Potsdam - Garnisonkirche

  • Stimmt, und das hasserfüllte "Voll Nazi" aus dem (linken) Feuilleton, den Neudenkern oder der Ex-SED richtet sich erstaunlicherweise immer nur gegen die Garnisonkirche oder andere preußische Bauwerke. Ich habe noch nicht mitbekommen, dass man sich in diesen Kreisen (die ja stets auf dem Hochsitz der Moral sitzen) etwa über die Tatsache echauffiert hätte, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin im ehemaligen Gebäude des "Stellvertreters des Führers" untergebracht ist, oder das Bundesfinanzministerium in Görings "Reichsluftfahrtministerium"

    Zumal letzteres im Gegensatz zu der Kirche auch tatsächlich aus der Nazizeit stammt und nicht nur ein Mal von einem Nazi betreten wurde, sondern einen solchen als Hausherren hatte.

  • Dieses Forum bringt mich in die paradoxe Lage, als erklärter Konservativer und Befürworter des Wiederaufbaus der Garnisonkirche (Tauf-, Konfirmations- und Traukirche meiner Vorfahren) die Kritiker und Gegner verteidigen zu müssen. Danke für diese surreale Erfahrung!

    Im Gegensatz zu den letztgenannten Gebäuden ist die Garnisonkirche physisch nicht existent. Und es gibt einen Unterschied dazwischen, ein existentes Gebäude abzureißen und ein nicht existentes Gebäude aufzubauen. Ist das nicht evident?

    Ich bin ziemlich sicher, dass der Protest der (nennen wir sie übersimplifizierend) Linken deutlich stärker wäre, wenn man vorschlüge, die Neue Reichskanzlei wiederzuerrichten...

  • Zweifellos, ja.

    Aber beim ehemaligen Reichsluftfahrtministerium hätte man (= Bundesregierung oder Bundestag) ja auch zu dem Ergebnis kommen können, dass Hermann Görings einstiger Amtssitz für einen Minister der Bundesrepublik untragbar ist, so dass man das "politisch kontaminierte" Bürogebäude an einen privaten Investor verkauft und für das Ministerium etwas neues baut.

    Aber bei der Garnisonkirche geht es ja um etwas ganz anderes, nämlich um ein schönes, historisches Bauwerk, das ein Stadtbild wieder bereichern soll. Wenn man den städtebaulichen Aspekt in den Vordergrund stellt, kann man auch als linker, atheistischer Pazifist für den Wiederaufbau einer einstigen Militärkirche sein.

  • Ja und deswegen hat Cuba auch nicht ihre Altstadte abgerissen und die meinte - klar, die Gebauden kam durch Kolonialismus aber Kaffee und Schokolade kam auch - und man kann diese Produkte trotzdem geniessen. Die Pyramiden war durch Sklaven angefertigt - soll die auch Weg? Die Chinesische Mauer? Terrakottakrieger? Die Mayapyramiden? Und ich finde eigentlich ist doch die Garnisonkirche nicht mehr belastet. Ich habe ehrlich probleme mit so ein moralisch-emotionale Bewertung von gegenständen.

  • Ich habe mal eine Frage an das Forum.

    Was wäre denn gewesen wenn man die Garnisonkirche als modernes Kirchengebäude mit Kirchenschiff (anderes Nutzungskonzept) schon vor Jahren wieder aufgebaut hätte und man jetzt vor der Frage stehen würde die Heilig- Geist- Kirche wieder zu rekonstruieren, mit Kirchenschiff. Die Lage der Heilig- Geist- Kirche auf der kleinen Insel finde ich ja heute noch toll und es ist für mich eine verpasste Chance auf eine Rekonstruktion. Auch in einer rekonstruierten Kirche hätte man nämlich ein Altersheim unterbringen können und ein Kirchturm mit Glocke, mit oder ohne Funktion.

  • Zitat von UrPotsdamer

    Dieses Forum bringt mich in die paradoxe Lage, als erklärter Konservativer und Befürworter des Wiederaufbaus der Garnisonkirche (Tauf-, Konfirmations- und Traukirche meiner Vorfahren) die Kritiker und Gegner verteidigen zu müssen. Danke für diese surreale Erfahrung!

    Haha :lachentuerkis::lachentuerkis: Ich musste gerade echt lachen, weil es mir genauso geht. Es ist wirklich fast schon amüsant, dass es einige Leute hier schaffen, mich in eine Position zu bringen, in der ich fast als links dastehe, verrückt das Ganze :lachentuerkis::lachentuerkis:

    APH - am Puls der Zeit

  • Das ist ja das Schöne an unserer Zeit, dass sich die kulturpolitischen Kontroversen so knapp zusammenfassen lassen, weil sie gar nicht subtiler sind. Nun muss eben jeder wissen, wo er sich positioniert, und zu wessen nützlichem Idioten er sich im Zweifelsfall macht.

    Eben und deshalb läuft auch jede intellektuelle Erörterung der Gegenposition ins Nichts. Die Gegner haben vielfach bewiesen, dass sie nix in der Rübe haben. Wer daran noch zweifelt, soll sich das Material zur Störung des Gottesdienstes ansehen.

  • Meister Lampe: die Frage finde ich interessant. (Hypothetischer Wiederaufbau der Heilig-Geist-Kirche) Ich vermute, die Chancen stünden schlechter. Dieses Forum wäre natürlich dafür, die Tomczak-Gruppe natürlich dagegen, der Durchschnittsbürger weniger skeptisch und die Geldgeber weniger spendenfreudig. Das letztere wäre dann der entscheidende Punkt. Die Garnisionkirche ist halt in jeder Hinsicht das bedeutendere Gebäude, trotz der idyllischen Lage der Heilig-Geist-Kirche.

  • Die Frage beim FAZ-Artikel ist: Was ist neu?

    Ich denke eigentlich nur der Gedanke der Herausdrängung aus der Stadt und die Beschreibung der Fachhochschule als "zartgliedrigen Bau der DDR-Moderne".

  • Gegen kritische Artikel habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden. Meinung bildet sich durch Dialog und durch Austausch von Argumenten.

    Was mich an dem FAZ-Artikel stört, sind die folgenden drei Punkte:

    • Der Autor stellt nicht nur seine private Meinung, sondern sogar seine Vermutungen als Tatsachen dar. Woher nimmt er einen "wachsende[n] Widerstand gegen ein auf Wiedergewinnung vormoderner Schönheit setzendes städtebauliches Leitbild"? Woher weiß er dass das "Fehlen [der GK] im Stadtbild ein halbes Jahrhundert nach seiner Beseitigung kaum jemand als wirklich schmerzhaft empfinden dürfte"? Sicherlich nicht aus repräsentativen Meinungsumfragen...
    • Der Autor stellt richtigerweise fest "In beiden deutschen Staaten wurden Bauten haftbar gemacht für das, was in ihnen stattgefunden hatte. Heutigen denkmalpflegerischen Standards entspricht das nicht." Und danach macht er genau das.
    • Außer dem Totschlagargument, die GK sei "symbolisch dermaßen kontaminiert" (welches, einheitlich angewandt, wahrscheinlich den Abriss mindestens eines Viertels aller historischen Gebäude weltweit rechtfertigen würde), glänzt der Artikel durch die vollständige Abwesenheit von Argumenten.

    Selbst als Kommentar entspricht dieser Artikel nicht dem Niveau, das ich sonst von der FAZ gewohnt bin.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • An der Baustelle geht es zur Zeit auch nicht richtig voran, seit einer Woche machen sie am ersten Bohrloch rum und kommen nicht weiter. Scheinbar gab es ein Problem mit der Pfahlbohrmaschine. Da wird es wohl nichts mit einer Bohrung pro Tag.

  • Ach du meine Güte,Lutz Boede ein führendes Mitglied von der Wählergruppe "Die Andere"will OB werden. Dieses linke Antifa Trüppchen überschätzt sich jetzt wohl. :daumenunten::kopfschuetteln:
    Aber man wird vielleicht staunen,wieviele Potsdamer Boede wählen werden.
    "Die Andere"wird ihren Wahlkampf nur in eine bestimmte emotionale Richtung steuern(Kitas,Schulen und Künstlerstätten statt "Nazikirche"und Barocker Mitte für die "Reichen"und natürlich erhalt der DDR Bauten.und das alles kommt am Ende immer gut beim Kleinbürger an.Mit diesen Dauerthemen lassen sich bestimmt nicht wenig Stimmen einfangen.
    Wenn auch"Die Andere" sonst nichts auf der Pfanne hat,aber immer Stimmung in der Stadt machen für oder gegen was,das kann sie,darin sind sie ja Jahrelang Geübt.
    Die mehr als genug eingetriebenen Unterschriften von den"Die Andere"selbstinitierten Bürgerbegehren(wenn auch Juristisch abgelehnt)lässt sie dann auch bei der OB Wahl für ihren Frontmann Lutz Boede hoffen.

  • Man kann seine Kandidatur auch positiv sehen: Er nimmt somit der linken Reichshälfte, konkret der Linken, den Grünen, den Sozialdemokraten und mittlerweile auch der CDU den einen oder anderen Wähler ab, womit vielleicht und im besten Fall die eine oder andere Partei es erst knapp nicht mehr in den Stadtrat schafft - das haben wir gerade in Österreich erlebt, wo durch die Spaltung der linken Kräfte, die Grünen komplett aus dem Parlament geflogen sind! Durch die immense Verschuldung im Wahlkampf und deren fast aussichtslose Situation, dass sie sich diese Schulden in Millionenhöhe nicht mehr erstatten lassen können, erleben sie außerdem gerade auch nun noch dazu ihr politisches Waterloo :-).

    Außerdem bündelt Herr Boede somit seine menschlichen, aber vor allem seine vermutlich ohnedies nur spärlichen finanziellen Kräfte in einem Gefecht, wo er nur verlieren kann und wo es für ihn im Verhältnis nur wenig zu gewinnen gibt, außer Publicity vielleicht, aber um welchen Preis frägt man sich. Er wird schon wissen, was er tut, wie immer ;-).

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    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf

  • Die Märkische Allgemeine Zeitung berichtet am 12.12.17:

    Abriss des Rechenzentrums nicht zwingend

    Das Kunsthaus im Rechenzentrum soll bis 2023 geräumt werden, um Platz für das Garnisonkirchenschiff zu schaffen. Laut Grundsatzbeschluss der Stadtverordneten von 2008 wäre diese Eile nicht nötig: Damals legte man fest, die „Entscheidung über einen eventuellen Wiederaufbau des Kirchenschiffs soll gesondert getroffen werden und künftigen Generationen vorbehalten bleiben“. [...]

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Bitte was! Natürlich ist der Abriss des RZ aber spätestens ab 2023 notwendig!Das Schiff steht auch nicht in Frage.Es wird die gesamte Kiche aufgebaut.Das ist das Ziel der Stiftung!Was faselt man hier von einer Entscheidung einem eventuellen Wiederaufbau des Kirchenschiffs der gesondert getroffen werden soll und künftigen Generationen vorbehalten bleiben. Eine Generation sind ca.25 Jahre und Generationen somit 50,75 oder100Jahre.Das kanns ja wohl nicht sein!!
    Ich denke wenn der Turm steht geht es auch mit dem Schiff weiter.
    Alles andere ist wieder einmal viel unnützes Gerede.