• Im Zusammenhang mit der Polemik um das geplante neue Hochhaus am Heumarkt und die drohende Aberkennung des Weltkulturerbestatus (wieso gibt's hier eigentlich noch keine Diskussion hierzu? Oder sollte ich sie nur übersehen haben?) hab ich eine Studie des Magistrats der Stadt Wien (Magistratsabteilung 21, Stadtteilplanung und Flächennutzung) gefunden, die sich mit der gewünschten zukünftigen Stadtentwicklung Wiens befasst und die mich schon etwas bestürzt:

    https://www.wien.gv.at/stadtentwicklu…pdf/h000031.pdf

    Zuerst wird der Begriff "Glacis" definiert, in dessen Bereich sich die Entwicklung abspielen soll, und das bedeutet den Bereich der alten Stadtmauer, welche im 19. Jhd abgetragen und durch die Ringstraße ersetzt wurde; dazu noch die Umgebung, welche nicht genau definiert und eher etwas schwammig umschrieben wird (Zitat): "Die Betrachtung der radialen Raumsequenzen, die diese Raumzone durchdringen, verlangt fallweise ein großräumiges Erweitern des Betrachtungsgebiets. Das gleiche gilt für die Auseinandersetzung mit großräumigen Blickbeziehungen (z.B. Achse Schwarzenbergplatz, Achse Belvedere, Wiental etc.)."
    Nach viel Geschwurbel (natürlich alles korrekt gegendert mit z.B. für mich neuen Ausdrücken wie "FußgängerInnenzonen", haha!) finden sich u.a. folgende Aussagen (Unterstreichungen von mir):

    Zum Hochhauskonzept Wien:


    Da steht zuerst zwar:

    "Das Hochhauskonzept Wien 2014 ordnet das ehemalige Glacis der Konsolidierten Stadt zu, in der für Hochhausentwicklungen der Grundsatz von Respekt und Zurückhaltung gegenüber der Qualität des Bisherigen gelten soll".

    Was "Respekt und Zurückhaltung gegenüber der Qualität des Bisherigen" bedeutet, sieht man am aktuellen Projekt des Hochhauses am Heumarkt...


    Dann steht weiter:


    "Die Bereicherung des Stadtbilds durch Akzentuierung des Höhenreliefs in räumlich markanten Situationen - stadtstrukturellen Schnittstellen, Stadtkan­ten, Aktivitätspolen, innerstädtischen Entwicklungsgebieten etc. - kann dabei durchaus er­wünscht sein. Die Hervorhebung und Stärkung markanter Punkte und Stadtkanten innerhalb der bestehenden Baustruktur durch Hohe Häuser (bis 35 Metern Höhe) und Hochhäuser (über 35 Metern Höhe), punktuelle Schwerpunktsetzungen, diskrete Vertikalentwicklung in zweiter, dritter Reihe und gezielten, das Umfeld belebende Systembrüche umreißen als Stichworte mögliche städtebauliche Verhaltensweisen für die Implementierung von Hochhäusern im Be­reich der Konsolidierten Stadt. Unter Berücksichtigung der Maßstäblichkeit in Relation zum Bestand können Hochhäuser dann vertretbar sein, wenn sie der lokalen urbanen Anreiche­rung, der räumlichen und funktionalen Klärung, der unter stadttypologischen und stadtsozio­logischen Gesichtspunkten sinnvollen Verwandlung der jeweiligen Situation zuträglich sind, strukturelle Defizite kompensieren helfen und die öffentliche Aneignung des Stadtraums unterstützen."

    Dann zum Weltkulturerbestatus steht zuerst wieder etwas beruhigendes:

    "Der Anspruch ist es, dass die Wiener Innenstadt in ihrer Authentizität auch weiteren Generationen erhalten bleibt."

    Das wird dann aber dadurch wieder ad absurdum geführt, dass im nächsten Satz steht:

    "Neben dem Schutz der Einzel­bauwerke ist die weitgehende Bewahrung aber auch die zeitgenössische Weiterentwicklung des Stadtbildes im und im Umfeld der beiden Welterbegebiete von Bedeutung."

    Also nix mit Authentizität...


    Abschließend:


    "Die aktuellen Diskussionen auf internationaler Ebene zeigen, dass sich zeitgemäße Stadtent­wicklung und der Status des Welterbe per se nicht widersprechen. So wurde in den diesbezüg­lichen richtungsweisenden Dokumenten der UNESCO, dem Wiener Memorandum aus demJahr 2005 und der im Jahr 2011 von der UNESCO-Generalkonferenz verabschiedete Empfehlung "Historic Urban Landscape" beschieden, dass lebendige Städte wie Wien eben nicht zu einem Museum verkommen dürfen, sondern dass die Stadtentwicklung sehr wohl die Ansprüche einer modernen Stadt zu berücksichtigen hat. Es ist jedoch auf die Maßstäblichkeit und die Di­mension neuer Bauwerke zu achten. Denn es ist das vorrangige Ziel, die sogenannte Authenti­zität einer Welterbestätte nicht negativ zu beeinträchtigen. Eine zeitgemäße Architekturspra­che steht keinesfalls im Widerspruch zum Welterbe, denn jede zeitliche Epoche verlangt nach ihrer eigenen Architektursprache, so das Wiener Memorandum."

    Dass auf "Maßstäblichkeit und die Di­mension neuer Bauwerkezu achten" sei, ist angesichts des Heumarkt-Hochhauses geradezu Hohn.

    Hier zwei Visualierungen des geplanten Hochhauses:

    http://images.derstandard.at/2016/05/13/eis…Artikelbild.jpg
    https://lachkovics.files.wordpress.com/2014/07/beethovenp-1.jpg

    Es steht also zu befürchten, dass, wenn das Hochhaus am Heumarkt wirklich gebaut wird, der zukünftigen Verschandelung des Wiener Stadtbildes durch weitere Hochhäuser am Ring oder sogar Eingriffe in das innere Zentrum Tür und Tor geöffnet werden.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

    Einmal editiert, zuletzt von Leonhard (25. April 2017 um 16:42)

  • Soeben erhalten:

    An: kontakt@stadtbild-deutschland.org
    Gesendet: 25.04.2017 18:16:59
    Betreff: UNESCO Weltkulturerbe Wien - Drohende Aberkennung
    ich bin seit ca. 3 Jahren sehr interessierter Leser Ihres Diskussionsforums über Rekonstruktionen und Stadtreparatur in Deutschland und in Österreich und bin seit 2 Monaten Mitglied der "Initiative Denkmalschutz" in Wien.
    In Wien gibt es derzeit leider eine regelrechte Abrisswelle von Gründerzeithäusern und teilweise noch deutlich älteren Gebäuden. Vor allem in den ehemaligen Vorstädten werden auch Häuser aus dem 16. Jh. abgerissen. Und es gibt seit einigen Jahren eine massive Zerstörung des Stadtbildes durch die Errichtung von zahlreichen Hochhäusern im Umfeld des historischen Zentrums. Besonders das Projekt eines Luxuswohnturms am Wiener Heumarkt, der sich in der Schutzzone der UNESCO befindet, könnte zur Aberkennung des Weltkulturerbestatus führen. Dies wäre ein Dammbruch und würde eine Welle weiterer Hochhausprojekte im Zentrum nach sich ziehen.
    Sie haben dankenswerterweise bereits am 19. März 2017 auf Ihrer Facebook-Seite darüber berichtet. Es gibt seit Februar eine Online-Petition gegen das Hochhausprojekt, die mittlerweile bereits über 4.700 Unterstützer hat und noch 2 Wochen läuft.
    Ich habe eine große Bitte.
    Ich möchte Sie ersuchen, den sehr guten Artikel "Selbstzerstörung einer Kulturstadt" in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
    http://www.faz.net/aktuell/feuill…n-14907911.html
    nochmals auf Ihrer Facebookseite zu posten gemeinsam mit einem Link zur Petiton.
    https://www.openpetition.eu/at/petition/on…wiener-heumarkt
    Wir brauchen hier unbedingt Ihre Unterstützung aus Deutschland!
    Ich möchte in diesem Zusammenhang aber gerne anonym bleiben und darf Sie ersuchen, meinen Namen nicht zu erwähnen.
    Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung im Voraus!
    Mit besten Grüßen nach Deutschland,
    *****

  • dito.!

    Damit die Petition auch gut sichtbar ist, hier nochmal extra:


    Stoppt das Hochhausprojekt am Wiener Heumarkt


    https://www.openpetition.eu/at/petition/on…wiener-heumarkt


    "Im Ringstraßenareal mit seinem weltweit einzigartigen Wechsel zwischen Freiräumen und repräsentativen Bauten droht eine Öffnung für spekulative Neubauten. Im Kernbereich des Welterbes, direkt am Wiener Heumarkt, zwischen dem Wiener Konzerthaus und dem Wiener Stadtpark ist ein Luxuswohnturm geplant. Vom Wohlwollen der Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl getragen, die damit für die Errichtung von Wohnungen in der obersten Luxusklasse mit freiem Blick auf die gesamte Wiener Innenstadt und letztlich für einen Ausverkauf der gesamten Ringstraßenanlage das Startsignal geben.
    Wir fordern:1. Den sofortigen Stopp des Umwidmungsverfahrens.2. Den Neustart und die Revision des Projekts unter Einhaltung der Auflagen der UNESCO.3. Freihalten des öffentlichen Raums und Erhalt des niedrigschwelligen Zugangs zum Gelände des Wiener Eislaufvereins.4. Festlegung der Kern- und Pufferzonen sämtlicher Wiener Welterbestätten als Auschlussgebiete für Hochzonungen mit privaten Nutzungen in den zugrundeliegenden Planungsinstrumenten (Managementplan, Masterplan Glacis, Hochhauskonzept).5. Rückhaltlose Offenlegung in allen Vorhaben der Stadtplanung zur Wahrung der Interessen der Allgemeinheit."


  • Da gebe ich recht, dass es mehr Druck von Außen braucht. In Österreich ist man es gewohnt, generell nie etwas gegen oder für etwas zu unternehmen – es ist ein relativ langsames Volk im Gegensatz zu anderen Ländern. Aber die Wiener wären trotzdem dankbar, wenn das eigene Stadtbild geschützt werden würde.

    Maria Vassilakou hat ihre Parteimitglieder zu dem Projekt gefragt. Von Anfang an war klar, dass wenn es eine Wahlbeteiligung von über 50% gibt und über 50% dagegen stimmen, die Partei das Projekt nicht mehr befürworten darf. Genau das ist dann geschehen. Maria Vassilakou wollte sich aber anscheinend nicht mehr an das Resultat binden, und verkündete, den Gemeinderat zum Projekt abstimmen zu lassen. Wir wissen genau, dass der Gemeinderat das Projekt befürworten wird, wenn man sich das geistige Niveau dort anschaut, was doch sehr stark "provinziell" ist (ohne ländliche Gebiete negativ runtermachen zu wollen). Man stelle sich vor, der Gemeinderat stimmt dagegen, wen lässt sie dann abstimmen? Quasi bis die Antwort "Ja" kommt … das nenne ich Demokratie! Ihr stimmt mit Nein? Kein Problem, wir machen das Ergebnis einfach passend, und wiederholen das ganze, bis wir mit der Antwort zufrieden sind.

  • Fast geschafft! Man arbeitet ja in Wien schon lange drauf hin, endlich den Titel loszuwerden...

    Zitat von faz.net

    Unesco setzt Wien auf Rote Liste


    Ein geplantes Hochhaus bringt den Status der Wiener Altstadt als Unesco-Weltkulturerbe in Gefahr, und Annette Bening wird Jury-Vorsitzende des Filmfestivals von Venedig: Kurze Kulturmeldungen im Überblick.

    Die malerische Altstadt Wiens steht ab sofort auf der Roten Liste des gefährdeten Weltkulturerbes. Wegen eines geplanten Hochhauses sei das gesamte Ensemble in Gefahr, seinen Charakter zu verlieren, begründete das Unesco-Komitee an diesem Donnerstag in Krakau seine Entscheidung. Die Änderung der ursprünglichen Höhe des Wohnturmes von 75 Meter Höhe auf 66,3 Meter sei unzureichend, befand die Unesco. Der Gemeinderat im rot-grün regierten Wien hatte die Baupläne am 1. Juni abgesegnet.
    [...]
    Der Tourismusverband hatte aber bereits zu erkennen gegeben, dass die Attraktivität von Österreichs Hauptstadt auch bei einer Aberkennung des Welterbe-Status' nicht leiden werde.

    http://www.faz.net/aktuell/feuill…k-15094004.html

    Der Tourismusverband hat wahrscheinlich nicht ganz kapiert, wofür Weltkulturerbetitel vergeben werden...

  • Die Überschrift ist ein bisschen komisch und geht an unserer Befindlichkeit vorbei:


    Zitat von bauwelt

    Für ein belangloses Hochhaus opfert Wien den Welterbe-Status seines histo­ri­schen Zentrums.


    Mit Verlaub, dieser "Welterbe"schmonzes ist einer selbstbewussten Stadt wie Wien herzlich egal. Man definiert sich nicht dadurch, dass man auf einer "Welterbe"-Liste steht. Wie denn auch, gibt es europaweit (das andere zählt eh nichts) viele bessere Städte wie die unsere? der UNESCO-Papiertiger soll irgendwelche Negerkrals in Afrika schützen oder sonst was, aber uns in Ruhe lassen. So denkt man hier, etwas inkorrekt, aber weanerisch.
    Die Überschrift müsste lauten:
    Für ein .... opfert Wien den berühmten Canaletto-Blick oder sein Stadtbild etc.

    Jetzt verhält es sich leider so, dass der Häupl-Administration unser Stadtbild scheißegal bis zum Gehtnichtmehr ist. Dh vielleicht ist es gar nicht so egal, vielleicht ist denen an der kontinuierlichen Verhässlichung sogar gelegen, was aber im Resultat schwer zu entscheiden ist.
    Dass sich die Stadtregierung damit sicher nicht beliebt macht, ist ihnen auch wurscht, laufen doch die Wiener (und überhaupt die gesamtösterreichischen) Wahlen unter den Motto: Hauptsache FPÖ verhindern, alles andere ist primär (gut, dieser Kalauer entstammt dem Fußballerdeutsch, zugegeben, die Wiener Genossen sind derweil noch gebildet genug, zwischen primär und sekundär zu unterscheiden, wer weiß, wie lange noch).
    Kurzum, zumal auch die Grünen für diesen Schwachsinn gestimmt haben, wird sich nichts Entscheidendes am Wahlverhalten ändern: wer JETZT noch rot wählt, ist idR gegen kulturpolitische Kleinigkeiten wie diese hier vollends immun, und die paar intellektuellen Ausnahmen können eben nicht in Richtung grün ausweichen.

    Wien opfert also wieder einmal sein Stadtbild, den Unesco-Kram braucht ohnedies niemand, auch die Tourismuswirtschaft nicht, Wien ist keine pittoreske Kleinigkeit wie Krumau oder Teltsch, die davon leben.

    Persönlich muss ich sagen, dass mich andere Sachen mehr erregen als dieses Türmchen. Das erste Bild in der Bauwelt ist ... nun ja, sehr gehässig. Der eigentliche Canaletto-Blick wird nicht verstellt, der beginnt erst weiter links. In diese Richtung gibt es ohnedies nichts zu sehen. Eine entbehrliche, sicher unschöne Landmarke, mehr nicht. Ehrlich gesagt sind wir allein durch die Dachausbauten in der Inneren Stadt weit Schlimmeres gewöhnt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Übrigens, vielleicht etwas "off topic", weil es hier eigentlich um aktuelle Stadtentwicklung & Baugeschehen geht – aber wieso wurden in so vielen Ländern, auch in anderen viel ärmeren Kontinenten wie Südamerika, damals schon enorm viele Häuser aus Stein gebaut (also ich rede um der Zeit von 1900 ca.) und östlich der Schweiz, also in Österreich, Tschechien, Deutschland, etc. weniger? Die Altbauten hier sind alle aus Ziegeln, die Fassaden aus Putz. Im Rest der Welt schienen der Großteil der Fassaden eher aus Stein zu sein.

  • Zur Frage von SeanApollo ein Versuch zur Beantwortung:
    Die Verwendung des Baumaterials hing in alten Zeiten vom örtlichen, regionalen natürlichen Vorkommen in den Gebirgen oder Ebenen ab. Gab es Mittelgebirge, wurde der dort anstehende Stein gebrochen und als Baumaterial verwendet. Also meist Sandstein oder Kalkstein. Gab es keine Mittelgebirge, aber Tonvorkommen in den Niederungen wurden daraus Ziegelsteine gebrannt, wie z.B. in den norddeutschen Tiefländern, was die Ausbildung der norddeutschen Backsteingotik herausforderte.
    Der Steinbau wurde von den Römern kultiviert. Lange noch unter römischer Verwaltung stehende Provinzen, die nicht von der Völkerwanderung ergriffen wurden tradierten die römische Bauweise. Die Germanen brachten ihren Holzbau mit und mieden die römischen Städte und den Steinbau, entwickelten eine eigene Bautradition, die schließlich den Fachwerkbau entstehen ließ. In den romanischen Ländern, wie Frankreich, Spanien, Italien, deren Sprachen aus dem Latein entstanden brach die römische Bautradition nie ganz ab, trotz aller Völkerwanderungswirren und konnte nach der Etablierung neuer Reiche weiter fortgeführt werden. Deshalb im Westen und Süden Europas mehr Steinbau.
    In den Kolonien wurden freilich auch Herrschaftsarchitekturen nach europäischem Muster repräsentativ in Natursteinverkleidungen ausgeführt. Es sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, daß der eigentliche Rohbau der Gründerzeitbauten überall meist aus kostengünstigeren Ziegeln errichtet wurde und der Naturstein nur eine Verkleidung/Vormauerung darstellt bzw. kolosalen Säulenordnungen vorbehalten blieb. Schön nachzuvollziehen z.ZT. am Wiederaufbau des Berliner Schloßes.
    Fachlich sicher zu ergänzen, was ich gerade vereinfacht dargestellt habe.

  • Im Deutschsprachige Bereich ist WIEN unbestritten am erster Stelle!!! Berlin, München, Hamburg und Leipzig sind WIEN weit unterlegen. Allen zweit oder sogar dritrangig. Grosse Bauten sind in D. nach dem Krieg meistens allen verschwunden. Berliner Dom und Reichstag sehen beiden plump und "nicht harmonisch" oder sogar wenig beeindruckend aus, weil so vielles an Schmuck ihnen fehlt. Hätte man der Dom im Originalzustand versetzt wäre der Dom riesigen Eindruck machen ..... halte dieses für eine der am schlimmsten Fehler der Deutsche Wiederaufbau gleich mit die Abstuckung der ehemalige Gründerzeitbauten an den vielen Berliner Alleen (Boulevards?) und Plätze und Abbruch von hunderten (beschädigte) Grossbauten der Gr.Zt. Hätte der Dom in Leipzig gestanden, dann hätten wir sie staunen können........

    London, Paris, Rom, Budapest, Madrid und St. Petersburg und auch Mailand, Barcelona und Turin bieten allen Grosstadt Flair mit bedeutende Architektonische Ensembles. Stockholm und Kopenhagen haben daneben auch viel zu bieten.

    Aber danach ???

  • Man sollte Wien nicht idealisieren, es gibt viele schöne Orte im Zentrum (Erster Bezirk) und im Nahbereich drumherum, die auch gut instand gesetzt sind, aber das war es auch schon, und flächenmäßig ist das jetzt kein besonders großes Areal. Deshalb bekommt man in Wien auch kein Großstadtfeeling, weil man 15 Minuten vom Zentrum bereits in nichts-sagenden Gegenden steht. In anderen Städten gehst du stundenlang und du spürst noch immer, dass du dich in einer richtigen Metropole befindest.

    Und auch in Wien gibt es entstuckte Häuser, und das nicht gerade wenige. Ganze Bezirke und Häuserblocks sind mit solchen Häusern versehen, wenn du Wien als Ganzes nimmst, ist womöglich sogar der Großteil der Bauten in einem solchem Zustand. Das, was noch steht, ist in der Regel eher minderwert saniert, es sei denn es befindet sich wirklich im Zentrum.

    Ja, und dann hast du noch hier und da ein paar nette Ecken wo alles top aussieht – meistens ist das ein kleiner Platz oder Teil eines Straßenzuges, während alles drumherum wie im Ostblock ausschaut.

  • Na ja, ganz so ist das wieder auch nicht, sogar trotz Häupl-Administration. Natürlich sind Rom und Paris großflächiger und auch geschlossener, aber ... eben nicht Wien. Diese Platzfolge in der Inneren Stadt, diese Kleinteiligkeit, Vielschichtigkeit und Pittoreskheit macht uns keine andere Stadt so schnell nach. In Paris schaut doch jede Ecke irgenwie gleich aus.
    Rom ist natürlich eigenes Kapitel und Kaliber. Aber zeig mir in Rom einen Michaeler- oder Franziskanerplatz...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Sorry, ich bin heute etwas krank, daher geht es mit der Galerie erst morgen weiter. Trotzdem sei kurz erwähnt dass man Wien, wie Sean Apollo schreibt, nicht irealisieren sollte. Die Kerninnenstadt ist ohne Zweifel ein Traum, aber auch dort gibt es die ein oder andere zweifelhafte Bauentscheidung, wie hier, direkt am Stephansplatz

    Auch muss ich sagen, dass es in der Rotenturmstraße runter zum Donaukanal dann auch zunehmend sehr dünn wurde. also es ist nicht alles nur eitel Sonnenschein.

    Und auch das gesamte Gebiet um den neuen Wiener Hauptbahnhof dürfte nicht jedem im APH gefallen und dieser liegt direkt am Schloss Belvedere



    Eherlicherweise war mir das gesamte Quartier drumherum nicht in bester Erinnerung, habe aber leider keine Fotos gemacht, also auch das ist Wien.

    APH - am Puls der Zeit

  • Das mit dem Hauptbahnhof gegenüber vom Schloss Belvedere ist ein hartnäckiges Gerücht. Vom Belvedere aus blickt man in das Grün des Schweizerparks. Rechts von diesem liegt das Bahnhofsareal. Durch den Abriss des Südbahnhofs und den verschobenen Neubau des Hauptbahnhofs ist dieses vom Belvedere sogar abgerückt.
    Der neue Hauptbahnhof ist natürlich keine Schönheit. Ganz allgemein kann gesagt werden, dass Bahnhöfe in Wien keinen besonders hohen architektonischen Stellenwert genießen. Fast alle sind abgerissen worden, ob kriegszerstört oder nicht, ja bereits lange vor dem Kriege.
    Friedhöfe sind uns wichtiger, entsprechen eher unsere Lebensart.

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  • Deshalb bekommt man in Wien auch kein Großstadtfeeling, weil man 15 Minuten vom Zentrum bereits in nichts-sagenden Gegenden steht.

    Das finde ich jetzt nicht, die erhaltene historische Bebauung ist doch wirklich flächenmäßig sehr groß und übertrifft meines Erachtens sogar mengenmäßig Prag oder Budapest. Das historische Zentrum von Paris ist sicherlich größer, dafür hat der Ballungsraum aber auch 12 Mio. Einwohner - und Paris ist außerhalb des Zentrums ziemlich grauenhaft zubetoniert (man schaue sich nur mal Grenelle gleich jenseits des Champs de Mars an).

    Außerdem ist man ja als Deutscher nicht gerade verwöhnt mit Stadtzentren - in Stuttgart besteht das "historische Stadtzentrum" gerade mal aus zwei Plätzen, von denen einer eher eine Grünanlage ist.

  • Nun, mit italienischen Großstädten und mit Paris kann Wien an Ausdehnung der historisch/architektonisch relevanten Bezirke in der Tat nicht mithalten.
    Was Prag betrifft, so ist es nicht ganz einfach. Die unbestrittenen Altstadtteile Hradschin- Kleinseite-Altstadt ergeben schon eine Riesenfläche. Dazu kommen noch Josefstadt und Neustadt.
    Was hat Wien dagegen zu bieten? Innere Stadt, kleinere Zellen à la Spittelberg, St. Ulrich, Neubau, Innere Josephstadt, Marginale Reste in Mariahilf, um den Margarethenplatz, um die Wiedner Hauptstraße, Ungargasse und Rochusmarkt sowie um die Taborstraße. Große Schlossanlagen um Belvedere, Schönbrunn und Liechtensteinpalais, Augarten sowie um kleinere Palais. Einige Barockkirchen in den Vorstädten in einigermaßen stimmungsvollem Ambiente, dazu historische Vororte wie Nussdorf, Heiligenstadt nebst einigen noch dörflicheren Weihauerorten an den Stadträndern, dazu historische Zentren wie Penzing, das ausgedehntere Hietzing (nicht zu unterschätzen).
    Die Historismusviertel werden nur in diesem deutschen Forum besonders geschätzt, da man dergleichen in D offenbar nicht mehr hat (überhaupt in dieser Ausdehnung). Ich behaupte, dass es derlei in nahezu allen Metropolen Mitteleuropas gibt, meist sogar besser erhalten.
    Aufgrund der Vielzahl an Substanz in den Vorstädten und Vororten kann man Wien und Prag tatsächlich schlecht miteinander vergleichen. Der pessimistische Befund von Sean Apollo ist glücklicherweise verfehlt.
    Wer ein großflächiges, lückenloses Altstadtgebiet gegenüber den Wiener Kirchen, Schlössern und kleinteiligen Vierteln vorzieht, der ist in Prag weit besser aufgehoben. Prag ist sicher monolithischer und übersichtlicher. Auf ersten Blick ist es Wien weit überlegen, bei näherer Betrachtung vermag Wien etwas aufzuholen. Ob's letztlich für ein Unentschieden reicht, ist Geschmacksfrage.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (15. November 2017 um 15:11)