Dresden, Altstadt - Sophienkirche

  • Ich glaube wir freuen uns hier auch zu früh. Ich meine gelesen zu haben, dass die Kapelle aus Beton errichtet werden soll, also nicht originalgetreu und nicht als Basis für einen weiteren Aufbau nutzbar. Weiß hier ein Dresdner evtl. genaueres?

  • Zitat von "Götzenhainer"

    Ich glaube wir freuen uns hier auch zu früh. Ich meine gelesen zu haben, dass die Kapelle aus Beton errichtet werden soll, also nicht originalgetreu und nicht als Basis für einen weiteren Aufbau nutzbar.

    Vollkommen korrekt was Du schreibst!

  • ich muss zugestehen, nicht viel von der Sophienkirche zu halten. Als Hintergrundstaffage für den Zwinger hat sie mE nie wirklich getaugt, wobei die Verkleidung der Turmhelme sicherlich ein Fortschritt war. Aber dieser Murks sagt eigentlich schon eh alles.
    Auch die wenigen gotischen Reste des Gebäudes an sich waren wohl nicht besonders bedeutend. Das Einzige, was sich für den Wiederaufbau vorbringen ließe, wäre die damit verbundene Prolongierung der historischen Platzfolge in Richtung Süden, was in Anbetracht dessen, was dort heute zu bewundern ist, zugegebenermaßen kein Argument von schlechten Eltern ist.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Außerdem taugte die Kirche als Tor zum höfischen Festbereich durchaus etwas. Städtebaulich vermittelte sie zwischen diesem und dem "quirligeren" Postplatz, wo sie gleichzeitig als vertikale Dominante fungierte.
    Historisch war hingegen ausschließlich der Doppelchorpolygon von Bedeutung, der sicherlich in seiner Art ein Unikum war.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Danke bilderburch für's Richtigstellen....Ursus...was ist los...du polterst mir in letzter Zeit ein bissl häufig ;)

    Die Verkleidung hat der Kirche meines Erachtens viel von der gotischen Filigranität genommen...drum für mich keineswegs ein Weg in die richtige Richtung...

    sieht man alte Aufnahmen ( vorm Verkleiden)...sieht man...was für einen wunderbaren Hintergrund die filigranen Türme der Sophienkirche mit den barocken Putten und dem sonstigen Figurenschmuck bildete...

    über den heutigen Hintergrund hingegen fällt mir wenig ein....naja vielleicht das....

    :übelkeit:

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • so sei es drum ;) Geschenkt

    die Türme kamen ja an den meisten Orten erst spät...der Meißner Dom fiele mir spontan noch ein, Regensburg und auch die Türme des Kölner Doms.

    Gruß DV

    Edit: nun weiß ich wohl...warum Ursus so gegen die Türme ist ;) der Historismus hat wieder zugeschlagen. :ueberkopfstreichen:

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Zitat von "Dase"

    Das klingt mir eher wie ein Argument gegen Rekos...

    Naja, eigentlich ja aber auch nicht wirklich. Die beiden Türme des World Trade Centers waren doch recht einfache 70er Jahre Kuben. Ausser ihrer Höhe hatten sie meiner Meinung nach wenig anziehendes zu bieten. Ich denke das sehe nicht nur ich so, denn es gibt kaum Stimmen die sich für eine Reko dieser Bauten aussprechen. Es gab in New York sogar eine Umfrage was auf ground Zero gebaut werden sollte. Wenn ich mich richtig erinnere möchte man ein noch höheres Gebäude errichten aber nicht im Stil der 70er Jahre Twintowers.
    Wenn allerdings das Chrysler Building oder das Empire State Building zerstört worden wäre, dann da bin ich mir sicher, hätte sich die Mehrheit der New Yorker für eine Reko ausgesprochen. Vermutlich wäre zwar keine Reko gekommen, da es dafür wohl keine Investoren gegeben hätte, aber der Verlust an schöner Bausubstanz wäre sehr viel schmerzhafter.

    Aber zurück zur Sophienkirche. Ich wäre da auch für die ursprüngliche Fassadengestalltung. Eigentlich finde ich eine homogene Bebauung also eine rein Barocke, Klassizistische, Jugendstil, etc Bebauung eines Stadtviertels am besten. Jedoch die Sophienkirche wäre als gotischer Bau, allemal besser als eine moderne Bebauung.

    Denn ich, bin ein Mensch und habe als solcher in jedem Menschen, der vor mir war, gelebt und werde in einem jeden, der nach mir kommt, leben...
    (Mika Waltari /Sinuhe der Ägypter)

  • Zitat

    Die Verkleidung hat der Kirche meines Erachtens viel von der gotischen Filigranität genommen...drum für mich keineswegs ein Weg in die richtige Richtung...

    sieht man alte Aufnahmen ( vorm Verkleiden)...sieht man...was für einen wunderbaren Hintergrund die filigranen Türme der Sophienkirche mit den barocken Putten und dem sonstigen Figurenschmuck bildete...

    Neogotik hin oder her - mE passte diese Filigranität überhaupt nicht zum Stadtbild, überhaupt vom Zwinger aus gesehen. Die Verkleidung war daher in meinen Augen richtig und zeigt, dass ich mit dieser Ansicht nicht allein stehe.

    Natürlich war der Abriss der Kirche verabscheuungswürdig und wäre die Kirche heute städtebaulich gegenüber dem, was da nachgekommen ist, von Vorteil. Nur meine ich, dass weit wertvollere Bauten leider nicht rekonstruiert worden sind und es auch nicht mehr werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    Natürlich war der Abriss der Kirche verabscheuungswürdig und wäre die Kirche heute städtebaulich gegenüber dem, was da nachgekommen ist, von Vorteil. Nur meine ich, dass weit wertvollere Bauten leider nicht rekonstruiert worden sind und es auch nicht mehr werden.

    Und was zum Beispiel?
    Kaiserpalast und Zentraltheater? :augenrollen:
    Telegraphenamt und Oberpostdirektion? :neinnein:
    Reka-Kaufhaus und Jacobi-Kirche? :kopfschuetteln:

    brrrrrrr :zwinkern:

    Nein - die Sophienkirche mit ihrer reichen, über Jahrhunderte gewachsenen Ausstattung (Bürgermeistergräber!) war von ungeheurem stadtgeschichtlichem Wert - und gerade deshalb wurde sie abgerissen!! Der Fall war nur noch vergleichbar mit der Leipziger Unikirche!!

  • Ich habe nie begriffen, warum man dem neogotischen Umbau der Sophienkirche durch Arnold so wenig Respekt gezeigt hat. Ich fand die durchbrochene 2-Turmfassade mit den Fialen sehr schön und auch dem Hauptbau angepasst. Auch das versetzte Portal hat ja mittlerweile einen schönen Standort gefunden.

    Die Busmannkapelle aus Beton... na ich weiß ja nicht. :augenrollen:

  • Zitat von "Bert"

    Ich habe nie begriffen, warum man dem neogotischen Umbau der Sophienkirche durch Arnold so wenig Respekt gezeigt hat. Ich fand die durchbrochene 2-Turmfassade mit den Fialen sehr schön und auch dem Hauptbau angepasst.

    Ich denke, es liegt daran, daß es zu Leben und Werk Arnolds bisher immer noch nicht ein Buch gibt!! Kunsthistorisches Desiderat!

  • Zitat von "Oktavian"


    Und was zum Beispiel?
    Kaiserpalast und Zentraltheater? :augenrollen:
    Telegraphenamt und Oberpostdirektion? :neinnein:
    Reka-Kaufhaus und Jacobi-Kirche? :kopfschuetteln:

    brrrrrrr :zwinkern:

    Nein - die Sophienkirche mit ihrer reichen, über Jahrhunderte gewachsenen Ausstattung (Bürgermeistergräber!) war von ungeheurem stadtgeschichtlichem Wert - und gerade deshalb wurde sie abgerissen!! Der Fall war nur noch vergleichbar mit der Leipziger Unikirche!!

    Du enttäuscht mich - zumindest was deine Einschätzung meiner Person betrifft.
    Wie wär s statt deiner gewollt absurden Beispiele etwa mit
    Palais de Saxe
    Großer Schiffsmühle
    Schönem Haus in der Willsdruffer Str
    Altem Rathaus
    Neustädter Rathaus
    Bürgerhäusern der Großen Meissner Str
    nebst anderen Beispielen, die wohl besser kennst als ich und jeder andere.

    Dem stadtgeschichtlichen Wert ist in DD mE nicht soviel Bedeutung zuzumessen, nicht nur, weil die Stadt 1945 untergegangen ist -und Bürgermeistergräber oä, bei dem es weniger auch kulturgeschichtlichem Wert als auf Authentizität ankommt, zu rekonstruieren macht nun wirklich nicht viel Sinn - auch weil die vorbarocke Geschichte DD nicht allzu bedeutend war. Der Vergleich mit der Leipziger Universitätskirche verbietet sich mE schon aus diesen Gründen (abgesehen vom kunstgeschichtlichen Wert!)

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Gut, daß wieder mal über die Sophienkirche diskutiert wird.

    Ich war nämlich vor 3 Tagen in Dresden und empfand den Advanta-Riegel als
    sehr schlechte Überleitung zwischen Zwinger und Postplatz: abrupt
    hört hinter dem Taschenbergpalais die historische Schönheit auf.

    In dem Moment dachte ich: egal wann, aber die Sophienkirche muss
    hier irgendwann noch mal stehen ... (und Advanta fallen).

  • Zitat

    Ich habe nie begriffen, warum man dem neogotischen Umbau der Sophienkirche durch Arnold so wenig Respekt gezeigt hat. Ich fand die durchbrochene 2-Turmfassade mit den Fialen sehr schön und auch dem Hauptbau angepasst.

    Aus städtebaulichen Gründen hatte der Umbau durchaus einen Sinn, kam der Kirche mit dem Abbruch der Festungswerke doch eine ganz neue Bedeutung zu, nämlich Dominante an einem schon damals verkehrstechnisch sehr wichtigem Platz zu sein.
    Allerdings haben schon die Zeitgenossen den Umbau stark kritisiert, sahen sie ihn doch als Barbarei gegenüber dem Baudenkmal an. Unter anderem wurden Kapellen und der Kirchturm Knöffels abgerissen, die Schöne Pforte am Jüdenhof abgestellt (Tilgung der unterschiedlichen Zeitschichten!!!). Außerdem suggerierte der Umbau, dass sich hinter der Fassade eine dreischiffige Kathedrale befände, die in Wirklichkeit eine zweischiffige Hallenkirche war.
    Insgesamt war der Umbau also sicherlich ein architektonischer Fehlgriff. Nicht umsonst wurden die verwitterten Turmspitzen in den 30er Jahren nicht restauriert, sondern durch Kupferhauben ersetzt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die Sophienkirche wird wiederkommen. Das ist für mich 100 Prozent sicher. Wenn selbst Dresdner Kinder in der 4. Klasse unter Anleitung der Lehrer Modelle der Sophienkirche nachbauen, die ja gar nicht mehr existiert, ist das eines von vielen Anzeichen dass dieses Gebäude zwar physisch, nicht aber im Gedächtnis der Dresdner ausgelöscht ist.

    Beim Suchen des Zeitungsartikels der Schulkinder (war eine SZ-Meldung vor ca. 2 - 3 Jahren) fand ich immerhin das hier:


    http://www.welt.de/welt_print/art…ste-Kirche.html

    Da wurde mir klar: stimmt - alleine die pervertierte Erinnerungskultur durch diese "Gedenkstätte" ist ja ein weiterer Beweis, dass die Kirche im Gedächtnis der Stadt nicht ausgelöscht ist. Welches Bauwerk bekommt denn, anstatt dass es ordnungsgemäß rekonstruiert wird, so eine grotesk-ekelhafte Gedenkstätte? Eine Art Grabstein für eine Kirche, noch nie gesehen.

    Ich meine das ernst - sie wird wiederkommen. Leider wird es vermutlich sehr lange dauern, vielleicht 50 Jahre oder länger? Gut möglich dass die meisten von uns das nicht mehr erlebe werden. Aber Kubus und Advantariegel werden nicht ewig dort stehen.

    Ich empfehle den Dresdnern, einen Verein zu gründen der den Wiederaufbau der Kirche zum Ziel hat. Dieser Verein wird natürlich erst mal nicht viel ausrichten können die nächsten Jahrzehnte. Aber Gutta cavat lapidem: Steter Tropfen höhlt den Stein.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Sehe ich prinzipiell so wie Du! Ich vermisse jedes Mal die zwei Türme der Sophienkirche im Stadtbild. Der grausliche Advanta Ratznstadl sieht so unerträglich aus, dass ich mir auch denke, dass dort in Zukunft eigentlich nur eine Reko möglich ist. Und wenns 100 Jahre dauert, dann könne sich wenigstens meine Enkelkinder darauf freuen. Zu diesem Zeitpunkt steht dan n100 % auch kein anderer heutzutage hingesteller Kistkübel am Postplatz mehr und auch der Kulturpalast ist dann auch schon passe - juche!

  • Das stimmt natürlich, aber fast alle Ansichten und Fotos, die man gut kennt zeigen die Türme (es sei denn die wenigen Bilder ohne Türme aus der zeit davor). Es ist ja auch bei anderen Kirchen so, das die Türme erst viel später dazu bzw. vollendet wurden. Manche Türme wurden leider oder zum Glück nie fertiggebaut (Stephansdom in Wien - Nordturm, St. Veitsdom in Prag)