Stuttgart - Stadtplanung

  • @ Dirk

    Aber sicher wird das abgerissen. Oder was hattest du gedacht? :augenrollen: Der alte Schrott muss weg!

    Aber jetzt ernsthaft. Wenn man die Meldungen hier im Forum liest, kann man ja nur zynisch werden. Das Hotel Silber soll abgerissen werden. Die Architekten des Mercedes-Museums wurden mit dem Neubau beauftragt. Also wissen wir ja, was rauskommt. Steht in der Stuttgarter Zeitung.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich lade Fotos immer mit Picasa über ein Google-Konto hoch - das ist kostenlos und sehr benutzerfreundlich. Der einzige Nachteil ist, daß die Fotos meines Wissens nicht direkt in das Forum verlinkt werden können, dafür geht es aber sehr schnell und einfach.

  • Breuningers Da Vinci "CODE" für Stuttgart

    Quelle: Artikel aus dem Amtsblatt Nummer 19 der Landeshauptstadt Stuttgart vom 10. Mai 2007

    Breuninger stellt Ideen für Neubauten vor –
    OB Schuster: Neuordnung des Areals wünschenswert

    Die Firma Breuninger hat Ideen für Neubauten zwischen
    Sporer-, Dorotheen- und Holzstraße vorgestellt.
    Die Entwürfe zu dem "Da Vinci" genannten Projekt sehen vor,
    dass am Karlsplatz zwei Gebäude mit moderner Architektur
    entstehen.

    http://www.stuttgart.de/sde/global/ima…98470/14367.jpg
    Moderne Architektur: So sieht der Architekt Ben van Berkel
    die geplanten Gebäude. Die Neubauten sollen Platz für ein Luxushotel,
    Einzelhandel, Gastronomie und Büros bieten.

    Die ersten Skizzen stammen vom niederländischen Architekten
    Ben van Berkel, der auch das Mercedes-Museum entworfen hat.
    Zu der für das Bauprojekt benötigten Fläche von rund 7500
    Quadratmetern gehört das Grundstück in Besitz des Landes,
    auf dem das Innenministerium steht. Durch einen zweiten Deckel
    über die B 14 am Charlottenplatz könnte das neue Stadtquartier
    mit dem Bohnenviertel verbunden werden.

    Günstiger Zeitpunkt

    Oberbürgermeister Wolfgang Schuster begrüßte die Initiative von
    Breuninger für das Areal am Karlsplatz: "Ich freue mich, dass wir
    diesen Teil der Innenstadt gemeinsam mit Partnern angehen
    können." Der Zeitpunkt sei günstig, denn es bestehe hohe Nachfrage
    nach Immobilien. Die Stadt war frühzeitig über das Vorhaben von
    Breuninger informiert und an Gesprächen zur Vorbereitung des
    Projekts beteiligt. Besondere Bedeutung hat für den OB die städtebauliche
    Qualität: "Es ist wichtig, dass am Karlsplatz hochwertige Architektur
    entsteht. Nur so kann die Situation in diesem Areal verbessert werden,
    die im Moment unerfreulich ist. Das "Da Vinci-Projekt" im Überblick:

    http://www.stuttgart.de/sde/global/ima…98470/14369.jpg

    Zwischen Markthalle (1), Karlsplatz (2) und Breuninger (3) sollen
    die geplanten Neubauten (4 und 5) entstehen. Ein geplanter Deckel
    über die B 14 (6) am Charlottenplatz könnte das neue Quartier mit
    dem Bohnenviertel verbinden. Fotomontage: Breuninger


    Der Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, Matthias Hahn,
    betonte, die neuen Gebäude müssten in Bezug zur Umgebung "städtebaulich verträglich" sein.
    "Das betrifft vor allem die Höhe der Gebäude, aber auch ihr
    Aussehen beim Blick vom Karlsplatz oder den Höhenlagen",
    sagte Hahn. Nicht der Flächenbedarf potentieller Nutzer, sondern
    nur die städtebauliche Qualität dürften über die Gestaltung der
    Gebäude entscheiden.

    Richtige Mischung

    Den Plänen von Breuninger für eine vielfältige Nutzung der Neubauten
    stimmt Schuster zu: "Wenn vom Erdgeschoss bis zum Dach wieder
    nur Büros entstehen, verändert sich der Status quo nur äußerlich.
    Ich halte eine Mischung mit Handel, Wohnungen und Gastronomie
    für wünschenswert." Für OB Schuster stellt ein Gutachterverfahren
    mit mehreren Architekten "den besten Weg zu einem guten Ergebnis" dar.
    Die Skizze von van Berkel sei eine Visualisierung, um die Diskussion
    zu eröffnen
    . Alle beteiligten Partner werden weiter am Projekt
    "Da Vinci" arbeiten, darunter auch das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung.

    Johannes Frevert

    Quelle: http://www.stuttgart.de/sde/menu/frame…/gen/198470.htm

  • Vielen Dank für die Tipps zum Bilder-Aufladen!!!! Und so sieht das ehemalige Hotel Silber aus, es liegt an der Stelle Nr. 5 von Stefans Karte.
    http://img157.imageshack.us/img157/7839/hotelsilber2cc3.jpg\r
    img157.imageshack.us/img157/7839 ... er2cc3.jpg

    Der Witz ist ja, dass dieses Gebäude in den 80-er Jahren aufwändig renoviert wurde und zum "Gesamtensemble" des Karlsplatzes gehört. Und damit Ihr mal seht, wie dieses Kaufhaus schon seit Jahren den Stuttgarter Marktplatz verschandelt, hier mal ein Bild von diesem Betonmonster:
    http://img216.imageshack.us/img216/3980/kaufhauslu9.jpg\r
    img216.imageshack.us/img216/3980/kaufhauslu9.jpg

    Hier wäre doch die Möglichkeit gegeben, etwas Neues zu bauen!

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Wie, alles gleich? Sind doch nur 2 Gebäude, und die sehen für mich nicht unbedingt gleich aus? Ausserdem finde ich das Rendering gar nicht mal schlecht, modern, aber nicht beliebig.

    Abgesehen davon ist das Hotel Silber für mich nun wahrlich nichts besonderes, das Kaufhaus ist allerdings wirklich grausam.

    Sieht aus wie eine Küstenbatterie.

  • So toll finde ich das Hotel Silber auch nicht - war dort nicht mal die Gestapo untergebracht? Abgesehen davon wirkt es ziemlich trist.

    Beim Innenministerium handelt es sich vermutlich um den DDR-artigen Plattenbau gleich daneben?

    Das Problem ist wohl eher, daß die Neubauten auch nicht unbedingt toll sind, insgesamt also der Platz kaum aufgewertet wird.

  • Exkurs Hotel Silber:

    http://www.ebs.lb.schule-bw.de/EugenBolz1/Bil…z-7/Folie15.JPG

    http://www.mahnung-gegen-rechts.de/pages/staedte/…tuttgart11a.jpg

    "...Als Inbegriff des Terrors in Stuttgart galt das "Hotel Silber",
    von 1933 bis 1945 Sitz der Gestapo. Das ehemalige Nobelhotel,
    der Nazityrannei widersetzten, erste Station eines Leidensweges,
    der durch Zuchthäuser und Konzentrationslager führte und oft mit
    dem Tod endete. Chef der berüchtigten Gestapo-Zentrale "Hotel Silber",
    war der ehemalige Polizeiinspektor Mußgay
    ..."
    Quelle:http://images.google.de/imgres?imgurl=…ficial%26sa%3DN

  • Ein unbequemes Denkmal, das Hotel Silber, das man nun all zu schnell beseitigt sehen möchten. Nicht ungewöhnlich diese Vorgehensweise für Stuttgart :neinnein:

  • So toll sah dieses Hotel mal aus? Irgendwie war mir schon klar, daß es sich um einen vereinfachten oder entstuckten Altbau handeln mußte, aber der Unterschied ist ja unglaublich.

    Im Jetzt-Zustand erinnert mich das Gebäude eher an eine Kaserne...

  • Zitat von "Oliver"

    Ist der Architekt Sozialist oder warum sehen die alle gleich aus ? Hat ein bischen was von "Equilibrium". :irrer:

    :daumenobengruen:

  • Zitat von "Trips"

    Wie, alles gleich? Sind doch nur 2 Gebäude, und die sehen für mich nicht unbedingt gleich aus? Ausserdem finde ich das Rendering gar nicht mal schlecht, modern, aber nicht beliebig.

    Abgesehen davon ist das Hotel Silber für mich nun wahrlich nichts besonderes, das Kaufhaus ist allerdings wirklich grausam.

    Sieht aus wie eine Küstenbatterie.

    Ich meinte eigentlich die bösen Männer mit ihrer dunklen Kutte. Kam kürzlich noch im Fernsehen. :pfeifengelb:

  • Zitat von "Oliver"

    Ich meinte eigentlich die bösen Männer mit ihrer dunklen Kutte. Kam kürzlich noch im Fernsehen. :pfeifengelb:

    Ist übrigens 'nen richtig guter Film. ;)

  • Drei Bemerkungen:

    - "silesianospostato" hat bemerkt: "So toll finde ich das Hotel Silber auch nicht." Dem möchte ich zwar zustimmen, allerdings ist das immer ein Moment der Betrachtungsweise. Würde ein solcher Bau in einer Neubausiedlung errichtet werden, z. B. an Stelle einer ehemaligen "Platte" in Ost-Berlin, würden viele in diesem Forum sicher meinen: "Toll. Ein Meilenstein." Man würde das Ergeschoß in Naturstein mit seinen Rundfenstern loben und die Fassadengliederung usw. Hier aber scheint der historische Bau auf einmal verzichtbar. Es ist eben alles relativ.

    - Statt des Abrisses könnte man ja auch eine Fassadenrekonstruktion fordern. Das wäre ein Gewinn für das Areal.

    - Nun will auch ich den Abriss für akzeptabel erachten, wenn eine verbesserte Archiektur und Stadtlandschaft an Stelle des Altbaus träte. Was ich da aber sehe ist monströs. Zwei nur auf schnellen Effekt zielende Klötze mit krummen Fassaden, die auf die historische Umgebung keinerlei Rücksicht nehmen. Inwiefern dadurch das Areal in unmittelbarer Nähe des Alten Schlosses aufgewertet werden sollte, ist fragwürdig. Der Effekt dürfte sich recht schnell überlebt haben.

    Stuttgart erscheint mir ein Beispiel für eine spezifische Haltung in Baden-Württemberg. Auch in der gegenwärtigen politischen Diskussion um MP Oettinger spürt man - ohne diese werten zu wollen - ja diese tief reichende Konfusion und Verunsicherung. Einerseits haftet einem das Image des behäbigen, spießigen schwäbischen Häuslebauers an, andererseits versucht man diesem durch allerlei irrwitzige modernistische Vorstöße zu entfliehen. Und dadurch wird man eigentlich noch Provinzieller. Stuttgart lebt sicher von seiner Lage in der Nähe der Wälder und Weinberge. Doch schon wenn man nach Stuttgart hereinfährt, gelangt man über Betonrampen, Schnellstraßen-Tunnel und die Stadt völlig zerschneidende Verkehrsareale. Dazu kommt eine architektonische Gestaltung in der zunehmend kaum etwas zum anderen gehört, jedes Maß für Harmonie und alemannische Tradition verloren gegangen scheint. Ich will nicht behaupten, daß es an vielen Stellen Deutschlands nicht ebenso wäre. Doch dort ist wenigstens nicht so viel Geld vorhanden, jeden Architekturfurz mitmachen zu können. In Stuttgart ist viel Geld, aber kein Geschmack mehr vorhanden. Das unterscheidet vom süddeutschen Nachbarn. In München besitzt man insgesamt dieses Maß noch. Man spürt, daß dort noch mehr "Mitte", "Mit-sich-Eins-Sein" vorherrscht. Aber das ist natürlich eine Gefühlssache und schwierig, wissenschaftlich zu belegen.

  • Ich wollten noch eines zu dem Hotel nachschieben:

    Höchstwahrscheinlich spielt die Nutzung des Hotels während der NS-Zeit, obwohl es sich nicht um einen NS-Bau handelt, ebenfalls eine Rolle bei dessen Beseitigung. Auch dies ein verklemmter, "vertuschender" Umgang mit der Vergangenheit.

    Ähnliche Gründe haben in der Vergangenheit zu Abrissen geführt, z.B. auf dem Obersalzberg oder bei der Villa der Familie von Rudolf Heß in irgendeinem bayerischen Kuhkaff. Auch beim seinerzeitigen Abriss des Braunschweiger Schlosses oder beim skandalösen Umgang mit dem barocken Karlshospital in Kassel mag das eine Rolle gespielt haben. Wäre das Karlshospital einst als Parteizentrale der SPD genutzt worden, ich wette mein Hemd darauf, daß es heute topsaniert mit Walmdach und bronzener Informationstafel vor uns stände.

  • Das glaube ich nicht.
    Dass das Hotel in der NS-Zeit einen Gestapo-Folter-Keller barg ist ganz bestimmt nicht der Grund für einen möglichen Abriss.
    Es steht schlicht den Expansionsplänen des Breuniger-Chefs im Weg.

    Im Gegenteil: Die NS-Vergangenheit des Gebäudes könnte ein Grund sein, warum es möglicherweise erhalten wird! Kein Stuttgarter Lokalpolitiker wird es sich erlauben können den Abriss eines Täter-Denkmals aus der NS-Zeit abzuzeichnen. Man könnte ihm ja vorwerfen, dass er lästige Geschichte entsorgen möchte ... Nur umgekehrt wird also ein Schuh draus!

  • ...es ist ganz einfach der Minderwertigkeitskomplex gepaart mit einer Selbstüberschätzung der Stuttgarter, die auf Teufel komm raus Weltstadt sein wollen und meinen, dies mit dieser Art von ausufernder Architektur/Stadtverschandelung erreichen zu können. Man muss das Ganze mit den neureichen Menschen vergleichen, die ihren Reichtum zur Schau tragen müssen, um Aufmerksamkeit erhaschen zu können...

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...