Krakau (Galerie)

  • War ein paar Tage in Krakau und habe jetzt eine neue Lieblingsstadt!


    1. Der Wawel
    Residenz der polnischen Könige und Ursprung der Stadt
    auf einem Hügel über der Weichsel gelegen.


    2. Wawelkathedrale


    3. Die Kathedrale ist Krönungskirche der Könige von Polen.
    In der Krypta Grablegung derselben.
    (darunter August I. der Starke. Kurfürst von Sachsen, sein Herz freilich ist in der Dresdner Kathedrale)


    4. Wawelschloß, ein Stück des Innenhofes


    5. Blick vom Wawel nach Osten über den Stadtteil Kazimierz


    6. Blick vom Wawel auf St.Peter und Paul


    7.


    8. Blick zum Wawel


    9. Jede Menge Kirchen


    10.


    11. das einzige moderne Gebäude in der Altstadt. die Unesco-Weltkulturerbe ist, ist diese kürzlich fertiggestellte Touristeninformation. Die Glasfassade ist außen mit einer Art Kupferlamellen behängt, die auch drehbar sind, so daß die Lichtdurchlässigkeit reguliert werden kann.


    12. der berühmte Hauptmarkt Rynek G?ówny mit der Tuchhalle ist der Mittelpunkt der Stadt.


    13. Am Rynek G?ówny steht auch
    die Krakauer Marienkirche, das Wahrzeichen der Stadt


    14. Blick aus Richtung Marienkirche auf die Tuchhalle.
    Dahinter der Rathausturm.


    15. Die Altstadt ist alles Fußgängerzone mit unzähligen Kneipen, Straßencafes, Geschäften


    16. Der kleine Markt Maly Rynek ist etwas östlich vom Hauptmarkt


    17. Am nördlichen Rand der Altstadt befindet sich der Prachtbau des Juliusz S?owacki Theaters


    18. Nicht weit davon das Florentiner Tor mit der halbkreisförmigen Barbakane als erhaltener Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung.


    19. Die Altstadt ist von einem Ring aus Parkanlagen umgeben.
    Daran schließt sich die jüngere Bebauung des 19. und frühen 20.Jahrhunderts an.


    20.


    21.


    22. Der Hauptbahnhof wurde vollständig erneuert, das Empfangsgebäude denkmalsgerecht saniert, daneben entstand die riesige Shoppinggalerie "Galeria Krakowska"


    23. Fahrkartenschalter im Hbf


    24. Hauptfeuerwache im Tudorstil


    25. Hotel Royal aus der Belle Epoque


    26. viele Gebäude sind natürlich noch grau und unsaniert.
    Aber von der Substanz her gibt es in Deutschland nichts vergleichbares


    27. Fassade eines Bankgebäudes


    28. Zum Schluß nochmal die Marienkirche
    Die Pracht im Inneren der Kirche mit dem Hochaltar von Veit Stoß haut einen fast um!

  • Herrliche Stadt mit offensichtlich angenehmer Atmosphäre. Sollte man auch mal besuchen, sicher ebenso sehenswert wie Breslau (meine Lieblingsstadt, neben Nürnberg) oder Grünberg. Im richtigen Polen war ich selbst auch noch nie; das wird nächstes Jahr aber nachgeholt; in einem Eisenbahntrip vom Oberschlesischen Industrierevier über Krakau bis Lublin. Schrittempo, dafür pünktlich und preiswert....auch die Unterkünfte.

    In Krakau sollte unbedingt Nowa Huta auf der anderen Weichselseite mitgenommen werden. Polnischer Arbeiterbarock; zumeist noch unsaniert. "Versailles als Stahlwerk", und garantiert ned touristenüberlaufen. ;)

    Ist letzteres in Krakau der Fall(hallo, Rothenburg) oder ist es als "Normaltourist" doch einigermaßen erträglich ?

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Wissmut"

    Herrliche Stadt mit offensichtlich angenehmer Atmosphäre. Sollte man auch mal besuchen, sicher ebenso sehenswert wie Breslau (meine Lieblingsstadt, neben Nürnberg) oder Grünberg. Im richtigen Polen war ich selbst auch noch nie; das wird nächstes Jahr aber nachgeholt; in einem Eisenbahntrip vom Oberschlesischen Industrierevier über Krakau bis Lublin. Schrittempo, dafür pünktlich und preiswert....auch die Unterkünfte.

    In Krakau sollte unbedingt Nowa Huta auf der anderen Weichselseite mitgenommen werden. Polnischer Arbeiterbarock; zumeist noch unsaniert. "Versailles als Stahlwerk", und garantiert ned touristenüberlaufen. ;)

    Ist letzteres in Krakau der Fall(hallo, Rothenburg) oder ist es als "Normaltourist" doch einigermaßen erträglich ?


    Nowa Huta habe ich mir für nächstes Mal aufgehoben. :zwinkern:

    Viele Touristen - Ja.
    Aber das verläuft sich.
    Krakau ist in erster Linie eine Studentenstadt, d.h. es dominieren junge Leute. Angenehme Atmosphäre bis tief in die Nacht hinein. Zudem waren noch ein Haufen Freiluftveranstaltungen wegen der 750-Jahrfeier.
    (1257 Neugründung nach der Vernichtung im Mongolensturm)

    Die Gegend ist Wallfahrtsstätte in dreierlei Hinsicht:
    Viele Polen, aber auch Italiener, Südamerikaner, Bayern usw. kommen wegen Papst Johannes Paul II., um die Orte seines Wirkens abzupilgern.

    Aus Amerika und Israel kommen viele Reisegruppen wegen Auschwitz, die in Krakau Quartier nehmen und sich z.B. die Schauplätze von "Schindlers Liste" anschauen. Das heruntergekommene, ehemals jüdische Viertel Kazimierz hat so Dank Spielberg in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt.

    Und Drittens sind die polnischen Nationalheiligtümer Pflichtprogramm für jeden Polen. Da waren jede Menge Schulklassen unterwegs, die mit ihrer Historie, ihren Königen und Nationalhelden vertraut gemacht wurden.

    Deutsch ist deshalb hinter Englisch nur dritte Sprache, nicht so geläufig wie in den schlesischen Regionen.

    Auffällig ist, daß es östlich von Görlitz keine einzige Windkraftanlage mehr gibt.

  • Berlin schaut mal zu wie wunderbar einen Stadt aussehen kann, wenn etwas mehr Wille da ist um historische Bauten zu akzeptieren.

  • >>Die Gegend ist Wallfahrtsstätte in dreierlei Hinsicht:
    Viele Polen, aber auch Italiener, Südamerikaner, Bayern usw. kommen wegen Papst Johannes Paul II., um die Orte seines Wirkens abzupilgern.<<

    Warum wegen Päpsten sonst ganz normale, vernünftige Menschen zu verzückten Groupies degenerieren(siehe Kirchentag)?) zu Köln mit Ratzinger), werde ich wohl nie verstehen. Altdenker unintusfühl Katkirch. *achselzuck*
    Aber natürlich würde ich mir, wenn ich in einer solchen Stadt drum wüßte, das geld nicht entgehen lassen. In Weimar gibt es auch Schiller-Besteckt und Goethe-Kuckucksuhren, warum ned welche mit einem Papst ?


    >>Aus Amerika und Israel kommen viele Reisegruppen wegen Auschwitz, die in Krakau Quartier nehmen und sich z.B. die Schauplätze von "Schindlers Liste" anschauen. Das heruntergekommene, ehemals jüdische Viertel Kazimierz hat so Dank Spielberg in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt.<<

    Ja, in Prags Judenviertel war es ähnlich; noch vor zehn Jahren ein Nachtjackenviertel, gehörts heute zu den besten Adressen der Stadt.
    Als frühgotische Baudenkmale sind die Synagogen allemal sehenswert.

    Böte der Thoratourismus nicht auch eine echte Chance für Ostpolen - schließlich befand sich dort über sechs Jahrhunderte das "real existierende" Heimatland der europäischen Juden und eine reise dorthin wäre auch eine Spurensuche jenseits der touristischen Folklore.

    >>Und Drittens sind die polnischen Nationalheiligtümer Pflichtprogramm für jeden Polen. Da waren jede Menge Schulklassen unterwegs, die mit ihrer Historie, ihren Königen und Nationalhelden vertraut gemacht wurden.
    <<

    Na, immerhin wird das meiste davon wahr sein. 120 km westlich kauft man sich entsprechendes "Lehrmaterial" nur aufgrund der schönen Bilder...oder für Satirezwecke.

    >>Deutsch ist deshalb hinter Englisch nur dritte Sprache, nicht so geläufig wie in den schlesischen Regionen.

    Auffällig ist, daß es östlich von Görlitz keine einzige Windkraftanlage mehr gibt.<<


    Es gibt auch andere Dinge nicht; die -ländliche- Infrastruktur ist nach wie vor auf einem Level, der unmißverständlich daran erinnert, daß hier 1945 ein fundamentaler Wechsel von Mitteleuropa zu Osteuropa stattfand. Man denkt auf der Fahrt durch Brandenburgs Süden, eine trostlosere Landschaft gäbe es nicht - allerdings hat man noch nicht die Umgebung von Liegnitz gesehen. Die dortigen Landschaften, die man ohne jede Hemmung für Tagebaue, Wind- und Kernkraft gleichermaßen freigeben könnte...

    Breslau erinnert im übrigen sehr an [lexicon='Leipzig'][/lexicon] (das von 1994); auch die Polen scheinen vom Leuchtturmkonzept angetan zu sein. ;)

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Kindvon2dresdnern"


    So eene habsch noch nicht entdeckt, aber wennde eene für mich hast würdsch mich ooch freun! :gg:

    Salve

    Der Wunsch könnte schnell in Erfüllung gehen, denn in Thale/Harz gibt es eine Guggugsuhrn-Fabrik, unübersehbar, mit einem mannshohen Guggugg, der stündlich sein Gehäuse verläßt; mir wurde seinerzeit berichtet, daß man sich immer auf Sonderserien freut, ob mit dem Sandmännchen oder dem Geheimrat aus Weimar, das wär ihnen wurscht.

    Ars aedificandi

  • Wissmut: Bisher finde ich die nächste Städte Mitteleuropa's am schönsten;

    - [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Halle, Erfurt, Görlitz und Bautzen in Mitteldeutschland;
    In Dresden: die Neustadt
    In Berlin: Prenzlauerberg und Friedenau
    - München, Wiesbaden, Wuppertal, Freiburg und Würzburg in
    Westdeutschland
    In Hamburg: Teilen der Innenstadt
    - Breslau, Danzig in Polen/Ehem. Ostdeutschland
    - Krakau in Polen
    - Karlsbad und Brünn in Tjechië
    - Wien, Innsbrück, Salzburg, Linz und Graz in Österreich
    - Budapest in Ungarn
    - Lubljana in Sloveniën
    - Zagreb in Kroatien

  • Zitat von "uaoj36"

    @- [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Halle, Erfurt, Görlitz und Bautzen in Mitteldeutschland;
    Innsbrück, Sloveniën

    Salve

    'Innsbrück' klingt doch viel niedlicher als das trockene 'bruck' und 'Slovenien' mit den Pünkteln auf dem 'e' sieht einfach herrlich aus.

    Das haben unsere furztrockenen Kultusminister nicht verstanden, Farbe und Leben in die Schriftsprache zu bringen; anstelle eines Glaubenskrieges um Känguruh mit oder ohne 'h', hätten wir uns über ein paar lustige Akzentuierungen, neue Buchstaben, hier ein paar Pünktchen und dort ein paar nette Häkchen gefreut´; so eine Art orthographischen Jugendstil.

    Aber es gab nur Bauhaussuppe mit ein paar Dada-Einlagen.

    Ars aedificandi

  • Aenos. Ganz genau!!! Habe diese Stadt absichtlich vergessen...natürlich gehört auch Prag in dieser Reihe von Perlen mit noch sehr intakte Stadtstrukturen, besonders Jugendstil, Historismus ....eigentlich alle grössere Städten ohne zu auffallende Bausünden und mit noch intakte gut gepflegte historische Bauten, Viertel usw. Wien, Budapest und Prag sind alle 3 sehr eindrucksvoll. Danach kommen erst Breslau, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Krakau, Zagreb...
    Deutschland besitzt natürlich ganz wenig intakte Städte, aber da haben die Behörden nach dem Krieg auch sehr gründlich alle Ruinen aber auch ganz intakte Viertel abgeräumt. Sogar heute wird, ausserhalb [lexicon='Leipzig'][/lexicon], leider sehr Wenig unternommen um das Defizit wettzumachen.

  • Miwori

    Danke für die schönen Bilder. Es ist phantastisch zu sehen, wie Gotik, Renaissance und Barock in der Altstadt zusammenspielen und wie sie trotz einiger neuerer Zutaten das Gesamtbild dominieren. Die alte Hauptstadt ist die einzig wahre Hauptstadt Polens. 8)

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer


  • Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie hoch du ein bisschen Gründerzeit einschätzt. Die Gründerzeitviertel wurden im Zeitraum einer Generation fabrikmäßig hochgezogen, die Altstädte unsere Großstädte waren dagegen Jahrhunderte alt und wiesen selbst im Profanbau oftmals noch vereinzelt Bausubstanz des frühen 13. Jahrhunderts auf. Für meinen Geschmack war bsplw. Berlin eine nette, graue, geschlossen wirkende Stadt mit recht viel Barock, sehr viel Klassizismus, aber einfach eben bereits viel zu viel Gründerzeit. Was ist denn schon vom alten vorindustriellen Berlin-Cölln übriggeblieben? Auch schon vor dem Bombenkrieg so gut wie nichts. Da helfen auch keine noch so schönen Gründerzeitviertel. Wenn Wiesbaden oder gar Wuppertal exemplarisch für die westdeutsche Architekturgeschichte gleichsam als Positivauslese stehen sollen oder Karlsbad für die deutsch-böhmische, na dann gute Nacht! Krakau, Erfurt, Görlitz oder Graz sind hervorragend, doch selbst Städte wie Budapest oder Laibach könnte ich nie besser als "ganz nett" bewerten, da mir ihre Bausubstanz in der Altstadt summa summarum einfach zu jung ist und ich grundsätzlich auch keinen Hauptstadtbonus verteile. Aus diesem Grund finde ich ja auch das viel bewunderte Paris gar nicht mal so toll. Doch letzten Endes ist das alles sicherlich Geschmackssache...


    Zitat von "uaoj36"

    Aenos. Ganz genau!!! Habe diese Stadt absichtlich vergessen...natürlich gehört auch Prag in dieser Reihe von Perlen mit noch sehr intakte Stadtstrukturen, besonders Jugendstil, Historismus ....eigentlich alle grössere Städten ohne zu auffallende Bausünden und mit noch intakte gut gepflegte historische Bauten, Viertel usw. Wien, Budapest und Prag sind alle 3 sehr eindrucksvoll. Danach kommen erst Breslau, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Krakau, Zagreb...
    Deutschland besitzt natürlich ganz wenig intakte Städte, aber da haben die Behörden nach dem Krieg auch sehr gründlich alle Ruinen aber auch ganz intakte Viertel abgeräumt. Sogar heute wird, ausserhalb [lexicon='Leipzig'][/lexicon], leider sehr Wenig unternommen um das Defizit wettzumachen.

    Budapest in einer Reihe mit Prag? Für Leute wie mich, die die eigentliche europäische Architekturgeschichte mit dem Rokoko enden lassen, ist Prag die Königin Mitteleuropas schlechthin, mit der sich nur noch einige norditalienische Städte messen können. In Prag ist die Gesamtentwicklung der Kunst von der Romanik bis zum Barock besser als in jeder anderen Stadt abzulesen. Und das in zumeist höchster künstlerischer Qualität und räumlich riesigen Dimensionen - Prag wurde der Fläche nach im 14. Jahrhundert unter Kaiser Karl IV. wohl zur größten Stadt Europas nach Byzanz und Rom gemacht. Selbst Wien, das seit dem 18. und v. a. im 19. Jahrhundert sein historisches Gesicht doch sehr weitgehend verloren hat - eine Entwicklung, die in derart großen Metropolen geradezu zwangsläufig auftritt -, wirkt dagegen blass.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Ich finde Freibergs sterilsaniertes Nachwendegesicht oder den halb von Kriegsbrachen, Plattenbauten und Gründerzeit zerstörten Kern Zwigges dennoch angenehmer als das marktschreierisch-laute Prager Stadtbild.
    Auch das zerschlachtete Bernburg/Saale, Weißenfels, Breslau-Altstadt-in-der-Steppe oder die spartanischen Nachkriegs-Spitzgiebel Nürnbergs sagen mir mehr zu. Man fühlt sich "richtig" und geborgen in diesen Orten. Selbst schrecklichste Nachkriegsexzesse vermögen ihnen wenig anzuhaben)

    Prags "Problem", aus meiner persönlichen Sicht(ich glaube, ich bin hierbei ein einsamer Rufer), ist seine erdrückende, chaotische Überfülle aller Stilepochen. Lebendiger und echter als das aufgeblähte odrolabische Fischerdorf oder die Planhauptstadt Ungarns ist es natürlich. Allerdings kommts mir vor wie eine multiplizierte Kreuzung zwischen Halle/Saale und Wien. Und anders als andere verlorene Städte besitzt Prag nur noch akademische Bedeutung für den geschichtsinteressierten deutschen Touristen. Die ungeheurer vielgestaltige Stadtgeschichte, die für uns relevant wäre, ist in zu vielen Teilen ausgekehrt und durch Konsonantenfolgen ersetzt werden, zu deren gründlicher Übersetzung die wenigsten Bis-Drei-Tage-Besucher Zeit und Muße haben (mit weiblicher Begleitung kann diese Stadt zum Inbegriff des Shoppingterrors werden).

    Es gibt, gerade aus der DDR-Zeit, sehr interessante Stadtführer über Prag (herrliche Aufnahmen), deren einziger Nachteil jene sehr merkwürdige Geschichte ist, zu der wir irgendwie kein Verhältnis zu haben scheinen ("Ach ja Prag, sehr schöne Stadt...ja, sehr schön, irgendwie..und sonst so?"). Für die Geschichte Polens und des Tschechischen Staates im Mittelalter bis 1700 (man liest sehr ausführlich über tschechische Kaiser des HRRDN, die nationale hussititische Befreiungsarmee, Barockhäuser von Herrn Cszcbrzsgec ect.) scheint es dagegen ungeheuer bedeutsam zu sein...wenn man den neueren Stadtführern folgt, hat sich seitdem nichts geändert.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat

    Herrn Cszcbrzsgec


    :applausgrinsen:
    Wenn Du das aussprechen kannst (am besten 10 mal hintereinander nachdem Du eine Flasche Becherovka getrunken hast) kriegste von mir den Karlsorden!

  • Zitat von "Wissmut"

    Es gibt, gerade aus der DDR-Zeit, sehr interessante Stadtführer über Prag (herrliche Aufnahmen), deren einziger Nachteil jene sehr merkwürdige Geschichte ist, zu der wir irgendwie kein Verhältnis zu haben scheinen ("Ach ja Prag, sehr schöne Stadt...ja, sehr schön, irgendwie..und sonst so?"). Für die Geschichte Polens und des Tschechischen Staates im Mittelalter bis 1700 (man liest sehr ausführlich über tschechische Kaiser des HRRDN, die nationale hussititische Befreiungsarmee, Barockhäuser von Herrn Cszcbrzsgec ect.) scheint es dagegen ungeheuer bedeutsam zu sein...wenn man den neueren Stadtführern folgt, hat sich seitdem nichts geändert.

    Stimmt, eigentlich müsste in jedem deutschen Stadtführer einleitend dargelegt werden, dass der deutsche Bevölkerungsteil Böhmens bis ins 19. Jahrhundert kulturell im Land dominierte und dass Prag seit dem späten 13. Jahrhundert eine deutsche Bevölkerungsmehrheit aufwies, die es bis in 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts behielt. Leider wissen insbesondere Letzteres womöglich die meisten Deutschen heutzutage nicht mehr. Auch aus der angelsächsischen Geschichtswissenschaft wird das Deutsche in der Geschichte der böhmischen Länder immer mehr verbannt. Begriffe wie "Czech kings" oder "Czech lands" sind hier mittlerweile fest etabliert und haben das Wort "Bohemian" erfolgreich verdrängt.

    Eine kleine Anekdote zum Thema aus meinem Leben: Ich war in der 12. Klasse auf Klassenfahrt in Prag. Mit einem Kunstlehrer, einem Geschichtslehrer und einem tschechischen "Guide" begaben wir uns auf eine Stadttour. Während der Führung wurde uns die Entstehungsgeschichte vieler markanter Gebäude jeweils kurz erläutert. Gegen Ende durften wir Fragen stellen. Meine Frage lautete damals sinngemäß ungefähr: "Wir haben heute viel von italienischen, französischen, aber v. a. deutschen Baumeistern und ihren Werken in Prag erfahren. Warum hören wir von tschechischen Architekten bis auf wenige Ausnahmen erst im 19. Jahrhundert? Überhaupt könnte man den Eindruck gewinnen, das Mehrheitsvolk Böhmens habe zur Architekturgeschichte seines Landes außer als adeliger Auftraggeber kaum beigetragen." Kannst du dir die Reaktionen vorstellen? Die Lehrkräfte geschockt, plötzlich mit einem dezenten Rouge im Gesicht, irgendwie peinlich berührt, der tschechische Stadtführer darum ringend, seinen Zorn bestmöglich zu verbergen... Und dann natürlich die unausweichliche Standard-Antwort, dass man vor dem 19. Jahrhundert doch nicht von Nationen sprechen könne, von einer deutschen schon gleich zweimal nicht. Außerdem sei Prag ein Beispiel gegenseitiger kultureller Bereicherung gewesen, bei der man keinen nationalen Schwerpunkt feststellen könne.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zitat von "Georg Friedrich"


    Eine kleine Anekdote zum Thema aus meinem Leben: Ich war in der 12. Klasse auf Klassenfahrt in Prag.

    Dazu habe ich auch noch eine Anekdote anzubieten. Als wir in den 90ern das letzte Mal auf Karlstein waren (vor Touristen kaum noch zu ertragen) machten wir die Führung in deutscher Sprache mit. Die Dame war soweit gut informiert und machte ihre Sache gut, bis sie zur Bedeutung der Burg kam. Dieselbe war es nämlich weil das HRRDN tschechisch war da es zu Böhmen gehörte. Man höre und staune. Allerdings muß man auch sagen das schon ganz Kapazitäten das Konzept des HRRDN nicht ganz verstanden haben.

    Zitat


    Und dann natürlich die unausweichliche Standard-Antwort, dass man vor dem 19. Jahrhundert doch nicht von Nationen sprechen könne, von einer deutschen schon gleich zweimal nicht. Außerdem sei Prag ein Beispiel gegenseitiger kultureller Bereicherung gewesen, bei der man keinen nationalen Schwerpunkt feststellen könne.

    Diese Formulierung findet sich mittlerweile in beinahe allen Beschreibungen Prags. Wobei das im Falle Prags ja noch einigermaßen verständlich ist. Leider einigt man sich auch im Falle der an Polen gefallenen ehemaligen deutschen Gebiete immer öfter auf die Formulierung "multikulturelles Erbe". Fragt man nach ergibt sich das Multikulturelle aus den häufigen Besitzerwechseln des Landes, nicht aus der kulturellen Unterschiedlichkeit der Bevölkerung. Der Wechsel von Habsburg zu Preussen war Multikulti, trotzdem die Menschen vorher und nachher Deutsche waren.
    Seltsamerweise nimmt dies niemand zum Maßstab um auch Gebiete in Deutschland aufgrund ihrer wechselvollen Geschichte zum multikulturellen Beispiel für unser heutiges Europa zu machen. Die benachbarte Oberlausitz etwa wechselte häufiger die Besitzer als Schlesien, sie nahm Einflüsse aus Böhmen, Schlesien und Sachsen auf und hat sogar eine slawische Minderheit. Trotzdem ist sie nicht gerade als multikulturelle Region bekannt.
    BTW: der an Polen gefallene Teil der Oberlausitz übt sich derzeit in einer neuen Legendenbildung. Der neue Touristikslogan heißt "1000 Jahre Grenzland". Das divergiert zwar massiv von der Sichtweise der angestammten Oberlausitzer in Deutschland die ihre Heimat immer als Durchgangsland mit engen Kontakten nach allen angrenzenden Ländern sahen, aber nun ja...

  • Georg Friedrich: ich schätze die Gründerzeitviertel hoch ein weil gerade die Innenstädte in 1940 so verdammt wenig historische Bauten aufzeichneten. Daneben kommt dass die Gründerzeitviertel und Bauten ein hohes Anteil hatten im ganzen Stadtgebiet der Vorkriegstädten. Die Verluste an "hochwertigen" Gründerzeitbauten war denn auch sehr erheblich, besonders in Berlin-west, Berlin zwischen Belle-Alliance Platz und Oranienplatz, Hamburg-ost, Dresden, Hannover, Magdeburg, Braunschweig, Kassel, Kiel, Danzig, Königsberg und Breslau-südwest.

    Die "reichen" Bilder der Berliner Plätze der Vorkriegszeit sind kaum noch zu vergleichen mit was heute noch da ist. Dasselbe gilt übrigens auch fÚr die anderen Grosstädte. Es ist besonders Schade dass in Deutschland niemals versucht wurde die Löcher am bestimmte Plätze oder Alleen mit Reko's zu schliessen um dadurch die Wunden wieder zu heilen.

  • Zitat von "Georg Friedrich"

    Stimmt, eigentlich müsste in jedem deutschen Stadtführer einleitend dargelegt werden, dass der deutsche Bevölkerungsteil Böhmens bis ins 19. Jahrhundert kulturell im Land dominierte und dass Prag seit dem späten 13. Jahrhundert eine deutsche Bevölkerungsmehrheit aufwies, die es bis in 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts behielt. Leider wissen insbesondere Letzteres womöglich die meisten Deutschen heutzutage nicht mehr. Auch aus der angelsächsischen Geschichtswissenschaft wird das Deutsche in der Geschichte der böhmischen Länder immer mehr verbannt. Begriffe wie "Czech kings" oder "Czech lands" sind hier mittlerweile fest etabliert und haben das Wort "Bohemian" erfolgreich verdrängt.


    Zum Glück ist die angelsächsische Geschichtswissenschaft auch nicht der Weisheit letzter Schluß, obwohl sie von allzu vielen noch dafür gehalten wird. Und die politischen Entwicklungen der letzten 15 Jahre zeigen auch, daß geschichtspolitisch derart verzogene Länder grobe Schwierigkeiten bei der Integration in Europa haben und ihnen ihre "flegelhafte", aus einem falschen Geschichtsbild und schlechtem Gewissen resultierende Diplomatie innerhalb des europäischen Diskurses zunehmend auf die Füße fällt. Polen benimmt sich mittlerweile allen Handelspartnern gegenüber so, wie gegenüber Deutschland seit jeher (sie hatten über Jahrzehnte nur diesen einen "Westkontakt").
    1945 haben sich Polen und Tschechen mit der brutalen Tilgung ihrer deutschen Kulturkomponenten dafür entschieden, von West- und Mitteleuropa nach Osteuropa zu wechseln. Zumindest in der CSSR liegt darin nachweisbar auch die innenpolitische Entwicklung bis 1948/49 begründet. Man war sich dessen bewußt, wem man die außenpolitische Deckung langgehegter Wünsche (seit 1918) anvertraute und welcher Preis dafür zu zahlen war. (Man wollte es mehrheitlich, möglicherweise sogar über 1968 hinaus. Natürlich ein Fehler der SU, daß sie das Schreckgespenst der marschierenden Bundeswehr gegenüber den Tschechen nicht stärker beschworen hatte.)
    Umgekehrt hörte der Westen nach Ablauf weniger Jahre auf, jene Länder als zugehörig zu betrachten. Ein blutiges Scheitern von 1989 hätte man wohl mit einem Achselzucken quittiert; tagespolitisch eine ganz nette Steilvorlage, aber ansonsten nichts von Belang. Wäre nicht die DDR gewesen, hätte die Situation auch aus Sicht der Deutschen bis weit ins 21. Jahrhundert hin so bleiben können. So ein wohliger Grusel nach Art von Oberschlesien und Jackimoff als preisgünstigen Exotik-Varietee für die "rechtmäßig in ihre Heimat weggebetenen Kolonisten"(O-Ton Deckname Weißer Adler) -mit Visa, Euro und BMW.

    Mit der ab 1990 geplanten Zentralisierung auch osteuropäischer Administrationen hätte man Polen und die CSSR zur SBSSR(samos-boleslawischen Sowjetrepublik) zusammenschließen können. Viel an staatsgeschichtlicher Tradition wäre dadurch nicht verlorengegangen, eher sogar "richtiggestellt" im Sinne eines Geschichtsbildes, was Mitte des 13. Jahrhunderts abrupt endet und sich einer slawischen Herrn-der-Ringe-Version zuwendet, bevor es im 19. Jahrhundert endlich in die modernen Klassenkämpfe geht.

    Nein, die werden gedünstet

  • Freunde, ich würde dieses Phänomen unter „indoktrinierte Dummheit“ einreihen.

    Erstens glaube ich, dass es politisch nicht gewollt wird, dass wir Gebiete, die wie auch immer nicht mehr unserem eigenen Kulturkreis angehören, als solche ansehen und zweitens gibt es immer weniger Leute, die das wissen, weil eben von manchen Stellen so gewollt.

    Bezeichnend: Im ORF (Österreichisches Lokalfernsehen, vergleichbar mit dem MDR), gibt es um etwa 20:00 jeden Abend die Sendung „Seitenblicke“, in welcher die selbst ernannte Regionalprominenz aus Politkern und Selbstdarstellern, sich gerne im Hauptabendprogramm selber sehen:

    Vor ca. einer Woche habe ich zufällig einen Beitrag über den „Event: Tschechisch-österreichische Freundschaft“ gesehen, bei der die so genannten Prominenten vom Moderator gefragt wurde, welche Gemeinsamkeiten die beiden Länder vereint. Die Antworten waren, gelinde gesagt, so dämlich, ja dumm, dass ich mich scheue, jemanden aus diesen Parteien pro futuro meine Stimme zu geben.

    „In Prag schauen die Häuser teilweise aus wie in Wien…,…in Budweis habe ich die gleichen Speisen im Restaurant gegessen, wie bei uns…,…et cetera et cetera“. Diese Leute sind aber von Haus aus nicht wirklich dumm! Man hat ihnen diese Dummheit eben bloß indoktriniert! Was bedeutet, das, wenn man dem Volk auch hoffentlich einmal die effektiven Tatsachen erzählt – und das fängt in der Schule an – diesen auch ein Verständnis oder Wissen angeeignet werden kann.

    Man kann es halten, wie man will, aber sollten diese Länder wieder einmal zu Österreich oder Deutschland oder wem immer auch kommen, dann geht dies Trauerspiel wieder von neuem los, denn nichts ist statisch, alles ist dynamisch…und wie wir leider wissen, lernen wir aus der Geschichte, dass wir eben nichts daraus lernen.