Allgemeines zum Thema Fachwerk

  • In diesem Faden kann man mal alle Fachwerk-Themen allgemeinerer Natur sammeln...

    Ich mache gleich mal den Anfang:

    Zitat

    Bundesweit, schätzt Gerner, gibt es rund 2,4 Millionen Fachwerkgebäude, davon werden rund 2,2 Millionen als Wohngebäude, der Rest als Funktionsgebäude genutzt. Aber bis zum heutigen Tag ist der größte Teil nicht als solches erkennbar, rund 80 Prozent seien unter Verputz. Vor allem in Süddeutschland gebe es deshalb viele Fachwerkstädte, die als solche nicht zu erkennen seien.

    Quelle:
    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_article&id=3531979\r
    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.p ... id=3531979

  • Laut Bedal, Konrad: Fachwerk vor 1600 in Franken. Eine Bestandsaufnahme, Bad Windsheim 2006 ist es wahrscheinlich, dass in Zukunft auch weiterhin noch Bauten aus der Zeit vor 1600 identifiziert werden können. Gerade in Mainfranken und Städten wie Dinkelsbühl, sollte noch vieles unter Verputz versteckt liegen.

    Erstaunlich fand ich, dass für Nürnberg etwa 200 noch heute bestehende Bauten aus der Zeit vor 1600 gelistet werden. Katalogisiert wurden für Nürnberg insgesamt 471 Bauten. Nürnbergs Bestandsaufnahme liest sich nicht so trist wie diejenige Würzburgs, in der praktisch ausschließlich Kriegsverluste behandelt werden. (Von 99 in Würzburg nachweisbaren Fachwerkbauten vor 1600 existiert heute nur noch ein einziges: Pleicherkirchgasse 16.) Allerdings schreibt Bedal auch: "Der bis 1945 in Nürnberg erhaltene Gesamtbestand an Fachwerkbauten bzw. -bauteilen vor 1600 dürfte zahlenmäßig in die Tausende gegangen sein; Nürnberg stand damit als Großstadt wohl einzigartig in Deutschland da." Der letzte Satz klingt für mich schwer nachvollziehbar, schienen doch Braunschweig und Frankfurt im Auge des Betrachters weitaus reicher an Fachwerk zu sein als Nürnberg. An anderer Stelle schreibt Bedal jedoch auch etwas zurückhaltender: "Der Gesamtbestand an Fachwerk vor 1600 dürfte in Nürnberg vor 1945 sicher über 1000 gelegen haben."

    Städte mit über 100 gelisteten Fachwerkbauten aus der Zeit vor 1600 sind: Nürnberg (471), Dinkelsbühl (438), Rothenburg (365), Bamberg (248), Bad Windsheim (220), Forchheim (120) und Weißenburg (102).

    Ein weitgehend erhaltenes Haus mit dem Alter der Webergasse 8 in Esslingen gibt es in Franken nicht. Die ältesten zu großen Teilen erhaltenen Fachwerkbauten Frankens sind das Templerhaus in Amorbach (Bädersweg 3/5, von 1290 d), dicht gefolgt vom Haus Weinmarkt 6 in Bad Windsheim (von 1296 d). Das älteste im größeren Umfang erhaltene Haus in Dinkelsbühl ist Lange Gasse 9 (von 1362 d). Zuvor kam dieser Titel dem Bau in der Nördlinger Str. 27 (von 1358 d) zu, der 1986 nach einem Brand abgerissen wurde. Die bisher ältesten, jedoch nur in geringem Umfang erhaltenen Fachwerkbauteile wurden in Dinkelsbühl in der Bauhofstr. 4 festgestellt (von 1291 d), in ganz Franken in Bad Windsheim in der Erbsengasse 1 (von 1213 d). Am Ende des Bandes befindet sich eine Zeittafel, die alle fest datierten Fachwerke bzw. Fachwerkteile in zeitlicher Abfolge darstellt, womit sich z. B. Fragen nach den ältesten Fachwerkbauten in einer bestimmten Stadt relativ schnell eruieren lassen.

    Ähnliche Zeittafeln sind auch für Dachstühle und Balkenlagen vor 1500 und für das aufgebaute und eingelagerte Fachwerk vor 1600 im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim im Band enthalten. Den ältesten Dachstuhl Frankens besitzt die Klosterkirche in Aura (von 1118 d), die ältesten Balkenlagen Lugbank 5 in Bamberg (von 1168 d). Für 2007 ist im Fränkischen Freilandmuseum der Aufbau des Hauses Widmanngasse 8 aus Eichstätt (von 1322 d) und des Hauses Rosengäßchen 4 aus Forchheim (von 1341 d) vorgesehen. Die beiden werden die ältesten Fachwerkbauten des Museums sein.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Tja, Nürnberg war wohl wirklich in jeder Hinsicht das Schatzkästchen des Reichs, ein Schatz, der mit dem Zweiten Weltkrieg für immer im Dunkel der Geschichte versunken ist. Traurig.

    Auch bedauerlich, dass ich ausgerechnet von den genannten Gebäuden keine Bilder habe und der nächste Dinkelsbühl-Besuch wohl erst in einigen Jahren sein wird - eins ist klar, ohne Rücksprache mit dem Buch werden in Zukunft keine fränkischen Städte mehr fotografiert. ;)

    Wie ist das Buch eigentlich örtlich abgegrenzt? Auf Franken als Region oder eher auf das mitteldeutsche Fachwerk?

  • Aber ob Nürnberg auch die Stadt mit den meisten Fachwerkbauten aus der Zeit vor 1600 oder aus allen Zeiten gewesen ist? Welcher Stadt kommt diese Ehre eigentlich heute zu? Von allen zerstörten Altstädten dürfte die Nürnberger so ziemlich die am besten dokumentierte sein. Wenn der Wille bestünde, könnte man praktisch die gesamte Altstadt äußerlich recht genau rekonstruieren. Wahrscheinlich barg die Altstadt jedoch noch zahllose Geheimnisse, die nur mit heutigen Datierungsmethoden zu lüften gewesen wären und nunmehr für immer im Dunkeln bleiben müssen.

    Das Buch hält sich glücklicherweise nicht an heutige politische Grenzen. Es wurde versucht ehemalige fränkische Territorien oder Teile derselben, die sich heute nicht innerhalb der bayerischen Regierungsbezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken befinden, miteinzubeziehen (betrifft z. B. das Hochstift Eichstätt, das Markgraftum Brandenburg-Ansbach oder das Landgebiet der Freien Reichsstadt Rothenburg). Das Untersuchungsgebiet des Buchs setzt sich zusammen aus den drei fränkischen Regierungsbezirken Bayerns, dem 1972 dem Regierungsbezirk Oberbayern zugeschlagenen Landkreis Eichstätt (in seinem neueren, größeren Umfang), den an Mittelfranken angrenzenden oberpfälzischen Landkreisen Neumarkt und Amberg-Sulzbach und dem baden-württembergischen Main-Tauber-Kreis. Schwäbisch-Hall und das Hauptgebiet des alten Hohenlohe im heutigen Baden-Württemberg wurden leider nicht erfasst. Auch im Norden folgt das Buch bedauerlicherweise der heutigen Grenze zwischen Bayern und Thüringen. Ehemalige Territorien wie die Grafschaft Henneberg bzw. deren Hauptteil im heutigen Thüringen fanden demnach ebenso keinen Eingang ins untersuchte Gebiet.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Alles klar, danke. Schade, dass es ein Werk dieser Qualität nur für den fränkischen Raum gibt, alleine über die reichen und kunsthistorisch bedeutsamen Fachwerkbestände im Harz könnte man wohl gleich mehrere Bände herausgeben - gibt's aber meines Wissens nicht.

  • RMA

    Eine Darstellung der Fachwerkbestände des Harzes kenne ich leider auch nicht.


    Zitat von "Georg Friedrich"

    Aber ob Nürnberg auch die Stadt mit den meisten Fachwerkbauten aus der Zeit vor 1600 oder aus allen Zeiten gewesen ist? Welcher Stadt kommt diese Ehre eigentlich heute zu?

    Und, welche Stadt verfügt heute nach den Bomben des Krieges über die meisten Fachwerkhäuser?

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    Arthur Schopenhauer

  • Goslar hat ca. 1500 Fachwerkhäuser. Davon sind 180 älter als 420 Jahre alt. Ich kenne in Deutschland heute keine Stadt, die so viele Fachwerkhäuser und in so hoher Qualität aufzuweisen hat wie Goslar.

    Hier gibt es sehr viele Bilder und kompetente Informationen zur Harzer Region und auch zu Goslarer Fachwerk - von einem Franzosen, der sich in Goslar verliebt hat:

    http://www.raymond-faure.com/Goslar/Goslar-…r-fachwerk.html

  • Es gibt schon einige Städte, die sehr viele Fachwerkhäuser haben:

    Celle (ca. 500)
    Wolfenbüttel (über 700)
    Halberstadt (ca. 450)
    Einbeck (ca. 400)
    Duderstadt (ca. 550)
    Münden (ca. 700)
    Hameln (ca. 500?)
    Wernigerode (? wohl mindestens 600)
    Eschwege (über 1000!)
    Bad Hersfeld ?
    Wetzlar?
    Limburg?
    Esslingen?
    Tübingen?

    In Frankreich müsste es in Strassburg mindestens 1000 geben, in Troyes noch mehr. Rouen hat noch 800, obwohl hunderte im Krieg verbrannten. Caen hatte wohl auch um die 1000 vor dem Krieg.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Zitat

    In Frankreich müsste es in Strassburg mindestens 1000 geben, in Troyes noch mehr. Rouen hat noch 800, obwohl hunderte im Krieg verbrannten. Caen hatte wohl auch um die 1000 vor dem Krieg.

    Ich glaube das stimmt so nicht ganz. In Strassburg wird es wohl einige Hunderte geben, aber über mindestens Tausend würde ich mich wundern. Grosse Teile der Altstadt Strassburgs bestehen heute aus Bauten des 19. Jh., und es gibt auch viele schlichte Wiederaufbauhäuser von nach 1945, meistens in einem klassischen Stil mit Mansarddächer.
    In Rouen ist der Verlust der gesamten Seinefront zu beklagen, und das bis zu 200-300 m tief in die Stadt hinein. Der Wiederaufbau zum Beispiel am Platz an der Kathedrale ist angepasster, klassischer und regionaltypischer denn meistens in Deutschland, obwohl es auch Betonklötze dazwischen gibt. Aber es überwiegen stehende Rechteckfenster, Schrägdächer und Natursteinfassaden.
    Wünschenswert wäre in Rouen vor allem die Rekonstruktion des Hauses der Diane de Poitiers.
    Caen hat heute in weiten Teilen ein harmonischer Baubestand aus dem typischen Caenner Kalkstein. Es gab dort vor dem Krieg viel mehr Fachwerkhäuser, aber 1000 Stück scheint mir auch hier übertrieben. Im Bildindex Marburg sind entsprechende Strassenzüge und Stadtvierteln mit so massenhaftem Bestand an Fachwerk nicht zurückzufinden.
    So glaube ich auch nicht, dass es in Beauvais so viel und so Qualitätvolles Fachwerk gab als oft gesagt wird.
    Einen sehr schönen bestand an Holzhäuser gab es in Abbeville (Picardie), eine alte Hafenstadt an der Mündung der Somme. Dieser ist leider im 2. Weltkrieg verbrannt, vor allem bei einem dt. Luftangriff 1940. Sehr reich an Fachwerkhäuser war auch Lisieux, das durch alliierte Bombenangriffe 1944 fast völlig zerstört wurde. Die Fachwerkhäuser sind zurückzufinden im Bildindex Marburg (Rue Victor Hugo!) Vielleicht war Lisieux nach Rouen und Caen vor dem Krieg die drittschönste Fachwerkstadt der Normandie.
    Am tragischsten für diese Region bleibt der völlige Verlust der traditionsreichen Hafenstadt Le Havre. Von der in der Renaissance planmässig angelegten Stadt blieb praktisch nichts.
    Das Weltkulturerbe, das heute an seiner Stelle steht, ahmt die Ästhetik und Urbanität von Novosibirsk oder Minsk im kleineren Massstab nach.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Und vergesst bitte nicht meine Lieblingsstadt im Harz: Stolberg, welche fast zur Gänze aus sanierten! Fachwerkhäusern besteht, wenn man einmal vom Stadttor und dem Schloss absieht!

    Diese Stadt ist einfach magic! Wer sie gesehn hat, weiß wovon ich spreche :zwinkern:

  • Brandmauer hat die Situation in Frankreich gut zusammengefasst. Es erscheint fast schon wie ein böser Fingerzeig der Geschichte, dass in Frankreich längst nicht so planvoll bombardiert wurde wie in Deutschland, unter den am stärksten zerstörten französischen Städten aber ausgerechnet die Fachwerkparadiese waren, in denen teils unersetzliche, museale Bauten verbrannt sind. :(

  • Das stimmt, weil die schönsten Fachwerkstädte Frankreichs die normannischen waren, und gerade in der Normandie hat der 2. Weltkrieg in Frankreich am meisten zerstört.
    Sehr ansehnliche Fachwerkhäuser in überaus grosser Zahl gibt es in Frankreich aber noch an vielen anderen Orten, manchmal auch dort, wo man sie im ersten Hinblick nicht erwarten würde. Zum Beispiel in Châlons-en-Champagne, Macon (Burgund), Auxerre (Burgund), Dijon (Burgund), Dinan (Bretagne), Quimper (Bretagne), Le Mans (Maine), Limoges (Limousin), und natürlich im Elsass Colmar, Weissenburg/Wissembourg ua.
    In der Normandie sind Bayeux, Honfleur, Pont-Audemer, Pont-l'Évêque, Bernay, Coutances, Verneuil-s-Avre, Gisors, Fécamp und Dieppe grösstenteils erhalten, oft mit vielen Fachwerkhäusern. Auch die grossen Städte Caen, Rouen und Évreux sind sehr sehenswert, Rouen auch wegen seiner Fachwerkhäuser.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "RMA"

    Brandmauer hat die Situation in Frankreich gut zusammengefasst. Es erscheint fast schon wie ein böser Fingerzeig der Geschichte, dass in Frankreich längst nicht so planvoll bombardiert wurde wie in Deutschland, unter den am stärksten zerstörten französischen Städten aber ausgerechnet die Fachwerkparadiese waren, in denen teils unersetzliche, museale Bauten verbrannt sind. :(


    Man sollte auch nicht vergessen, daß man es im intellektuellen, kulturbewußten Frankreich meist ebenso hielt wie im benachbarten Deutschland: Gut für die Menschen ist in erster Linie fortschrittlicher Städtebau und das hieß: Beton, Beton, Beton. Auguste Perrets Schöpfung an der Atlantikküste wurde bereits angeschnitten; allerdings läßt sich an dieser Stadtanlage AUCH erkennen, daß das Ingieneurdenken in Frankreich NICHT der alleinige Urheber gewesen ist, wenigstens nicht bis zu den Sechziger Jahren.
    Le Havre hat wirklich "Stil", im Unterschied zu jenen geistlosen Massenkästen, die man bei uns (auch im Bewußtsein eines drohenden Atomkrieges, d.h. erneuter Vernichtung) hochzog.

    Wer übrigens heute "Die purpurnen Flüsse" gesehen hat, dem dürfte das Uni-Gebäude aufgefallen sein. Unabhängig davon, wo es steht oder wer der Architekt letztendlich gewesen ist (vllt. einer seiner Schüler) - es ist unverkennbar Auguste Perrets Stil des "Stahlbetonklassizismus". In schlechter Art und Weise wurde er auch in Westdeutschland adaptiert, zumindest bei öffentlichen und Sakralbauten.
    Tatsache ist, daß man trotz unterschiedlicher ideologischer Ausgangspositionen aber gleichermaßen so auf "Zukunft" geeicht war, daß man so etwas wie Fachwerk als "Unbauten" ansah; etwas, wofür man sich schämen mußte... :?

    Nein, die werden gedünstet

  • Zu Wissmut:

    Das stimmt, Perrets Bauten haben Stil und sind massvoll. Deshalb ist es auch eigentlich nicht angemessen, sie in einem Satz mit Stalinklassizismus zu nennen, wie ich oben gemacht habe.
    Dennoch ist es so, dass Caen, Rouen und Évreux als regionale Zentren in der Normandie wieder aufgeblüht sind, und als historische Stadtbilder nicht verloren sind, und bei Le Havre ist das nicht der Fall. Eine grosse, vielfältige historische Stadt lässt sich nicht von der Reissbrettschöpfung eines einzigen Architekten ersetzen. Dazu ist diese dann doch wieder zu dünn. Und durch den Welterbestatus ist heute auch Nachverdichtung und Nachbesserung an schwachen Stellen nicht mehr möglich.

    Ein weiterer auffälliger Bau Auguste Perrets ist der Tour Perret gegenüber vom Hauptbahnhof in Amiens. Auch dieser ist ziemlich gelungen. Ausser dieser Turm, die Kathedrale und ein paar altstadtstrassen besteht Amiens aber leider aus absoluter Schrott :(

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Also die Altstadtinsel von Strasbourg und die Ufer des Ills bestehen grösstenteils aus Fachwerk, wenn auch einige Bereiche zerstört wurden. Ich würde schon auf 1000 tippen. Das die Allierten die Normandie gewählt haben, ist mehr als tragisch, denn gerade dort gab es super schöne Altstädte. Übrigens wurden die Städte an der Loire auch getroffen. In Tours brannten ca. 25 % der Altstadt ab, leider der zentrale Teil mit einer Bibliotheke aus dem 18 Jh und das Geburtshaus von Balzac...Immerhin gibt es noch eine beachtenswerte Altstadt. Orleans, Nantes und Gien wurden auch teilzerstört.

    Die grösste erhaltene Fachwerkstadt ist ohne zweifel Troyes. Dort sollte jeder APHler vorbeischauen. Einiges gibt es auch in Limoges.

    Der zerstörte Teil der Altstadt von Tours erkennt man hier:

    http://maps.live.com/default.aspx?v…91688&encType=1

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • In diesem Teil von Tours gibt es fast dieselbe Art von "traditionalistisch-regionalistisch-modernen" Neubauten wie im zerstoerten Teil von Rouen. Ich meine, fuer die Wiederaufbauzeit waren sie nicht einmal so schlecht.
    Ein grosser Verlust in der Normandie ist auch die gesamte Altstadt von Saint-Lo. Dort wird seit einigen Jahren ernsthaft ueber eine Rekonstruktion der Zweiturmfassade der Kirche Notre-Dame nachgedacht, die heute nur im ruinoesen Nachkriegszustand gesichert ist.

    Zu den Fachwerkstaedten in Burgund: ich meinte Chalon-s-Saone statt Macon. Auch Bourg-en-Bresse hat einiges. Im Elsass muessen Oberehnheim/Obernai, Schlettstadt/Selestat, und Reichenweiher/Riquewihr neben anderen noch genannt werden.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Däne

    Wie viele Fachwerkhäuser hat Troyes eigentlich? Hat es mehr als Goslar oder genau so?

    Goslar hat 1500 Fachwerkhäuser..
    Quedlinburg 1200 Fachwerkhäuser

  • Sofern ich das Gekrümel in Google Earth richtig interpretiere dürften es sicher auch über 1000 sein (rein an der Fläche gemessen)!

  • Vielen Dank für eure Ausführungen! Insbesondere die Informationen zum Fachwerkbestand in Frankreich waren sehr aufschlussreich. Und die Internetpräsenz des fleißigen Franzosen über die Harzregion kann man wirklich gar nicht oft genug empfehlen - da steckt unglaublich viel Arbeit drin.

    Die Altstadt von Troyes - in Google Earth leider nicht hochaufgelöst darstellbar - ist scheinbar sehr groß. Die Altstadt Goslars ist jedoch nur unwesentlich kleiner. Sofern Goslar über 1500 Fachwerkhäuser verfügt, würde ich den Bestand in Troyes vorsichtig auf ungefähr 1800 Häuser schätzen.

    Mittlere bis größere Fachwerkbestände würde ich in Hessen noch in Städten wie Marburg, Gelnhausen, Alsfeld, Melsungen, Fritzlar, Büdingen und möglicherweise auch noch Frankenberg trotz zahlreicher Abrisse vermuten, in Thüringen scheinen mir Mühlhausen (im Mittelalter die zweitgrößte Stadt Thüringens) und aufgrund seiner schieren Größe Erfurt am hervorstechendsten, in Baden-Württemberg Schwäbisch-Hall (wie viel vom ehedem sicher sehr großen Ulmer Bestand noch erhalten ist, kann ich nicht einschätzen). In Niedersachsen könnten Lüneburg und Stade noch einiges an Fachwerk beherbergen, beide sind aber alles andere als reine Fachwerkstädte.

    Es stellt sich für mich noch die Frage nach den größten Fachwerkbeständen in England (Warwick, Norwich, York?), der Schweiz (Sankt Gallen?) und Skandinavien, obwohl die wahrscheinlich alle hinter den größeren deutschen und französischen Beispielen zurückbleiben dürften.

    Ca. 1500 Fachwerkhäuser hatte meines Wissens Hildesheim vor dem Krieg, Halberstadt gut 1600. Wie viele hatten dann erst Städte wie Braunschweig oder Frankfurt? (Nürnberg ist in dieser Hinsicht wohl aufgrund seines bodenständigen Steinbaus und seiner späteren Sitte, Fachwerkhäuser mit Sandstein zu verkleiden schwer einzuschätzen.) Ich habe hierzu schon des öfteren in sich widersprüchliches gelesen: Einerseits bezeichnet sich Braunschweig gerne als die ehedem größte Fachwerkstadt Deutschlands, Frankfurt wiederum als die vor dem zweiten Weltkrieg größte Fachwerkstadt Europas - Zahlen wurden leider nie mitgeliefert. Kassel dürfte auch eine der größten deutschen Fachwerkstädte gewesen sein...

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer