Stuttgart - Stadtplanung

  • Im Norden Stuttgarts, also Zuffenhausen, Feuerbach und Stuttgart Nord, kann man mit Sicherheit Fotos schießen, die noch Altbau zeigen und eine "heile Welt" suggerieren. Aber der Gesamteindruck ist ganz anders. Und dementsprechend hält man sich in Stuttgart nicht im öffentlichen Raum auf.

  • Hirschstraße 16

    Es gibt noch ein schönes Haus in der Altstadt, das im Forum bisher offenbar nicht erwähnt wurde: Hirschstraße 16

    Es befindet sich gegenüber dem Rathaus an der Ecke zum Bebenhäuser Hof und neben dem Drei-Farben-Haus.

    http://cloud.gastroguide.de/user_galerie/1…f1327062415.jpg
    http://www.yelp.de/biz_photos/the…UugkJywfGCqEV1w
    https://www.competitionline.com/upload/images/…75d05ab69_1.jpg

    Weiß jemand etwas zur Entstehungszeit und zur Baugeschichte? Worauf gehen die Vorkragungen zurück?

  • (...) Und dementsprechend hält man sich in Stuttgart nicht im öffentlichen Raum auf.

    Sorry ... Aber diese Aussage verzerrt die Realität in grotesker Weise. Ich hab's schon an anderer Stelle in einem anderen Strang zu Stuttgart gesagt: Was der Städtebau in den vergangenen Jahrzehnten in dieser Stadt angerichtet hat, treibt einem mitunter die Tränen in die Augen. Aber natürlich hat diese Stadt nach wie vor (zum Teil auch nach Verbesserungen in den letzten Jahren wieder) eine hohe Lebensqualität ... Es gibt zig öffentliche Räume, in denen man das Leben genießen kann, auch jenseits des oft bemühten Schlossplatzes, angefangen vom Killesberg über den Rosensteinpark, Schlossgarten, Karlsplatz, Schillerplatz, Geißstraßenviertel, Tübinger Straße, Karlshöhe ... und das ist nur eine Schiene, auf der sich öffentliches Leben abspielt ... Hinzu kommen die wirklich traumhaften Aussichtsterrassen und -punkte entlang des Talkessels, die oft in gut erhaltenen und äußerst gut gepflegten Villenvierteln liegen ....

    Ich find's ja schon fast schräg, dass ich die Stadt hier verteidigen muss, die ich ja selbst angesicht vieler ästhetischer Verirrungen im Zentrum und auch in den Stadtteilen immer wieder kritisiere und an denen ich fast verzweifle. Aber dieses schwarz-weiß-Gezeichne ist doch sinnlos ...

    Und nicht zuletzt: Ja, die Stadt leidet vor allem natürlich unter den lästigen Verkehrsschneisen, die die (großteils ehemalige) Altstadt zerschneiden. Aber man muss doch ganz ehrlich auch zugestehen ... So ganz leicht ist es nicht, diese Innenstadt in dieser beengten Tallage für den Individualverkehr zu erschließen. Schließlich leben hier im Großraum weit über eine Million Menschen ... und die wollen halt von A nach B und sehr oft liegt B halt in der Innenstadt.

    Ich würde es dieser reichen Stadt wünschen mal ein Milliärdchen in die Hand zu nehmen, um einige dieser Stadtautobahnen unter den Berg zu verbannen. Aber wie realistisch ist das angesichts von Hunderten anderen kostenintensiven Themen, mit denen die Bürgerschaft den politisch Entscheidenden die Rathaustür einrennt ...??

  • Gerade die Höhenlagen um Stuttgart herum sind nicht wegen Stuttgart, sondern trotz Stuttgart reizvoll. Grüne Hänge mit Blick in ein Tal haben immer etwas - vor allem, wenn das Tal naturbelassen ist oder eine schöne Stadt beherbergt. Beides ist im Falle der Autostadt nicht so. Wer wegen Karlshöhe und Co. Stuttgart für schön hält, der muß dann auch Heilbronn wegen des Wartbergs für eine "urige Winzerstadt" halten.

    Schöne Hanglagen gibt es im süddeutschen Raum viele. Die meisten Täler sind zum Glück nicht so verschandelt wie jene Region um Stuttgart.

    Überhaupt werden diese von dir angesprochenen Punkte nur von einer an der Gesamtzahl der Einwohner Stuttgarts und Umgebung gemessenen kleinen Zahl an Menschen wahrgenommen. Der Weg dorthin ist zu beschwerlich, dann fährt man gleich "aufs Land" - oder nach Esslingen, das wirklich schön ist.
    Nein, diese Hanglagen werden vor allem von Anwohner der nahe liegenden (teuren) Wohngebiete genutzt, sind aber nicht konstitutiv für das Stuttgarter Stadtgefühl wie z.B. der Philosophenweg in Heidelberg oder der Weg zur Festung Marienberg in Würzburg.
    Ich glaube, den meisten Stuttgartern sind diese Orte auch ziemlich egal, denn das Glück der Stuttgarter ist ein Häuschen am Stadtrand und ein Mercedes in der Garage.

    Unbestritten bleibt, daß es einzelne schöne Inseln im Ozean Stuttgart gibt.

  • Schön daß Nibelgauer mir hier etwas zur Seite steht, denn diesen verbalen Rundumschlag hat Stuttgart wirklich nicht verdient. Es ist bekannt, daß die Innenstadt größtenteils von der Nachkriegsmoderne geprägt ist, aber allein der Vergleich zu Pforzheim verbietet sich, denn dort steht nämlich wirklich überhaupt nichts Historisches mehr im Zentrum. Dagegen ist Stuttgart noch reich gesegnet.

    Sogar mitten im Zentrum kann man architektonische Perlen der Vergangenheit entdecken, beispielhaft sei hier das Alte Schauspielhaus genannt. Der wunderschöne Jugendstilbau ist noch komplett in seinem Ursprungszustand erhalten:

    Und inmitten der modernen Stadt finden sich dann vereinzelt noch solche netten Häuser, die daran erinnern wie Stuttgart vor dem Krieg geprägt war, wie hier am Rotebühlplatz:

    Oder das Geburtshaus des Philosophen Hegel, in der Eberhardstraße:

    In dubio pro reko

  • Quelle: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.60-jahr…90bcb2a048.html

    Eine fatale Fehlentscheidung aus meiner Sicht: Statt einem Wiederaufbau des beschädigten Rathauses von 1905 entschieden die Verantwortlichen kurzsichtig für einen Neubau im Geiste des Neuen Bauen. Hinzu kommt ein problematischer Denkmalschutz, der den Status quo dauerhaft manifestiert.

  • Ja so tickt unser linksintellektuelles Feuilleton, besonders in der deutschen Provinz. Wer die architektonische Schönheit dieser modernen Tempel nicht anerkennt ist vermutlich rückwärtsgewandt oder gleich ein verkappter AfD-Wähler.

    In dubio pro reko

  • Zitat

    ...Pläne sehen vor, die Seitenfassade des mehr als 100 Jahre alten Gebäudes in Richtung Landtag zu versetzen. Jetzt sind die Weichen gestellt.

    Zitat

    Zudem bewilligte der Denkmalschutz nach Angaben der Stadt, dass die Seitenfassade des mehr als 100 Jahre alten Opernhauses zweieinhalb Meter in Richtung Landtag verschoben wird. So soll eine „Kreuzbühne“ mit internationalen technischen Standards eingebaut werden.

    Quelle: http://www.focus.de/regional/stutt…id_5716447.html

  • Das hatten wir möglichenfalls noch nicht. Es gibt Bestrebungen, das Bohnen- und das Leonhardsviertel wieder besser miteinander zu verzahnen. Dazu müsste das unsägliche Parkhaus Züblin fallen. Was offenbar 2023 passieren soll. Ein sehr wichtiger Ansatz, finde ich.

    Stadtentwicklung in S-Mitte
    Diskussion um die Leonhardsvorstadt ist eröffnet
    http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stadten…9ffd841cad.html

    Leonhards- und Bohnenviertel in Stuttgart
    Zwei Viertel sollen wieder eins werden
    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.leonhar…49990127da.html

  • Zitat

    Vor dem Rathaus wird es auch nach dem Umbau des Marktplatzes keine Baumreihe geben. Und ob vor der Buchhandlung Osiander (früher Bürobedarf Haufler) ein Feld für Wasserfontänen in den neuen Belag eingelassen wird, ist noch sehr die Frage. Darauf deuten die jüngsten Stellungnahmen der Gemeinderatsgruppierungen zum Umbauprojekt hin.

    Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.martpla…source=Facebook

  • Ich frage einfach noch einmal nach. Weiß jemand etwas zum Verbleib des Figurenschmucks vom abgerissenen Gebäudekomplex Königstraße 5? Wurde er vernichtet, eingelagert oder am Neubau angebracht?

    Mit fast 13 Jahren Verspätung habe ich zufällig eine Antwort auf meine Frage gefunden.

    Der Figurenschmuck wurde eingelagert und danach bei "Wege zur Kunst", einem Skulpturenweg in Schwäbisch Gmünd-Straßdorf, wieder aufgestellt.

    Bei Wikipedia heißt es:

    "Lebensalter, Adolf Bidlingmaier, Muschelkalkrelief, 1939

    Das Muschelkalkrelief von Adolf Bidlingmaier (* 1905 in Schwäbisch Gmünd; † 1945) befand sich seit 1939 an der Fassade des 2006 abgerissenen Gebäudes der Landesbank Baden-Württemberg in der Königsstraße 5 in Stuttgart. Um die 30 Tonnen schwere Plastik aufzubauen, waren ein Fundament und eine Rückwand aus 60 Tonnen Beton erforderlich."

    Ein Bericht

    Adolf Bidlingmaiers Hauptwerk kehrt heim

    https://remszeitung.de/2011/7/18/adol…erk-kehrt-heim/

    Ein Foto

    https://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9…idlingmaier.jpg

    Auch die anderen Skulpturen des Kunstweges sind interessant. Ein schönes Projekt. (Siehe hier)