Denkmalverzeichnisse und -datenbanken

  • Die vier Anwesen Prinzregentenufer 7-13 stammen von Peringer und Rogler.

    http://www.baukunst-nuernberg.de/epoche.php?epo…inzregentenufer

    Das Architektenteam Peringer + Rogler hat fast ausschließlich in Nürnberg und Fürth Villen und Mietshäuser für höhere Ansprüche gebaut, außerdem in Fürth den älteren Teil der "Gartenstadt"-Siedlung Eigenes Heim. Die Denkmalliste verzeichnet für Nürnberg acht, für Fürth 28 Einträge.
    Darunter sind auch durchaus ansprechende Gebäude. Stilistisch wurde vornehmlich im klassizisierenden Jugenstil gebaut, aber ziemlich auf Repräsentation ausgelegt. Manchmal wirken die Gebäude etwas wuchtig und/oder eigenwillig, wie etwa Luitpoldstraße 14:

    Eine Villa der Architekten in Fürth, derzeit zum Verkauf (leider wird das eindrucksvolle Parkgrundstück mit Wohnblocks vollgestopft):

    http://www.schwarzhans.info/kauf/1f023d94f…5c20a7b501.html

  • Über Hannoversch Münden existiert eine vortreffliche Seite zu allen Privatbauten der Altstadt. Ihr Titel heisst 574 Häuserspuren...

    http://www.hann-muenden.net/haeuserspuren/index.htm

    Es handelt sich hier wie bei baukunst-nuernberg auch um keine offizielle Seite, sondern wurde offenbar von einem Rudolf Wegner ins Leben gerufen. Man kann sich allerdings leicht darin verirren (wie auch bei altfrankfurt.com), aber man stösst auf unzählige Forschungsergebnisse und Bilder zu praktisch jedem Privathaus der Altstadt. Aber auch lediglich darin zu surfen macht unheimlich Spass und lässt den Fachwerk-Interessierten kaum mehr los...

  • Juan Martillo stellt uns ja derzeit Photos aus der Wuppertaler-Denkmaldatenbank vor. Eine Übersicht über weitere Denkmaldatenbanken deutscher Länder und Städte findet sich unter Deutsche
    Denkmallisten im Internet - denkmalliste.org

    velleicht kann jemand diesen Link in die Verweisliste aufnehmen.

    Die Berliner Seite Liste, Karte, Datenbank / Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt - Berlin

    z.B. ist sehr informativ und enthält zum Teil bereits Photos und ausführlichere Informationen zu den einzelnen Denkmälern. Ein beliebiges Beispiel (Photos zum vergrößern immer anklicken):

    Berlin

  • Die Informationen habe ich aus der erst 2009 erschienenen Denkmaltopographie der Stadt Lüneburg – da für Lübeck immer noch keine vorliegt, ist dieser Schmöker, mit dem man ob seines Gewichts notfalls auch die Schwiegermutter erschlagen kann, aufgrund der sehr ausholenden Einleitung zu Dachformen, Kellern etc. gegenwärtig nebenbei eines der wertvollsten Standardwerke zum traditionellen Hausbau im Nord- und Ostseeraum.

    Die Denkmaltopographie für Lübeck ist zurzeit in Arbeit. Ursprünglich sollte sie dieses Jahr erscheinen, soweit ich weiß ist jetzt aber 2014 angepeilt. Und auch das wird sicher ein waffenscheinpflichtiger Wälzer.

  • Danke für diese wertvolle Information, Maxileen. Da lege ich schonmal was beiseite für. Das umfangreichste mir bekannte Werk dieser Art ist wohl bisher die dreiteilige Denkmaltopographie von Wiesbaden. Sieht man mal von dem seit über 20 Jahren laufenden, immer noch nicht fertig gestellten Werk für Bamberg ab, das aber einen wesentlich höheren, eher enzyklopädischen Anspruch verfolgt. Von Freiberg (Sachsen) ist wohl auch in absehbarer Zeit ein ähnlicher Klopper (~ 1.200 Denkmale!) zu erwarten, nachdem ein einführendes Werk bereits erschienen ist.

  • ... Das umfangreichste mir bekannte Werk dieser Art ist wohl bisher die dreiteilige Denkmaltopographie von Wiesbaden ...

    Wie kommst du zu dieser Vermutung? Allein für Berlin gibt es bereits 12 Bände (siehe hier ) und z.B. für München schon 5 Bände mit über 2500 Seiten (Die Ausgaben zu München Nord und München Ost fehlen noch).

  • War mir nicht bekannt, deswegen schrieb ich ja auch unter dem Vorbehalt „mir bekannt“. ;) München dürfte aber deckungsgleich mit den Informationen im BayernViewer-denkmal sein, oder sind die Gebäudemonographien in der Topographie ausführlicher?

  • Die Beschreibungen der Objekte in der bayerischen Denkmaltopographie gehen schon über die im Bayern-Viewer Denkmal eingetragenen Listentexte hinaus.

  • ... München dürfte aber deckungsgleich mit den Informationen im BayernViewer-denkmal sein, oder sind die Gebäudemonographien in der Topographie ausführlicher?


    Wie Zeno schon geschrieben hat, geht der Inhalt der Bände der Denkmaltopographie Münchens erheblich über den Inhalt des Bayernviewers hinaus. In den Büchern gibt es zusätzlich sowohl zahlreiche Ergänzungsartikel zur baugeschichtlichen Entwicklung der Stadt bzw. einzelner Stadtteile und sogar Überblicksartikel zu jeder einzelnen Straße mit Denkmalbestand, als auch deutlich ausführlichere Information zu allen Denkmälern und auch einigen nicht unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden, das alles inklusive zahlreicher historischer Photos zur Vorkriegssituation und den Kriegsschäden. Ich vermute aber, dass diese inhaltliche Strukturierung auch bei den anderen Bänden der Reihe Standard ist (?). Von daher rundum empfehlenswert für diejenigen, die genaueres über die Münchner Baugeschichte erfahren möchten. Ich kenne keine geeignetere Literatur. Der Preis ist halt leider recht hoch.

  • Ich bin auch ein großer Fan der Denkmaltopographien. Sie sind wirklich extrem interessant und informativ. Entsprechend ist auch der hohe Preis absolut gerechtfertigt, finde ich.
    Gibt es eigentlich jemanden auf dem Forum, der da schon einmal mitgearbeitet hat? :)

  • Sehr interessant sind auch die im späten 19. Jahrhundert begonnenen Bände zu den Bau- und Kunstdenkmälern der jeweiligen Länder, die inzwischen fast alle digitalisiert wurden. Für große Teile von Deutschland gibt es ja noch keine aktuellen Denkmaltopographien.

    Hier ist eine Liste mit Links: http://de.wikisource.org/wiki/Kunstdenkm%C3%A4ler

    Speziell zu Thüringen: http://goobipr2.uni-weimar.de/viewer/toc/PPN…209/1/LOG_0000/

  • Ich wusste gar nicht, dass diese alten Topographien digital verfügbar sind! Das ist ja großartig :D
    Dankesehr!

    Auch von Tschechien gibt es Bücher. Wirklich sehr hilfreich, ich wüsste in diesem Land keine bessere deutsche Literatur

  • die im späten 19. Jahrhundert begonnenen Bände

    Die sind eher deprimierend, denn sie stellen auf den damaligen Denkmalbegriff ab. Da sind dann Kirchen und alle möglichen sakralen Bauwerke drin, Stadtbefestigungen und öffentliche Gebäude. Privathäuser findet man im Prinzip nur im Ausnahmefall. Die haben damals nicht als erhaltenswert gegolten und wurden weitgehend ignoriert. Wenn nur die verzeichneten Objekte wären erhalten worden wären, dann hätten wir jetzt fast vollständig ausgeräumte Städte, eine Horrorvorstellung.

  • Das kann ich für die Thüringer Bände nicht bestätigen, ganz im Gegenteil hier werden alle bedeutenderen Bauernhäuser genannt sehr oft auch mit Bildern und Beschreibung der Innenausstattung wie vorhandene Öfen und Möbel.

  • Ja, das ist echt erstaunlich. Wenn man diese alten Denkmaltopographien liest, versteht man auch, wieso die Generation unserer Ur-Ur- und Ur-Großväter im Historismus so gründlich und sorglos in den Großstädten mit alter Bausubstanz aufgeräumt hat. Bürgerhäusern wurde, sofern sie nicht reich verziert oder durch irgendwelche historischen Gestalten (und auch der Kreis dieser Leute war klein) geadelt waren, praktisch kein Wert beigemessen. In der Tradition dieser Auffassung stand dann ja fatalerweise auch der „Wiederaufbau“ nach dem Zweiten Weltkrieg.

    Speziell im Fachwerkbereich fehlte aufgrund des völlig ungenügenden Verständnisses von Bauweisen und -techniken sowie deren historischen Abhängigkeiten, deren Erforschung ja auch erst im Wesentlichen in den letzten 30 Jahren wirklich wissenschaftlich betrieben wird, jeglicher Sinn für den Denkmalwert. Auch hier standen eher Bauten im Vordergrund, die sich durch reiche Dekoration auszeichneten oder (vor allem auf dem Land) im Sinne einer urbanen Spätromantik besonders altertümlich, ländlich und an die „alte Zeit“ erinnernd galten.

    2 Mal editiert, zuletzt von RMA II. (9. Dezember 2013 um 20:01)

  • Genau so ist es, man hat sich früher offenbar nur für Kunstwerke interessiert. Dass ein Gebäude ein Werk der Kunst war, hat es erhaltenswert gemacht. Das merkt man auch daran, dass früher stets von "Kunstdenkmälern" die Rede war. Der Begriff "Denkmal" ist wohl erst in den 70ern verbreitet worden, nachdem man wohl erkannt hat, dass die alleinige Motivation mit der Kunst nicht mehr haltbar war. Ich habe in den 70er-Jahren schon nicht verstehen wollen, was Denkmale mit Kunst zu tun haben sollen.

    Die Vorstellung, dass auch ganz unscheinbare Gebäude Denkmäler sein können, hat sich wohl in den 50ern entwickelt. Die damaligen Denkmälerinventare bringen "bereits" Gebäude, die nicht Kunstwerke gelten, aber für das Stadtbild und als Geschichtszeugnis wertvoll sind. Leider passiert das erst in einer Zeit, als immer noch viele dieser einfachen Gebäude verschwinden.

    Von dem Kunstbegriff hat man sich in der Denkmalpflege ja nun wohl ganz getrennt, da die Denkmalpflege uns ja mittlerweile immer wieder nahezubringen versucht, dass auch Objekte Denkmäler sein können, die in punkto Ästhetik gar nichts zu bieten haben, sondern einfach nur hässlich und unbequem, vielleicht auch geradezu verhasst sind - siehe das Thema des letzten Tages des offenen Denkmals.

  • Diese Einschätzung würde ich teilen, Zeno. Folgt man der Literatur sehe ich eine Ablösung des Denkmals- vom Kunstbegriff auch so um 1970. Damals erscheinen auch die allerersten Studien von Kunsthistorikern, die es wagen, die Bauten des Historismus als wertvoll zu erachten (ausgerechnet in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] recht früh, das erste Inventar des Westends stammt aus dem Jahr 1973). Diese Auffassung kann sich in voller Breite d. h. als Lehrmeinung jedoch erst gegen 1980 durchsetzen. In einigen Ämtern sitzen aber immer noch alte Kader, die ihre Denkmalauffassung spürbar aus der Zeit vor 1970 haben.

    Aktuell problematisch ist m. M. n. die spürbare Stärkung des Bodendenkmalsektors vulgo der Archäologie in den letzten Jahren. Mir hat vor kurzem jemand, der recht weit oben beim Landesamt für Denkmalpflege in Hessen arbeitet, erzählt, dass dies auch politisch durchaus gewollt ist. Ohne daraus jetzt eine Verschwörungstheorie machen zu wollen sitzen beim genauen Hinsehen mittlerweile in der Tat in vielen Denkmalbehörden der verschiedenen Hierarchieeben aller Bundesländer in führenden Positionen Archäologen, die sich mal zynisch ausgedrückt naturgemäß eher für das interessieren, was unter Häusern (nach deren Abbruch) zu finden ist, und weniger für das Gebäude selbst.

  • Die auffällige, übermäßige Betonung der Bodendenkmalpflege treibt bisweilen seltsame Blüten. Da wird jede Fläche als Bodendenkmal definiert, wo in der Vergangenheit mal irgendwas gefunden worden ist. Manchmal hat man das Gefühl, RMA, Du hast es schon angedeutet, dass die geradezu darauf erpicht sind, wenn es mal in einer Altstadt einen Abbruch gibt, weil sie dann eine Grabung machen können.

    Und das Hauptziel der Bodendenkmalpflege scheint die Forschung zu sein. Die Bodenhaftung ist weg, man frönt der Verwissenschaftlichung seiner Arbeitsleistung.

  • Das Ganze schweift schon weit vom Thema ab, aber die Aufgabe der Bodendenkmalpflege ist wohl hauptsächlich die Erhaltung, ohne Not wird doch kaum ein Bodendenkmal durch Ausgrabung zerstört.