einige hatten auch eine magische Wirkung. Aber das ist, wie oft bei Kunst, natürlich subjektiv.

    Ich hatte mal vor einiger Zeit einem Freund, der eher der künstlerischen Moderne anhängt, diverse Künstler dieser germanisch-symbolistischen Stilrichtung anhand von Buchabbildungen gezeigt. Im Gegensatz zu mir war Hendrich sein eindeutiger Favorit. Wie gesagt, es berührt oder es tut es nicht.

    Bezüglich der Kunsttempel: Wenn ich wirklich noch einmal reich werden sollte, würde ich das Bauprojekt "Tempel der Erde" von Fidus zu realisieren versuchen. Sicherlich in kleinerem Maßstab, dann mit etwas geänderten Details. Aber der Versuch sei es wert: http://www.fidus-projekt.ch/wp/category/tempelkunst/

  • Wie wäre es mit einem Tempel für die Brache in Tempelhof?

    Germanisch, nun ja, fragt sich, ob die das beurteilen konnten, was das ist. Das sind alles natürlich alles Projektionen des Zeitgeschmacks.

  • Das waren die Bezugnahmen auf die Ursprünge. Aber klar waren das freie Bezugnahmen. Da ging es kaum um archäologische Rekonstruktion.

    Zu Tempelhof kann ich wenig sagen. Denke aber nicht, dass Wowi dort einen Tempel plant. Aber wer weiß das schon, denn vielleicht soll über dem Eingang "...und das ist auch gut so..." stehen.

  • Die Germanen haben doch ihre Götter in den Hainen verehrt. Und dann kam die Völkerwanderung und manche sind bis Tunesien gezogen. Sakrale Baukunst der Germanen, das ist ein etwas unterbelichtetes Thema.

    Im Kaiserreich brauchte man ein wenig Mythos zur Nationalstaatsbildung und zur Abgrenzung gegen das Christentum. Tempelhof heisst Tempelhof wegen der Komptur der Templer denke ich. Tempel meint oft auch Hügel in der deutschen Sprache.

  • Wurden denn diese Hallen auf privater Basis initiiert und errichtet?

    [...] Diese merkwürdigen Tempelbauten haben irgendwie etwas sektierhaftes an sich [...]


    So empfinde ich solche Bauwerke ebenfalls, auch die sog. Bismarcktürme.

    Beim Lesen dieser Seite kam mir ein ähnliches Baudenkmal in meiner Nähe in den Sinn, für die Schweiz aber eher atypisch... Ein Friedensmal, welches vom Künster Kalr Bichsel selbst initiiert und geschaffen wurde. Gibt es da Parallelen zum Hintergrund dieser Bauwerke?
    Zum Künstler: http://de.wikipedia.org/wiki/Paxmal
    Hintergrund zum Paxmal: Paxmal Walenstadtberg - Heidiland Tourismus - Kultur & Sehenswertes
    weitere Bilder: PAXMAL

  • Die Germanen haben doch ihre Götter in den Hainen verehrt. Und dann kam die Völkerwanderung und manche sind bis Tunesien gezogen. Sakrale Baukunst der Germanen, das ist ein etwas unterbelichtetes Thema.

    Im Kaiserreich brauchte man ein wenig Mythos zur Nationalstaatsbildung und zur Abgrenzung gegen das Christentum. Tempelhof heisst Tempelhof wegen der Komptur der Templer denke ich. Tempel meint oft auch Hügel in der deutschen Sprache.

    Also, ich habe mal diese Form von "Diskurs" ein wenig mitgemacht, aber ich habe letztlich dann doch irgendwie keine Lust nun noch eine Vorgeschichtsdiskussion auf Schmalspurniveau führen. In der Nibelungenhalle wurden und werden keine Götter verehrt. Entweder weißt du das und nutzt ein Scheinargument oder Du weißt es nicht, dann solltest Du Dich erst einmal informieren. "Unterbelichtet" hin und her, ist mir aber schon klar, dass da einige Leute eben ihr Problemchen mit haben. Das ist nichts besonderes, gehört es schließlich zum gegenwärtigen "Zeitgeist". Wer übrigens "man" ist, der zum "Mythos der Nationalstaatsbildung" die "Abgrenzung gegen das Christentum" brauchte, ist denn auch mal offen. Die Hohenzollern können´s nicht gewesen sein, denn die waren bekanntlich evangelisch. Als die Nibelungenhalle 1913 zum 100. Geburtstag Wagners eröffnet wurde, war der Nationalstaat lange gebildet und brauchte somit zu seiner Bildung auch keinen Mythos mehr. Und ein Staatsbau war´s auch nicht. Aber das ist alles auch egal. Kommt das nächste Faktum, kommt das nächste "Gegenargument". Wird dem widersprochen, kommt das nächste "Gegenargument". Und so weiter bis unendlich. Wie gesagt, das Spiel ist bekannt. Der eine sieht in Stätten wie der Nibelungenhalle "Germanen-Scheiße" bzw. eigentlich "National-Scheiße", dem anderen gefällt´s. Letztlich geht es bei solchen "Diskussionen" doch nur darum, diese Grenzen abzustecken. Und da muß doch auch kein "kunsthistorisch interessant" geheuchelt werden. Warum also lange die Zeit vergeuden? Es ist wie es ist.

  • Dieser Tage erfuhr ich, dass der Startschuss für die Restaurierung der Nibelungenhalle gegeben wurde. 300.000 Euro hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages bewilligt. 20 Prozent muss die Betreiberin in Eigenleistung erbringen. Da sie keine Spenden annehmen kann, sollten Freunde des Sanierungsvorhabens die Halle für Ausflüge einplanen, denn mit Eintrittsgeldern unterstützt man die Betreiberin beim Aufbringen der Eigensumme. Als erstes wird die Kuppelkonstruktion saniert und die seit Erstellung des Baus fehlende Metalldeckung aufgebracht. Das ist die Voraussetzung für die Renovierung des Innenraums und der historischen Wandgemälde. Weitere Sanierungsbereiche folgen. Es geht also voran. Deshalb hin auf den Drachenfels in Königswinter, Leute. :daumenoben:

  • Die gewollte, märchenhaft "altgermanische" Mystik der Bauten, sofern noch vorhanden, berührt schon irgendwie - als baugeschichtliches Dokument.
    Etwas Neoromanik, etwas Symbolismus ein Schuß Mystizismus . . .

    Gemälde etc. der Sagenhalle scheinen teilweise an den Symbolismus von Arnold Böcklin ggf. auch Sascha Schneider angelehnt. Wie schon Heimdall treffend bemerkt, etwas grob oder mit "flüchtigem" Pinselstrich ausgeführt.

    Bedauerlich das die Sagenhalle im schlesischen Schreiberhau ( Sklarska Poreba ) wohl für immer verloren ging.
    "Kriegswirren" hielten sich in Schreiberhau sehr in Grenzen. Es gab dort 1945 keinerlei Kampfhandlungen.
    Schreiberhau fiel völlig unbeschädigt in die Hände von Russen und Polen, wie fast alle Orte im gesamten Riesengebirge.

    Die 1903 erbaute Sagenhalle wurde offenbar von den Polen mutwillig vernichtet, wie vieles, was an die deutsche Vergangenheit in Niederschlesien erinnerte.
    Möglich, dass Gemälde etc. verbrannt wurden, wie das in Niederschlesien nach 1945 mehrfach geschehen ist.

    Bei einem kürzlich erfolgten Besuch in dem langgezogenen Schreiberhau haben wir weder von Existenz noch Standort der Sagenhalle gewusst.
    Hinweise dazu sind heute nicht vorhanden.

    Im benachbarten Agnetendorf lohnt der Besuch von Haus Wiesenstein, dem prächtigen, schloßartigen Wohnhaus von Gerhard Hauptmann, das heute als Begegnungs- und Gedächtnisstätte eingerichtet ist.

    Nach dem Tode Hauptmanns ( 1946 ) konnten mit einem Sonderzug ( ! ) ein großer Teil des mobilen Inventars, gegen den Widerstand des polnischen Staates, nach Deutschland verbracht werden.

  • Die Nibelungenhalle in Königswinter wurde in diesem Jahr saniert. :applaus:

    Nibelungenhalle in Königswinter
    Sanierung in vollem Gange - Öffnung zu Ostern noch fraglich
    http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/rhein-s…cle1245033.html

    Nibelungenhalle in Königswinter
    Im Juni soll die Renovierung beendet sein
    http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/rhein-s…cle1336406.html

    Nibelungenhalle am Drachenfels
    Besucher von restaurierter Kuppel begeistert
    http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/rhein-s…cle1450916.html

    Und in Heringen findet derzeit eine Hendrich-Werkschau statt...

    Heringen
    Große Hendrich-Werkschau
    http://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=158206

  • Derzeit geht es an die Sanierung der Walpurgishalle in Thale.

    Sanierung der Walpurgishalle
    Restaurierte Dachfenster eingebaut
    https://www.mz-web.de/quedlinburg/sa…ngebaut-1358928

    Walpurgishalle in Thale
    Wer spendet für neuen Anbau?
    https://www.mz-web.de/landkreis-harz…anbau--24965406

    Verein hilft Verein
    Geld für das Hendrich-Zimmer
    https://www.mz-web.de/landkreis-harz…zimmer-28749156

    Ein sehr lobenswertes Projekt. :daumenoben:

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    Und auch dieses Engagement gehört in diesen Kontext

    Ehrenbürger von Thale
    Harald Watzek ist Vater des Mythenweges
    https://www.mz-web.de/landkreis-harz…nweges-28151186

    Der Mythenweg durch Thale
    http://www.harzkaleidoskop.de/mythwth/mythwth1.htm

    Bilder vom Mythenweg in Thale
    http://www.harzlife.de/harzbilder/bil…nweg-thale.html

    Auch ich stehe dort... ;)
    http://www.harzlife.de/goetter/heimdall.html