München - außerhalb der Altstadt

  • Der hässliche Nachkriegsbau "St. Anna-Straße 16" in Lehel wurde kürzlich abgerissen (s. Bild des Baus im Artikel http://www.sueddeutsche.de/muenchen/lehel…ahmen-1.2967637 ) Neu kommt dafür das exklusive Immobilienprojekt von Legat Living http://www.legat-living.de/projects/Lehel/

    Schade, direkt am wunderschönen St. Anna-Platz hätte man hier Stadtreparatur betreiben können. Stattdessen kommt hier diese unsensible, rahmensprengende Investorenarchitekturkiste hin.

    ...

    Einmal editiert, zuletzt von Wikos (9. Juli 2017 um 17:16)

  • Die Kiste ist aber doch recht traditionell ausgeführt, an der Gestaltung habe ich eigentlich nichts auszusetzen, allenfalls an der Höhe des Gebäudes. Es geht zumindest in die richtige Richtung.

    In dubio pro reko

  • Vor Ort betrachtet sieht die Situation etwas anders aus. Der Platz hat echt Charme und der vorliegende Entwurf fügt sich leider alles andere als harmonisch in das vorliegende bauliche Gefüge ein. Als Vorortbebauung in einem Neubauviertel würde ich den Entwurf akzeptieren - im historischen Lehel ist er allerdings leider in seiner wuchtigen Kubatur und seiner Austauschbarkeit sowie der modernistischen Formensprache unpassend.

    ...

  • OK, das kannst du vermutlich besser einschätzen. Ich kenne mich mit den Begebenheiten vor Ort nicht aus. Allerdings wäre eine Glaskiste noch weitaus schlimmer als dieser Entwurf, der wie ein traditionelles Stadthaus wirkt. Eben etwas überdimensioniert.

    In dubio pro reko

  • Der Altbau war doch wesentlich besser als dieser aufdringliche Wichtigtuer-Klotz

    Sehe ich absolut anders. Der Neubau ist eine klare Aufwertung, jetzt wo ich den Bestandsbau gesehen habe.
    Vertikale Betonung der Fensterachsen, Erker, elegante Sockelzone. Alles wesentlich besser als die Nachkriegs-Belanglosigkeit die da jetzt noch steht.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (8. Juli 2017 um 11:30)

  • Sehe ich absolut anders. Der Neubau ist eine klare Aufwertung, jetzt wo ich den Bestandsbau gesehen habe.

    Naja, besser als die häßliche Nachkriegskiste ist es schon, aber als architektonisch Hit seh ich des jetzt auch nicht.

  • Vor Ort betrachtet sieht die Situation etwas anders aus. Der Platz hat echt Charme und der vorliegende Entwurf fügt sich leider alles andere als harmonisch in das vorliegende bauliche Gefüge ein.

    Das möchte ich ein bisserl relativieren: der Platz, am dem dieses neue Gebäude stehen wird (das alte ist inzwischen abgerissen worden), also die Kreuzung von St.Annastraße, Gewürzmühlstraße, Pfarrstraße und Bürkleinstraße ist nicht unbedingt sehr hübsch; es gibt zwar einzelne Altbauten, aber das Bild wird leider dominiert vom großen roten Verwaltungsbau der Regierung von Oberbayern in der St.Annastraße (Rückgebäude des großen Palastes von Bürklein an der Maximilianstraße, zu der die St.Annastraße führt), den riesigen Wohnblocks an der völlig nichtssagenden Bürkleinstraße (Bürklein, der Architekt der Maximilianstraße, würde sich im Grab umdrehen, wenn er sähe, welch belanglose Gebäude in der nach ihm benannten Straße stehen) und dem Verwaltungsbau des Bayerisches Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in der Pfarrstraße 3. Das schräg gegenüber liegende Gründerzeitgebäude St.Annastraße 11 (mit dem italienischen Lokal Salotto) ist leider entstuckt und somit auch recht nüchtern. Die einzigen meiner Meinung nach wirklich schönen Häuser in der unmittelbaren Umgebung sind St.Annastraße 18 (direkt am Platz gelegen), St.Annaplatz 1 (links daneben mit dem Restaurant Gandl) und die beiden Nachbarhäuser des zukünftigen Neubaues St.Annastraße 14 und Pfarrstraße 2. Der eigentlich schöne Platz ist der St.Annaplatz etwas weiter nördlich mit der Pfarrkirche St. Anna (neuromanisch von Gabriel von Seidl), der bedeutenden Klosterkirche St. Anna im Lehel (der ersten Rokokokirche in Altbayern erbaut von Johann Michael Fischer) und einer bezaubernden Gründerzeitbebauung flankiert mit vielen Bäumen ringsherum. Den Neubau wird man allerdings auch vom St.Annaplatz aus sehen, wenn man an der St.Annastraße steht und nach Süden schaut, nicht aber vom Rest des Platzes.

    Angesichts der soeben beschriebenen Situation würde ich behaupten, dass die direkte Umgebung durch den Neubau auf jeden Fall aufgewertet werden wird: erstens war der alte Bau in meinen Augen wirklich nichts Besonderes, zweitens ist der direkte Platz davor eh nicht sehr schön. Was die Auswirkungen auf den weiter nördlich liegenden und viel wertvolleren St.Annaplatz betrifft, so wird man abwarten müssen, wie sich die größere Höhe des Neubaues auswirken wird. Soweit ich aus den Visualisierungen allerdings entnehmen kann, wird die Höhe ungefähr auf einer Linie liegen mit den Gründerzeitgebäuden St.Annastraße 11 und 18. Die Fassadengestaltung könnte sicher filigraner und feinfühliger sein, aber wie Königsbau bereits geschrieben hat, finde ich, dass der Neubau durch die vertikale Betonung der Fensterachsen, den Erker und die abgesetzte und separat gestaltete Sockelzone eine höhere Eleganz ausstrahlt als der Nachkriegsbau.

    Die Werbung für den Neubau zielt auch klar auf den St.Annaplatz und die Maximilianstraße ab... die weitere Umgebung ist auch sicher toll, aber halt nicht die unmittelbare.

    Noch eine Bemerkung zum St.Annaplatz: er ist meiner Meinung nach wirklich ein bezaubernder Platz; er strahlt eine unglaublich hohe Gemütlichkeit und Lebensqualität aus, er ist wie eine kleinstädtische Insel in der Großstadt. Leider hat er bei aller Schönheit doch eine sehr störende Bausünde ertragen müssen: das Haus St.Annaplatz 6 mit unförmigen Betonbalkonen, ich nehme an aus den 70er Jahren. Wenn dieses Haus ersetzt würde, wäre der Platz perfekt. Also liebe Hauseigentümer der Nr. 6, nehmt euch ein Herz und reißt diesen völlig unpassenden Klotz endlich ab, tut was für die Schönheit unserer Stadt! biggrin:)

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Im Zusammenhang mit dem Neubau in der St.Annastraße durch den Immobilienanbieter Legat Living möchte ich noch auf ein paar weitere Projekte dieser Firma hinweisen, die mir zumindest teilweise durchaus als hochwertig erscheinen:

    Allen voran ein großer neuer Wohnblock in Schwabing an der Ecke Friedrichstraße / Franz-Joseph-Straße: anstelle eines großen Verwaltungsbaues (aktueller Zustand) entsteht ein, ich würde sagen, modernes, Art-Deco-angehauchtes und herrschaftliches Wohngebäude: http://www.legat-living.de/projects/schwabing/
    Toll!

    Dann ebenfalls ein Wohnhaus in der Trogerstraße 19 südlich der Prinzregentenstraße (bisheriger Zustand:(
    https://www.taub-architekten.de/t-19-?lightbox=dataItem-ifjc0jea
    http://www.legat-living.de/projects/trogerstrasse/
    https://www.bauwerk.de/de/objekt/t19

    Und schließlich der Umbau des denkmalgeschützten ehemaligen Frauengefängnisses am Mühlbach in der Au:
    http://www.legat-living.de/projects/haus-muehlbach/
    https://www.tz.de/muenchen/stadt…ex-8444362.html
    Es ist zwar sicher schade, dass dort wieder Luxuswohnungen reinkommen und nicht, wie in dem Artikel in der AZ beschrieben, der Verein "Bürger in sozialen Schwierigkeiten" (BISS) ein Hotel sowie eine Ausbildungsstätte für Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen einrichten kann, aber immerhin hat das Gebäude einen neuen Zweck gefunden und wird nach langem Leerstand nicht abgerissen.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Danke LEONHARD für Deine ausführliche Beschreibung des Neubauprojektes in der St.-Anna-Straße. Ich bleibe dabei, der Neubauentwurf ist zu klotzig für die Umgebung und fügt sich nicht harmonisch genug in die gewachsene Struktur des Quartiers ein. Vor allem die Signalwirkung des Neubaus könnte ungewünschte Auswirkungen haben. Es ist zu befürchten, dass die kleinteilige Bebauung vor Ort nun weiteren Luxusimmobilien Platz macht. Auf dem ersten Blick sehen diese Luxusimmobilien (vor allem auf den Visualisierungen) akzeptabel aus. Sind diese dann erst einmal gebaut so sieht man dann meistens sehr wuchtige, "künstlich" daherkommende weiße Fassaden - kalt, ungemütlich und steril (s. z.B. das neue Quartier am Schinkelplatz in Berlin) - also genau das Gegenteil von dem, was man im Moment noch weitgehend rund um den St.-Anna-Platz vorfindet.

    ...

  • Ja, da hast du recht, wir werden sehen... ich wollte hauptsächlich klarstellen, dass der Platz, an dem der Neubau stehen wird, nicht der St.Anna-Platz ist und die jetzige direkte Umgebung auch nicht das Gelbe vom Ei ist, leider...

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Schade drum! Ein sehr sympatisches haus, ich mag diese einfachen Häuser die es ohne viel Dekor Schafen in mir ein Gefühl der Schönheit und Geborgenheit auszulösen, obwohl so einfach gebaut. Mal gespant was kommt, ich erwarte aber nichts oder was, was genau so hoch wie die Nachbarn ist und um ein fiel faches hässlicher.

  • Dazu passt der Spruch von Polt: "Was g'sund is des hoast ma saniert, oba g'sund is nur was sich rentiert." Traurig, dass dies auch 2017 noch gilt. Mit solchen Häusern stirbt das Urige, Eigentümliche, Vertraute einer Stadt.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (9. August 2017 um 15:00)

  • Es ist jetzut zwar kein Vergleich mit der Schande wie man mit historischen Baudenkmälern umgeht, aber trotz alledem denke ich es gehört hier auch da zu:

    Das Trambahnhäuserl vom Romanplatz soll abgerissen werden - sicher, es ist nur ein schlichtes Bauwerk, aber es ist doch irgendwie zum Wahrzeichen vom Romanolatz geworden.Freilich müßt hier wieder einiges gerichtet werden und auch wenn die MVG es nicht mehr braucht - hier ließe sich vieles draus machen - vom Kulturzentrum bis hin zur Imbisbude....schade, München verliert mehr und mehr sein Antliz :daumenunten:

  • Thalkirchner Straße/Ecke Brudermühlstraße

    Letzter Beitrag hierzu:
    München

    Bin dort heute mal wieder vorbeigekommen. Eine aktuelle Aufnahme:

    Naja, wesentlich besser als die Nachkriegsscheußlichkeit die vorher da gestanden ist - sehr gelungen die netten kleinen Eckerker - ansonsten....man hät mehr wagen können, gerade an diesem verkehrsreichen Knotenpunkt.

  • Naja, wesentlich besser als die Nachkriegsscheußlichkeit die vorher da gestanden ist - sehr gelungen die netten kleinen Eckerker - ansonsten....man hät mehr wagen können, gerade an diesem verkehrsreichen Knotenpunkt.

    Besonders das klinische Weiß gereicht dem Neubau zum Nachteil, damit verpufft der Effekt des Spielerischen gleich wieder. Münchner Häuser sind normalerweise eher bunt mit heiteren Farben.

    In dubio pro reko