Barcelona - La Sagrada Familia

  • Hier mal einen eigenen Thread für den Wahsinns-Bau.

    Das Weltkultur/ UNESCO-Erbe befindet sich nun schon seit 1882(!!) im Bau! Ich war das letzte mal vor 10 Jahren in Barcelona und mir kam es vor, als wenn es immernoch genauso aussieht mit den Kränen.

    Hier einige Eindrücke.

    Bilder von mir, ©Ludolf

  • In den nächsten Jahren sollen noch weitere Türme folgen laut Gaudis Plänen. Der krönende Abschluss soll dann eines Tages mit dem Jesus-Turm erfolgen, welcher 172m hoch werden soll mit einem großen Kreuz oben drauf in der Mitte des Baus.

    Bilder von mir, ©Ludolf

  • Auch von innen ist noch nicht alles fertig. Glasscheiben müssen noch nachträglich eingesetzt werden und die provisorischen dafür entfernt werden, etc. Hier aber z.b. auch schon fertig...


    Hier fehlt aber noch einiges, aber der Fahrstuhl funktioniert schon. ;)

    Gaudi wollte eine Wirkung wie in einem Wald erzeugen...

    Bilder von mir, ©Ludolf

  • Danke für die tollen Fotos. Die Farben der Glasfenster sind fantastisch.
    Ich war auch lange nicht mehr da (2005 zuletzt oder so), aber es scheint, als wären sie mit dem Mittelbau doch ein gutes Stück weiter. 2026 - zu Gaudís 100. Todestag - wollen sie ja fertig sein. Das ist schon noch eine anspruchsvolle Aufgabe, zumal der Bau meines Wissens nur aus Spenden finanziert wird.

  • Schade, dass man allerdings nur in einer modernen Interpretation weiterbaut und nicht nach exakt Gaudis feinerem Design.

    Allerdings! Das ganze wirkt eher kubistisch/expressionistisch denn Gaudí-like. Die SF der Gegenwart wird wohl kaum an die von Gaudí geplante Version heranreichen. Ausserdem wird viel zu viel Beton verwendet. Gaudí lehnte diesen damals neuen Baustoff ab und hat seine komplizierten Gewölbeformen nur aus Ziegeln geformt.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Allerdings! Das ganze wirkt eher kubistisch/expressionistisch denn Gaudí-like

    Das mag schon sein. Allerdings ist auch zu bedenken, dass Gaudis eigene Formensprache sich durch die lange Bauzeit an dieser Kirche hin entwickelte, dass er sich immer mehr von der Neogotik zu einer freiplastischen Architekturauffassung hin bewegte, deren Formen er aus dem Verlauf der statischen Kräfte ableitete. Wer weiß, ob Gaudi, ein übermenschlich langes Leben vorausgesetzt, sich nicht zu eben der Formensprache weitergearbeitet hätte, die derzeit dominiert.

    Im Übrigen können wir Deutschen bei solchen Gestaltungsorgien ja gar nicht mitreden, da hierzulande kaum eine Balustrade, kaum eine profilierte Fensterlaibung einem Gebäude angefügt werden kann, ohne dass wütende Proteste und Totschlagvokabeln wie "Kitsch" und "Zuckerbäckerstil" dem Architekten um die Ohren fliegen. Für die heiteren, festlichen, verspielten Seiten des Lebens sind nun mal andere Völker zuständig, und der deutsche dankt ihnen diese Arbeitsteilung, indem er sich als Reiseweltmeister das alles im Urlaub reinzieht.

  • Für die heiteren, festlichen, verspielten Seiten des Lebens sind nun mal andere Völker zuständig, und der deutsche dankt ihnen diese Arbeitsteilung, indem er sich als Reiseweltmeister das alles im Urlaub reinzieht.

    In der Tat ist auch die spanische Moderne der Jetzt-Zeit verspielter und origineller als irgendwo sonst in Europa und das ganz ohne in den Kitsch abzugleiten. Man betrachte da nur die Bauten für die Expo in Sevilla oder die zahllosen neuen Bahnhöfe in Spanien. So was kann man in Deutschland tatsächlich meist nur erträumen. Den Spaniern kommt allerdings auch das Klima entgegen. dort muss kaum auf Frostresistenz oder allzu große Isolierung geachtet werden. Schnee ist im größten Teil Spaniens eine Seltenheit, die Winter sind eher so wie unser letzter. Darüber hinaus wurde in Spanien auch bis Anfang der 70er, bedingt durch die Diktatur, traditioneller gebaut. Dann setzte sich auch dort die Brutalo-Moderne durch.
    Als Anmerkung. Der Weiterbau der SF ist in Katalonien obgleich nationales Symbol, auch nicht unumstritten. Allerdings sind die Kritikpunkte gerade die Neuinterpretation und die Entfernung vom Stil Gaudís, nicht der Bau selbst.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Ich glaube nicht an das Jahr 2026. Wird sicherlich noch länger dauern bei dem Tempo. Bereits Anfang der Neunziger hat man mit dem Mittelschiff begonnen, die Hauptfassade steht noch nicht mal in den Grundmauern und der Hauptturm ist gigantisch. Das schaffen die nicht in 12 Jahren trotz der horrenden Eintrittspreise, Ich glaube 18 Euro.

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  • 19,30 Euro Eintritt und das ohne Extras. Ein Schnäppchen..., in dem einen Gaudi-Haus kostete der Eintritt z.b. 21 Euro.

    Die zocken die Touristen wirklich bis aufs letzte Hemd ab, vor 10 Jahren wars noch nicht ansatzweise so teuer überall...

  • Als ich 2000 die Casa Mila besuchte kostete das Vergnügen 1000 Pesetas, also etwa 16 Mark. Heute nur 14 Jahre später hat sich der Eintrittspreis fast vervierfacht. Schon damals habe ich mit mir gerungen, aber mal ganz ehrlich 42 DM? Hätte das damals irgendwer bezahlt? Die Touristenabzocke im Ausland ist wirklich zum Brechen! Das ist das Gebäude jedenfalls nicht wert, das kann ich als Besucher bestätigen. Die CM war damals völlig überlaufen und man muss kein Mathegenie sein, um sich den Tagesumsatz auszurechnen. Es macht wirklich keinen Spaß mehr als Kulturtourist unterwegs zu sein. Eine Woche mit solchen Eintrittspreisen, bei geschätzten 2-3 Besichtigungen täglich kostet dann mehr als Flug, Unterkunft und Essen zusammen wenn's hart kommt.

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  • Bei den Problemen, die Spanien hat, wundern mich solche Eintrittspreise ehrlich gesagt gar nicht. Und anbetrachts des baulichen Erbes, das Städte wie Barcelona haben, muss man sich ja auch beim besten Willen nicht Gaudi-Haus oder Sagrada Familia reinfahren, ohne wirklich auf was verzichtet zu haben. Und immer noch besser als in St. Petersburg, wo es für Westler separate Preislisten gibt...

  • Der Innenraum ist gänzlich nach Gaudi-isch, oder täuscht das? Sieht einfach weit nicht so gut aus wie z. B. die Westfassade. Mit dem Beton wirkt es irgendwie - ich wage sogar zu sagen, ein bisschen billig. Der Naturstein ist weit schöner...

    Trotzdem eine Wahnsinns-Kirche. So etwas gibt es kein zweites Mal.

  • An der Sagrada Familia beginnt im Oktober der Bau eines 140 Meter hohen Turmes, der sich "Muttergottes-Turm" nennt. Bald danach folgen vier "Evangelistentürme" und der große, 172,5 Meter hohe, "Jesus-Christus-Turm". Durch eine neue Technik ist es möglich, die Bauelemente der Türme in externen Werkstätten vorzufertigen und so zügig einzubauen. Insgesamt werden 800 Elemente verbaut. Bis zum Jahr 2026 soll der grandiose Kirchenbau dann fertiggestellt werden.

    http://www.kath.net/news/56843

    Wenn es so weit ist, muss das Ulmer Münster den Titel für den höchsten Kirchturm der Welt leider abgeben. ;(

    Hier sind noch zwei interessante Animationen zum Weiterbau der Kirche.

    https://www.youtube.com/watch?v=zpcJr8RMKCQ

    https://www.youtube.com/watch?v=RcDmloG3tXU

  • Ein spannendes Projekt. Werden eigentlich nach wie vor die ursprünglichen Pläne umgesetzt oder wurden diese "modern" überarbeitet? Ich bin ja aufgrund der bekannten Silhouette der halbfertigen Sagrada Familia hin- und hergerissen, ob mir eine Bewahrung des Status Quo lieber wäre... Aber andererseits gab es ja nie eine wirklich lange Phase, in der überhaupt nicht weitergebaut wurde.

    Dass der Ulmer Münster den Titel irgendwann abgeben muss, war zu erwarten. Dass macht ihn jedoch nicht weniger großartig.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich bin schlichtweg beeindruckt von diesem Bauwerk. Toll, einfach nur toll. Diese Kirche ist einfach ein Mammutprojekt. Allein das der Bau nach vielen Jahrzehnten immer noch nicht fertiggestellt ist, zeigt, wie viel Arbeit darin steckt. 2026 soll der Bau beendet werden. Ob das auch wirklich hinhaut? Wir dürfen gespannt sein. Ich hatte letztes Jahr die Gelegenheit die Kirche zu besichtigen und mein Aufenthalt war nicht umsonst. Das kann man echt jedem empfehlen, der sich für Architektur allgemein interessiert.