Ein weitere Aquarell, signiert [lexicon='Römerberg'][/lexicon] 14, 1873.
Hier war Reiffenstein in dokumentarischer Mission unterwegs, denn er verewigte das Haus zum Fleischer ([lexicon='Römerberg'][/lexicon] 14) nur ganz kurz, bevor es im selben Jahr abgerissen wurde. Er kommentierte den Vorgang mit: "Ist soeben im vollen Abbruch begriffen, weil Einsturz drohte. Geht mit ihm abermals ein Stück Alt-Frankfurt zu Grabe..."
Wie man sehen kann, und auch ein Vergleich mit dem Ravenstein-Plan zeigt, war es auf interessante, wenn auch mir nicht erklärliche Weise mit dem Schwarzen Stern ([lexicon='Römerberg'][/lexicon] 12) und dem Hinterhaus von Bendergasse 30 durch eine Art Überbau verbunden. Die reich verzierten Kragsteine der letztgenannten Häuser, von denen man wenigstens die vom Schwarzen Stern heute noch bewundern kann, sind im Bild leider nur angedeutet.
Links erblickt man Anbauten an der Nordwand der Alten Nikolaikirche, die seltsamerweise im Ravenstein-Plan - obwohl dieser früher lithographiert wurde - nicht eingezeichnet sind. Wohlmöglich handelt es sich dabei um einfache "Schirnen", von denen auch der Dom bis tief ins 19. Jahrhundert umringt war. Diese dienten dem Verkauf von Devotionalien an Pilger oder auch generellen Marktzwecken. Sie fielen wohl spätestens um 1900 der historistischen Purifizierung zum Opfer, bei der man fälschlicherweise annahm, dass gotische Kirchbauten auf Freiständigkeit hin gebaut waren (vgl. auch den Abriß der Ostseite der Höllgasse).
Interessant ist noch die im Hintergrund zu sehende Westbebauung des Römerberges - deutlich zu erkennen das hochinteressante, traufständige Haus Lichtenstein ([lexicon='Römerberg'][/lexicon] 11), das alleine eine wissenschaftliche Arbeit wert wäre, rechts davon auch noch deutlich zu erkennen das Schrothaus ([lexicon='Römerberg'][/lexicon] 13)...
Kleiner Nachtrag noch mit einem Foto von Carl Friedrich Fay aus dem Jahre 1869, einmal unkommentiert, daneben kommentiert. Die vermutete Position, von der aus das Aquarell gezeichnet wurde, habe ich mit einem roten Pfeil markiert:
Das Bild stammt übrigens aus dem neuen Buch "Das alte Frankfurt".