Hamburg - Baugeschehen

  • Die technisch größte Herausforderung bei dem Vorhaben ist der Knoten Jungfernstieg. Mittig unter der Binnenalster wird in offener Baugrube in gut 20m Tiefe ein zusätzlicher Bahnhof entstehen (- hier in violett) mit Umsteigemöglichkeiten in die bereits existierenden 3 Einzelbahnhöfe mit bisher 3 U-Bahn Linien und der Stammstrecke der Hamburger S-Bahn.

    Die Bildqualität ist nicht so doll, da Screenshot aus dem Präsentationsvideo.

  • Eine erfreuliche kleine Geschichte aus dem südlichen St.Georg in Hamburg. An sehr stadtbildprägender Stelle, direkt an der von Osten Richtung Hauptbahnhof führenden Bahnstrecke, die momentan gesäumt ist von mehr oder minder üblen Bürobauten aus den 1970er bis 1980er Jahren, soll folgender Hotelneubau entstehen:

    Quelle: EMB Planung

    Leider gibt es keine anderen Visualisierungen, denn die Ecke zum Bahndamm wirkt (leider nur angeschnitten auf dem Bild) sehr interessant mit diesen runden Ecken.

    Die heutige Situation stellt sich so dar:

    (Google StreetView)

    Das Gebäude ist bereits leergezogen und steht kurz vor dem Abriss. Wäre allerdings schön, wenn sein unfassbar hässlicher linker Nachbar demnächst auch noch drankäme.

    Ich will Euch mit meiner Hamburg-Lobhudelei nicht langweilen, aber so etwas ist dort mittlerweile fast eher Regel als Ausnahme (leicht übertrieben, aber die Dichte an guten Neubauten ist wirklich beeindruckend).

  • Ich will Euch mit meiner Hamburg-Lobhudelei nicht langweilen, aber so etwas ist dort mittlerweile fast eher Regel als Ausnahme (leicht übertrieben, aber die Dichte an guten Neubauten ist wirklich beeindruckend).

    Tust Du auch nicht, denn Du hast ja Recht! Überhaupt habe ich das Gefühl, dass seit ein paar Jahren immer mehr attraktive Neubauten gebaut werden, was Hoffnung macht! Spätestens seit den 1960er Jahren bis in die 1990er Jahre hinein war gefühlt 99% nur grottenschlecht. Schön, wenn hier nun mehr Augenmerk auch auf optische Qualität gelegt wird!

  • Oh ja,der Neubau eine deutlich architektonische Verbesserung an dieser Stelle.Die runden Fenster spielen sicherlich auf Bullaugen eines Schiffes an.Mein:thumbup:,hat dieser Neubau.

  • Ja, es gibt in vielen Städten so einen Trend zu einer Art "Klassischen Moderne", die zumindest keine Allergien gegen klassische Gestaltungselemente wie Symmetrie, abgehobene Erdgeschosszonen, Rundbögen etc. hat. Dieser Stil harmoniert sehr gut mit Klinker als Fassadenmaterial, zumal gerade Hamburg natürlich eine Fülle an frühmodernen Klassikern aus dieser Zeit aufzuweisen hat und im Zentrum auch viel Reform- und Jugendstil, an die anzuknüpfen modernen Architekten anscheinend weniger Übelkeit verursacht als wirklich neuklassische Architektur.

    Man hat fast den Eindruck, dass manche Büros sich darauf spezialisiert haben, diese Entwürfe mit einigen modernen Anleihen quasi "entschärft" an den Jurys und Gestaltungskommissionen "vorbeizumogeln", die ja trotzdem noch modernistisch geprägt sind. Hier scheint eine Art Katz- und Maus-Spiel zu entstehen, mit wieviel klassischen Elementen man noch Wettbewerbe gewinnen kann. In Hamburg scheint der Oberbaudirektor Franz-Josef Höing (wie abgeschwächt auch sein Vorgänger Jörn Walter, dieser aber deutlich modernistischer ausgerichtet) diesem Trend insgesamt aber positiv gegenüber eingestellt. Auch in Köln scheint das Klima recht positiv zu sein für solche Entwürfe, was mir bei Neubauten auch in Leipzig schon seit einiger Zeit auffällt. In anderen Städten habe ich dies noch nicht so bemerkt, wobei dies sicherlich auch daran liegt, dass hier aus anderen Städten weniger berichtet wird oder ich die Sachen übersehe.

    Insgesamt ist es natürlich schon krass, dass man mittlerweile sogar offensichtliche Anleihen an die 50er Jahre schon als positiven Schritt werten muss. Dieser Entwurf oben aber ist ja wirklich recht klassisch und mit seinen gestaffelten Rundungen eindeutig eher Bezug auf expressionistische Architektur der 1920er Jahre.

  • Gab es da überhaupt eine Gestaltungskommission? Die Titanic-Hotelkette scheint generell scheint generell öfter auf klassische und ortstypische Entwürfe zu setzen, siehe hier. Als Hotel macht es auch Sinn, seinen Gästen auch architektonisch die Besonderheiten einer Stadt zu bieten.

  • Gab es da überhaupt eine Gestaltungskommission? Die Titanic-Hotelkette scheint generell scheint generell öfter auf klassische und ortstypische Entwürfe zu setzen, siehe hier. Als Hotel macht es auch Sinn, seinen Gästen auch architektonisch die Besonderheiten einer Stadt zu bieten.

    Das weiß ich nicht. Ich hatte es ja auch "kleine Geschichte" genannt, weil es in einen Trend in Hamburg reinpasst, ohne jetzt eine große Nummer zu sein. Ich weiß nicht einmal, ob es einen Wettbewerb gegeben hat (wobei ich schon davon ausgehe angesichts der städtebaulichen Lage), und in den Jurys sitzen dann ja häufig auch die Stadtbaudirektoren und andere Granden der lokalen Szene. Und ohne diese Leute geht es halt nicht. Ist das in Berlin denn ein Neubau oder eine gelungene Renovierung?

  • Schon wieder icke, schon wieder Hamburg. Diesmal geht es um ein nur tlw. denkmalgeschütztes Ensemble von Kontorhäusern am Rödingsmarkt, das seit Jahren unterbenutzt vor sich hin gammelt und bereits mehrfach als Abrisskandidat gehandelt wurde:

    Die Flügger-Höfe in Hamburg

    Das Gebäude wurde 2018 von der Signa AG gekauft und seitdem bauhistorisch untersucht. Das oben ist ein Video mit einer der Architektinnen, die das Projekt mitplanen und sehr zu empfehlen. U.a. beherbergt das Ensemble den ältesten Paternoster der Welt, der aber zur Zeit nicht betriebsfähig ist und ggf. wiederhergestellt werden soll. Insgesamt ein weiteres sehr interessantes Projekt in der Hamburger Innenstadt.

  • Die Hamburger Staatsoper ist in ihrer heutigen Form weitgehend ein Bau der frühen Nachkriegsmoderne des Architekten Gerhard Weber von 1955. Lediglich Teile des Bühnenhauses stammen noch aus dem frühen 19. Jahrhundert.

    Die Oper als Institution gibt es sogar bereits seit 1678 - wenn man Wikipedia Glauben schenken darf, ist sie damit die älteste Oper Deutschlands. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Kaufmannsstadt Hamburg diesbezüglich schneller gewesen sein soll als sämtliche Residenzstädte in der Mitte und im Süden Deutschlands - vielleicht kann hier jemand anders sich noch dazu äußern.

    Ich bin nun kein besonderer Fan von 50er Jahre Bauten. Allerdings komme ich nicht umhin, anzuerkennen, dass dieses Gebäude eine ordentliche architektonische Qualität und durchaus Charme hat. Die Oper ist bisher für Menschen mit körperlichen Einschränkungen kaum zugänglich, und erhält deshalb nun einen gut sichtbaren Außenfahrstuhl.

    Ohne den plumpen Sockel würde die Ergänzung IMHO nicht stören.

    Bild: Hamburger Abendblatt

    file7emixbx7f5sk2pyz1jii.jpg

  • Die Hamburger Staatsoper ist als fünfziger Jahre Bau noch etwas filigraner und angepasster am baulichen Umfeld wie die monströsen Opernhäuser aus den 60iger Jahren. Im Stadtbild fällt das Hamburger Opernhaus nicht weiter auf. Die Bilder wo es gut aussieht sind allerdings meistens Aufnahmen im beleuchteten Abendlicht - angestrahlt sieht es eben immer besser aus.

    Erstaunlich ist mit einer Kantenlänge von 60x40m der geringer Flächenverbrauch in Hamburg. Zwar ist der Fundus ausgelagert, aber man sieht doch das man nicht ein wuchtige modernen Klotz wie in Frankfurt am Main braucht, der sich auf 100x100m erstreckt. Das historische Schauspielhauses in Frankfurt am Main war dagegen natürlich kleiner wie der 60iger Jahre Klotz. Das wird ja auch gerne als Argument genommen, dass eine Reko in Frankfurt nicht möglich sei.

    ...

  • HelgeK,mag sein das es eine ordentliche Qualität und Charme(vielleicht im Innern?) hat.

    Aber als ein Opernhaus ist dieses Gebäude auf den ersten Blick nicht zu erkennen.Wenn man die großen Fenster noch mit Textilien ausstaffieren würde könnte man es äusserlich für ein 50er Jahre Kaufhaus halten.Ich muss sagen,der Fahrstuhlanbau passt sich ja hier mal an die Aussenfassade ,sehr gut an.Was sonst eher äußerst selten der Fall ist.

  • Hamburg macht tatsächlich vieles richtig.

    So auch am Ballindamm 27. Rechts neben dem Bankhaus Donner & Reuschel.

    Vorher: https://www.hansainvest-immobilien.de/de/bauprojekte

    Jetzt: https://caspar.archi/de/projekte/alle-projekte/ballindamm/

    Ballindamm 3:

    Vorher: Siehe Google Street View

    Jetzt: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Ham…allindamm_3.jpg

    Große Bleichen 19 (schon etwas länger her):

    Vorher: Thalia-Haus https://www.yelp.com/biz/thalia-ham…r8T1t1eKqzHOdbg

    Jetzt: https://tchobanvoss.de/projekt.php?r=466

    Bei den letzten beiden Bildern erkennt man auch, wie die äußere Gestalt der Alten Post verbessert wurde.

  • Sehe ich nicht so. Hamburg macht vieles falsch. Die unnötigen Abrisse historischer Villen etc. sprechen Bände. Und auch die neuen Bauprojekte überzeugen mich zumeist nicht. So wird z. B. gegenüber der Davidwache folgendes Hotel gebaut:

    https://www.shz.de/regionales/ham…id30303877.html

    so hätte es auch aussehen können (den riesen-Engel auf dem Dach mal weggedacht): https://www.abendblatt.de/hamburg/hambur…eisse-Ecke.html

    ...

  • Sicher macht Hamburg auch einige Dinge falsch. Das betrifft mMn aber kaum die Innenstadt, wo viele Bausünden in den letzten Jahren abgerissen wurden. Das Allianz Hochhaus am Großen Burstah ist nur ein Beispiel. Dazu wertet die Stadt wichtige Plätze und Straßen nach und nach auf. Am Jungfernstieg dürfen mittlerweile kaum noch Autos fahren. Die Stadthöfe wurden wunderbar saniert. Ebenso die Post am Stephansplatz. Dazu stellt man jetzt - endlich! - eine direkte Verbindung zwischen Dammtor und Planten un Blomen her. Der schreckliche Tunnel an der Marseiller Str. wurde beseitigt. https://www.hamburg.de/pressearchiv-f…asse-wird-park/

    Hamburg hat auch das Glück, mit seinem Pfund wuchern zu können. München ist mMn die einzige deutsche Großstadt, die ähnlich schön ist wie Hamburg. Wo sonst gibt es so viele wunderbar erhaltene Stadtteile und Straßenzüge direkt im Zentrum? Eimsbüttel, Eppendorf, Harvestehude, St.Pauli, Rotherbaum, Hoheluft, Winterhude, St.Georg. Dazu noch Ottensen und Teile von Altona. Selbst in Barmbek kann man schön leben.

    Die HafenCity ist verhunzt, keine Frage. Und einige große Straßenzüge sind es auch, wie zB die Kieler Straße, Grindelallee, Ost-West-Straße und Reeperbahn. Deswegen ist es mir auch relativ egal, was für ein Hotelneubau dort entstehen wird.

    Ich reise beruflich viel und bin immer wieder erstaunt, wie "zurückgeblieben" viele andere deutsche Städte wirken. In Frankfurt habe ich oft den Eindruck, die Stadt ist komplett in den 50er-Jahren stecken geblieben. Selbst die an den Häuserfassaden angebrachten Werbeschilder kommen oft noch aus dem letzten Jahrhundert. So etwas gibt es in Hamburg nicht.