• Latrinengespräche aus Wien: Das Bundesdenkmalamt soll einmal jemand verstehen....architektonische Grauslichkeiten und Abrisse von Denkmalen gehen für diese "Behörde" OK, aber für eine historische WC Anlage ist es jetzt leider vorbei - Danke übrigens, dann das hätte nicht sein müssen...schxxx Dogmatiker. Wenigstens hat sich der Bezirksvorsteher bei der anderen Anlage durchsetzen könnne, die mun "originalgetreu" saniert wird.

    http://wien.orf.at/news/stories/2691162/

  • Ein wie ich meine interessanter und sehr gangbarer Ansatz für eine heutige Wiener Architektursprache mit einem neuklassischen Hauch:


    Originallink

    Der Entwurf stammt vom Wiener Büro Ortner & Ortner Baukunst.

    Eine gewisse satirische Qualität steckt in der Beschreibung durch das Büro:
    "Stadtvillen Vorgartenstraße: Die vorgesehene langgestreckte Wohnhauszeile wird in drei Teile geteilt: Daraus ergeben sich drei Stadtvillen mit eigenem Gesicht und Identität. In ihren Fassaden unterscheiden sich die Häuser geringfügig voneinander. Gemeinsam bilden sie ein Stück metropolitaner Qualität, das sich freundlich von den umgebenden architektonischen Bemühungen distanziert, Wohnmaschinen mit ausdrucksstarker Architektur zu erfinden."

    :biggrin:

  • Die Satire ist aber doch gerade in dem nicht von dir fett markierten Teil enthalten.

    Stadtvillen? Pah! :daumenunten:

    Ortner & Ortner wollen wohl ein architektonisches Feld bespielen, für das sie keine Fähigkeiten und Talente mitbringen. Schau doch mal den ganzen Mist in deren Portfolio an.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nein das ist nicht im Geringsten klassisch, das ist einfach nur Raster-Tristesse, eben auch nur Wohnmaschinen. Aber von diesem Büro kann nichts Besseres kommen.

    In dubio pro reko

  • Was soll daran trist sein? Zum metropolitanen Bauen gehört nun mal auch eine gewisse Dichte, die hier mit einem gewissen Anspruchsniveau, mit Lisenen, Gesims und pariserisch anmutender Dachlandschaft Gestalt angenommen hat. In außerdeutschen Großstädten ist es weithin selbstverständlich, sich zur Dichte zu bekennen und diese architektonisch in den Griff zu bekommen. Die vorgestellte Lösung würde auch Berliner Wiederaufbauquartieren nicht schlecht zu Gesicht stehen.

  • erbse

    Vielen Dank für den interessanten Beitrag über die geplanten "Stadtvillen"! Man muss sich vorstellen, dass fast alles was in Wien an Neubauten die letzten Jahre hochgezogen wird, ansonsten sehr den ausgelutschten Beispielen links und rechts der in der Visualisierung der Stadtvillen entspricht. Mit anderen Worten, dass die Neubaugegenden in Wien - für unsere bundesdeutschen Freunde zum Verständnis - eher der "Qualität" der Dresdner Neubauten (abgesehen vom Lichtblick Nöfer, der hoffentlich in DD kommen wird) als denen der gerade im Forum so gepriesenen hervorragenden Beispielen in zB der Weltstadt Berlin entspricht. Als Wiener muss man schon heilfroh darüber sein, dass endlich einmal etwas halbwegs klassisch nachhaltiges in dieser Größe endlich einmal gebaut werden soll! In diesem Sinn bin ich über dieses Projekt schon sehr glücklich.

  • @Vulgow und Königsbau: Schaut euch bitte mal das sonstige Neubau-Niveau in Wien an. Angesichts dessen muss ich euch leider Realitätsverlust unterstellen. Denn dieser Ortner-Entwurf ist hinsichtlich Fassadenstruktur, Farbe, Dachform und angedeutet sogar im Hinblick auf die Fenster ein wirklicher Fortschritt gegenüber dem totalitären und alles negierenden Wiener Modernismus.

  • Geh bitte! Das ist doch wie ein 70er-Jahre Wohnblock mit aufgepappten Lisenen! Alleine die Fenster(Formate) sind doch zum Kotzen! Schuhschachtel bleibt Schuhschachtel, egal ob mit Strichcodefassade oder würgreizhervorrufenden pseudohistorisierenden Dekorationen! Nicht einmal das Argument, der Bau wäre sonderlich angepasst, zählt. Denn erstens haben diese Formen rein gar nichts mit dem schönen Wiener Historismus zum tun, zweitens ist hier ja nicht einmal eine ununterbrochene Straßenfront. Das ist ausschließlich geschmackloser Schrott. In jeder Bauhausschuhschachtel steckt mehr Kreativität.

  • Du hast eine absolute Meinung, die du als Faktum hinstellen möchtest. Ich sehe das eben anders und erkenne einen leicht ansetzenden Heilungsprozess hin zu traditionellerer Formensprache, gewissermaßen einen ersten postmodernen Versuch. Er ist nicht überzeugend, aber es ist ein Versuch. Das kann sich weiter entwickeln und verstetigen, am Ende gibts vielleicht fast ein Berliner Niveau. Ich traue Wien das zu. :)

  • Für mich gehört eine entsprechende "historische" Beleuchtungsausstattung zu einer stimmungsvollen Ausstattung einer Altstadt und ist ein unzertrennlicher Teil davon! Leider ist die Stadtregierung hier einer anderer Meinung, sodaß ich vermute, dass Wien die einzige Altstadt besitzt ohne adäquater historischer Beleuchtung! Schade!


    Das sehe ich absolut genau so! Man muss nur einmal nach Paris gehen um zu erkennen, welchen Einfluss historische Beleuchtung, historische Litfaßsäulen und historische Straßenuhren haben!!! Ich bin sehr froh, dass Berlin zumindest in einigen Bereichen wieder vermehrt auf historische Kandelaber setzt. Wien würde das auch gut tun und hätte in Wien auch mehr Wirkung! Und es ist nicht so, dass historische Leuchten in der heutigen Zeit nicht mehr zu bekommen wären. Siehe:

    http://www.produkte24.com/cy/semperlux-a…/seite-234.html

    Allein es fehlt der Wille!

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

  • Er ist nicht überzeugend, aber es ist ein Versuch. Das kann sich weiter entwickeln und verstetigen, am Ende gibts vielleicht fast ein Berliner Niveau. Ich traue Wien das zu. :)


    Und das Berliner Niveau ist schon das niedrigste mögliche,
    das sich gerade noch historistisch nennen darf. Eigentlich schon traurig über
    welch kleine Schritte wir gezwungen sind uns zu freuen. Aber ich stimme dem zu,
    jeder noch so kleine Versuch ist besser, als so weiterzubauen wie bisher. Vielleicht
    werden unsere Architekten dann ja in ein paar Jahren mutiger.

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

  • Hallo,
    ich finde es etwas verwirrend, dass es gleich zwei Themenfäden zum Wiener Baugeschehen gibt, zumal dieser hier sich in der Galerie befindet, wo er doch eher nicht hingehört.

    Daher würde ich eine Verschmelzung damit vorschlagen: Wien - Stadtentwicklung und Baugeschehen

    So viele Beiträge sinds ja nicht. VG

  • Man sollte aufpassen: Wenn man irgendwann wieder im alten Stil baut, sprich, wenn es jeder so macht, diese Neubauten aber „falsch“ gebaut werden, sollte man aufpassen, dass dadurch echte Altbauten nicht noch mehr gefährdet werden.

    Ich seh schon das Argument … "Ach das reißen wir ab, da kommt eh ein neues altes Haus hin!"

    Und dann wird so etwas hingegackt:

  • @ Sean Apollo: Das ist in der Tat ein Phänomen, dass wir bei aller Liebe für historisierende Bauten beachten sollen: Das historische muss m.E. Vorrang vor Neubau haben. Das von Dir gepostete Gebäude ist prinzipiell sehr schön, aber wenn dafür ein Altbau weichen musste, sieht das m.E. schon wieder ganz anders aus.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ist das nicht etwa die Kärntner Strasse 9 in Wien?

    Wenn ja, dann ist das ein Altbau, der nur irgendwann einmal teilentstuckt wurde. Leider hat dem Architekten das notwendige Feingefühl für die Sanierung gefehlt. Als Neubau wäre es natürlich OK - so niedrig sind schon unserer Maßstäbe...

  • Genau das ist auf der Kärtnerstraße, ich glaube das ist der "Forever 21" wenn ich mich nicht irre. Ist in der Tat ein Altbau, wurde irgendwann flachgemacht und dann später (irgendwann in den letzten Jahren) wieder bestuckt. Es zeigt aber m.M.n., wie es eben nicht sein sollte. Mir gefällt es nicht.

    Da gibt es neue Altbauten in Wien, die bei weitem besser gelungen sind. (da fällt mir immer wieder die Adresse Schwarzenbergplatz 3 ein).

    Mir wäre es fast lieber, der Unterschied zwischen alt und neu ist größer. Dieses Gebäude vermittelt für mich einfach nicht den Charme eines alten Hauses, wie es Altbauten üblich tun. Und das kann auch bei Leuten passieren, die sich mit dem Thema gar nicht auskennen, und schon hat der Begriff „Altbau“ etwas Negatives, weil der Laie sich nicht auskennt und den Begriff dann mit solch einem Gebäude verbindet.

    Ich bin aber schon sehr „streng“, das weiß ich. Ich finde die ganzen Rekonstruktionen in Deutschland z.B. auch faszinierend, aber sie wecken bei mir irgendwie nicht wirklich etwas. Im Grunde sind sie nur - Bitte nicht schlagen - Betonklötze mit Fassaden. Für mich sind auch Innenräumen wichtig, k&k ziegeln, alte Bauweisen mit Holzbalken, etc., zu wissen, da haben Leute wirklich harte Arbeit geleistet, um das zu Stande zu bringen, haben Ziegel für Ziegel das Haus händische aufgebaut, schwere Balken am Dach montiert, etc. Wenn man weiß, dass ein LKW innerhalb von 5 Minuten irgendwelche vorgefertigten Betonplatten hingestellt hat, und die Basis des Hauses ab diesem Moment schon geschaffen war, dann ruiniert das ein bisschen den „Traum“ für mich. Aber gut, jetzt bin ich schon total vom Thema abgekommen…

  • Die Kärnternstraße muss nach dem Krieg dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend purifiziert worden sein - hier der Zustand vor 2011:


    Bei der Renovierung durch die Signa Holding, stieß man auf Verzierungselemente am Balkon und man entschied sich für die aktuelle "Behübschung"

    Leider hat das gar nichts mit der ursprünglichen Fassadengestaltung zu tun:

    Quelle Bildarchiv OENB
    Es ist das Haus in der Bildmitte mit dem "Montblanc"-Schriftzug in Neonröhren im Erdgeschoss

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist