• Auch wenn man sich vor Augen hält, daß an diesem Standort schlimmeres hätte kommen können, scheint der Begriff einer Zweckehe, mit der man sich arrangieren muß, etwas überlegenswert. Das Gebäude lebt hauptsächlich durch den Neigungswinkel des Daches, das sicherlich sehr gut mit dem Dom harmonieren wird. Gleichzeitig hat es wieder den Anschein, daß man heute Dächer nicht bauen will, sondern daß man es halb gezwungenermaßen tut (siehe Frankfurter Stadthaus).
    Der Verbindungsbau hat zwar zwei durchaus gelungene Durchgänge, aber wieder einmal zeigt sich ein fast ekstatisches Festhalten an der Betonung der Horizontale.
    Worms hat nach 1689 und 1945 sein Gesicht in einer solchen Weise verloren, daß das Wesen der Stadt heute kaum noch nachzuvollziehen ist. Daß an diesem so wichtigen Standort einmal mehr ein kleiner Kreis von Entscheidungsträgern Fakten schafft, die einen sensiblen Umgang nicht erkennen lassen, ist enttäuschend.

  • Und das an einem der bedeutendsten Plätze des Abendlandes.

    Also da muss ich dich jetzt etwas ausbremsen. Streng genommen ist das ganze gar kein Platz sondern eine Grünanlage. Würde man das ganze noch weiter spinnen, ist das nur ein unbebautes Grundstück, das durch Barbarei (Abriss des Kreuzgangs und der Johanneskirche) im 19 Jahrhundert entstanden ist. Die Tatsache, dass das Ganze nie bebaut wurde ist allein der wirtschaftliche Schwäche der Stadt damals geschuldet und dass die Mode Dome freizustellen ins 19. Jahrhundert fiel.

    Neußer: Ist das wirklich dein Ernst? Dieser steinerne Flakbunker ist doch höchstens deswegen besser als der Flachdachmist weil er ein Satteldach vorsah. Da gefällt mir das Gebäude, das jetzt gebaut wird besser.

    Weingeist: Nochmal: Es besteht Baurecht, die Kirche hat das Recht dort zu bauen. Alles andere wäre schlichtweg undemokratisch. Vielleicht belebt das Haus ja wirklich das etwas öde Umfeld. Der Park hat nämlich nicht so die hohe Aufenthaltsqualität sondern wird nur von Touristen auf dem Weg zum Dom durchquert. Gastronomie an dieser Stelle ist bestimmt nicht das schlechteste. Das Problem ist eher die vorbeiführende zu breite Andreasstraße. wichtiger wäre es die Parkanlage stärker zur Straße zu öffnen und das Altstadtviertel westlich der Straße, das weitgehend historisierende Wiederaufbauarchitektur aber ganz nett ist, optisch und faktisch besser mit dem Domvorplatz zu verbinden.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

    Einmal editiert, zuletzt von Pfälzer Bub (13. Januar 2015 um 10:03)

  • Hey vielem Dank für die Infos :biggrin:

    Ich muss sagen, dass bei meinem niedrigen Erwartungen angesichts der Zerstörung die Stadt doch einen recht passablen Eindruck macht. Oder täusch ich mich?

  • Worm ist um es so auszudrücken okay. Wenn man mal in der Gegend ist, kann man Worms sicherlich besuchen. Allein die romanischen Kirchen in ihrer ureigenen Wormser Romanik und der Jüdische Friedhof sind einen Besuch wert. Den Gründerzeitfans kann man auch das Westend empfehlen. Von geschlossener qualitativ hochwertiger Zeilenbebauung im Neo-Renaissace-Stil bis zu gewaltigen Villen ist alles geboten. Das Westens ist ziemlich langgestreckt und liegt zwischen dem Hauptbahnhof und dem Stadtteil Hochheim. Besonders im Westen stehen mächtige Großstadtvillen aus Gründerzeit und Jugendstil. Auch bedeutende Einzelbauten wie der Wasserturm und die Lutherische nach dem Vorbild der Christuskirche in Strehlen errichtet, stehen dort. Die gepflegte Ringanlage von ungefähr 800 Metern Länge im Westen der Altstadt mit dem Lutherdenkmal, das übrigens von so bedeutenden Künstlern wie Rietschel gestaltet wurde. Der Luther wurde übrigens von den Dresdnern als exakte Kopie vor der Frauenkirche aufgestellt.
    Ringanlage:
    http://bastian-immobilien.de/wp-content/upl…Lutherplatz.JPG
    http://www.worms.de/de-wAssets/img…ng/DSC_0214.JPG
    Lutherdenkmal:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Worms_-_JD.JPG

    Weil wir es hier glaube ich noch nicht hatten, ein paar Impressionen aus dem Westens:
    Lutherkirche:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…rkirche_(1).jpg
    innen:
    http://www.f-rudolph.info/images/wormslutherkirche.jpg
    Alte Ansicht vom Karlsplatz, an dem die Kirche liegt, sieht aber im wesentlichen bis auf das Türmchen in der Bildmitte haute noch so aus:
    http://www.luthergemeinde-worms.de/bilder/lutherkirche/karlsplatz.jpg
    Wasserturm (links) und Elonorengymnasium (Mitte) stehen noch genau so da.
    http://www.auf-geschichte-bauen.de/img/2012/foto/wasserturm-worms.jpg
    In den umgebenden Straßen schöne Gründerzeit und Jugendstil:
    Wasserturmstraße:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/da/Worms,_Wasserturmstraße_(3).jpg
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/37/Worms,_Wasserturmstraße_20_(1).jpg
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1a/Worms,_Wasserturmstraße_(2).jpg
    Hochheimer Straße:
    http://de.academic.ru/pictures/dewiki/87/Worms,_Hochheimer_Straße_36ff.jpg
    Villen:
    http://www.kramp-lemgo.de/typo3temp/pics/f5fe825d75.jpg
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3a/Worms,_Donnersbergstraße_12.jpg
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…n-Allee_7-9.jpg
    http://i.ebayimg.com/00/s/NzY4WDEwMjQ=/z/QPUAAOxy4eJTMuNO/$_72.JPG
    http://www.eisenlohr-partner.de/projekte/p21.jpg
    auch mal Neue Sachlichkeit.
    http://mw2.google.com/mw-panoramio/p…um/80895262.jpg


    Die Bilder sind z.T. etwas klein, vermitteln aber einen guten Eindruck.

    Ein Muß natürlich der Heilige Sand, der Jüdische Friedhof, ein Ort von ganz besonderer Atmosphäre mitten in der Stadt:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/%22Heiliger_Sand%22,_jüdischer_Friedhof_in_Worms.jpg
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…hof_Worms_3.jpg
    http://2.bp.blogspot.com/-2yQJmbVajGg/UpnzHvjaFdI/AAAAAAAAIAk/H5JycvSpjjY/s1600/Jüd-Friedhof4.jpg

    Wer ohne allzu große Erwartungen nach Worms kommt wird möglicherweise angenehm überrascht sein.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

    Einmal editiert, zuletzt von Pfälzer Bub (15. Januar 2015 um 15:43)

  • Die im Kästchen befindlichen Zeilen stellen ein Zitat des Benutzers "Pfälzer Bub" dar, welches aus der Mitte des Beitrags Nummer 64 entnommen wurde.

    Zitat

    (...) Neußer: Ist das wirklich dein Ernst? Dieser steinerne Flakbunker ist
    doch höchstens deswegen besser als der Flachdachmist weil er ein
    Satteldach vorsah. Da gefällt mir das Gebäude, das jetzt gebaut wird
    besser. (...)

    Pfälzer Bub.

    question:) Hast Du meinen Beitrag richtig gelesen? Ich habe ja extra erwähnt, daß mir die Gebäudeform & die hohen Dächer gefallen. NICHT die Flakbunker-Fassade. Deswegen favorisiere ich die Fassade des Siegerentwurfes. Wie gesagt, eine Mixtur beider Entwürfe fände ich ideal.


  • Wo steht das? Bitte Autor und Fundstelle angeben. Beim normalen Zitieren mittels Forumssoftware wird automatisch ein Link zur Fundstelle erzeugt und der Autor angegeben. Warum also umständlich händisch Zitate erzeugen, die in mehrfacher Hinsicht mangelhaft sind, zumal die Forumssoftware das Zitieren extrem einfach macht?

  • Der von dir gezeigte Entwurf wird es werden. M.E. ist er ziemlich qualitätvoll und stimmig. Die grässliche Flachdachkiste, die ganz am Anfang vorgesehen war, wird es Gott sei Dank nicht. Die Frage, ob man an dieser Stelle überhaupt bauen sollte, lässt sich nicht so einfach beantworten. Die Situation nach dem Krieg war eine sehr unbefriedigende und diese ist nicht das Ergebnis von Kriegszerstörungen, sondern der Abrisswut und Ignoranz des 19ten Jahrhunderts. Damals riss man den Kreuzgang und die Johanniskirche ab, ein Frevel ohnegleichen. Dieses Modell zeigt die Situation vor dem Abriss:
    http://www.wormser-zeitung.de/fm/819/thumbna…pg.18577575.jpg

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Er ist ein Dreck, zumindest in dieser städtebaulichen Situation, in der von Städtebau keine Rede sein kann. Er würde angehen als Komplettierung eines bedeutsamen Platzbildes oder Ensembles. Derartiges gibt es hier einfach nicht. Es gibt nur den großartigen Dom, der Rest ist aus uns bekannten Gründen (palantir hat einmal ein Bild unter "Mainz" verlinkt) trostloses Schweigen. Damit erfüllt der Bau nur eine "Unfunktion": er verdeckt den Dom, nimmt ihn ein Stück aus dem Stadtbild, das diese Bezeichnung nicht verdient, heraus. Statt eines Stück Doms ein weiteres Stück Marginalisierung. Das ist abzulehnen. Die Proteste erfolgen in diesem Fall völlig zu recht!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Er ist ein Dreck, zumindest in dieser städtebaulichen Situation, in der von Städtebau keine Rede sein kann. Er würde angehen als Komplettierung eines bedeutsamen Platzbildes oder Ensembles. Derartiges gibt es hier einfach nicht. Es gibt nur den großartigen Dom, der Rest ist aus uns bekannten Gründen (palantir hat einmal ein Bild unter "Mainz" verlinkt) trostloses Schweigen. Damit erfüllt der Bau nur eine "Unfunktion": er verdeckt den Dom, nimmt ihn ein Stück aus dem Stadtbild, das diese Bezeichnung nicht verdient, heraus. Statt eines Stück Doms ein weiteres Stück Marginalisierung. Das ist abzulehnen. Die Proteste erfolgen in diesem Fall völlig zu recht!

    Das sehe ich nicht so. Das "Haus am Dom" wird an der Stelle der im 19. Jahrhundert abgerissenen Kapitelhäuser errichtet. Der Bau stellt daher durchaus eine Reparatur des Stadtbildes dar, zumal auch der Platz des ehemaligen Kreuzganges hierdurch wieder gefasst wird. Die Architektur des Hauses finde ich gelungen
    Die "Freistellung" großer Kirchenbauten im 19. Jahrhundert ist demgegenüber städtebaulich ein Fehler gewesen. Nicht nur, dass sie nur durch Vernichtung wertvollster Bausubstanz erfolgt ist. Die Kirchen wurden auch aus dem städtebaulichen Zusammenhang gerissen und als Kunstwerk unabhängig von ihrer Umgebung gesehen (was auch die Stadtplaner des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg getan haben, die bedeutende Kunstwerke als Solitäre im ansonsten konsequent modernen Umfeld haben wollten). Dies wird gerade dem mittelalterlichen Kirchenbau überhaupt nicht gerecht. Das "Haus am Dom" nimmt den Dom daher nicht aus dem Stadtbild, sondern bindet diesen wieder an da die Stadt an.

    Kann das "Haus am Dom" auch nicht das im 19. Jahrhundert Vernichtete vollständig ersetzen, so ist der Bau zumindest in der Tat ein Schritt ein teilweise noch vorhandenes Esemble wieder ein Stück zu komplettieren.
    Letztendlich ist auch die Nutzung des Hauses dem Ort angemessen. Eine kirchliche Nutzung neben der Pfarrkirche ist nicht nur sinnvoll, sondern es ist auch gut, dass, eine katholische Kirchengemeinde an einem so prominenten Ort durch einen Neubau Präsenz zeigt.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (27. April 2015 um 18:11)

  • Das ist alles gut und schön und auch per se richtig. Natürlich wäre es schön, den Dom inmitten eines ma. Häusergewirrs erleben zu dürfen. Aber was hat das mit dem heutigen Worms zu tun? Wo ist das Wormser Stadtbild, das man damit retten oder reparieren kann? Lieber "freigestellte" Kirchenbauten als einen Platz von dieser unsäglichen Banalität.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das ist alles gut und schön und auch per se richtig. Natürlich wäre es schön, den Dom inmitten eines ma. Häusergewirrs erleben zu dürfen. Aber was hat das mit dem heutigen Worms zu tun? Wo ist das Wormser Stadtbild, das man damit retten oder reparieren kann? Lieber "freigestellte" Kirchenbauten als einen Platz von dieser unsäglichen Banalität.


    Zum einen gibt es auch in der Wormser Altstadt noch Strassenzüge mit historischer Bebauung, so z.B. die Wollstraße oder die Bärengasse mit ihren jeweiligen Seitengassen. Diese sind durch die nach der Zerstörung von 1689 errichteten Bauten geprägt.

    Daneben stehen in der Wormser Altstadt noch mehrere mittelalterliche Kirchenbauten und einige barocke Stadtpalais. Es gibt als durchaus noch ein Stadtbild, das man reparieren kann.

    Der Domplatz, auf dem vor den Abrissen des 19. Jhd. Kreuzgang und Johanniskirche standen, ist heute eingerahmt von schlichten Nachkriegsbauten. Dabei ist der Platz des ehemaligen Kreuzganges bislang baulich nicht von dem zur Andreasstraße hin offenen Teil des Domplatzes getrennt. Dies erfolgt nun durch das "Haus am Dom".

    Mit dem Bau eines Hauses allein, kann selbstverständlich das Stadtbild in Worms nicht vollständig repariert werden. Aber irgendwo muß ja angefangen werden und das Gebäude stellt zumindest eine Verbesserung der jetzigen Situation dar.

  • Ich kann Andreas nur voll zustimmen. Ich kenne Worms gut und empfinde den Bau an dieser Stelle per se nicht schlimm. Über was ich mich am Anfang des Strangs maßlos aufregen konnte war dieser unterirdische Entwurf der zuerst gebaut werden sollte. Zur Ergänzung sei gesagt, dass das Dom-Umfeld in seiner Freistellung ein sehr unbefriedigender Raum ist, dort wo nach dem Krieg wiederaufgebaut wurde geschah das zunächst historisierend und gut, ab den 70ern dann im Beton-Brutalismus. Hier mal Bilder der wunderschönen Volksbank:
    http://www.allgemeine-zeitung.de/fm/819/thumbna…pg.21537737.jpg

    https://www.vb-alzey-worms.de/wir-fuer-sie/u…98690050523.jpg

    Im Kontrast dazu typische Wiederaufbauhäuser aus der Nachkriegszeit:
    http://www.worms.de/de-wAssets/img…oto-R-Uhrig.jpg

    http://reisen.bauershaus.de/2009/05-worms/…endherberge.jpg

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Selten habe ich mich in der Frage nach einer Positionierung zu einer Frage so schwer getan wie in diesem Fall, hauptsächlich damit, ob die bisherige Sichtachse eine substantielleZäsur erhalten soll.
    Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, daß dies nicht zum ersten Mal der Fall war. Dies trifft sowohl auf den 1689 zerstörten Tagungsort des Reichstags von 1521 zu, als auch für die im 19. Jhd. bewußt vernichteten zugehörigen Gebäude des Kreuzgangs und der Johanneskirche, deren Verlust auch eine dauerhafte Zerstörung des Gesamtorganismus des Wormser Doms bedeuteten. Die heutige Freistellung der Südseite kann daher keine besonders wertzuschätzende städtebauliche Leistung des 19. Jhd. bedeuten, sondern eine Wunde, an die man sich vielleicht nicht mehr jeden Augenblick seines Bewußtseins erinnert, die aber dennoch nach wie vor da ist. Auch eine angemessene Würdigung am Ort des Reichstags von 1521 wäre dem Kontext des Doms zu wünschen.
    Die Auffassung der Bürgerinitiative, daß der Dom zugebaut wird und daß man das Freistellungsmerkmal von Berlin, Paris und Köln heranzieht, kann ich nicht teilen. Auch der Berliner Dom hat im 20. Jhd. einen Gebäudeteil verloren, der einmal ein selbstverständlicher Bestandteil des Doms war. Der Vergleich mit Köln blendet gewisse Fakten aus und ist in dieser Form nicht zu halten. Ein Blick auf die Geschichte vor 1689 zeigt, daß es freistehende Dome am Mittelrhein nicht gab.
    Wir haben es hier bereits angesprochen, daß der Mainzer Dom weitgehend umbaut ist und daß diese Bebauung sicherlich kaum zur Debatte stehen dürfte. Historisch korrekter wäre sogar noch, daß die heutige freie Ostseite auch nur durch den Abriß der gotischen Liebfrauenkirche im 19. Jhd. zustandekam; und man darf davon ausgehen, daß ich persönlich die Liebfrauenkirche als einen der erheblichsten Verluste in der ganzen Stadt ansehe.
    Ich habe mir die Stellungnahme von "unserm Karl" (Lehmann) dreimal durchgelesen und kann an seinen mäßigenden und wohlüberlegten Worten eigentlich nichts inkorrektes erkennen.

    Ein Neubau 60 m. entfernt am jetzigen Liobahaus, wie von der BI gefordert, halte ich andererseits von der Entfernung für die Besucher des Doms durchaus noch zumutbar. Zwei Visualisierungen bei dieser so wichtigen Frage scheinen etwas wenig zu sein - ein Gerüst mit einer 1:1 bedruckten Plane am Ort würden sicherlich wesentlich hilfreicher sein.

  • Am Südportal des Wormser Doms, am Standort des neuen Gemeindehauses, finden z. Zt. Ausgrabungen statt. Dort wurden nun die Reste eines begehbaren Taufbeckens, einer Taufpiscina, entdeckt. Die Taufkirche selbst scheint wohl aus merowingischer Zeit gestammt zu haben, das Taufbecken selbst, von dem nur der Boden erhalten geblieben ist, scheint aus dem frühen Mittelalter zu stammen. Bisher waren in Deutschland nur vier solcher Taufpiscinae bekannt.
    Der Fund soll dauerhaft zugänglich gemacht werden.
    Für die Stadt Worms, die zwei Mal, 1689 und 1945 bis zur Unkenntlichkeit zerstört wurde, wäre es zu wünschen, daß dieses wiedergefundene Denkmal einen festen Platz im Bewußtsein einnimmt und daß man es als einen neuen und wichtigen Mosaikstein im Organismus der Stadt annimmt.