Dresden, Altstadt - Sophienkirche

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    Zum Kirchentag erste Andachten in der Busmannkapelle
    48 Jahre nach Beseitigung der Trümmer der Sophienkirche finden beim 33. Evangelischen Kirchentag in Dresden (1. bis 5. Juni) die ersten Konzerte und Andachten in der Busmannkapelle statt.

    „Wir schaffen es gerade so, dass die noch vorhandenen historischen Teile angebracht werden können“, sagte Winfried Ripp von der Bürgerstiftung Dresden. Ab Dienstag werde die Raumschale der Gedenkstätte aus vorgefertigten Betonbauteilen errichtet. Danach werden die historischen Teile angebracht...

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  • Nachfolgender Beitrag von Dresden-Fernsehen zeigt uns immerhin, dass die Bauarbeiten an der Kapelle weitergeführt und wir im Spätsommer/Herbst wohl wieder die Kubatur des Bauwerkes bewundern werden dürfen.

    Baubeobachter der Woche: Busmannkapelle wächst und wächst - DRESDEN FERNSEHEN - Alle Videonachrichten für Dresden! > <b>Unsere TV-Serien</b> > Der Baubeobachter

    Was haltet ihr von den Betonelementen? Meiner Meinung nach wirken sie recht wertig und werden die noch einzubauenden Spolien gut zur Geltung kommen lassen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich will ja nicht meckern, aber diese aufgesteckten Betonelemente hätten sie nun wirklich durch Sandstein? ersetzen sollen. Trotzdem schön, dass wenigstens dieser Busmannkapellenrekorest gebaut wird!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Mit Sicherheit würden Sandsteinelemente wertiger wirken und ein Stück weit stärker dem genius loci Rechnung tragen. Allerdings bleibt zu bedenken, dass die Spendenbereitschaft für diese Sophienkirchen-Gedenkstätte - warum auch immer - nicht gerade hoch ist. Insofern bleiben Betonfertigteile auch das Material der Wahl.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • ]Es fehlt ein richtiger Förderverein zur Wiederherstellung der Sophienkirche. Ich würde in dem gerne Mitglied werden.

    Der Sophienverein hat versagt, aber dieses Versagen lässt sich mit Geld und einem neuen Verein heilen. Die Sophienkirche könnte z.B. für Ausstellungen sakraler Werke aus der staatlichen Gemäldesammlung Alter Meister genutzt werden.

  • Zitat

    Es fehlt ein richtiger Förderverein zur Wiederherstellung der Sophienkirche. Ich würde in dem gerne Mitglied werden.

    Das sehe ich auch so. Eine Gedenkstätte ist nun wirklich keine zufriedenstellende Lösung. Aber immerhin besser als nur eine dumme Tafel, wie sie in Deutschland gern überall angebracht wird.

  • Nachdem vor einigen Wochen die ersten Betonelemente für die eigentliche Raumschale der zukünftigen Kapelleninstallation versetzt wurden, ruht einmal mehr still der See. Trotz Finanzierungszusagen seitens der Stadt geht der Bau der inhaltlich überfrachteten Gedenkstätte für die Sophienkirche und den 13- Februar nur schleppend voran.


    Hier sehen wir die Westwand.


    Statt dichter Urbanität stehen wir in diesem Teil der ehemaligen Altstadt einer tristen Hinterhofsituation gegenüber.

    Bilder sind von mir.

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  • Dieser Tage wird die Montage der Betonelemente für die Raumschale der Gedenkstätte für die Sophienkirche, sowie die Opfer der Bombenangriffe auf Dresden, kräftig vorangetrieben. Heute konnte ich höchstselbst das Werden des relativ umfangreichen Bauwerks bewundern, welches bei mir einen vergleichsweise zwiespältigen Eindruck hinterließ. Einerseits überzeugt mich die Form. Auf der anderen Seite jedoch war ich vom steril-weißen Farbton der Betonelemente irritiert. Sollen so etwa die schon teilweise eingebauten und noch einzubauenden Spolien besser zur Geltung kommten?! Ich befürchte jedenfalls, dass der Gedenkort so vor der ebenfalls vollkommen weißen Folie des Tesar-Riegels untergehen wird.


    Blick in den Hinterhof


    Versetzung eines großflächigen Wandelementes. Im Vordergrund sind weitere Formteile schon abgelegt.


    Die Gedenkstätte mit den angedeuteten Wandpfeilern der ehemaligen Langhaus-Südseite der Sophienkirche und der Westfassade der Kapelle.


    Blick Richtung Westen zum Postplatz mit dem Schauspielhaus.


    Östlicher Abschluss der Kapelle

    Bilder sind von mir.

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  • Wahnsinn, erinnert mich irgendwie an einen "Kirchenplattenbau". Die Idee ist ja in Ordnung, aber die Ausführung ist m.E. total erbämlich. Historische Materialien und Techniken bei der angedeuteten Kirche/Kapelle hätten das ganze glaubhafter gemacht.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Sind eigentlich die historischen FUINDAMENTE anstelle des Gedenkbaus noch erhalten!?
    Die Kapelle als Rekonstruktion in Natursteinausführung wäre fein gewesen. Der Rest als Betonkonstruktion in Andeutung!
    Hieß es nicht aus Augenschein vor Ort, daß das Betonmaterial eine hochwertige Anmutung hätte?
    Aber laßt uns abwarten, was noch an Originalsubstanz eingebaut wird. Viel mehr Bedenken habe ich zur Wirkung des noch zu errichtenden Glas-Stahl-Schutzdaches!? :unsure:

  • Sind eigentlich die historischen FUINDAMENTE anstelle des Gedenkbaus noch erhalten!?
    Die Kapelle als Rekonstruktion in Natursteinausführung wäre fein gewesen. Der Rest als Betonkonstruktion in Andeutung!
    Hieß es nicht aus Augenschein vor Ort, daß das Betonmaterial eine hochwertige Anmutung hätte?

    Die Gedenkstätte ist vollständig neu unterkellert worden. Dies war möglich, da man schon in den 60'ern, im Zusammenhang mit dem Abriss der Kirche und dem Bau des Gaststättenkomplexes stehend, eine weitreichende Tiefenenttrümmerung vorgenommen hat.

    Die Betonteile besitzen eine absolut hochwertige Oberflächenstruktur und sind prinzipiell nicht zu beanstanden. Warum man aber gerade diesen grell-hellen Farbton gewählt hat, der sicherlich kein Zufallsprodukt sein wird, bleibt mir bisher ein Rätsel. Beim umstrittenen Synagogen-Neubau hat man die Betonteile immerhin so gefärbt, dass sie auf den ersten Blick wie Sandstein wirken und der Bau damit tatsächlich in Dresden verortet zu sein scheint. Was man hier dagegen bisher abgeliefert hat, ist ziemlich lieblos und uninspiriert.

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  • Zitat

    Die Betonteile besitzen eine absolut hochwertige Oberflächenstruktur und sind prinzipiell nicht zu beanstanden. Warum man aber gerade diesen grell-hellen Farbton gewählt hat, der sicherlich kein Zufallsprodukt sein wird, bleibt mir bisher ein Rätsel.

    Das liegt am Genius Loci wie wir alten Lateiner sagen, am besonderen Geist des Ortes. Der weissen Beton der Sophienkirchen-Gedenkstelle soll sich in das durch den weissen Advanta-Riegel geprägte Umfeld einordnen und spannende Bezüge zu den Klötzen, den Kuben am Postplatz und den so genannten "Zwinger" spinnen. Man könnte sagen, dass die Sophiengedenkstätte am Marx- und Engel Platz den Zwinger deklassiert und bloßstellt, indem sie seinem Wortsinn Wahrheit verleiht. Weiß, einer Farbe der "Unbuntheit", gelingt hier die Unauffälligkeit bis ins Unerträgliche zu stärken.

    Im übrigen ist die Gedenkstätte durch die Massenorganisationen der DDR finanziert und sollte daher auf bürgerliche Kreise mit Spendenwahn abschreckend wirken, eine Wiederholung der Verschandelung des Neumarktes durch ein Kirchendisneyland ohne bauhistorischen Wert konnte an der Sophienkirche gottlob verhindert werden, ist doch Sophie als Justizmörderin des Kanzlers Nikolaus Krell sowieso nicht gut gelitten in der Historie.

    Einmal editiert, zuletzt von Agon (4. Dezember 2011 um 17:35)

  • Sehr humorig.... Danke!

    Da es eine kleine aber rührige Bürgerinitiative zur Errichtung dieser Gedenkstätte gibt und ein ebenso kleines Architekturbüro die Entwürfe hierzu geliefert hat, gehe ich einmal recht verwegen davon aus, dass alle Beteiligten auf das bestmögliche Ergebnis ihrer langjährigen Aktivitäten hinarbeiten. Insofern kann ich den Farbton, der sich aufgrund der Witterungseinflüsse mit der Zeit schmutzig-grau verfärben wird, nicht nachvollziehen. Warum also hat man ihn gewählt? Was für Alternativen standen zur Debatte?
    So wie es sich jetzt zumindest darstellt, kann sicher niemand mit dem Ergebnis zufrieden sein.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Hier in Dresden jagt ein schwerer Fehler den anderen, diese Stadt ist zur Spielwiese für Spekulanten, Bauhaie, gewissenloser Hochfinanz und einer fragwürdigen Architekturelite geworden. Architektur ist Ausdruck von Herrschaft, und dass hier eine unheilige Allianz aus Hochfinanz und arrogant-überheblicher Architektenschaft mit dieser Stadt umgeht als sei sie ein beliebig hin- und her schiebbares Legoland, sieht man ihr leider immer mehr an. Langsam ist es nicht mehr länger zu ertragen, was man dieser Stadt antut.

    Was man hier macht, ist eine Beleidigung der christlichen Kirche und die Entweihung eines sakralen Bauwerks. Dieses scheussliche Beton-Ensemble aus "Kubus", "Advantariegel" und nun auch einem Zwangsgedenken wird keine 50 Jahre stehen, dann wird es gesprengt. Das selbe sagte ich bereits gestern in einem anderen Forum, und ich sage es hier ebenso, und ich werde es wieder sagen.

    Die Sophienkirche wird zurückkommen. Und wenn es 100 Jahre dauert. Was ein Trauerspiel - staatlich verordnete Zwangswunden für eine Stadt, die bereits mehr als genug Wunden hat, welche Perversion. Einfach mal logisch denken: Ein Bauwerk, um das es sich lohnt zu trauern und ihm zu gedenken, lohnt erst recht seine Instandsetzung und Wiederherstellung! Dass die Sophienkirche hier und heute nicht steht, sondern an ihrer Stelle ein Homunkulus, liegt nicht am fehlenden Geld und nicht an fehlenden technischen Möglichkeiten. Es liegt daran dass durch das Diktat einer überheblich-arroganten Elite bestehend aus Hochfinanz, Politikern und Architektenschaft, die Rekonstruktion von Kulturgütern politisch nicht gewollt ist.

    Die 68er, die noch heute all diese Fehlplanungen im SPA abnicken ohne mit der Wimper zu zucken, werden verschwinden, und andere, moderne Leute werden die Stadtplanung leiten. Wer modern ist, erkennt den Wert von zeitloser Kunst und Kultur.

    Die Sophienkirche wird kommen. Und wenn wir 100 Jahre warten.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Die Anmutung des Betons macht zumindest auf mich einen positiven Eindruck auch vom energetischen Empfinden her.
    So könnten von mir aus alle Sichtbetonbauten aussehen. Ich denke auch dass der Kontrast der Originalteile besonders gut
    durch die verwendete Farbe (welche wegen des Glas-Stahldach wohl auch so bleiben wird ) des Betons wirkt.

    Eben jenes Dach bereitet mir ein wenig Bauchschmerzen hinsichtlich seiner Wirkung auf den Gesamteindruck. Warten wir die Fertigstellung ab.

    Hier nochmal das Bild der fertigen Gedenkstelle http://img35.imageshack.us/img35/9053/modellbusmannw.jpg

    2 Mal editiert, zuletzt von Henry (5. Dezember 2011 um 21:58)

  • Nun hat die Raumschale der Gedenkstätte ihre zukünftige Höhe erreicht und der zweite Bauabschnitt geht damit seiner Vollendung entgegen. In einer dritten Kampagne wird dann zeitnah der den Kapellenbau einschließende Glaskubus errichtet werden, der eine ganzjährige Nutzung ermöglichen wird.


    Blick in den durch fehlende attraktive Querungsmöglichkeiten in Nord-Süd-Richtung und durch die räumliche Abgeschlossenheit nach Osten vollkommen nutzlosen Stadtraum. Er wird durch ruhenden PKW-Verkehr und die Andienung der Ladenzeilen entlang der Wilsdruffer Straße dominiert.


    Der Baukörper der Kapelle von Südwesten (Wilsdruffer Kubus) aus gesehen.


    Blick vom Osten auf den Baukörper.


    Die Nordseite der Kapelle wird offen bleiben und letztlich erst durch den noch zu bauenden Glaskubus ansatzweise geschlossen werden. Hier schloss der Bau an die eigentliche Kirche an.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Laut heutigem SZ-Bericht sollen schon in diesem Frühjahr die ersten Spolien in den Baukörper der Kapelle eingesetzt werden. Außerdem rechnet man noch im Herbst dieses Jahres mit dem Baubeginn für den abschließenden Glaskubus. Dieser soll etwa 750.000 € kosten. Daneben wird eine weiteres Million benötigt, die in den Innenausbau und die Restaurierung von Ausstattungstücken investiert werden muss.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe