Berlin-Mitte - Nikolaiviertel

  • Einige dutzend schöne Häuser stehen noch um die Marienkirche. Hätten die heute noch da gestanden, dann wäre die Bau ein recht schöner Platz möglich gewesen. Ich fürchte dass nicht 10% aller verschwundenen Bauten die hier noch stehen vielleicht und in stark vereinfachter Form einmal wieder gebaut werden.
    Nur moderne Bauten mit ihren hässlichen Dächern werden schon geplant, ein zweites Nikolaiviertel (Marienviertel) wird sicher nicht noch einmal so schön gebaut. Daß dies möglich ist, zeigt das heutige Nikolaiviertel. Das Klima aber ist nicht mehr so günstig wie damals der Fall war wenn die DDR etwas gut machen wollte nach so entsetzlich vielen Abbrüchen.....Diese Atmosphäre der Wiedergutmachung hat die Berliner Stadtentwicklung gewiss nicht und von Lüscher ist nur moderner Müll zu erwarten.

  • Da der Winter in diesem Jahr nicht so recht will, habe ich mal einige Nikolaiviertel-Impressionen vom winterlichen Jahresende 2009 herausgesucht.

    Die Vorderseite vom Nußbaum muss ich damals wohl links liegen gelassen haben...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Vielen Dank für die stimmungsvollen Bilder! Hier nur zur Ergänzung einige eigene Fotos, u. a. auch vom Inventar des Nikolaiviertels, Denkmale, die heute dort teilweise schon nicht mehr stehen. Wahrscheinlich wegen zunehmendem Vandalismus :wuetenspringen:

    Das Gasthaus "Zum Nußbaum" an der Probststraße, 2009:

    Der Leierkastenmann, an der Poststraße, 2009:

    2 marmorne Figuren aus dem Zeughaus, Bereich der ehemaligen Burgstraße, 2009:

    Der Kaak an der Gerichtslaube, Spottvogel oberhalb des mittelalterlichen Pranger, 2012:

    Figuren vom ehemaligen Denkmal für den König Friedrich Wilhelm III., ursprünglich im Lustgarten. Die weibliche Figur symbolisiert die Geschichtsschreibung, kniete unterhalb des Reiterstandbildes am Sockel mit dem Rücken zum Publikum und schrieb in ein Geschichtsbuch die "Großtaten" des Königs. Der Mann stand für die Erforschung der Naturwissenschaften.

    Fotos 2010:

    Zum Abschluss noch ein Bild von der Mühlendammbrücke mit dem Nikolaiviertel, 2012:

  • Die Plattenbauten auf dem untersten Bild rechts müßte man neu verputzen und mit Stuck versehen..... wobei die Giebel ohnehin für Berlin nicht sehr passend sind... wollte man Amsterdamer Grachtenhäuser imitieren? Oder hatte man aus Rostock noch welche aus der Planübererfüllung? :unsure:

  • Und noch ein paar gesammelte Ansichten:

    Zum Abschluss das Nikolaiviertel aus dem Drehturm besehen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das NV ist in der Tat ein stimmungsvolles Ensemble wenn in diesem Fall die Disneyland-Kritik nicht ganz von der Hand zu weisen ist, da soweit ich weiß vieles, was wir heute dort finden, niemals dort stand. Das Ganze ist eher ein Alt-Berliner Themenpark als ein Reko-Viertel. Dennoch, wen schert's? Die Nachbauten sind qualitativ gut und selbst die Platten strahlen hier eine Heiterkeit aus, die ihnen ansonsten abgeht.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Danke für die herrlichen Bilder.

    Hier dann mein absoluter Favorit (dass jedes neu zu errichtende Berliner Viertel einige von diesen hochdetaillierten Bauten bekommen dürfen).

  • Warum man das Nikolaiviertel nicht gleich bis zur Marienkirche ausgeweitet hat, ist doch wohl klar.... Es hätte erstens das Konzept der sozialistischen Stadt über den Haufen geworfen, zweitens hatte man ganz sicherlich nicht die nötigen Kapazitäten. Schon das Nikolaiviertel und die anderen Bauprojekte zur 750-Jahr-Feier (Gendarmenmarkt, Friedrichstraße) führten zu einer Benachteiligung anderer Regionen der Ostzone zu Gunsten des Ostteils von Berlin. Und drittens glaube ich, daß ohne den Stadtgeburtstag dieses Projekt, das die Wiege Berlins auferstehen lassen sollte, nicht durchgeführt worden wäre. In gewisser Weise kann man sogar dankbar sein, daß der 750.Geburtstag noch in der geteilten Stadt stattfand. Ob das wiedervereinigte Berlin das Nikolaiviertel in seiner heutigen Form bebaut hätte, wage ich zu bezweifeln.

    Wenn man die Plattenbauten nun noch neu gestalten würde, vor allem die Fassaden, würde das die Attraktivität des Viertels noch steigern.

  • Ja, es gibt noch allerlei hist. Stadt-/Orts-/Dorfkerne in Berlin. Vielleicht eher mit Einzelbauten, als einer geschlossenen Häuserwand, aber es gibt sie.

    Klio (und vermutlich auch "Wissenschaft") wurde vor kurzem restauriert. Ist vielleicht mal wieder jemand in der Nähe für ein Foto? Ich finde, ihre Haltung hat etwas von eleganter Bewegung und macht sie mMn zu einer der ästhetischsten Figuren, die man in Berlin finden kann. Und dabei spielte sie ursprünglich nur eine Nebenrolle.

  • Das abgebildete Foto zeigt den Nikolaikirchhof, der Ende der Achtziger von Günter Stahn rekonstruiert wurde.


    (C) akg

    Hier der Nikolaikirchhof im Jahr 1939. Die Fassaden sind nicht schlecht gemacht...

  • Rund um die Sophienkirche in Mitte (Nähe Hackescher Markt) finde ich es auch ganz nett, da steht noch einiges an Bebaung aus dem 18./ 19. Jahrhundert.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Es gibt in der Spandauer Vorstadt noch einige wenige Häuser des 17. - 18. Jh., nämlich in der Sophienstr 11 (um 1780), Großen Hamburger Straße 13-14 (1755), 19a (um 1692), der Gipsstraße 11 (um 1800), Joachimstr 20 (um 1780), der Auguststraße 69 (1794), 74 (1795), 76 (1795), der Neuen Promenade 5 (1768), Neue Schönhauser Str 8 (um 1790) + 15 (von 1755) und Rosenthaler Straße 36 (1781) + 37 (1787). Teilweise wurden sie aufgestockt oder verändert, aber ihr Kern ist noch aus dieser Zeit.

    Quelle: Denkmale in Berlin Ortsteil Mitte, Michael Imhof Verlag

  • Gibt es in Berlin überhaupt noch ein vergleichbares Viertel, wo solche Bauten vorkommen?
    Wäre schön gewesen, wenn man in den 1980er Jahren das Viertel selber bis zur Marienkirche erweitert hätte.
    Bei all dem Metropolen-Gedöns des 19./20. Jahrhunderts fühlt man sich in solch einem Viertel im Herzen der Stadt doch noch am wohlsten, es hat viel mehr von einer historischen Mitte.

    Hi DortmundWestfalica,


    Böhmisch-Rixdorf im Stadtteil Neukölln vielleicht. Kleine Häuschen z.T. mit Gärten. Es hat absolut dörflichen Charakter. Falls Du das meinst.

    http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6hmisch-Rixdorf


    Beste Grüße

  • Es gibt in der Littenstrasse im Bereich des alten Klosters, dem Landgericht und der Parochialkirche noch einige Häuser der Art, so etwa die Gaststätte " Zur letzten Instanz "

  • ^ Die Hinweise auf die Häuser aus dem 18. Jahrhundert in der Spandauer Vorstadt sind interessant. Man lernt stets dazu! Da hat die Gegend nach 1990 die Fördermittel zur Sanierung der Historischen Stadtkerne ja zurecht bekommen!

    Die Häuser in der Neuen Friedrich- und Waisenstraße, wie die Letzte Instanz, sind Vollrekos aus DDR-Zeiten.

    Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Zur_letzten_Instanz

  • Die Gegend um die Sophienkirche ist in der Tat sowas wie die heutige Berliner Altstadt, sogar etwas verwinkelt. Ohne die obligatorischen Schmierereien, die bei meinem letzen Besuch vor ein paar Jahren die ganze Sophienstraße entstellten, könnte man sich auch in einer gut erhaltenen Mittelstadt in Brandenburg oder Nordsachsen wähnen.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.