Landsberg am Lech (Galerie)

  • Zitat von "Markus"

    Der spätgotische Hochaltar um 1680 zugunsten des neuen barocken Altars entfernt, die Tafelgemälde wanderten nach Bad Wurzach, von dort nach Köln, zurück nach Bad Wurzach, anschließend nach Wien, dann nach London und befinden sich heute im Staatlichen Museum von Berlin-Dahlem. Das sog. Landsberger Retabel von Hans Multscher war eines der ersten spätgotischen Retabel überhaupt.

    Jener Wurzacher Altar (Landsberger Retabel) aus dem Jahre 1437 ist eine der schönsten Schöpfungen der altdeutschen Malerei des 15. Jahrhunderts. Durch seinen drastischen Realismus in Abkehr vom idealisierenden Weichen Stil wirkt er beinahe wie ein 600 Jahre alter Comic. Interessant zu sehen, wo dieser Altar ursprünglich aufgestellt wurde.

    Im Netz könnt ihr das Werk am besten hier ansehen:
    http://www.wga.hu/frames-e.html?…zach/index.html
    ... übrigens eine der besten Adressen für den, der gerne die Werke der alten Meister bewundert.

    Oder hier: http://www.zeno.org/Kunstwerke/A/Multscher,+Hans

    Allgemein zu Hans Multscher: http://www.dominikanermuseum-rottweil.de/museum_b/15jhd/multscher.html


    Neben zahlreichen Madonnen schuf Multscher auch einige Figuren am Ulmer Münster, u. a. den Schmerzensmann:

    Quelle: http://www.wikipedia.de; Kopie des Schmerzenmannes (1429) am Westportal (Original heute im Hauptschiff)

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Ich bin hier nicht deiner Meinung, sogar absolut nicht.
    Ich halte sie für völlig verfehlt.
    Diese Ansammlung nichtsagender Bauten können dem bedeutenden Platz nur schaden, die massiven Abbrüche nur als barbarische Opfergaben an den Moloch Straßenverkehr beurteilt werden. Der Verkehr gehört einfach raus aus den Städten, nicht diese dem Verkehr geopfert.
    Auch wenn um Anpassung bemüht wurde, bleibt das Ergebnis unzureichend. Solche schwachen, unstrukturierten Fassaden, noch dazu in einer derartigen Häufung, haben an einem solchen Ort nichts verloren.
    Auch wenn das Endergebnis nicht ganz unerträglich ausgefallen zu sein scheint: Altstadtfrevel bleibt Altstadtfrevel, und zu Lobhudelei besteht da wirklich kein Anlass.

    Insgesamt ist die eklatante Unfähigkeit der alten Bundesrepublik, über längere Strecken Altbestand geschlossen zu erhalten, sehr bedauerlich. Immer dieser abstoßende Kniefall vor Wirtschaft und Verkehr, diese Geringschätzung der Kultur. Mn vergleiche Landshut oder Landsberg mit Wels oder Steyr, wo es auf gleichfalls großen Plätzen diese schmerzhaften Unterbrechungen und Störungen nicht gibt. In Steyr bestand ebenfalls eine verkehrsbehindernde Situation, aber hier wurde die "Enge" eben nicht rücksichtslos geopfert. Es gibt halt heute für den Autoverkehr keine Nord-Süd Verbindung in der Altstadt und darüber hinaus nach Steyrdorf, na und? Nichts ist deshalb zusammengebrochen.
    In der alten Bundesrepublik wohl eine undenkbare Lösung.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @ursus: Ich glaube, es fällt vielen Deutschen schwer, sich einigermaßen in Dich hineinzuversetzen. Die Offenheit dafür täte aber gut. Viele leiden an einer Blockade, eine derart konsequente Position nachzuvollziehen. Zu arg ist die Kompromißbereitschaft zur höchsten Kunst stilisiert, als daß man zugeben könnte, was man wirklich will. Gleichzeitig hadert man mit (suggerierten) Schuldgefühlen, wenn man der "Vernunft" nicht argumentativ Tribut zollt. Das ist die Verbeugung vor Wirtschaft und Verkehr, die du gemeint hast. Mich stört zwar zuweilen Dein Zynismus, aber auch ich bemerke immer wieder bei mir selbst, daß ich oft hin- und hergerissen bin. Eine kleine Provokation hilft da durchaus, aber das soll nicht heißen, daß in Österreich alles besser ist ;)

    Zurück zum Thema: Landsberg ist wunderbar, das habe ich so als Stadt nicht gekannt. Ich muß da bald mal hin, seit langem wieder nach Bayerisch Schwaben.

  • baukunst:
    Ich bin der Letzte, der sagen würde, dass in Ö alles so rosig und gut ist.
    Und schon gar nicht was Wirtschaft und Verkehr betrifft, Negativbeispiele für verkehrsbedingte Abbrüche fallen mir genug ein, der barbarischste war der Abbruch der Rauchfangkehrerkirche zu Wien-Wieden, dazu die Hauptplätze von Leoben, Langenlois und sicher einige mehr.
    Aber es gib trotzdem partielle Vorteile zu D: ich meine, dass wir mit einer so bedeutenden Stadt wie Landsberg sorgsamer umgegangen wären. Wenn es wirklich um Hochwertiges geht, um intakte Zentren, dann müssen andere Interessen hintanstehen.
    Bausünden à la Neupfarrplatz zu Regensburg, in D gang und gäbe, gibt es in unseren Großstädten einfach nicht.
    Aber darauf kam es mir nicht an. Was mich erzürnt hat, war die unerträgliche Tendenz, solche Missstände auch noch schön zu reden. Der Abbruch von schmuddeliger Bausubstanz ist es nämlich, was bayrische Städte so sehr beeinträchtigt: alles ist abgeleckt und glänzt in grellsten Farben (wozu der feinen Schattierungen nicht eben zuträgliche Rauhputz ohnehin neigt). Kein Charme, keine Patina, kein Flair.
    Auch dieser Winkel des Landshuter Platzes war sicher eine der originellsten mittelalterlichen Verkehrslösungen.
    Jetzt ist er für immer zerstört (gut, das war vor 1945 und ist daher ein anderes Kapitel, und erfolgte immerhin in qualitätsvollerer Weise als die trostlose anschließende Nachkriegsbebauung, wieso soll gerade diese für bayerische Denkmalpflege sprechen?)

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ist schon klar, Zeno.
    ich hab auch zwischen Punkt 1 und 2 zunächst nicht so richtig differenziert, allein, hier besteht ein gewaltiger Qualitätsunterschied, d.h. die Bauten aus den 30ern sind viel besser als die aus den 70ern.
    Für Letzteres hab ich einfach kein Verständnis. Und diese Bauten sind auch so schwach wie irgendwas, man merkt deutlich, wie in diesen 40 Jahren jegliches Ästhetikempfinden vor die Hunde gegangen ist. Das einzige, das man sagen kann ist: sie stören weniger als bei Zeitgenossen üblich.
    Das ist aber wahrlich nicht viel...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Na, du hast aber Sinn für Humor, der mir noch gar nicht so aufgefallen ist. Natürlich ist es eine plumpes, unbeholfenes Kitschgebäude, das einen herrlichen Hauptplatz verunstaltet, aber diese "Voranggstelluing" ist doch zuviel der Ehre, oder? Schließlich gibt es leider weit Schlimmeres. Jetzt leider auch in Wien.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich denke es liegt oft an deine BRD-abneigung - da ist es auch im Osten auch nicht anders. Am Innsbruck schliessen sich die Nachkriegsgebauden schon direkt an die mickrige Altstadt ran. Um die Altstadt gibt es eine Urban Sprawl im paritat mit die Mannheim-umgebung. Fur mich personhlich ist Haas-haus gegenuber die Stephansdoms auch eine Stadtebauliche Frechheit - noch frecher als die Neupfarrplatz in Regensburg. Ich finde persohnlich auch die neue Dacher von kastner und öhler zerstort die ganze Dachlandschaft von Graz. Letztendlich redest du viel zu oft uber die Wirtschaftswunder BRD als eine nationale Abrissideologie - aber genau diese Tendenz zum abriss findest du auch in DDR und anderswo. Die gewaltige Abriss in verschonte Stadten wie Erfurt und Halle ist ja auch nicht anders. In Rostock und Greifswald ging die Bagger auch ganz fleissig. Dafur hat man PlattenbautenPseudoGotik Hauser. Das ist keine Verteidigung gegenuber die BRD-bausunden aber ich glaube da gibt schon Ubertreibungen von Bausunden in Bayern und eine Untertreibung von andere Regionen