München - außerhalb der Altstadt

  • Jaja, früher war alles besser; "Abreißen! Rekonstruieren!" :augenrollengruen: ...Und wenns abgerissen würde? Was dann? Ein Abriss garantiert, keine Verbesserung, von einer Reko ganz zu schweigen. Auf den Backstein könnten Glas und Beton folgen. Was stand dort überhaupt davor?

  • Mir persönlich sagt der Gasteig architektonisch zu, bin viel und gerne dort, erst letzten Dienstag bei "Der Gasteig brummt". Der Sichtbackstein passt gut in die Haidhauser Gegend, wo sich ja einst Ziegelei an Ziegelei gereiht hat. Eines der wenigen Beispiele in M wo mir der jetzige Bau besser gefällt als der Vorgänger, mit dem ich wie mit vielem aus dem 19. Jh. der Ludwig I.-Zeit und Nachfolgerepoche architektonisch nicht viel anfangen kann/konnte. Eine Bausünde ist dieses Gebäude für mich wirklich nicht.

    Ob ein fünfter Konzertsaal in M notwendig ist, darüber gehen in M die Meinungen seit einiger Zeit stark auseinander, die Entscheidung dazu fällt jedenfalls unabhängig von einer notwendigen Gasteig-Sanierung. Herr Heubisch von der FDP ist einer der Vertreter pro Neuer Konzerthalle, der hätte gerne einen Bau, am besten von einem internationalen Stararchitekten und was "Mutiges" sowieso (wie das dann heutzutage aussieht weiß man, irgendwas wovon zumindest ich Angst und Schrecken bekomme und schreiend davon laufen könnte). OB Ude ist erfreulicherweise gegen einen 5. Konzertsaal. Benötigt soll er werden v.a. deshalb, weil der bestehende im Gasteig so eine schlechte Akustik haben soll (könnte man dort evtl. verbessern; ob das dann in einem viele Mio teuren Neubau mit vielen Mio Unterhalt anders ist, sei dahin gestellt) und weil das Symphonieorchester des Bayr. Rundfunks ein eigenes Zuhause möchte.

    Das jüngst eröffnete Truderinger Kulturzentrum im Osten Münchens sieht übrigens so aus:
    http://www.donhauser.de/hochbau-und-ti…turzentrum.html
    Etwas aus der Kategorie zum Fürchten und Davonlaufen... (zumindest für mich)

  • @ Asgard,
    das von Dir erwähnte Gebäude am Marienplatz habe ich bei einem Besuch Münchens tatsächlich nicht wahrgenommen.
    Erschreckt hat mich allerdings im Nachhinein die Vielzahl der in der Stadt abgerissenen Gebäude. Das ist für Gäste der Stadt nicht so deutlich sichtbar.
    Zum Kulturzentrum Gasteig hatte ich meine Position schon weiter oben dargelegt und wie Markus bestätigt sind die Geschmäcker nach wie vor unterschiedlich. Mir sagt diese Architektur zu, obwohl ich das Original nicht kenne.
    Dagegen ruft, nein schreit das Truderinger Kulturzentrum, in wunderhübsches "wolkiges" Schweinchenrosa getaucht, geradezu nach sofortigem Abriss.
    Dagegen ist unser "Kulti" in DD ein Prachtgebäude.

  • Was den Kaufhof am Marienplatz betrifft, eine der klassischen Bausünden in M, da würde ich einiges darauf wetten, dass der spätestens in 5-10 Jahren unter Denkmalschutz gesetzt wird. Der andere Kaufhof am Karlsplatz aus den 50er Jahren ist es ja bereits schon. Und das Restaurant Tantris im Norden Schwabings, aus derselben Zeit, nämlich von 1971 stammend, gehört inzwischen auch in den erlauchten Kreis unersetzlicher Münchner Baukunst. Zum Tantris siehe:
    http://www.lookcook.net/index2.php?art…&typ=restaurant
    Die Bauplastik der Fabeltiere an der Treppe ist zumindest originell.

    Nicht zu vergessen die auch längst unter Denkmalschutz stehende ehem. Persil-Schule, ein Klassiker aus den 50ern. Der eine oder andere aktuell entstehende besonders furchterregende "Hin- bzw. Weggucker" erinnert mich an diesen Prototyp: http://muenchenmodern.blogspot.de/

    Zitat

    Erschreckt hat mich allerdings im Nachhinein die Vielzahl der in der Stadt abgerissenen Gebäude. Das ist für Gäste der Stadt nicht so deutlich sichtbar.


    Typisch M. Es ist in der Tat unglaublich, wie oft manche Parzelle, gerade in der sog. Altstadt, in den letzten 150 Jahren neu bebaut wurde. Nichts ist beständiger als der Wandel. Dazu hätte es letzten Montag einen Vortrag im Bayr. Landesamt für Denkmalschutz gegeben, leider war ich da etwas kränklich.

  • Zeno hat scho recht, dieser greissliche Kaufhof - Atombombenbunker am Marienplatz ist wahrlich nicht das einzigste scheußliche Bauwerk modernistischer Architektur in München, wohl aber das prominenteste welches sogar Touristen schrecken läßt und diese München dadurch als häßlich empfinden.
    Dises Bauwerk hätte eigentlich als abschreckendes Beispiel wirken müssen...aber nein, stattdessen werden nach wie vor Gebäude in einem ästhetisch unerträglichen Stile errichtet - Beispiel der güldene Baucontainer am Lenbachhaus, oder das NS Dokumentationszentrum am Königsplatz.


    Moderationshinweis (Palantir): Der Signatur zum Trotze erfolgte für diesen Beitrag aufgrund unangemessener Wortwahl eine 6 Wochen geltende Verwarnung.

    Nachtrag nach Modhinweis: ja vielen Dank auch für den Hinweis das freie Meinungsäußerung auch von gewissen Forenmitarbeitern ned so gewünscht ist :biggrin::biggrin:

    4 Mal editiert, zuletzt von Asgard (28. Februar 2013 um 23:49)

  • Nachtrag nach Modhinweis: ja vielen Dank auch für den Hinweis das freie Meinungsäußerung auch von gewissen Forenmitarbeitern ned so gewünscht ist :biggrin: :biggrin:


    Moderationshinweis:
    Für diese Reaktion auf die Verwarnung wurde wegen Verstoßes gegen die Forumsregel 3 eine 4 Wochen geltende, temporäre Sperrung vorgenommen.

  • Eine Frage an die München-Experten in diesem Forum:

    Ich habe seit meiner Geburt 1964 bis 1970 in München-Laim gewohnt und mir das Umfeld vor einer Woche erstmalig wieder genauer angesehen. München-Laim aktuell fand ich nicht schön, aber dennoch interessant. Ein so großes Stadtviertel, dass scheinbar komplett in den 1950-1960ern entstanden ist, habe ich noch nie gesehen, zumindest nicht im ehemaligen West-Deutschland.

    Weiteste Teile des Stadtteils, zumindest entlang der Hauptstraßen, sehen aus wie in den folgenden drei Bildern:

    1 Blick die Fürstenrieder Straße Richtung Norden hoch zur Grundschule von 1902 an der Ecke Agnes-Bernauer-Straße, dem einzigen sehenswerten Gebäude im Umfeld.


    2 Blick durch die Schrottstraße zur heute denkmalgeschützten Zwölf-Apostel-Kirche von 1952. Ich fand schon immer, dass das Set der ARD-Lindenstraße dieses Bild (ohne Kirche) wiedergibt.


    3 An der Ecke Fürstenrieder Straße / Agnes-Bernauer-Straße in Richtung Osten hatte ich einen regelrechten Flashback (ich damatisiere). Hier hat sich seit 1970 so gut wie nichts verändert.


    Nun meine eigentliche Frage. Weiß jemand, was in München-Laim vor, während und nach dem Krieg passiert ist? Wieso wurde der Stadtteil dermaßen einheitlich bebaut?

  • Hallo Erpel, ich habe mich bisher noch nie mit der Laimer Baugeschichte auseinandergesetzt und kann dir deshalb keine fundierten Auskünfte geben.

    Habe nur eben mal schnell im Buch "Denkmäler in Bayern, Landeshauptstadt München Südwest Band I.2/2" nachgelesen, dass das alte Dorf Laim in der Tat erst ab 1900 urbanisiert wurde, indem, und dieser Trend hat sich wohl dauerhaft fortgesetzt, Baugenossenschaften einzelne Baublöcke errichtet hatten, die voneinander getrennt und mit unterschiedlichen Haustypen bebaut, ein heterogenes Stadtteilbild ("kunterbunten Mischung einzeln für sich stehender Siedlungen unterschiedlichen Charackters", heißt es in diesem Buch) mit beträchtlichen Lücken geliefert hatten. Die auch durch Kriegschäden vermehrten großen Baulücken wurden erstmalig nach dem 2WK geschlossen. Die Bebauung erfolgte in der ersten Nachkriegszeit oft in Anlehnung an Heimstättensiedlungen der 1930er Jahre, allerdings, so steht´s in diesem Buch, entstand unter Verwendung des (geplanten) Straßennetzes der Vorkriegszeit ein eher "amorpher Siedlungsbrei".

    Kurz: ohne mich richtig auszukennen, scheint mir vor allem die Weiterverwendung heimatschutzstilartiger Bebauung auch nach dem Krieg zumindest abschnittsweise für die von dir erachtete "einheitliche" Bebauung gesorgt worden.

  • Ich kenn mich da zwar überhaupt nicht aus, aber auf dieser Bing-Ansicht habe ich im Rücken des Aufnahmeortes deines letzten Bildes (also nördlich der Schule hinter der A.-Bernauer-Straße) eine siedlungsartige Baustruktur ausgemacht, die sicherlich vor dem 1. Weltkrieg entstanden ist. Nach kurzer Recherche scheinen diese Gebäude unter anderem auch vom bekannten Münchner Architekten Theodor Fischer erbaut worden zu sein. Die gesamte sonstige Umgebung sieht dagegen reichlich trostlos aus.

    Wahrscheinlich wird diese Broschüre der Stadt München einige Fragen zu deiner Kinderstube beantworten können.
    http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtv…ade/kgp_25.html

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • "In Loam bin i dahoam"
    http://www.muenchen.de/stadtteile/laim.html

    Den Stadtteil kenne ich gut, weil da mal eine Bekannte von mir am Laimer Platz gewohnt hat. Ziemlicher Siedlungsbrei aufgrund dessen dass dort lange Zeit in die Fläche gebaut wurde, auch teilweise bereits vor dem 2. WK. Später in den 60er/70er kamen dann ein paar verdichtete Zentren mit Hochhäusern dazu (wie Agnes-Bernauer/ Ecke Fürstenrieder, an der Gotthardstr. und vor allem die Blumenau). Vom alten Dorfzentrum um die St. Ulrichs-Kirche ist nicht mehr viel übrig. Das Schlösschen steht noch und in der Nähe die Villenkolonie Schloßpark Laim (Bereich Vohburger Str.). Den hübschesten Straßenzug, die Stadtlohner Str. hat Palantir bereits erkannt.

  • Die Hochhäuser (Wohnbauten) Ecke Fürstenrieder Straße / Agnes-Bernauer-Straße finde ich sehr elegant und gelungen. Auf den Bildern wird das vielleicht deshalb nicht so deutlich, weil bei "Schmuddelwetter" alles ein wenig gammelig aussieht.

    Ich würde denken, daß die Häuser Anfang der 60er Jahre geplant wurden und damit etwa 50 Jahre alt sind. Vielleicht kann das aber jemand besser einschätzen.

    Für mich ist das eine ästhetisch absolut gelungene Architektur. Man könnte das m. E. heute noch 1:1 genauso bauen, wobei ich natürlich die Innengrundrisse nicht kenne.

  • Danke für die Beiträge und die Links. Ich finde es immer noch kurios, dass auf einer so großen Fläche abseits der Innenstadt so wenig Vorkriegsbebauung übriggeblieben ist. Aber ich bin ein gutes Stück schlauer als vorher und werde sehen, was ich noch herausfinden kann. Bildindex schweigt sich über Laim fast völlig aus und ist in puncto München ohnehin nicht riesig stark.

  • Zitat

    Dieser idyllische Gutshof in der Truderinger Str. (gegenüber der Wirtschaft Obermayer) wird derzeit gerade niedergerissen -

    So schaut's da heute aus - die Scheune wurde abgerissen, und wird durch einen Neubau ersetzt; jedoch sah ich kein Bauschild...

  • Ich kenne mich ja vielleicht zu wenig aus, aber Freunde von mir haben mal in dem Viertel um die Hirschgartenallee gewohnt, von dem ich immer dachte, es gehöre auch noch zu Laim. Ist das falsch?

    Und das Viertel jedenfalls habe ich eigentlich - von einigen 70'iger Jahre-Bausünden abgesehen - als sehr nett in Erinnerung. Es scheint mir ein wenig nach Gartenstadt-Prinzipien gebaut zu sein.

  • @ Zeno:
    Vielen Dank für die Aufklärung! cheers:)
    Die Bahnanlagen bilden also die Grenze zwischen Nymphenburg und Laim. Das war mir nicht klar. Ich bin immer S-Bahnhof Laim ausgestiegen, wenn ich meine Bekannten besucht habe und von daher wohl fälschlich angenommen, dass die Gegend zu Laim gehört.

  • Während Laim eine endlose Häuseransammlung darstellt, die so ausschaut, als ob man die Leere zwischen der Innenstadt und Pasing irgendwie hätte füllen müssen, um viele Leute unterzubringen

    Laim ist eigentlich in erster Linie ein größerer Flächenbrei, bei dem wenig auf den Flächenverbrauch Rücksicht genommen wurde. Allzu viele wohnen dort nicht und die Verdichtung ist nur partiell ausgebildet. Ich würde es eher so ausdrücken, dass man den Zwischenraum zwischen Westend und Pasing bzw. Bahnanlagen und Waldfriedhof/Holzapfelkreuth irgendwie so schnell wie möglich vollständig zubauen mußte.

  • Es gibt Pläne, das 1942 eingeschmolzene Denkmal von König Ludwig II. auf der Corneliusbrücke zu rekonstruieren.
    Das Denkmal wurde ursprünglich 1910 errichtet. Die Kosten für die Wiederherstellung sollen bei 500.000 bis 600.000 Euro liegen, eine erste Spende über 150.000 Euro wurde bereits zugesichert. :thumbup:

    Artikel in der AZ: Corneliusbrücke: Der Kini kehrt zurück


    http://www.monacomedia.de/muenchenwiki/i…21910a.jpg#file


    Gemeinfrei

    Einmal editiert, zuletzt von Timber (26. März 2013 um 13:52)

  • Vielen Dank für die Informationen und Bilder! Das ist doch ein sehr erfreuliches Unterfangen, dem hoffentlich Erfolg beschieden sein wird. Das andere Ludwig-Denkmal in München aus der Nachkriegszeit wird da sicherlich nicht mithalten können, wenn das hier erst mal wieder steht. Haltet uns bitte weiter auf dem Laufenden!

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis