München - außerhalb der Altstadt

  • Salvatorplatz 3, Parkhaus "Salvatorgarage"

    zum vor ein paar Jahren erfolgten Umbau des denkmalgeschützten Parkhauses von 1964 (mit diesem sehr auffälligen oberen Abschluß) neben der Salvatorkirche im NW der Münchner Altstadt (Kreuzviertel) ein paar Bilder und Links:

    http://www.stahlbau-nachrichten.de/Archiv/Stana_2007_02.pdf
    (ab Seite 15)

    bzw. http://www.baufachinformation.de/zeitschriftena…z=2007079014387

    http://www.urbnet.de/images/salvatorgarage.pdf

    http://www.bda-preis-bayern.de/img/054.pdf

    Das Parkhaus ist in der Denkmalliste eingetragen: http://geodaten.bayern.de/tomcat/viewer\r
    geodaten.bayern.de/tomcat/viewer ... 1529baae52



    im Hintergrund erkennbar St. Salvator

  • Zitat von "Wissmut"

    Im übrigen ist ein Studium nur ein Vorläufer zum richtigen Lebenseinstieg; die Unterbringung zumindest im ästhetischen Sinne unerheblich. Solange alles technische funktioniert, die Finanzierung abgesichtert ist, die Wege nicht gar zu lang und man nicht durch Baumängel vom Studium abgehalten wird, kann auch eine miese Einzimmerbude im 9. Stock eines P2-Plattenbaus dem Zweck genügen. Wenn nicht, dann "muß wohl". Die Ästhetik einer Studentenwohnung kommt zu allerletzt.

    Sehe ich nicht so. Es sind immerhin ca. 5 Jahre prägende Lebenszeit. Das ist keinesfalls ästhetisch unerheblich, wie vielleicht eine Woche Mallorca-Urlaub, die man durchsteht.

    Aber wenn ich mir die Kisten ansehe (mein subjektiver Eindruck also), kann ich mir schon vorstellen, warum sie einigen Studenten gefallen. Spätestens seit der 68er-Zeit gibt es im studentischen Milieu einen Hang zu Orten des Verfalls, des Ruinösen, des Schmutzes. Das ist eine Anti-Reaktion auf die Glätte und Sterilität der herrschenden Moderne, bzw. es ist deren andere Medaillenseite. Graffiti und Betonbrücke ergänzen einander. So auch bei den Kästen des Olympiadorfes: Sie ähneln brasilianischen Favelas. Und so kann man mitten in München völlig undeutsch leben: Etwas abgerissen, karibisch buntbemalt, zudem in einer Art abgeschlossenen Siedlung, die scheinbar dem repressiven Zugriff der Restgesellschaft entzogen ist. Ist also eine Art multikulturelle Kommune, ob in Richtung Hippie (friedlich) oder "autonom" (aggressiv) dürfte von der Mentalität der aktuellen Bewohnerschaft abhängen. Das ist spannend für Wohlstandskids, das schafft subversive Gemeinschaft, und schon aus diesem Grund wehrt man sich gegen eine Veränderung, die als ästhetische Gentrifizierung empfunden würde. "Unerheblich", wie "Wissmut" schrieb, ist das alles aber gar nicht. Es hinterlässt tiefe psychische Prägungen.

  • Ich mag den Turm nicht. Er ist zu plump, zu klobig. Irgend etwas scheint mir daran nicht zu stimmen. Mag der 'Vorgängerbau' in seinem Erscheinungsbild im Wesentlichen ein Produkt des 19.Jh.s gewesen sein, war er in sich stimmig und von guter Proportionalität.
    Es ist mE ein großer Nachteil, dass man davon abgewichen und in die Pseudogotik geflüchtet ist.
    Ich bin ja auch, was den Aufbau der Münchner Innenstadt betrifft, sehr kritisch, dh ablehnend. Was Großes geleistet wurde, betraf ausschließlich Kirchen und seltsamerweise neuzeitliche Erweiterungen. In der eigentlichen Altstadt wurde eigentlich so gepfuscht wie in Nürnberg oder Würzburg, womit mE wirklich alles gesagt ist (na ja, vielleicht ist das doch zu hart).
    Natürlich kann ich auch dem sonstigen (wiederaufgebauten) Marienplatz überhaupt nichts abgewinnen - die Fassaden sind entweder billig und abgeschmackt kitschig, oder sowie indiskutabel (Kaufhof). Leider fügt sich der Rathausturm in ersterer Bauten 'harmonisch' ein.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Irgendwie wirkt der Turm auf mich künstlich, wie eine (billige) Kopie, die man in einem Erlebnispark finden kann (wollte jetzt nich das D-Wort benutzen). Gerade die Türmchen finde ich nicht so ansprechend.

  • Zitat

    Auch wenn Ursus und einige andere jetzt in Froas fallen: Diese 50er-Jahre-Häuser sind ein Stück charakteristisches München, das gegenüber dem, was heutzutage so modern ist, schützenswert ist.


    Dieser Satz ist wohlweislich so vorsichtig formuliert, dass er eigentlich nicht angreifbar erscheint.
    "ein Stück charakteristisches München": traurig aber wahr, sagt natürlich viel über die Stadt, aber nichts über die Qualität des Objectes.
    So hat man halt in Wien in der trostlosesten Peripherie gebaut, in Simmering, Erdberg, oder im Fasanviertel - und nur in bedauerlichen Ausnahmefällen in der Inneren Stadt auch.
    "Schützenswert" wäre natürlich glatter Holler, durch die Einschränkung "gegenüber..." wird der Satz zwar sinnlos, aber natürlich inhaltlich sozusagen, wenn man so will, 'richtig'.
    Interessanter als die eigentliche 'Aussage', die aufgrund der Contrafacticitaet des Vergleiches keine ist, erscheint mir die Formulierung 'in Froas fallen'. Die kannte ich nämlich nicht, auch wäre sie mir außerhalb dieses Zusammenhanges unverständlich gewesen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das hab ich schon so verstanden, allein die etymologische Herleitung von Froas bleibt interessant.
    ansonsten wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es um den besagten 50er-Jahr-Bau selbstverständlich keineswegs schade wäre, und dass es dem immer noch leibenswerten München zu gönnen wäre, von derlei Charakteristika befreit zu werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "Zeno"

    "in Froas fallen": oberbayerisch und damit münchenerisch in etwa für "entsetzt sein"

    Danke fuers Uebersetzen dieses mir unbekannten Ausdrucks, Zeno. :D

  • Schließ mich an.
    diesen Ausdruck muss ich in mein Idiom aufnehmen :D

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • bin letztens mal die Freisinger Landstraße stadtauswärts gefahren, damit scheinst du recht zu haben, links vom Eingang befindet sich solch ein Objekt in einer Art Glasvitrine (Foto konnte ich keins machen, da die Digi vor kurzem den Geist aufgegeben hat).

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Ich mag den Turm nicht. Er ist zu plump, zu klobig. Irgend etwas scheint mir daran nicht zu stimmen.

    Wusstet ihr, dass der Turm des Alten Rathauses mit dem edlen Material Beton wiederaufgebaut wurde? Vielleicht erklärt das seine graue und unstimmige Gestalt. Aber egal, ich bin froh dass er wieder steht. Er ist zwar nicht der allerschönste, aber er bereichert die Silhouette sehr.

  • mir gefällt der Turm, für die Silhuette ist er definitiv sehr wichtig, ansonsten kann ich allerdings mit dem was sonst nach 1945 im Altstadtbereich gebaut wurde in den allerwenigsten Fällen etwas anfangen, sei es Marienplatz, Tal, Theatinerstraße oder die Sendlinger. Beim Vergleich mit vor dem Krieg gilt das von Brandmauer irgendwo im Forum bereits einmal geschriebene: "Das aber seit 1945 an irgendeiner Stelle durch Neubauten eine Verbesserung erreicht worden wäre, kann ich nicht finden". In den meisten Fällen ist es sogar eine deutliche Verschlechterung.

  • Bei der Bewertung des Turmes dürfen wir ja eines nicht vergessen.
    Das Alte Rathaus von München wurde ja nicht entsprechend dem Vorkriegszustand rekonstruiert, sondern nach jenem vor der historistischen Umgestaltung, also in seiner (vermuteten?) gotischen Ursprungserscheinung.


    Photochrom um 1900:

    Quelle: Wiki


    Heute, die nach den Kriegszerstörungen wiederaufgebaute Version:

    Quelle: Wiki


    Ich empfand die Umgestaltung des Historismus als große Bereicherung für den Rathausturm. Nicht mit dem positiven Effekt am Martinstor in Freiburg vergleichbar, aber doch sehr schön. Es unterstrich den Charakter, wirkte sehr münchnerisch / oberbayerisch. Ob sich da eine Re-Rekonstruktion iniitieren lässt? ;)

  • Danke für die Aufklärung, das war mir neu. Selbstverständlich bevorzuge auch ich die historistische Variante, so die Photocrom-Ansicht denn in etwa der Realität entspricht. Ich wäre sowieso beinahe immer für die Rekonstruktion des unmittelbaren Vorkriegszustands. So hätte ich auch am Neumarkt nicht auf das Hotel de Saxe zurückgegriffen und bei Blobels Grundstück in jedem Fall das "Au Petit Bazar" gewählt. Leider wird bei Rekovorhaben allzugerne versucht, die Gründerzeit auszublenden.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat

    so die Photocrom-Ansicht denn in etwa der Realität entspricht.


    Wie so nicht? Ist ja nur eine drucktechnische Frage. Phototechnisch hervorragende Qualtität. Die Farben sind natürlich 'erfunden', da es Farbphotographie damals nicht gab.

    Zitat

    Leider wird bei Rekovorhaben nur allzugerne versucht, die Gründerzeit auszublenden


    Das hat wohl ökonomische Gründe, wie auch bei purifizierenden Restaurierungen, die sogar ich meistens ablehne. Nicht einmal beim Torgauer Rathaus bin ich mir so sicher, ob diese gut war.
    Bei Rekos hingegen erscheint das Überspringen des Historismus mitunter legitim, so natürlich auch beim Hotel de Saxe.
    Beim Talbrucktor glaube ich gar nicht, dass es um das Problem Historismus-Originalzustand ging. Diese 'Reko' ist einfach ein Phantasieprodukt, vielleicht orientiert an alten Stichen oä, und daher mehr als fragwürdig.
    Natürlich war der Vorzustand, der hinsichtlich Kubatur wohl gar nicht allzu 'historistisch' war, jedenfalls 'gotischer' wirkt, vorzuziehen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.