• Als Laie und Bürger: Zur nächsten Klötzchen-Eröffnung mit Festredner gehen und richtig Ramba-Zamba machen. Trillerpfeifen, Transparente usw. Dann schmecken denen Sekt und Häppchen nicht mehr ganz so gut... :wink:

  • "Held ist sich dessen bewusst, dass Historisierendes bei Architekten und auch vielen Denkmalpflegern verpönt ist, auch als reaktionär gilt."

    Wie kann man diesen Umstand in diesem Land jemals ändern? Über die Frage denke ich täglich nach. Ich glaube, es ist nahezu unmöglich, die Ideologien sitzen zu fest.

    Ja, das Problem ist irgendwie, dass wir die Debatte auf der großen politischen und akademischen Bühne eigentlich gewonnen haben - spätestens seit der großen Rekonstruktionsausstellung in München -, dass das aber nicht bis zur kleinen Provinzbühne, bis zu den spießigen Lokalpolitikern, den kleinen Möchtegern-Gehrys aus der Provinz und den in ihrem Mief steckenden Denkmalschutzdogmatikern, vorgedrungen ist.

    Dementsprechend stellt sich die Lage heute insofern paradox dar, als wir zwar die Debatte gewonnen haben, aber in der realen Stadtgestaltung ein regelrechtes "roll-back" erleben, während wir noch vor zehn Jahren die Debatte nicht gewonnen hatten, dafür aber zahllose Rekoprojekte angestoßen wurden.

    Bei der Frage, wie man das ändern kann, bin ich selbst bis zu einem gewissen Grad ratlos. Selbst wir haben wohl die interessengeleitete Resistenz der Architektenschaft gegenüber vernünftigen Argumenten unterschätzt.

  • Unterschätzt habe ich die eigentlich nie. Das ist eben ein inzestuöses Milieu. Und es gehört ganz viel Kraft dazu, dort gegen den Strom zu schwimmen, denn rasch verliert man Reputation, wird schief angeschaut usw. Da hilft nur ein tiefgreifender Bewusstseinswandel, der von einigen wenigen starken Persönlichkeiten vorangetrieben wird, bis die riesige Herde der Mitläufer sich traut, mitzuziehen.

  • Der Kunsthistoriker nennt das Dietricher Spital als Beispiel für eine wünschenswerte Rekonstruktion in Würzburg, mir käme dieses (auch) als erstes in den Sinn.

    Seine Beschreibung der jetzigen Zustand des Unteren Marktes ist völlig akkurat, und sie gilt für sehr viele Stellen im heutigen Würzburg. Es wäre z. B. schon ein Segen, wenn das Haus "Schönes Eck" an der Schönbornstraße im Zuge der heutigen Baumaßnahmen in diesem Block sein früheres Aussehen, d.h. vor allem seinen Volutengiebel, wieder erhalten würde. Das war schon mal im Gespräch.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Hallo!

    Ich bin vom 26. bis zum 28. Dezember in Würzburg die Stadt besichtigen (Weihnachtsgeschenk :D). Da sich einige von euch dort ja recht gut auskennen, habe ich mir erhofft von euch ein paar Tipps zu erhalten.

    Bis jetzt habe ich schon einiges geplant, v. a. mit Hilfe des Dehios, wo ich so ziemlich alles Beschriebene herausgesucht habe.

    Gibt es irgendetwas was man unbedingt gesehen haben muss? Natürlich, Dom, Neumünster, St. Burkard, Festung, Residenz... Eh klar! Aber welche von den "kleineren" Sehenswürdigkeiten (also die weniger bekannten Kirchen etc...) sind am lohnensten?

    Und vor allem suche ich Stadtteile/Straßen, wo noch einiges von der historischen Bebauung erhalten bzw. rekonstruiert ist. Vielleicht rund ums Stift Haug? Pleicherviertel? Was meint ihr? Und gibt es vielleicht irgendwelche Bürgerhäuser, die besonders sehenswert sind, v. a. solche, die noch mittelalterlichen Kern haben? Gibt es auch noch Fachwerkhäuser? Gibt es da auch in den Vorstädten noch vorgründerzeitliches bzw. besonders schöne Gründerzeitensembles?

    Und welche der Museen sind am sehenswertesten?

    Ich würde mich sehr über Antworten freuen :) (Natürlich bitte noch vor dem 26. Dezember!).

    Liebe Grüße und schöne Weihnachten,

    Tobias

  • Lieber Tobi!
    Es tut mir leid, dir mitteilen zu müssen, dass Würzburg in unseren österreichischen Augen eine als solche unerträgliche Un-Stadt ist. Vergiss alles, was hier geschrieben steht, hab keine Erwartungen an das Stadtbild - es ist furchterregend.
    Freu dich auf ein paar erstklassige Sehenswürdigkeiten. So musst du unbedingt eine Führung durch die Residenz machen. Das ist der absolute Höhepunkt der Stadt un rechtfertigt für sich deren Besuch. Hörst du: unbedingt alle Innenräume anschauen, hier nicht am falschen Fleck (weder was Geld noch Zeit betrifft) sparen.
    Ansonsten halt alle Sehenswürdigkeiten abklappern, es sind ihrer viele, sie sind sehr vestreut, inmitten eines abgrundtief hässlichen Bundes- Wiederaufbaustadtbildes.
    Nun, man muss ja eigentlich so etwas im Laufe seines Lebens gesehen haben, damit man hier mitreden kann, nur - um alles in der Welt: wer hat dir dies zu Weihnachten geschenkt?
    Mein Tipp: ein Tag reicht völlig (diesen allerdings brauchst du, um alles abzuklappern. Unbedingt den Berg rauf, von oben ist das alles noch am schönsten, Festung Marienberg und Käpelle (Interieur erhalten)).
    Ansonsten: Ausflüge!!! ein halber Tag nach Vierzehnheiligen (via Staffelstein, von dort locker zu Fuß)
    Von Würzburg ist es nur eine Stunde bis Rothenburg. dieses Stadtbild wirst du nach einem Tag Würzburg unbedingt nötig haben! Du dir was Gutes nach diesem Horrorbeispiel eines Wirtschaftswunderswiederaufbaustadtbildes!

    PS in der Neubaustraße befindet sich eine beachtenswerte Rekozeile: http://wuerzburgwiki.de/wiki/Greisingh%C3%A4user
    Dort kommst du sowieso hin, wenn du deine Runde gewissenhaft anlegst. Du brauchst keine Geheimtipps, Wü ist dermaßen doprdelki, dass es jenseits der Hauptattraktionen absolut nichts zu sehen gibt, es sei denn, das nackte Elend.
    tut mir leid, aber so ist es. Ich war schon öfters dort, und hab meinen Eindruck immer wieder bestätigt gefunden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (23. Dezember 2013 um 15:49)

  • Vorweg, ich war noch nie in Würzburg aber nach allem was ich hier und andernorts gesehen habe, kann ich nicht wirklich nachvollziehen, warum du dich beim Würzburger Wiederaufbau zu so einer Schimpftirade hinreißen lassen kannst. Meiner Meinung nach stimmen da irgendwo die Relationen nicht. Angesichts des Zerstörungsgrades hat sich die Stadt doch ein einigermaßen passliches Stadtbild bewahrt. Das natürlich ein großes Gefälle zur unzerstörten Stadt besteht, ist ja selbstverständlich. Aber mit dem Wissen wie es in Kassel, Pforzheim, Darmstadt, Hannover oder auch Magdeburg aussieht, würde es micht interessieren, wie du dann diese Städte beschreiben würdest? Prypjat 2.0?

  • Lieber Tobias, hier sind ein paar Empfehlungen: Das Juliusspital Barock Ensemble ist unverzichtbar. Es steht in der Juliuspromenade, wo koennen Sie auch den barocken "Wuerzburger Hof" finden. Die domerschulstrasse, wo steht die Rennaisance Alte Universitaet, und die barocke Peterskirche (im Petersplatz) sind auch ein Muss. Schoene Gassen in der Naehe vom Marktplatz: Schmalzmarkt, Schustergasse, Haefnergasse, Maulhardgasse, Bronnbachergasse (eine Warnung: in der Bronnbacher. steht ein wirklich stoerendes Parkhaus). Auch die Umgebung von Stift Haug ist interessant, besonders die Heinestrasse mit Barockhauser.

    Einmal editiert, zuletzt von Weser (23. Dezember 2013 um 19:09)

  • Danke für eure zahlreichen Antworten!
    Verdirb mir nicht die Vorfreude, ursus ;) Du klingst ja als wäre Würzburg architekturhistorisch die Hölle auf Erden. Ich habe mir Würzburg selbst gewünscht (Muss ich mich jetzt rechtfertigen? :D), ich weiß eh dass es dort keine schöne Altstadt gibt. Aber traditionell bekomme ich jährlich eine Weihnachtsstädtereise und ich wollte dieses Mal nach Franken (noch fasziniert von der Reise im Sommer) und in Würzburg gibt es die Residenz, den Dom, die Festung, die mich alle sehr beeindrucken und sich bei der winterlichen Kälte auch gut eignen (da habe ich schon schlechte Erfahrungen bei Eiseskälte mit halb abgefrorenen Gliedmaßen gemacht). Dass es kaum historische Bebauung gibt, damit habe ich schon gerechnet. In Rothenburg war ich übrigens schon, wegen Nürnberg habe ich länger überlegt, aber das wohl zu viel für drei Tage.
    Vielen Dank auch an Weser, Saxonia und Zeno. Sehr hilfreiche Infos!
    Liebe Grüße und natürlich schöne Feiertage ;)
    Tobias

    PS: Ich werde natürlich von meiner Reise berichten und ein paar Fotos zeigen

  • Die jämmerliche Belanglosigkeit und Ausdruckslosigkeit der Nachkriegsarchitektur wird auf diesem Foto im Vergleich zu der feinen barocken Baukunst besonders deutlich. Man kann nur erahnen, was für ein Kunstwerk Würzburg einmal gewesen sein muss.

    In dubio pro reko

  • Noch eine Bemerkung ueber W: zweifellos gibt es in der Altstadt einige (nicht wenige) visuelle Stoerungen. Aber wenn man kennt die "richtigen Wege" (und weiss welche Wege zu vermeiden), kann man die Altstadt mit ihren vielen grossen und kleinen Juwelen wirklich geniessen.

    In einigen Faellen sind die Bauten der 50er Jahre ziemlich gut, wie z.B. in der Domstrasse.

  • Zitat

    Vierzehnheiligen ist 100 km entfernt

    Mist, ja, ich hab da Wü mit Bayreuth verwechselt. 14Hl hab ich von Bayreuth aus gemacht!

    Ansonsten bleib ich dabei- ein Stadtrundgang durch Würzburg ist alles andere als ein Honiglecken.
    Ich hab mich in so manchen zerstörten Städten sehr wohlgefühlt, in Augsburg, Ulm, Mainz, Braunschweig,Münster, Osnabrück, Aachen, sogar in Großstädten wie Hamburg, Bremen, München und Köln.
    Was mich an Wü (und auch Nürnberg) so rasend gemacht hat, ist ein Umstand, den auch Zeno erwähnt hat: es gibt dort keine intakte Ecke mehr. Nichts, worüber sich die Seele erholen könnte.
    Der Verweis Saxonias auf offensichtliche Albraumstädte nützt nichts - wer hat denn schon Erwartungen an Darmstadt oer Pforzheim, wer würde dorthin aus Stadtbilderwägungen fahren? Wü ist eben nicht Bochum oder Duisburg, davon darf man sich schon mehr erwarten und sogar fordern.
    mW wäre kaum eine Stadt so "leicht" wiederaufzubauen gewesen wie Wü, wo es kaum Fachwerk und nur relativ wenig komplexe Barockfassaden gab. Einfache fränkische Häuseln aus Sandstein, solide und gut proportioniert, einen Willen zu neu kreierten Ensembles, die Kirchen wie Stift Haug besser einfassen, als es früher der Fall war, einfach eine gewisse Liebe zum Fränkischen, Formgefühl und auch Phantasie - und fertig wäre eine Stadt gewesen, die der alten um gar nicht viel nachgestanden wäre, ja diese sogar da und dort übertroffen hätte.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ist nicht 100%-ig mein Ansatz, da ich etwas stärker vom Einzelbau ausgehe, aber ich kann die Position gut nachvollziehen.

    Als Ergänzung: Auch bei den genannten Negativbeispielen muss man differenzieren. Darmstadt hat seine wichtigsten Leitbauten erhalten (Schloss, Rathaus, Orangerie, Mathildenhöhe usw.) . In Pforzheim ist da viel stärker tabula rasa. Hier müsste zumindest eine Rekonstruktion der Rathausfassade u.ä. her.

    Als zweite Ergänzung: Man sollte ursus´ Zeilen auch als Aufruf verstehen, die bauliche Situation in Würzburg zu verbessern. Vielleicht lassen sich ja in Zukunft bestimmte Ecken durch Fassadeneugestaltung bzw. Umbau zu gefälligeren Ensembles zusammenfassen.

  • Nu, zeno, ich bin ja lernfähig. Erklär mit bitte, woran ich mich da erfreuen soll (Bild von silvester, wie auch die übrigen):

    Das hier ist auch so ein Fall. Ich weiß natürlich das Juliusspital zu schätzen, aber was ist mit dem Rest? Wie konnte man in einer derart zerstörten Stadt Stift Haug so gräßlich verstellen, anstatt vernünftige Sichtachsen zu schlagen?

    Es ist ja nun wirklich nicht so, dass ich die 60erJahre mag, und die Würzburgische Ausprägung ganz sicherlich am allerwenigsten. Aber dieses Beispiel hier ist echt grausam: dieser alte Turm gehört doch beseitigt, der passt hier überhaupt nicht hinein:

    Hier kann echt eine Sau das Grausen lernen- was für eine vertane städtebauliche Chance:

    Schluss aus. Diese Bilder sind echt nicht auszuhalten. Würzburg abhaken und vergessen. Das wird nichts mehr.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ui, das sieht ja fast so gruselig aus wie die Dresdner Altstadt nur halt mit Menschen bespielt und mit totaler Urbanität. Ob den Menschen auf den Fotos auch so gruselt wie uns, Ursus? Um hier das Stadtbild doch irgendwann einmal noch gesunden zu lassen, bräuchte es vermutlich leider eines l´aquilaischen Ereignisses.

  • Hast etwa geglaubt, dass ich übertreibe oder gar scherze?
    Nur den Vergleich mit Dresden verstehe ich nicht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wie so häufig wird hier eine Stadt mit ein paar Bildern wieder sehr viel schlecher gemacht als sie in der Realität ist. Welche Hauptgeschäftsstraße in Deutschland ist denn bitte nicht total verbaut, selbst wenn die Stadt mehr oder minder leidlich gut erhalten war? Ich weiß noch, als ich, nach der Lektüre dieses Forums, vor ein paar Jahren das erste Mal nach Heidelberg kam und eine Stadt voller Bausünden und „Restaltstadt“ erwartete. :lachentuerkis:

    In Würzburg ist nicht alles Gold, was glänzt (z. B. durch Dummheit seiner Barocksierung beraubter Dom, fehlende Toscana-Zimmer der Residenz etc.) aber es ist, ohne den Anspruch der Rekonstruktion, eine der am respektabelsten wieder aufgebauten Städte, die fast völlig zerstört wurden. Die Kleinteiligkeit ist ebenso wie der Stadtgrundriss fast völlig erhalten, viele der 1950er Jahre-Bauten beinhalten Spolien der Vorgängerbauten, die Dächerlandschaft kann man für die Verhältnisse (es gab im Gegensatz zu anderen Städten keinen Gesamtplan für den Wiederaufbau!) schon fast als perfekt bezeichen. Es wurden keine bedeutenden Kirchen gesprengt oder abgerissen, die Ausstattung ließe sich also, was im katholischen Bayern neben Sachsen in Sachen Rekonstruktionsfreude ohnehin noch am wahrscheinlichsten ist, langfristig wiederherstellen. Alleine im Hinblick auf die vorgenannten Aspekte ist der Vergleich mit dem geschundenen Dresden ein Witz!

    Auch der ganz überwiegende Teil der völlig ausgebrannten öffentlichen und halböffentlichen Großbauten (v. a. Stiftsbauten) wurde äußerlich wiederhergestellt und nicht abgerissen. Es gibt keine riesigen Stadtautobahnen, die man in die Stadt geschnitten hat. Ich würde sogar behaupten, dass die gewisse fränkische Gemütlichkeit, die man in den kleineren nahe gelegenen und unzerstörten Orten wie Ochsenfurt etc. verspürt, auch durchaus in Würzburg verspüren kann. Und von der Residenz, die alleine den Würzburg-Besuch wert ist (am besten mit Abstecher nach Veitshöchheim) wollen wir mal gar nicht reden. Oder dem Erlebnis des Aufstiegs zum Käppele mit seinen alten Kreuzwegsstationen und der wunderbaren, unzerstörten Kirche am Ende, die zwischen Spätrokoko und Louis-seize schwelgt.

    Natürlich ist die Entwicklung ähnlich wie in Nürnberg seit den 1960er Jahren aufwärts alles andere als positiv, um nicht zu sagen, dass fast jeder Bau in der Altstadt seitdem ziemlicher Schrott war, aber zum Glück ist das immer noch in Bezug auf die Gesamtbaumasse recht wenig. Zeno hat natürlich auch Recht, es wird sich ziemlich auf dem UNESCO-Weltkulturerbetitel ausgeruht, die Situation auch in Bezug auf die Bereitschaft zu Rekonstruktionen ist wohl am ehesten mit Lübeck vergleichbar.

    2 Mal editiert, zuletzt von RMA II. (29. Dezember 2013 um 00:40)

  • Ich war erst kürzlich in Würzburg und ich kann den Totalverriss, den einige hier betreiben, nicht nachvollziehen. Wie jede deutsche Großstadt hat Würzburg sicher Schwächen, die es gar nicht wegzudiskutieren gibt. Einige Bilder wurden hier ja gezeigt. Der Media Markt ist wirklich entsetzlich. Dennoch hatte die Stadt durchaus Charme und eine erstaunlich urbane Atmosphäre. Hinzu kommen teilweise sehr sehenswerte Altbauten, die in der Altstadt noch sehr zahlreich vertreten sind. Natürlich kann man sagen, dass der Platz vor der Residenz zur Stadt hin missglückt ist, natürlich sind einige Bauten in der Altstadt selbst billigste Nachkriegsstangenware. Aber so zu tun, als wäre Würzburg der Inbegriff des städtebaulichen Unglücks, ist einfach nicht richtig. Dies mag vielleicht stimmen, wenn man sein Leben lang in Paris wohnhaft war. Dann ist Würzburg vielleicht eine ästhetische Zumutung, dann ist aber auch von Reisen ins gesamte Bundesgebiet abzuraten, denn ich könnte sicher 40 deutsche Städte nennen, bei denen noch wesentlich mehr schief gelaufen ist, als es in Würzburg der Fall ist.

    APH - am Puls der Zeit