Potsdam - Garnisonkirche

  • Danke Riegel.

    Warum müssen da 38 Löcher durch ein intaktes Fundament gebohrt werden? Warum wird dieses Bodendenkmal derart vorsätzlich beschädigt? (Vielleicht ja auch, damit es auch wirklich nicht mehr tragfähig ist, nachdem man es erfolglos, dafür aber erfolgreich: perforiert hat?)

    Mich nervt schon lange diese Desinformationspolitik der Stiftung. In Salamitaktik wird den Befürwortern eine Kröte nach der Anderen dargereicht. Nur mit massivem Wiederstand seitens der Fördergesellschaft wurde diese Kapelle im Turm geplant. Ursprünglich sollte die sogar derart verbaut werden, dass selbst ein nachträgliches Einziehen von Wänden, um so die originale Kreuzform später wieder zu erreichen, unmöglich gewesen wäre.

    Und natürlich soll man das alles nicht an die große Glocke hängen, damit wenigstens noch irgendwie ein Turm kommt. Scheibchenweise wird reduziert und reduziert und umgeformt und sich weiter vom Original entfernt. Die letzte mir bekannte Änderung: die Inschrift über dem Portikus soll nicht oder verändert wieder kommen.

    Dazu sage ich: ein Turm allein ist keine Kirche. Vielmehr ist eine Kirche eine Kirche, auch ohne Turm.
    Auf eine kastrierte Kirche, die um ihr Kirchenschiff vorsätzlich und geplant ,,befreit" wird, kann ich verzichten. Leider sehen das selbst die Mitteschöns anders: da sie nur städtebaulich denken und meinen, der Genius Loci dieses Ortes liegt allein von aussen sichtbar, im Turm. Wer nie in eine Kirche hinein geht, der bewertet sie eben auch nur an der äußeren Gestalt. Da wird dann der Turm dominant und das Kirchenschiff bedeutungslos. Wer aber Kirchen von innen kennt, für den bekommt das Schiff, die Kirche, eine um so höhere Bedeutung. Der erkennt, um was für ein außergewöhnliches Gesamtkunstwerk Potsdam gebracht wurde. Und nun betrogen werden soll.?!

    Und man braucht sich bei einer Kirche auch nicht über irgendwelche Nutzungen unterhalten. So wie dies jetzt der Baubeigeordnete Rubelt beim Kirchenschiff vor hat. Kirche ist Nutzung genug!

    Hier soll noch eine Kirche gebaut werden?
    Insbesondere wenn selbst die Kirche nicht mal mehr eine Kirche bauen will, ist das Projekt in deren Händen falsch beheimatet!

    Luftpost

    5 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (18. Februar 2018 um 16:50)

  • Na, wenn Ihr das alle so genau wisst, will ich Euch nur in groben Zügen mit Fakten belästigen.

    Die Frauenkirche wurde 1996 begonnen, das Potsdamer Heilig-Geist-Stift, das auf dem historischen Fundament der Heilig-Geist-Kirche steht, auch in den 1990ern.

    Inzwischen haben wir 20 Jahre später und die Zahl der Bauvorschriften hat sich vervierfacht. In weiten Teilen Deutschlands sind wir - einfach gesagt - kurz davor gar nicht baurechtskonform mehr bauen zu können. Hinzu kommt beim Garnisonkirchturm, dass Bundesmittel verbaut werden und andere Vergabekriterien gelten.

    Dass das alles mit gesundem Menschenverstand nichts mehr zu tun hat ist völlig richtig. Jedoch bleibt den Ausführenden bei der Umsetzung aufgrund der Gesetz- und Verordnungslage kein anderer Weg. Das ist doch alles zigmal geprüft worden, und zwar nicht nur von einem Statiker, sondern von vielen. Zudem haben eine Reihe erfahrener Bauträger draufgeschaut und ebenso Baujuristen.

    Die Diskussion um das Kirchenschiff und dessen Nutzung hat mit den bautechnischen Fragen nichts zu tun. Wenn die Nutzung allein eine Kirche sein soll müssen die Kritiker wie Luftpost die Kirche überzeugen einen zweistelligen, mitteleren Millionenbetrag für eine neue Kirche aufzuwenden. Das wird nicht gelingen, weder Luftpost noch anderen - soviel Ihr hier auch schreibt.

    Wenn man den Bau trotzdem will muss man über Alternativnutzungen nachdenken.

    Und: Schorschibär: Das Fundament des Turmes wurde von den Archäologen im Jahr 2011 erkundet, untersucht und dokumentiert.

  • Die Diskussion um das Kirchenschiff und dessen Nutzung hat mit den bautechnischen Fragen nichts zu tun. Wenn die Nutzung allein eine Kirche sein soll müssen die Kritiker wie Luftpost die Kirche überzeugen einen zweistelligen, mitteleren Millionenbetrag für eine neue Kirche aufzuwenden. Das wird nicht gelingen, weder Luftpost noch anderen - soviel Ihr hier auch schreibt.

    Das Kirchenschiff soll und muss eine Kirche werden. Ohne Brüche und den ganzen modernistischen Blödsinn drum rum.
    Allerdings plädiere ich in der Sache vorerst für Gelassenheit. Egal wie das jetzt mit dem Fundament weiter geht, der Turm wird kommen. Bis dahin hat sich unter Umständen schon wieder eine ganze Menge in Sachen Wahrnehmung dieses Bauwerks getan. Und ja vlt wird der Turm eine Zeit lang alleine dort stehen. Aber das hat das Fortunaportal auch. Und trotz Debatten um moderne Brüche in der Knobelsdorff-Fassade lautete das Kredo nachher "Soviel Rekonstruktion wie möglich". ;)

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Auf eine kastrierte Kirche, die um ihr Kirchenschiff vorsätzlich und geplant ,,befreit" wird, kann ich verzichten. Leider sehen das selbst die Mitteschöns anders

    Erstmal: Schöner optischer Vergleich. Jetzt du es hier schreibst fallen mir auch die Parallelen auf. :D

    Zweitens: Ich finde es nicht in Ordnung von dir, den Leuten von Mitteschön so etwas vorzuwerfen. Die Initiative ist natürlich daran interessiert die gesamte Kirche wieder aufzubauen. Allerdings ist das zur Zeit noch ein sensibeles Thema. Ich bin da doch auch eher kompromislos und sage die GANZE Kirche muss wieder auferstehen. :cool:
    Aber man muss auch Verständnis dafür aufbringen, dass momentan der Fokus auf dem Turm liegt, ohne dabei leugnen zu wollen, dass es auch bei Mitteschön vielleicht Leute gibt, die eine NUR-TURM- Variante akzeptieren würden. Aber wie schon im obeneren Kommentar erwähnt: Bis dahin ist noch viel Wasser die Havel runtergeflossen. ^^

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Es ist doch müßig darüber diskutieren, ob das Kirchenschiff nun eine Kirche wird oder nicht. Wenn keine andere, nennenswerte und in der Stadt mehrheitsfähige Nutzung dazu kommt wird es die evangelische KIrche nicht bauen. Das finde ich zwar genauso daneben wie viele andere - ist jedoch die Realität. Es macht doch keinen Sinn sich mit Wolkenkuckucksheim zu befassen. Wie gesagt: es steht jedem frei in den Pazifistenverein der ev. Kirche einzutreten und die Mehrheiten zu ändern. Ich bin aus diesem Club schon mit 16 Jahren ausgetreten.

    Bei der Christuskirche in Köln hat eine ähnliche Debatte dann mit Sozialwohnungen geendet. So hat die Kirche ihr soziales Gewissen beruhigt. Das Heilig-Geist-Stift ist ja nicht besser.

  • Es ist doch müßig darüber diskutieren, ob das Kirchenschiff nun eine Kirche wird oder nicht. Wenn keine andere, nennenswerte und in der Stadt mehrheitsfähige Nutzung dazu kommt wird es die evangelische KIrche nicht bauen...

    und genau darum, dass solch Mist wie in Köln oder die Seniorenabschussrampe nicht noch mal passieren, muss man darüber frühzeitig reden, und andere Ziele publizieren.

    Im übrigen bestätigt Du gerade meine Aussage, dass sich Mitteschön von der Errichtung der vollständigen Kirche verabschiedet hat, um nur noch das Ziel des kastrierten Turmes zu erreichen. Es gab dazu mal einen anderen Beschluss.

    Ich bin gespannt, ob Ihr den dann immer noch als Erfolg verbucht, wenn der bei 56 Metern und Ziegelmauerfassade stecken bleibt...

    Das heist dann Realpolitik.?.

    Ich bekomme gerade das pure Entsetzen: hat die Stadt mehrheitlich zu entscheiden, ob eine Kirche eine Kirche bauen darf? Da hat ja die anarchistische Propaganda Früchte getragen!

    Luftpost

  • Welche "anderen Ziele" sollen denn "publiziert werden" und über welche soll "frühzeitig geredet werden"? Wir wollen doch alle solche Entwicklungen wie in Köln oder an der Heilig-Geist-Kirche verhindern. Mit trotzigem Fußstampfen und haltlosen Anwürfen gegen die einzigen, die dieses Ziel noch verfolgen, wird man das sicher nicht erreichen.

    Eine große Kampagne von Mitteschön für einen originalgetreuen Wiederaufbau als Kirche zum heutigen Zeitpunkt ginge doch angesichts der Mehrheitsverhältnisse innerhalb der Kirche und der Stadt völlig ins Leere. Kein Bischof wird die Mittel hierfür aus Kirchenmitteln aufbringen solange viele Bestandskirchen, die unter Denkmalschutz stehen, vor sich hinbröckeln. Das ist mit dem Turm etwas anderes, da hier das Geld vom Bund kommt und die Kirche nur ein Darlehen gegeben hat.

    Und, bitte, schieb's nicht auf "die Mehrheit in der Stadt". Die evangelische Kirche hat bis dato nur die halbe Pfarrstelle finanziert und sehr wenig Eigenmittel zugeschossen. Der Rest ist das Darlehen. Wenn die Kirche wollte könnte sie die Kirche gleich bis zu Ende bauen. Sie will aber die 60 Millionen für das Schiff nicht ausgeben. Das ist das Thema. Nochmal: strengt Euch da innerhalb der Kirche mal an, wenn sich daran was ändern soll.

    Eine solche Initiative für ein Schiff mit einer sinnvollen Nutzung macht Sinn, wenn der Turm nennenswert aus dem Boden kommt und die wahrhaftige Schönheit des Baus erkennbar ist. Das war bis dato bei allen Rekonstruktionsprojekten so. Also: alles zu seiner Zeit.

  • Es wurde in der Debatte immer wieder betont, dass das Kirchenschiff eine Aufgabe für "spätere Generationen" sei. Selbst wenn das Kirchenschiff momentan auf Eis gelegt ist heißt das noch lange nicht, dass hier jegliche Hoffnung veerloren ist. Anderes Beispiel Mercure. Durch die neuen Besitzverhältnisse und die anstehende Innenraumsanierung ist die Aktualität momentan nicht mehr gegeben. Allerdings steht es weiterhin in den langfristigen Sanierungszielen.
    So gerne wir das auch möchten; wir werden nicht morgen aufwachen und alles in Potsdam ist so wie wir uns das vorstellen. Das sind Prozesse, die sich womöglich noch übeer Jahrzehnte hinziehen werden. Bis dahin sind bröckelige Kirchen wieder instand gesetzt und vielleicht macht es ja irgendwann klick! und die Spendeneinnahmen fließen ähnlich wie beim Berliner Schloss.

    Es macht doch keinen Sinn sich mit Wolkenkuckucksheim zu befassen

    Ich glaube hätte man den Leuten, die sahen wie ihre Städte vor ihren Augen verschwanden, vor 60 Jahren gesagt, dass es in Zukunft Initiativen gibt, die große Erfolge feiern bei Wiederannährungen an die historischen Stadtbilder, hätten sie das auch als Wolkenkuckucksheim bezeichnen.
    Was letztendlich dabei herumkommt können wir doch jetzt noch nicht definitiv sagen,ber wir können auf unsere Ziele und Visionen hinarbeiten.
    Die Option wäre ohne Visionen nix zu tun und nachher in Selbstmitleid zu versinken.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Ja, kam eben. Wenn der kein Riesen-Publikum erreicht hat, weiß ich auch nicht mehr. :thumbup:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ja Contra schon bekannt.Diese Sendung ist interessant für Zuschauer die diese inzwischen ermüdende Diskussion zur GK und Stadtmitte nicht kennen. Aber für uns Foristen,beinhaltet diese Sendung inhaltlich nichts neues.Die Argumente,alles schon tausendfach durchgekaut.

  • "Wiederaufbau der Garnisonkirche ungewiss"

    http://www.sueddeutsche.de/news/leben/ges…180214-99-67508

    Nach den Schlagzeilen zum Berliner Stadtschloss bin ich ja vorsichtig bei solchen Meldungen. Dennoch sollte die Stiftung sowie der Förderverein zumindest gegenüber den Mitgliedern und Spendern Stellung nehmen. :thumbdown:

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Ich habe gestern und heute die Webcam tagsüber/ mittags aufgerufen und konnte sowohl Bauarbeiter und veränderte Maschinenpositionen sehen sowie neues Material (u. A. ein Zementsilo und einen neuwertigen, frisch gestrichenen Spiralbohrerkopf). Es geht wohl also weiter...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • http://www.maz-online.de/Lokales/Potsda…en-gehen-weiter

    Die MAZ berichtet heute in einem Artikel (Abo-pflichtig), dass die Arbeiten seit Montag 26.2. weitergehen und nunmehr ein 50% breiterer Bohrer (1,50m Durchmesser) verwendet wird. Nach wie vor soll das alte Fundament durchbohrt werden und 38 Pfähle in je 38m Tiefe gehen. Allerdings soll jetzt das Bohrrohr, nachdem es bei den ersten Versuchen steckenblieb, nicht mehr bis nach unten reichen, sondern ab einer bestimmten Tiefe eine Suspensionsflüssigkeit verwendet werden.

    Siehe dazu auch https://de.wikipedia.org/wiki/Bohrbrunnen