Dresden - Prager Straße und Seevorstadt

  • Eine Bebauung ähnlich der am Schützenplatz wäre begrüßenswert. Auf ein Werkstattverfahren sollte nicht zuviel Wert gelegt werden.
    Ich hoffe die USD fühlt sich ihrem Namen auch verpflichtet.

  • Oh mein Gott, ist der Erstplatzierte schrecklich. Dass man zu so was heutzutage (2014) noch fähig ist, ist für mich schlichtweg unfassbar.... :wuetenspringen:

  • Der Rohdecan Architekten GmbH-Entwurf ist städtebaulich gar nicht so schlecht, da er in weiten Teilen, im Gegensatz zu allen anderen Entwürfen, die Idee des geschlossenen Blockrands wieder aufgreift, was man anbetrachts der Leitbilder der vergangenen Jahrzehnte geradezu als Tabubruch bezeichnen muss. Weswegen er wohl auch auf dem zweiten Platz gelandet ist. Die Architektur der Bauten ist natürlich wie beim Rest unter aller Kanone.

  • O+M erscheint mir noch am verträglichsten.

    Jedoch, so oder so, das ist ein architektonisches Horrorkabinett. Dresden steckt in der Zeitschlaufe der 60/70er Jahre. 50 Jahre geistiger Stillstand. Tragisch, so etwas. Ich plädiere auch hier dafür, Rasen zu sähen, ein paar Büsche zu pflanzen und 1-2 Generationen mit der Bebauung zu warten.

  • @ DarkVision, Henry usw.

    Ich kann mich auch irren, aber meiner Ansicht nach haben die Grundstückseigentümer nicht viel oder nichts mit der USD zu tun. Also trifft sie diesmal auch keine Schuld.

    @ Exilwiener

    Warnst du mich bitte, bevor du Dresden zum Atombombentestgelände erklärst?

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die genannten Grundstückseigentümer haben in der Tat nichts mit der USD zu tun. Ich werde mich bei Gelegenheit nochmal schlau machen, mir wurde aber mitgeteilt, das dieses Grundstück der USD gehören soll. Das finde ich jetzt schon etwas seltsam!

    Zu den Entwürfen fällt mir auch nichts mehr ein. Am verträglichsten ist wohl in der Tat der Entwurf von Rohdecan, da er zumindest auf Blockrandbebauung setzt. Das war dann aber auch schon alles. Wenn man sich mal in der Umgebung umsieht gibt es hier nur Plattenbauten. Man kann den Architekten diesmal nicht vorwerfen keinen Bezug zur umliegenden Bestandsbebauung zu nehmen, das ist Ihnen hier sehr gut gelungen :applaus:

    Man sollte diesem Quartier dann auch keine weitere Beachtung mehr schenken, ich denke in Dresden werden in den nächsten Jahren für die Stadt viel wichtigere Grundstücke neu bebaut. Lasst die Kistenfanatiker an dieser Stelle mal machen, dort kann man nichts mehr verschandeln!

  • Zitat

    Man sollte diesem Quartier dann auch keine weitere Beachtung mehr schenken, ich denke in Dresden werden in den nächsten Jahren für die Stadt viel wichtigere Grundstücke neu bebaut. Lasst die Kistenfanatiker an dieser Stelle mal machen, dort kann man nichts mehr verschandeln!

    Hm, das sagt sich so einfach. Deutlich wird hier aber doch der enorm stadtzerstörerische Wille bei den Planern. Anstatt das neue wieder am Alten zu orientieren (deshalb wird da ja wie bei allen Entwürfen sichtbar etwas ganz Modernes dorthin gebaut und nichts Historisierendes) und wieder Räume auszubilden, richtet man sich an der blöden DDR-Platte (die ja eigentlich irgendwann weg müsste) aus und schafft neue Unräume.
    Glaub doch bloß nicht, dass die für die anderen, höherwertigen Quartiere was anderes vorhaben (siehe verschandelter Entwurf fürs Prager Loch) ...Das wird hier alles so weitergehen, bis der DDR-Aufbau (den man nun wohl vollenden will) für die Gesamtstadt abgeschlossen ist... Schreckliche Aussichten... :kopfschuetteln:

  • So sieht es aus. In Dresden sitzen auf den entscheidenden Positionen die falschen (Beton-)Köpfe, die einer veralteten Moderne der 70er und der autogerechten Stadt nachhängen. Damit ist natürlich kein Staat, äh keine Stadt zu machen. Welch immenser Schaden der Stadt nicht nur städtebaulich weiterhin zugefügt wird, wird sich erst dann in vollem Umfang zeigen, wenn es der Stadt mal wieder schlechter geht. Hier wird der Müll von Morgen geschaffen. Tut mir leid, dass ich es so sagen muss. Dresden täte gut daran auf nachhaltige und zeitlosere Moderne zu setzen. Die in den 60/70er Jahren traditionsvergessenen, aber wirtschaftlich starken, mittlerweile aber nicht mehr boomenden entindustrialisierten und verrottenden Städte in der alten BRD (z.B. Duisburg) sollten Mahnung sein. Schönheit kann für eine gewisse Zeit über schlechte Phasen retten, denn Tourismus ist zeitlos und ein guter Ruf, sowie insgesamt die sogenannten weichen Standortfaktoren sind Gold wert. Schlau ist, wer das verstanden hat.

    Es ist zudem leider mittlerweile überdeutlich welch bleierner Stillstand über dieser Stadt schwebt, auch wenn es ihr rein datenmäßig gut geht. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] und Berlin ziehen Dresden davon. Das mit anzusehen, tut einem Lokalpatriot wie mir schon weh.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

    Einmal editiert, zuletzt von DarkVision (7. Januar 2014 um 15:57)

  • Zitat

    Es ist zudem leider mittlerweile überdeutlich welch bleierner Stillstand über dieser Stadt schwebt,

    Hm.... woran machst du das jetzt konkret fest?

    Mitleidender Gruß!

  • Alles sowas von Schrott! Was mir noch am besten gefällt ist die Grundrissform vom 2. Platz (die fügt sich noch am besten ein und achtet Dresdner Stadtstrukturen) und die vom 6. Platz, wobei letztere garantiert nicht an so eine Stelle gehört, sondern irgendwo in ein Neubaugebiet am Stadtrand, wo früher nichts stand. Aber sonst sind alle Baukörper bzw. -fassaden einfach unterirdisch. Was hat das mit Dresden zu tun? Teilweise gruaer Mist, als würde man neben/in Bukern wohnen … Ob der Russe wohl wieder angreift oder was soll das?

  • Verschiedene Dinge...ob das die immer dünner werdende alternativ-kulturelle Szene ist, die von der Stadtverwaltung protegierte Architektur und das Festhalten am infrastrukturellen Status quo, die aus Dresden abwandernden freistaatlichen Institutionen, die Fremdsteuerung des Dresdner Flughafens aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon], und und und...es summiert sich langsam. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zieht derb an Dresden vorbei. Schön für die Messestadt, schlecht für Dresden.

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  • Dresden könnte vom Flair her ein zweites, etwas kleineres München sein. Aber nö, man verrotzt dieses Flair mit banalster Architektur, die überall stehen könnte. Absolut Null Lokalkolorit, sondern billiger Massenschrott, als würde es ein Baumarkt-kit sein. Damit macht man sich genau das kaputt, was Dresden so anziehend macht. Anstatt z.B. ein nettes Studentenviertel nahe an der Uni zu bauen (amerikanisches Viertel), die nun wirklich nicht die schlechteste ist, wird um die Uni ein Schrott hingebaut, wo sich Student denkt „da kann ich auch in Frankfurt (oder Ruhrpott etc.) bleiben.“. Man könnte diesen hellen leuten Wohnhäuser wie in Münchens Innenstadt bieten zu einem fünftel der Preise dort und die würden in Scharen an die TU wollen. Und der Tourist? Der soll gefälligst nur die Frauenkirche fotografieren und dann bitte wieder abreisen, wenn er denn den Bahnhof findet hinter all den Betonmauern. In Dresden soll man schließlich Autofahren und Ikea-Küchen in die genormte Kubenwohnung bauen und mehr nicht. Da kann man dann auch seine ganze Freizeit verbringen, in der Wohnung oder beim Autofahren hin zu den großen Großmärkten mitten in der Innestadt wie Globus oder die die fetten EKZ, die fast Pleite sind … Einfach großartig … Auf der Prager weiß ich nicht, was ich nach 20:00 Uhr machen soll, weil alles dicht ist und man nur geschlossene Wände vor sich hat. Was für eine tolle Stadt … Da gibts nichtmal was zum entspannt hinsetzen und am Handy bissl was lesen oder so, weil Betonwüste. Wirklich tolle Stadt … Und gehe ich einen Stadtteil weiter, befinde ich mich mitten in DDR-Wohnblocks, wo es noch toter ist und man nur durchlaufen kann. Von Stadt Null zu spüren. Einfach tolle Stadt … -_-

  • Dresden könnte vom flair her ein zweites, etwas kleineres München sein. Aber nö, man verrotzt dieses flair mit banalster Architektur, die überall stehen könnte. Absolut Null Lokalkolorit, sondern billiger Massenschrott, als würde es ein Baumarkt-kit sein.

    Naja, in München macht man sich ja genau damit gerade auch das Flair kaputt. Besser wird hier jedenfalls nicht gebaut. Und das, obwohl alle nach Altbauflair lechzen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Schönheit kann für eine gewisse Zeit über schlechte Phasen retten, denn Tourismus ist zeitlos und ein guter Ruf, sowie insgesamt die sogenannten weichen Standortfaktoren sind Gold wert.

    Auch wenn es nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun hat, muss ich doch auch meinen Senf dazugeben.
    Anhand der Zahlen kann man nämlich tatsächlich nicht feststellen, dass Dresden von den Touristen gemieden werden würde. Im Gegenteil, nach einem Durchhänger ab der Mitte bis zum Ende des ersten Jahrzehntes des Jahrhunderts, steigen die Gäste- und Übernachtungszahlen stetig an. Die Touristen kommen halt wegen der von dir genannten weichen Standortfaktoren. Sie besuchen die Museen, die Altstadtkulisse sowie das Elbtal.
    Kämen sie heute zufällig am Lennéplatz vorbei, würden sie Wildwuchs, Garagenhöfe und verfallene Remisen sehen können. Die Frage ist, ob das für den Durchschnittstouristen attraktiver ist, als es eine typisch bundesdeutsche Neubebauung wäre. Für Dresden zählt immerhin, dass die Stadt in ihrem Inneren wieder stärker verdichtet wird und Wachstum nicht mehr an der Peripherie stattfindet.
    Über die Art und Weise kann man sich natürlich streiten. Jedoch besteht das Manko des Dresdner Zentrums weniger in seinen im Stile einer Gartenstadt/Vorstadtsiedlung gehaltenen Vorstädte, als vielmehr in den zerfaserten und ungepflegten Brachflächen, die jeden Maßstab vermissen lassen. Hier besteht z.Z. die Chance, wieder eine Stadt zu erschaffen, die mit dem alten Dresden natürlich nichts mehr zu tun haben wird. Aber Dresden braucht diese Neuordnung, braucht Räume und Platzfolgen, einen Wechsel von Enge und Weite, die Vorbereitung und Steigerung des eigentlichen Dresden-Erlebnisses sind, nämlich dem Eintreten in den weiten Elbraum mit seinen erhaltenen Kleinodien. Was dahinter ist, ist abgesehen von der teils wieder aufgebauten Altstadt und dem eigentlichen Stadterlebnis so marginal, wie es die alten Vorstädte schon immer waren.

    Aber zurück zum Thema!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • DarkVision:

    Das ist aber jetzt arg miesepetrig dahingesagt von dir. Wenn aus Dresden die ein oder andere staatliche Institution abwandert, so bleibt es immer noch die dominante Landeshauptstadt, in welcher Hochkultur und universitäre Bildung staatlich gefördert werden wie sonst nirgends in Sachsen.

    Davon, dass der Flughafen Dresden aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ferngesteuert würde, weiß ich nichts, halte es aber seit geraumer Zeit für ein Unding, dass sich jede Landesregierung in „Mitteldeutschland“ einen eigenen Flughafen in der jeweiligen Hauptstadt gönnt, anstelle den zentralen, erschlossenen und weiterhin ausbaufähigen Flughafen Halle/[lexicon='Leipzig'][/lexicon] fokussiert zu fördern.

    Allerdings stimme ich dir vollumfänglich zu, was deine Einschätzung zum Niveau „moderner“ Architektur in Dresden betrifft. Dies fällt in der Regel deutlich ab zu dem was in Berlin und [lexicon='Leipzig'][/lexicon] realisiert wird, wobei man selbst dort neben einigen Lichtpunkten auch viele Schattenflecken konstatieren muss.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Ein Mordsgroßflughafen in Sperenberg (mit Ausrichtung der Flughafenindustrie gen Süden) hätte mMn bei allem am besten gepasst. Mit der Bahn wäre das von allen Städten (Berlin, Potsdam, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Dresden, Lausitz/Cottbus, Magdeburg) aus innerhalb 100 km erreichbar gewesen, also sehr angemessen, wenn man fernreisen will. Das hätte der strukturschwachen Region in Brandenburg gut getan und die Großstädte drumrum hätten keine Behinderungen wegen Flugbelästigung mehr und auch mehr Baufeld für städtische Dinge. Mit einem Schnellzug wäre man von Dresden aus in 4 ks am Flughafen, der sicher weit mehr Ziele ansteuert als jetzt das Ding in Dresden. So muss man heute, um nach China zu fliegen, erst mit dem Flieger nach Frankfurt … Der Flughafen Dresden ist zu klein, der bei Schönefeld wird recht rasch wieder vom Städtebau Berlins eingeholt sein. Dieser Kreis der genannten Städte ist auch etwa so groß wie Rheinruhr und dort muss auch jeder nach Düsseldorf, der ernsthaft irgendwo hinfliegen will. Und heute kann man auf Bahnreisen dank Mobilrechner wie tablets allen möglichen Kram erledigen, was Bahnfahrten auch nicht mehr so langweilig und ewig vorkommend erscheinen lässt.

    Aber hui, irgendwie offtopic. ^^ Kurz: Sperenberg/Luckenwalde wäre deutlich besser gewesen als die Vielflughaferei, die man jetzt hat.

  • Nun hat auch einmal die SZ ausgeschlafen und einen kleinen Artikel zum Werkstattverfahren für das Projekt "Lennépark" verfasst.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/ne…en-2764412.html

    Übrigens gibt es keine Investoren und damit auch keine Hoffnung auf einen baldigen Baubeginn. Ist der nun in Planung befindliche Bebauungsplan also erst einmal erstellt, könnte er ebenso schnell in der Versenkung verschwinden, wie der alte, dessen Umsetzung angeblich nicht mehr möglich ist.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Heute habe ich mir das Buch "Die Prager Straße in Dresden: Geschichte einer Prachtstraße" vom Lehmstedt- Verlag gekauft und kann es sehr empfehlen. Es ist ein Bildband mit hoher Druckqualität und behandelt die Prager Straße von ihren Anfängen bis heute. Je Seite gibt es ein Bild oder eine Karte und einen recht ausführlichen Begleittext dazu.

  • Ich kann mir schon denken, was drinsteht bzw. was zu sehen gibt: Die alte Prachtstraße in Vorkriegsaufnahmen, dann die teilweise nur beschädigten, zumindest aber durchaus wiederherstellbaren Gebäude im Jahr 1945+, dann die trotzdem restlos abgeräumte Brache, dann die Bauarbeiten und schließlich die heute noch vollständig erhaltene, maßstabslose und urhäßliche DDR-Bebauung mitsamt der mediokren 90er-Investorenbauten. Da kriegt man doch das Heulen & Kotzen.

    Ach ja, und hier ist sie ja , die deprimierende Fotostrecke zum Buch .