Dresden - Frauenkirche

  • Diese Risse sind ja schon direkt nach der Fertigstellung aufgetreten. Zumindest erinnere ich mich an eine entsprechende Aussage von 2005. Gibt es Bilder dazu? Wie gravierend ist das Problem denn? Im Netz konnte ich nichts finden. Da kann man nur hoffen, daß die Bautechnik bald eine Lösung zur dauerhaften Reparatur entwickelt und die Risse verfüllt werden.

  • Die Schwarzfärbung ist nun mal nicht zu ändern, wobei ich angesichts der verringerten Abgase davon ausgehe, dass eine komplette Verfärbung länger dauert als in früheren Zeiten, wo noch der Dreck aus den Kohleheizungen dazukam. Man könnte den Stein beschichten, das macht man bei den Skulpturen am Zwinger auch. Aber das ist mühsam, kostspielig und auch nicht von Dauer.
    Bei den Rissen ist die Frage, ob eine Verfüllung ausreicht. Da wäre auch eine Überwachung angebracht, ob sich da was verändert, und die Frage zu beantworten, wie diese entstehen, und ob sie eine Gefährdung fürs Bauwerk darstellen. Ohne die Hintergründe zu untersuchen, könnte eine Verfüllung reine Kosmetik sein und womöglich weitere Schäden verschleiern.

  • Die alte Frauenkirche war teilweise aus zu weichem Sandstein gebaut. Außerdem ging George Bähr davon aus, dass die Last auch über die Außenmauern abgeleitet wird, was nur zu einem kleineren Bruchteil der Fall ist. Die Pfeiler waren dadurch stark überlastet, die Kuppel senkte sich und es kam zu ellenbogendicken Rissen. Chiaveri hatte Recht, wenn er die Steinkuppel für grundsätzlich zu schwer einstufte. Vor dem Zweiten Weltkrieg gelang es Rüth aber, durch Einbau eines Kuppelringankers ein weiteres Auseinanderdriften zu stoppen. Außerdem verstärkte man die Pfeiler soviel ich weiß mit Zementinjektionen. Die schlechter errichtete alte Kirche war gesichert.

    Beim Wiederaufbau wuden erstens die Fundamente mit Stahlbeton gesichert, zweites wurde nur sehr harter Sandstein verwendet und drittens wurden von Anfang an Stahlringanker um die Kuppelschale gelegt. Man muss sich also keine übertriebenen Sorgen machen. Die neue Frauenkirche ist stabiler als die alte und die technischen Mittel zu ihrer Sicherung sind heute besser als in alten Zeiten. :cool:

  • Die neue Frauenkirche ist stabiler als die alte und die technischen Mittel zu ihrer Sicherung sind heute besser als in alten Zeiten

    Völlig richtig. Und die alte Frauenkirche hat ja auch 200 Jahre gehalten. Dennoch ist es sicher sinnvoll, die Kirche (wie auch andere Kirchen und sonstige Großbauten) zu überwachen und Schäden zu beseitigen, so lange sie noch klein sind. Was passiert, wenn man das nicht macht, kann man gerade an unserer Infrastruktur in Deutschland bewundern...

  • Völlig richtig. Und die alte Frauenkirche hat ja auch 200 Jahre gehalten. Dennoch ist es sicher sinnvoll, die Kirche (wie auch andere Kirchen und sonstige Großbauten) zu überwachen und Schäden zu beseitigen, so lange sie noch klein sind. Was passiert, wenn man das nicht macht, kann man gerade an unserer Infrastruktur in Deutschland bewundern...

    Die "Altvorderen" hatten im Vergleich zu uns die unzureichenderen technischen Möglichkeiten, doch von der Tendenz her klar die höhere Wertschätzung ihrer errichteten Bauten, die heutigen Generationen wissen um ausgefeiltere und fast schon Allmachtsphantasien beflügelnde technische Möglichkeiten, sie leiden aber vglw. an der unzureichenden Wertschätzung, die das Entsprechende dann marode macht.

  • die heutigen Generationen wissen um ausgefeiltere und fast schon Allmachtsphantasien beflügelnde technische Möglichkeiten, sie leiden aber vglw. an der unzureichenden Wertschätzung, die das Entsprechende dann marode macht.

    Das Phänomen gab es aber auch schon im ausgehenden 19ten Jahrhundert.

  • Das Phänomen gab es aber auch schon im ausgehenden 19ten Jahrhundert.

    Gewiss.
    Ich wollte da auch keiner hermetischen Weltenscheide bzw. Zeitenscheide das Wort reden.
    Das Ausmaß dieses "Phänomens" dürfte sich allerdings mit weiterer Zunahme der technischen Möglichkeiten und der grassierenden Allmachtsphantasien eher noch verstärken. Gemeint als Herausforderung.

  • Hallo,

    mittlerweile ist auch neben dem Residenzschloss auch eine Galerie zur Frauenkirche auf Arstempano mit Bildern vom Anfang der 90iger hinzugekommen. Sie stammen wieder größtenteils von Stefan Hertzig. Das hier ist von mir. Die Facebooknutzer dürften die Bilder dank des rührigen Facebookmoderators von Stadtbild Deutschland schon gesehen haben.

    Es ist schon ein Wunder, dass dieses "Kirchlein" wieder steht! Und ab und zu treibt es mich nach wie vor hinein, um mich an ihr zu erfreuen, vom Stadtbild ganz zu schweigen. Hoffen wir, dass die fehlenden Teile des Neumarktes in anständiger Qualität vollendet werden!

    Beste Grüße

    Andreas

    Trümmerberg mit Lutherdenkmal

    Frauenkirche während der Entrümmerung

  • Am 30.10. wird es mehr als einen Anlaß geben, auf den zurückliegenden Zeitraum eines Jahrzehnts zurückzublicken. Wenn man zurückblickt, wie schnell dieses Jahrzehnt herum ging und was in diesem Jahrzehnt am Neumarkt Wirklichkeit geworden ist, wird man wohl den Kopf schütteln und es nicht glauben. Für mich war dieser Tag damals zweifellos einer der schönsten meines Lebens. Es wäre wirklich interessant zu wissen, ob es in vier Wochen diverse Veranstaltungen geben wird, die an den 30.Oktober 2005 erinnern. In vier Wochen fahre ich nach Dresden. Über einen APH-internen kleinen Umtrunk vor Ort zur Feier des Tages müßte man mal nachdenken.

  • Für diejenigen von Euch, die gestern nicht die Gelegenheit hatten, auf MDR das "Fest in der Frauenkirche" mitfeiern zu können:

    http://www.mdr.de/mediathek/fern…s-2d7967f4.html

    Es war sehr bewegend! Man hat auch wieder gemerkt bzw es wurde aufgezeigt, dass es (so wie bei der GHND) der unbändige Wunsch von kulturell herausragenden Persönlichkeiten in Dresden war, die unter der Ägide des Herrn Güttler - anfangs als verlachte - Einzelkämpfer aufstanden und eine Windmühle nach der anderen zu Fall brachten, damit dieses barocke Meisterwerk europäischer Baukunst wiederauferstehen darf! Keine Institution - nicht die Kirche, nicht die Stadt und schon überhaupt nicht die Denkmalpflege - waren für den Wiederaufbau! Das muss man sich heute - 25 Jahre nach der bürgerlichen Revolution und 10 Jahre nach der Einweihung der Frauenkirche - wieder vor Augen führen!

    Ich bin stolz auf auf dieses bürgerliche Sachsen, das zuerst diesen sozialistischen Verbrecherstaat friedlich stürzte, sich gegen die allseits bekannten und (scheinbar) immerwährenden und unverbesserlichen Institutionsfunktionäre durchsetzen konnte und dann den "Ruf aus Dresden" initiierte! cclap:)

    Ohne diesen löwenstarken Willen dieser herausragenden Einzelpersonen, würde es am Dresdner Neumarkt vermutlich nicht viel anders aussehen als am... Postplatz neben Zwinger.

    Alles Gute zum Geburtstag, liebe Frauenkirche! :blumen:

  • Danke für den Link - muss ich mir dann mal angucken! Im wesentlichen hast Du mit Deinem Beitrag recht. Nur bitte ich die sächsische Denkmalpflege auszunehmen. Letztlich waren es Mitarbeiter dieses Amtes, die schon zu DDR-Zeiten die Unterlagen für einen späteren Wiederaufbau zusammentrugen. Immerhin waren unter den Erstunterzeichnern der langjährige Chef des Hauses Hans Nadler und einer der anerkanntesten und immer noch tätigen Kunsthistoriker Sachsens, Prof. Heinrich Magirius (ebenso im Landesamt tätig). Soviel Ehrenrettung muss sein! Es war eher die westdeutsche Denkmalpflege, die aus allen Rohren gegen den Wiederaufbau geschossen hatte. Ich denke der Wiederaufbau war auch insofern ein Glücksfall, dass innerhalb dieser Bürgerinitiative letztlich eine Fülle erstklassiger Leute waren, von denen jeder am richtigen Fleck zur richtigen Zeit das Richtige tat! Diesen kann man nicht genug danken!

    Beste Grüße

    Andreas

  • Du wirst sicher recht haben, aber eine Rednerin (habe den Namen leider vergessen - kurze brünette Haare) hat nur von den Verhinderern in der Denkmalpflege (vermutlich allgemein) gesprochen.

  • Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 13.10.2015 berichtet, macht man sich in dieser Ausgabe, unter Technik und Motor, Gedanken ob zehn Jahre nach der Fertigstellung der Bau besser zusammengehalten wird als das Original - und ob er regendicht geworden ist.

    Dieser Bericht ist leider nicht freigegeben und kann für 2,50 Euro über die Frankfurter Allgemeine Zeitung erworben werden. Sollte jemand diesen Bericht doch noch finden, dann kann er diesen Bericht ja einstellen.

  • Naja, die Frauenkirche ist halt ein einzigartiges Bauwerk, das auch im Unterhalt einzigartige Anforderungen stellt. Dass die Kirche von vornherein ein "Pflegefall" ist, finde ich jetzt nicht überraschend.

  • nun online:

    Zitat

    Dresdner Frauenkirche
    Mörtel, Stein und Eisen bricht?

    Mit ihrer mehrere tausend Tonnen schweren „Steinernen Glocke“ wird der Dresdner Frauenkirche eine enorme Last aufgebürdet. Wird der Bau besser zusammengehalten als das Original?
    [...]


    http://www.faz.net/aktuell/techni…e-13850950.html

  • Hier findet sich ein recht hübscher Film über die Frauenkirche, der auch die Bemühungen um den weiteren Erhalt anspricht:

    http://www.mdr.de/mediathek/fern…s-2d7967f4.html

    Abgesehen davon ist der Schauwert enorm - auch der des sich seit gut zehn Jahren entwickelnden Neumarktes.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ein sehenswerter Film! Mann, wie hat es damals angefangen...

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten