Bilder von Dresden aus den 90ern

  • Zitat von "Miwori"


    Versifft, wenn nicht zwischendurch mal saniert wird.
    Das wird aber beim QF nicht viel anders sein.

    Mit welcher Lebensdauer wird bei solchen Gebäuden eigentlich kalkuliert?

    Das kann man doch in einigen Städten in den alten Bundesländern,
    wo solche Einkaufszentren in den 70ern oder 80ern gebaut wurden,
    bereits heute anschauen. Natürlich sind dabei solche Städe betroffen,
    die sich keine Sanierung leisten können.
    Aber z.B. auch in München zwischen Markt und Stachus kann man
    beobachten, daß die Bausubstanz hinter den Werbeträgern, teilweise
    schon ziemlich heruntergekommen ist. Obwohl dort an Geld kein Mangel
    sein sollte.

  • Jojojetz hat mich mit seiner Frage zum Kanzleihaus darauf gebracht, dass wir dieses Objekt vorher im Forum eigentlich noch gar nicht behandelt haben. Die konkrete Anfrage wurde zwar schon beantwortet, aber das Thema verträgt durchaus ein paar weitere Ausführungen. Beginnen möchte ich – dabei nur vermeintlich „abschweifend“ – mit folgender kirchenoffizieller Darlegung:

    Zitat

    1821 hatte die Kirche vom Hof das so genannte „Geistliche Haus“ in der Schloßstraße 32 erhalten (A: gegenüber dem Südbereich des Schlosses). Hier befand sich der Sitz der Bischöflichen Verwaltungsstelle Dresden mit Wohnung und Kapelle des Bischofs und Verwaltungsräumen sowie der Sitz der Pfarrei. 1945 beim Angriff auf Dresden wurde das Geistliche Haus zerstört. Ein Wiederaufbau wurde durch die DDR-Behörden nicht genehmigt.
    Nach der Wiedergewinnung der Deutschen Einheit 1990 und der Errichtung des Freistaates Sachsen kam es zu Verhandlungen über die Rechte des Bistums Dresden-Meißen an einem geistigen Zentrum in der Landeshauptstadt.

    Recherchen seitens des Bistums hatten vorab (also vor Aufnahme der o. g. Verhandlungen) erbracht, dass nicht nur für das Grundstück Schlossstraße 32 (Geistliches Haus), sondern auch für einige weitere Teilflächen im Altstadtquartier im Bereich Schlossstraße, Sporergasse, Schössergasse und Kanzleigäßchen alte Rechtstitel zugunsten der katholischen Kirche geltend gemacht werden konnten. Im Ergebnis der Verhandlungen mit dem Freistaat Sachsen erfolgte schließlich ein Grundstückstausch: Die Kirche erhielt dabei das (jahrhundertelang im Staatsbesitz befindliche) Grundstück des Kanzleihauses plus einer Ausgleichszahlung von 19 Millionen Mark. Mit dieser Summe, einem Zuschuss von 1 Million Mark durch das Landesamt für Denkmalpflege und 5 Millionen Mark Eigenmittel begann dann im Frühjahr 1997 der Wiederaufbau des Kanzleihauses als „Haus der Kathedrale“, dessen Nutzung der des ehemaligen Geistlichen Hauses sehr ähnlich ist (zum Beispiel Amtssitz und Wohnung des Bischofs). Die Bauzeit betrug 22 Monate. Die feierliche Einweihung war am 25.03.1999.

    Hier noch zur Ergänzung ein Foto der Ruine des Geistlichen Hauses (gehört zum [lexicon='Quartier VIII'][/lexicon] und ist zur Rekonstruktion vorgesehen). Die Skulptur an der Fassade ist eine neuzeitliche Schöpfung (aufgestellt 1936), die den Baumeister Pöppelmann darstellt. Zur räumlichen Einordnung: Der Fotograph stand nahe der Südostecke des Schlosses, der Eckturm ist links angeschnitten erkennbar.

    http://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df_ps_00…_ps_0000179.jpg

    Über die bittere Geschichte des Kanzleihauses nach der Bombennacht 1945 und den Wiederaufbau berichtet ein fundierter Fachartikel von Günther Donath. Dessen kompetente Beziehung zum Kanzleihaus lässt sich am besten mit folgendem Auszug aus seiner fachlich-beruflichen Referenzliste (Formulierung auf seiner HP) auf den Punkt bringen:

    Planung und Bauleitung zur authentischen Rekonstruktion der Baugestalt des kriegzerstörten Kanzleigebäudes am Stallhof;
    übrigens auch:
    Planung und Bauleitung zum originalgetreuen Wiederaufbau der kriegzerstörten Brücke zwischen dem Dresdner Residenzschloß und der Katholischen Hofkirche.

    Aus dem betreffenden Fachartikel möchte ich nachfolgend einige kurze Passagen zitieren.

    Zitat

    Günther Donath
    „Die Authenzität der Rekonstruktion von Baugestalt und Fassaden beim Wiederaufbau des Kanzleihauses in Dresden“;
    in: Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsens, Jahrgangsheft 1999

    Für die Dresdner Denkmalpflege gab es unmittelbar danach (A: nach der Zerstörung) keine Zweifel daran, dass dieses einmalige Ensemble … wieder aufgebaut werden mußte. Dies belegt auch eine große Zahl von exakten Plattenaufnahmen, die man nach den ersten Beräumungsarbeiten von den Ruinen anfertigen ließ. Darüber hinaus wurden … Bauaufnahmen durchgeführt mit ihren für eine Wiederaufbauplanung unverzichtbaren bauarchäologischen Vermerken und Hinweisen; wichtige Baufragmente wurden geborgen.

    Im originalen Text wird an dieser Stelle auf folgende historische Fotoaufnahme verwiesen:

    http://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df_0100001/df_0109283.jpg

    Zum anfänglichen Zustand der Ruine ergänzend noch folgendes Bild (Februar 1951; Schlossstraße weitgehend noch nicht „abgeräumt“):

    http://www.bildindex.de/bilder/MI09539c11b.jpg

    Die Ruine des Kanzleihauses blieb also zunächst stehen. Die nachfolgende Fotoaufnahme zeigt den bis 1963 vorliegenden Zustand:
    Schlossstraße „abgeräumt“ / aber die Ruine des Kanzleihauses für einen seitens der Denkmalpfleger erhofften Wiederaufbau belassen.
    Als markante Gebäudeteile des Kanzleihauses sind auf dem Foto die Stümpfe der beiden im Innenhof befindlichen Treppentürme zu erkennen.

    http://www.bildindex.de/bilder/MI00444g07b.jpg

    Weiter Günther Donath, o. g. Quelle:

    Zitat

    Die Gedanken der politisch für diesen Bau (A: Kanzleihaus) Verantwortlichen gingen bald ganz andere Wege: Für sie stand der Abbruch längst fest und sie träumten in ihren städtebaulichen Planungen von einer Schneise mit Blickbeziehungen von der Elbbrücke zum (A: damals noch nicht realisierten, aber geplanten) Kulturpalast. 1962 versuchte das damalige Institut für Denkmalpflege die Ruine unter den besonderen Denkmalschutz einer Bezirksliste zu stellen. Dieses Ansinnen wurde aber als „illusorisch“ abgetan. (A: Donath verweist an dieser Stelle auf folgende Quelle: Schreiben des Stadtrates Larondell vom 25.5.1962 an Dr. Hans Nadler, damals IfD, Arbeitsstelle Dresden).

    Begleitet von heftigen Protesten der Denkmalpfleger wurde 1963 der Beschluss des Politbüros der SED umgesetzt und die durchaus wieder verwendbaren Ruinenteile des Kanzleihauses, die Mauern zum Stallhof, die Treppentürme abgeräumt. Lediglich die Stadtmauer mit ihren Kampfrichterlogen und Teile der Ostwand blieben stehen, kulissenartig den Stallhof nach Süden hin einfassend. Ähnliches hatte man auch mit dem Georgenbau vor. Der Umstand, dass dieser Bau jedoch sehr eng mit dem Residenzschloss und dem die Schauwand mit dem Fürstenzug zeigenden Langen Gang verzahnt war, ließ die Verantwortlichen zögern.

    Das nächste Foto veranschaulicht die Situation im Oktober 1963; während? oder kurz nach Vollzug? des Abrisses:

    http://www.bildindex.de/bilder/MI09543f06b.jpg

    Nun, der Georgenbau konnte gerade noch so gerettet werden, aber bei dessen Rekonstruktion Mitte der 1960er Jahre wurde eine große Sünde begangen: An der Südostecke ist nämlich ein Treppenhaus zusätzlich angefügt worden, das auf der Fläche des Kanzleihauses steht. Die betreffende Kontur erkennt man auf dem weiter hinten verlinkten Grabungsplan (dort ocker koloriert).


    Jetzt aber zum Wiederaufbau, dem wie üblich archäologische Untersuchungen voran gingen. Lassen wir dazu zunächst die Grabungsleiterin Katja Kliemann zu Wort kommen:

    Zitat

    Katja Kliemann: Vortrag in Heidelberg am 27.5.1999
    Die Grabungen am Schloß (A: im Bereich des Schlosses gab es mehrere Kampagnen, hier ist die damals letzte gemeint) konzentrierten sich vornehmlich auf die Bereiche südlich des Großen Schlosshofes und umfaßten ca. 2300 m², während die Untersuchungen am Kanzleihaus mit 1200 m² seine gesamte Grundstücksfläche berührte. Die freigelegten archäologischen Reste sind ungleich überliefert worden. Während durch die Errichtung des Residenzschlosses in der 2. Hälfte des 16. Jhs. und die späteren Um-, Anbauten und Unterkellerungen hier die archäologischen Befundzusammenhänge weitestgehend zerstückelt oder zerstört haben, waren die Voraussetzungen am Kanzleihaus weitaus günstiger. Das zeitgleich mit dem Schloss (A: gemeint ist hier nicht die „Ur“-Burg, sondern der Moritzbau) errichtete Verwaltungsgebäude wurde um einen Hof angelegt und lediglich entlang der Schlossstrasse unterkellert. Später erfolgte Umbauten haben sich kaum im Boden niedergeschlagen.
    Zu den naturräumlichen Bedingungen in der Frühzeit der Stadt konnten neue Erkenntnisse gewonnen werden. Auf dem Gelände des Kanzleihauses erstreckt sich Richtung Elbe eine Senke, die aufgrund der angetroffenen Ablagerungen einem fließenden Gewässer zuzuordnen ist. Ob es sich hier um ein Elbseitenarm oder um den weiter nördlich vermuteten Kaitzbach handelt, ist z. Z., ohne abgeschlossene geologische Untersuchungen, nicht zweifelsfrei belegbar.

    In dem folgenden Plan (rissliche Darstellung der Grabungsbefunde im Bereich Schloss und Kanzleihaus) ist die Lage dieses Gewässerarmes veranschaulicht.

    http://www.acsu.buffalo.edu/~gjcarver/katjapln.htm

    Über die Endphase der Grabungen am Kanzleihaus berichtet der nachstehende Auszug aus einem Presseartikel vom Dezember 1996:

    Zitat

    Quelle: Nr. 51/1996 der katholischen Wochenzeitung „Tag des Herrn“
    von Holger Jakobi

    Die Grabungsleiterin verweist darauf, daß die Arbeiten am Kanzleihaus Rettungsgrabungen sind, da der Baubeginn terminbezogen ist.
    Das Kanzleihaus befand sich gegenüber der alten mittelalterlichen Burg, dem späteren Schloß und in unmittelbarer Nähe zur ersten steinernen Elbbrücke. Was hat damals hier gestanden? Eine kleine Sensation wurde bereits entdeckt. Katja Kliemann zeigt auf eine rötliche, gefärbte Schicht - für Laienaugen nur Erdreich. Doch die Archäologen erkennen mehr, es handelt sich um die Reste eines Fachwerkhauses aus der Zeit um das Jahr 1200, das vermutlich bei einem Brand einstürzte. Die Grabungsleiterin schätzt, daß es sich dabei um den bisher ältesten Gebäuderest auf dem Grabungsareal handelt.
    Andere Befunde waren Latrinen, Brunnen, zwei verschüttete mittelalterliche Keller, Feuerungskanäle, die Überbleibsel eines Ofens und jede Menge Keramik.
    Doch das Areal ist ein Stück Vergangenheit, das bald nicht mehr auffindbar ist. Bagger werden das Gelände vernichten, um Baufreiheit für den Neubau zu schaffen, bei dem auch Tiefgaragen geplant sind. Übrig bleiben nur die Keller des Kanzleihauses, die in den Wiederaufbau integriert werden. Damit entsprechen die Projektanten einem Anliegen der Archäologie, interessante Bau-Befunde in den Neubau einzubeziehen (A: also ich denke mal, das war vor allem auch ein großes Anliegen der Denkmalpfleger).


    Zur Bauausführung schreibt Günther Donath (o. g. Quelle):

    Zitat

    Die neue statische Struktur des Gebäudes als Stahlbeton-Skelett folgte nur bedingt den denkmalpflegerischen Vorgaben. Zwar wurde das aufgehende Mauerwerk in Tonziegeln ausgeführt, aber es mussten Stützen und der großen Deckenspannweite entsprechend dimensionierte Unterzüge integriert werden. Die so gewählte Konstruktion ließ eine massive Einwölbung der sonst im Grundriß originalgerechten Erdgeschoßzone am Ende nicht zu, so dass diese in Drahtputzkonstruktion als Rabitzgewölbe ausgeführt werden musste. Der Innenausbau der Obergeschosse folgte in seinem Grundrisszuschnitt den gegenwärtigen funktionellen Anforderungen eines Verwaltungs- und Pfarrzentrums, lässt jedoch die Rückkehr zur ursprünglichen Grundrissstruktur zu einem späteren Zeitpunkt zu. Bei den Fassaden gelang es, die historischen Strukturen genau zu rekonstruieren. Das bezog sich nicht nur auf die bauliche Durchbildung und Detaillierung, sondern ging hin bis zum Steinschnitt.

    Zum Begriff Rabitzdecke / Rabitzgewöbe (gemäß Brockhaus):
    An tragenden Bauteilen aufgehängte Leichtdecke aus einem Rundstahl-Drahtgerippe, auf dem Drahtgewebe als Putzträger befestigt ist, und beiderseitigem, fugenlosen Putz.


    Anfang des 20. Jhd. erfolgten umfangreiche Umbauarbeiten am Kanzleihaus, die die Schaffung von mehr Räumlichkeit bezweckten (gemäß Donath vor allem Ausbau des ersten Dachgeschosses). In diesem Zusammenhang wurden die 3 Giebel zum Kanzleigässchen entfernt. Aber – Glück im Unglück, das war einer der Gründe für den offenbar vorzüglichen Planbestand für das Gebäude; bei den Umbauarbeiten wurden nämlich sehr detaillierte Aufmaße des ursprünglichen Zustands angefertigt, so dass man die Außengestalt beim Wiederaufbau weitgehend originalgetreu rekonstruieren konnte.

    Am Schluss seines vorzüglichen Artikels geht Donath auch kurz – und zwar ganz in unserem Sinne - auf die Frage ein: Darf/Soll man rekonstruieren. Das von ihm dazu gebrachte Zitat möchte ich gleichfalls zitieren (ist nämlich ganz meine Meinung).

    Zitat

    Aus Titel: Rekonstruieren (in Sonderheft „kunst und kirche“, 1997)
    Roland Günther

    Die Zerstörung Dresdens am Ende des schon längst entschiedenen Zweiten Weltkrieges geschah nicht aus militär-strategischen Gründen, sondern als Terror; nichts entschuldigt ihn. Auch die gerechtfertigte Befreiung von einem tiefgreifenden Unrechtssystem konnte niemanden das Recht geben, eine alte Kultur zu zerstören. Wo immer etwas zerstört wurde, ist jedoch zu überlegen, ob dem Sieger soviel Ehre zukommen darf, dass seine Zerstörungstat bis ans Ende aller Zeiten sichtbar bleibt….Die Erinnerung an die Katastrophe lässt sich auch in anderer Weise bewahren als durch den Augenschein Tag um Tag, jahraus jahrein.

    Hier fügt Donath an:

    Zitat

    Mit dem Wiederaufbau des Kanzleihauses durch eine mutige Bauherrschaft (A: Hinweis auf den ach so bekannten Gegenwind) wurde jedwedem „Sieger der Geschichte“ (A: also auch den Weidauers & Co.) das Recht genommen, auf alle Ewigkeit über unsere Stadt zu bestimmen.

    Es wurde schon in sehr vielen Forumsbeiträgen zum Ausdruck gebracht, was Dresden einem Prof. Nadler zu verdanken hat, oben wurde wiederum sein Name im Zusammenhang mit dem Kampf um das Kanzleihaus genannt. Aus gegebenem Anlass, ich meine die kürzlichen Beiträge verschiedener Foristen zum neuerlichen „*****“ von Falk Jaeger (Sorry, hab keinen seriösen Ausdruck gefunden), erinnere ich hier noch einmal an seinen FAZ-Artikel von 1995, in dem er den Dresdner Denkmalpflegern vorwarf, mit ihrer Konzeption für das Schloss historische Kulissen zu schaffen. In der SZ erschien damals in Reaktion darauf ein Artikel, den ich kurz zitieren möchte:

    Zitat

    SZ, 15.2.1995
    Ost-West-Polemik zum Wiederaufbau sächsischer Kulturbauten

    „Unverschämt an diesen Schmähschriften“ findet Prof. Nadler die Forderung nach einem Austausch der hiesigen durch Fachleute aus den Altbundesländern. Von „Ignoranz“ zeuge der FAZ-Satz, „nur ein unbefangener, auswärtiger Architekt könne die Inspiration, den großen Geist für das Schlossvorhaben aufbringen“.

    Ich denke, wir alle können nur ansatzweise nachempfinden, wie solche – in breitester Öffentlichkeit ausgesprochenen – Angriffe einen Mann wie Nadler verletzt haben müssen.


    P.S.
    Etwas ist mir bei den Recherchen übel aufgestoßen. Als ich das zum ersten Mal in einem Artikel las, dachte ich noch, ist sicher ein Druckfehler. Aber nein – Das Kanzleihaus trägt die Hausnummer 24. Wieso??? Das kann doch eigentlich nur heißen, dass man offenbar beim Wiederaufbau des Nordteils der Schlossstraße (Ostseite) nicht die alten Hausnummern vergeben wird. Das aber bedeutet doch, die Situation im Südteil gilt seitens der Stadt als unveränderlich, oder?

  • Ooooch, es gibt schon eine Unmenge Aufnahmen Dresdens in der Zeit vor bzw. kurz nach der so genannten Wende. Dresden in den 80ern z.B.. Vor knapp 2 Jahren erbte ich einen ganzen Karton Negative eines vestorbenenen Fotoamateurs, darin enthalten etwa 10.000 s/w Fotos Dresdens, Potsdams, Berlins (Hauptstadt der DDR) sowie des Elbsandsteingebirges aus eben diesem Jahrzehnt. Anfang der 90er probierte ich natürlich gleich meinen Neuerwerb (Canon EOS) um später doch wieder zu meiner DTL 3 aus dem Hause Pentacon zurückzukehren. Einige Schnappschüsse jener Zeit:

    Die Baugrube des Welthandelszentrum auf dem Gelände der abgerissenen Schokoladenfabrik "Elbflorenz", vorm. Härtwig & Vogel.

    Entsorgter Trabant auf dem Ferdinandplatz

    Die freigelegten Grundmauern der Jupiterbastion am Salomonisberg, jetzt vor dem Gewandhaus. Später wieder zugeschüttet und zur Zeit und sicher für eine noch weitere Ewigkeit als Parklplatz benutzt.

    Beginn des Hochbaus des Büroriegels am Taschenbergpalais. Der sehr umstrittene Bau ist meines Erachtens noch häßlicher als das im Hintergrund zu sehende Haus der Gastronomie, besser als "HOG am Zwinger" oder volkstümlich Freßwürfel bekannt.

    Blick aus der Fahrerkabine einer "26" in Richtung Bahnüberführung Maxstraße.

    Die vom Konsum geräumte und leer stehende Neustädter Markthalle.

    Matthias

    Das tägliche Dresdenbild

  • dresdenbild - :schockiert: das is ja der Wahnsinn. Genau solche Bilder suche ich.
    Gibt es auch welche von
    - Prager Straße
    - Bergstraße
    - Fritz-Löffler Straße
    - Güntzstraße
    - Straßburger Platz
    - usw.
    ??

    bitte, bitte, bitte :D

  • Was für eine graue Welt :schockiert:

    Dieses Altenpflegeheim gegenüber vom WTC wurde ja tatsächlich rekonstruiert !!!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Stimmt, das ist das Fenske-Heim - über die Rekonstruktion berichtete die SZ ausführlich vor Jahren. Als ich es 2005 zuletzt gesehen hatte, gab es aber eine Reihe von Graffities an den Fassaden...

  • Wahnsinn.
    Ich dachte, der vordere Teil wäre eben die übliche Ruine gewesen, auch weil die Ecksteine am Kopfbau ja alt sind?!
    (die zweite Hälfte an der Freiberger ist angepasst modern).
    Als Entrée zur hässlichen Freiberger zusammen mit dem WTC absolut geil!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ich habe auf die Schnelle noch zwei Bilder anno September 1993 vom Bau des Hertie(Karstadt)-Kaufhauses gefunden:


    (Im Hintergrund noch der Bau des Ferdinandhofes zu sehen)

    Beim zweiten Bild erkennt man, dass zwischen Zeichnung und Ist-Zustand doch Unterschiede herrschen. Die Zeichnung erinnert noch an die Kaufhaustradition der 20er. Falls Bedarf besteht kann ich noch Bilder zum Rohbau des WTCs beisteuern.

  • Zitat

    Beim zweiten Bild erkennt man, dass zwischen Zeichnung und Ist-Zustand doch Unterschiede herrschen. Die Zeichnung erinnert noch an die Kaufhaustradition der 20er.


    Das selbe dachte ich auch beim betrachten. Ich glaube eher die Visualisierung zeigt das alte Residenzkaufhaus, welches sich vorher dort befand.

  • WAS! Die Typen haben euch schon wieder gelackmeiert? :weinenstroemen:

    Das Bauplakat auf Harmonikas zweitem Bild zeigt doch ein recht annehmbares um nicht zu sagen geradezu begruessenswertes Gebaeude! Und das ist nicht gekommen? Was ist denn da schiefgegangen? :boese:

  • Hallo,

    Ich finde das Bauplakat höchst nteressant. So etwas hätte Karstadt am Donnhöfplatz an der Leipzigerstrasse errichten sollen!!!

    WOW. Genau der Entwurf die passt zu der verschwunden "PERLE" die einmal da stand: Kaufhaus Hertie mit Kolossal Pilastern, schönes Mansardedach mit niedrig runden Dachgauben. Sehr schön.
    Der Entwurf auf den Plakat kommt wenigstens in der Nähe des eimaliges Prachtgebäude.
    Was heute da steht ist Mühl .......Van Dyk hat das mehrmals so geäussert:
    sprenge doch diese DDR-Wohnbunker und errrichte endlich etwas ansprechendes (= historisierende Neubauten im Still der grossen Vergangenheit).

    Eine der 100 verschwunden wertvollen Gebäuden in Berlin die unbedingt rekonstruiert werden sollten!!! Aber mache das die Modernisten bei Stadtentwicklung nun mal klar.

    Wenn ich die 5-10 Miliarden nur hätte, dann kämen zuerst die 100 wertvollen Perlen zurück. Das übrige kann meinentwege mit Glass- oder Betonkisten (weiter) gefüllt werden.

    Wer ist der Entwerfer des Kaufhauses am Plakat???

  • Zitat von "uaoj36"

    Wenn ich die 5-10 Miliarden nur hätte, dann kämen zuerst die 100 wertvollen Perlen zurück.

    Es ist wirklich interessant, dass keiner, der Macht und Mittel besitzt (und davon gibt es ja auch in Deutschland genügend),
    so zu denken scheint wie wir. Über die Rekonstruktion einer Villa oder eines Fortuna-Portals hinaus geht da nix.
    Keiner der Millionäre/Milliardäre kommt auf die Idee, einen Kaiserpalast zu rekonstruieren - ich würds sofort tun!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Apropos Kaiserpalast
    Wenn man in der Mitte dieses Grünstreifens steht, wo einst der Kaiserpalast stand, sieht man erstmal, wie riesig dieses Areal ist.

  • youngwoerth: also wir (und mit uns wahrscheinlich noch einige hunderte) sind uns einig das von 3000 Milliarden ausgegeben an Wiedergutmachung, Sovjetische Reparaturen, Investierungen in der Infrastruktur der ehemalige DDR wenigstens 1% (= 30 Milliarden) ausgegeben hätte sollen an einige 1000 Reko's an Schlösser und Prachtbauten die vom Kriege oder Abrisswut aus das Städtebild verschwunden sind.
    Bin selber soger dafür um die schönsten Strassen und Plätze so weit wie möglich und innerhalb bestimmte Grenzen, wieder zu reparieren/ rekonstruieren. Zum Beispiel der Wilsdruffer Strasse, Prager Strasse, Sachsen Platz, Altmarkt und Postplatz. Ich stehe hier aber ganz alleine!!!
    Meinentwege brauchen die schönste Fassaden in Details nicht ganz historisch nachgebildet zu werden, aber im grosssen Linien das historische Bild zu vermitteln.

    Bin sicher das die wenn wieder da (wie das Kaiserpalast die Leute mit ihrer Anblick wieder verführen. Besonders im von uberwiegend modernen Bauten geprägte Städtelandschaften.

    Warum gibt es so ganz wenig Anhänger unsere Gedänke????

  • Warum ? Weil es sich im Sachzwänge-Deutschland niemand mehr vorstellen kann, daß etwas derartiges im großen Stil machbar sein könnte. Und bis vor wenigen Jahren schien es auch gar nicht "erlaubt" zu sein. Deutschland mag zwar Exportweltmeister sein und seine wirtschaftliche Dauerkrise vorläufig überwunden haben - jedoch wird es in Zukunft nicht einfacher, sondern noch viel schwieriger, Flächenprojekte dieser Art anzugehen.

    Inzwischen muß man darüber froh sein, wenn es einen breiten Konsens über die Sicherung und traditionsgemäße Wiederherrichtung bzw. vervollständigung wichtiger Teile der bedeutensten Stadtkerne im Lande gibt. Natürlich gehen Offenbach, Magdeburg, Pforzheim und viele andere in diesem Wettbewerb von Einzelstädten flöten. Nürnbergs oder Zwickaus Markt kann wiederhergestellt werden. Frankfurts Altstadt hat eine Chance im kleinen Bereich wiederaufzuerstehen; das benachbarte Offenbach jedoch in seiner Gesamtheit nicht. Offenbach kann bereits als verloren gelten und das keineswegs nur architektonisch.

    In den nächsten zehn Jahren wird sich die Aufassung, daß man nur die wichtigsten, bedeutendsten Stücke retten und den Rest abschreiben kann, wohl auf breiter Basis durchsetzen. Die Deutschen können ideologisch irrational verbohrt, aber ebenso hemmungslos pragmatisch sein, wenns die (Not)lage von ihnen erfordert - ansonsten hätte es nach derartigen Verlusten wie im 20. Jahrhundert keinen dauerhaften Frieden in Mitteleuropa gegeben. Abgesehen davon wird man sich mit der dauerhaften Nichtnutzbarkeit weiter Teile Ostdeutschlands abfinden; bereits jetzt mehren sich die Stimmen, daß die Restaurierung der Geisterstadt Görlitz eine komplette Fehlinvestition gewesen ist und das Geld auf restaurativer Ebene weiter westlich besser bzw. dauerhafter angelegt gewesen wäre.

    Nein, die werden gedünstet

  • @ Harmonica

    Ja bitte, stelle noch die Bilder vom Bau des WTC rein. Ich selbst habe DD erst seit Mitte der 90er mitbekommen (was vielleicht am Alter liegen könnte) und bin daher ganz begeistert von Bilder von Anfang der 90er Jahre.
    (Mich wundert das sich noch niemand dazu die letzten 3 Tage gemeldet hat, auch zu Dresdenbild gibt es relative wenige Reaktionen, die Bilder sind doch so was Besonderes, ich besuche auch täglich seine Seite, i.M. über den Postplatz).

    Aber mit dem Entwurf zum Karstadt kann doch was nicht stimmen. Vielleicht ist das nur ein Bild von einem anderem Hertie Kaufhaus. Ich kann mir nicht vorstellen, das ein so historisierender Entwurf auf die Prager Straße sollte, zumal es ja auch keine Rekonstruktion ist. Außerdem wird ja auf dem Bild bereits gebaut, also etwas spät für Änderungen. Weiß irgendjemand von damals tatsächlich von Plänen, so ein Kaufhaus zu errichten?