Berlin - Gebäude der Technischen Universität

  • Bin letztens mal an der Rückseite vorbeigefahren... scheint ja doch noch 'ne Menge von übrig zu sein, zumindest die Rückseite sah noch echt intakt aus.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich studiere an der TU und bin daher mind. 1 mal die Woche im Hauptgebäude und dem von ihnen beschriebenen Erweiterungsbau(rechts vom Haupteingang, über Brücke zu erreichen)-> Irgendwie habe ich das Gefühl, sie beurteilen hier Gebäude nur nach ihrem äusseren Erscheinungsbild. Der Lichthof im Hauptgebäude ist gut,ABER
    das EB(Erweiterungsgebäude) ist im Inneren eine Katastrophe:
    dreieckiger Grundriss mit viel zu kleinen Innenhof der nicht zugänglich ist. man verläuft sich schnell, die Decken sind zu hoch(ohne Sinn) das einzige was Innen noch ganz in Ordnung ist ist das Haupttreppenhaus mit schönen Sandsteinsäulen und die Geländer der Treppenhäuser.
    Und zu dem der den Platz zwischen EB und Hauptgebäude als angenehm empfindet: dort ist es sehr trostlos, immer im Schatten, der repräsentative Eingang vom EB kommt nicht zum wirken-> Fehlplanung?

    Dafür ist z.B. das Architekturgebäude am Ernst-Reuter-Platz innen ein Erlebnis. Von oben hat man eine super Sicht über den Platz und Berlin, das Treppenhaus(irgendwie besteht das Haus zu 1/3 aus Treppen, Feuertreppen und Aufzügen) ist der Hammer, die Treppen sind frei im Raum und überkreuzen sich und das über 8 Stockwerke tief. toller Raumeindruck.

    Also, Architektur bitte nur bewerten, wenn man auch das Innere kennt.
    Und es als Gesamtkunstwerk sehen.

  • Zitat

    das EB(Erweiterungsgebäude) ist im Inneren eine Katastrophe:
    dreieckiger Grundriss mit viel zu kleinen Innenhof der nicht zugänglich ist. man verläuft sich schnell [...]


    Ich bin ebefalls Student an der TU und teile Ihre Sicht der Dinge nicht. Der Innenhof ist durch den Einbau von Aufzügen und anderem künstlich verkleinert, was im ersten Stockwerk gar einseitige Vollverdunklung zur Folge hat. Putz und Ornamentik sind teilweise verschwunden und offenbaren nun graues Einerlei.
    Daß Sie sich shcnell verlaufen, müssen Sie sich selbst vorwerfen und sich im selben Atemzug fragen, in wie weit Sie den Aufbau des Gebäudes verstanden haben.

    Zitat

    [...]die Decken sind zu hoch(ohne Sinn)[...]


    Raumhöhen am besten 1.50 m, da man beim studieren ja sowieso sitzt. Muß sich der Dozent eben auch hinsetzten, was bei deren hohem Durchschnittsalter allerdings auch von Vorteil ist.

    Zitat

    Und zu dem der den Platz zwischen EB und Hauptgebäude als angenehm empfindet: dort ist es sehr trostlos, immer im Schatten, der repräsentative Eingang vom EB kommt nicht zum wirken-> Fehlplanung?

    Haupteingang war im Risalit zur Strasse des 17.Juni; heute geschlossen und versimplifiziert.
    Über Raumwirkung zwischen H und EB kann wegen Teilabriss des rechten Flügels des Hauptgebäudes so nicht geurteilt werden ( auf 1tem Bild rechts unten ). Zudem sind Nachkriegshaupteingang und Platz durch Baugerät und -gerüste blockiert.

    Lucaes & Hitzigs KTH-Charlottenburg:


    Nachkriegsplanung/ Ist-Zustand

    Zitat

    Dafür ist z.B. das Architekturgebäude am Ernst-Reuter-Platz innen ein Erlebnis. Von oben hat man eine super Sicht über den Platz und Berlin, das Treppenhaus(irgendwie besteht das Haus zu 1/3 aus Treppen, Feuertreppen und Aufzügen) ist der Hammer, die Treppen sind frei im Raum und überkreuzen sich und das über 8 Stockwerke tief. toller Raumeindruck.

    Vom Kreur-Bau haben Sie die gleiche Sicht. Genaugenommen werden Sie sogar von einer Leiter die gleiche Sicht haben, ist diese nur hoch genug.
    Wenn ein Gebäude zu einem Drittel aus Treppen, Feuertreppen & Aufzügen besteht, so wird die Funktionalität zur "-->Fehlplanung?".

    Mit Ihrem Lobgesang über das Architekturgebäude werden Sie sich in die Meinung der Architekten und Landschaftsarchitekten einreihen können.
    Die Beziehung anderer Studenten wird eher durch Desinteresse geprägt. Das gilt auch insbesondere für den Verkehrskreisel Ernst-Reuter Platz.
    Es sei zudem erwähnt, daß Sie ein Gebäude, das im Besitz seiner Originalausstattung ist, mit einem vergleichen, das durch Zerstörung von Aussen wie Innen, sowie mannigfachen Veränderungen innerhalb des letzten halben Jahrhunderts geprägt ist.

    Zitat

    Also, Architektur bitte nur bewerten, wenn man auch das Innere kennt.
    Und es als Gesamtkunstwerk sehen.

    Ihnen bleibt die Möglichkeit, sich im Architekturgebäude in den fensterlosen Hörsaal mit Holzimitat an den Wänden zu setzen, da so ohne Blick auf das EB den Gedanken nachgegangen werden kann.
    Am besten noch den Rasenfleckanhänger Ihres Instituts mitnehmen, dann gibt es Landschaftsarchitektur Innen....ein Novum.

  • Das das EB natürlich nachträglich verbaut wurde ist mir natürlich auch bewusst. Aber die Raumanordnung ist doch wirklich schlecht. Aber sehr interessant sind die Nachbildungen von Bergstollen im Keller.

    Nun zur Aussage das "form follows funktion" out sein sollte: Ich glaube es ist genauso aktuell wie eh und je, doch ist auch der ästhetische Reiz eine wichtige Funktion. Diese ist vielleicht "etwas" verloren gegangen. Doch momentan ist diese Debatte hoch aktuell.
    Es hatte einen Grund warum dieser Ausspruch auftrat, im Historismus wurde übertrieben, zu viel Beiwerk, ich glaube kaum das sich der Spruch gegen gut dosierte Ornamentik wandte. In den letzten 100Jahren hat man dann den neuen Stil auch ins Extrem getrieben, nun ist wieder die Zeit ein gesundes Mittelmaß zu finden. Doch nicht wie von ihnen gefordert altes wiedererrichten, sondern eine neue Formensprache entwickeln und somit unserer Zeit ausdruck verleihen.

  • ich war am samstag an der technischen uni und ich muss sagen, dass das gebäude gnadenlos häßlich ist. selbst die historistischen flügel wirken billig neben diesem plattenmonster. schade, eigentlich.

  • Das Forschungszentrum Maschinenbau und Informatik der TU wird ein neues Gebäude an der Bundesstraße 2 - unmittelbar gegenüber dem vergewaltigten Hauptgebäude erhalten.
    Pressebox / Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin

    Das äußere Erscheinungsbild ist spektakulär, vielgestaltig und originell...

    Quelle:Schulz & Schulz Architekten (schulz & schulz architekten gmbh: Aktuell)

    ...was aber auch völlig egal ist bei dem ganzen Schrott, der in der Nachbarschaft steht.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Sieht aus wie ne alte DDR-Planung. Ist das krank?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Naja, immerhin eine Architektur, die mit dem Umfeld harmoniert. Wegen meiner kann man das gerne so bauen, städtebaulich ist da eh nicht mehr viel zu retten.
    Wichtiger wäre m.E. eine Rekonstruktion des Hauptgebäudes, das TU-Audimax mit '68er-Geschichte (Ort der Vietnam-Konferenz etc.) kann man gerne nach woanders translozieren.
    Und hinter dem Hauptgebäude steht ja noch einiges an Vorkriegsgebäuden rum, es wirkt auf mich fast, als hätte der gesamte TU-Campus zum Großteil überlebt und ist nur in der Nachkriegszeit "verdichtet" worden.
    Wenn andere Unis mal auch noch so viel Substanz hätten...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "youngwoerth"

    Sieht aus wie ne alte DDR-Planung. Ist das krank?

    Aber wie... Bin ich froh, an der TU in Dresden studiert zu haben...*hust*

    Ganz bitteres Bauwerk! Warum nicht so bauen, dass so ein Hochhaus eher wie... sagen wir mal das Chrysler Building in NY aussieht? DAS wäre mal ein Unihochhaus! Oder ein Campus wie Hogwarts. :augenrollen: Nur nicht so einen Massentierhaltungstrakt...

  • Ach, bei dem Mist, was sonst entlang der nördlichen Seite der Str. d. 17. Juli steht, ist dieser Neubau bestimmt eine Wohltat. Ich war über das Semester je 1x/Woche im Mathegebäude und die letzten zwei Wochen jeden Tag in der Kiste am Wasser...Abgesehen von ihrer Hässlichkeit, glaube ich auch, dass sie nicht sonderlich ökonomisch sind. Ich habe das Gefühl, die Häuser bestehen mehr aus unübersichtlich angeordneten gläsernen Gängen und Treppenhäusern, als aus sinnvoll zu gebrauchenden Räumen.

  • Zitat von "heiji"

    Aber wie... Bin ich froh, an der TU in Dresden studiert zu haben...*hust*

    Ganz bitteres Bauwerk! Warum nicht so bauen, dass so ein Hochhaus eher wie... sagen wir mal das Chrysler Building in NY aussieht? DAS wäre mal ein Unihochhaus! Oder ein Campus wie Hogwarts. :augenrollen: Nur nicht so einen Massentierhaltungstrakt...

    jemand wie der architekt kollhoff versucht sich gelegentlich daran. ob er an diesem wettbewerb teilgenommen hat, entzieht sich meiner kenntnis, es gibt für den 17. juni aber keine gestaltungssatzung, die eine fassade im sinne der new yorker art decó ausgeschlossen hätte. andererseits: der erste preis ist durchaus ebenso retro, zumindest soweit sich das nach dem modellfoto beurteilen lässt: eine lupenreine 50er-jahre-komposition aus hochhausscheibe und flachbau (einschließlich eingangsvordach). und passt damit in diesen brennpunkt der westberliner nachkriegsmoderne wie die faust aufs auge. aber spaß beiseite: ob die fassade nun gefällt oder nicht, die wettbewerbsentscheidung wird wohl eher unter funktionalen und ökonomischen aspekten getroffen worden sein. was meint ihr wohl, was eine fassade wie die des chrysler building heute kosten würde: da dürft ihr aber schon mal spendensammeln gehen. bleibt realistisch, berlin ist pleite und wird sich als bauherr um jede mehrausgabe herumdrücken. davon abgesehen sind schulz + schulz durchaus architekten, denen eine sorgfältige detaillierung und materialisierung am herzen liegt. ich bin auf das gebaute ergebnis jedenfalls gespannt.

  • Das Hauptgebäude wurde 1878 bis 1884 nach Entwürfen von Richard Lucae, Friedrich Hitzig und Julius Raschdorff errichtet. Es war ein Monumentalbau im Stil der italienischen Hochrenaissance. Nach Weltkriegsschäden wurden drei der Innenhöfe, die Seitenflügel und der rückwärtige Teil wiederaufgebaut, die Front mit dem Portikus dagegen Anfang der 1950er Jahre abgerissen. 1965 wurde das von der Straße des 17. Juni aus sichtbare Hauptgebäude nach Entwürfen von Kurt Dübbers vor den Altbau gesetzt. Hinter diesem hässlichen Vorbau (der mittlerweile unter Denkmalschutz steht) verbirgt sich immer noch die historische Fassade!
    Anlässlich des 125jährigen Jubiläum des Hauptgebäudes gibt es Führungen:
    Virtueller Presseraum: Die Ausstellung im Lichthof

    ...

  • Mal ein paar aktuelle Aufnahmen von der Campusseite des Hauptgebäudes (gegen den Uhrzeigersinn), welche zum einen den wunderbar changierenden Sandstein zeigen und zum anderen ansatzweise verdeutlichen, was durch den unterlassenen Wiederaufbau und die dramatisch hässliche Verriegelung der Hauptfront für ein grober städtebaulicher Missstand angerichtet wurde.

    Na ja - und diese Ansicht kennt der gemeine 17.Juni-Passant leider zur Genüge.


    Ich werde mich - v.a. bzgl. des Wiederaufbaus - nie auch nur ansatzweise in die Hirne der damaligen Entscheider hineindenken können...

    Dazu:
    Newsportal: tui1109: Ein Haus im Widerstreit

    Historische Ansicht:

    Aufnahme um 1900 - (c) gemeinfrei

    Nach dem Krieg (50er Jahre):


    Letztere Fotos: Pressestelle der TU Berlin

    Noch mehr historische Ansichten:
    Referat für Presse und Information: Historische Fotos

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das ist vorallem unverständlich, weil die T-Uni mit ihrem Hauptgebäude hausieren geht. Es ist nichts halbes und nichts ganzes, Freunden des Originalbaus verstört der reingezwängte moderne Kubus, der jede ehemals geplante Symetrie und Proportion zerstört. Und die leider zahlreichen Bewunderer des modernen Bauens dieser lustlosen Art fragen sich warum man nicht komplett neugebaut hat.
    Ich hab solche Diskussionen verfolgen können in Berlin aber anscheinend wünscht man sich die Unvollkommenheit.

  • Ich bin ENTSETZT!!!! :crying: :schockiert: :angry: :kopfwand: :wuetenspringen: :boese: :daumenunten: Dieses Monster ist ein Verbrechen! Vielleicht findet sich ja eines fernen fernen fernen Tages jemand, der für die Wiedererichtung einen Förderverein gründet. Ich könnt heulen......