München - außerhalb der Altstadt

  • Das stimmt wohl, ein Highlight scheint der Bau jetzt nicht gewesen zu sein.

    Traurigerweise sind aber selbst drittklassige Gründerzeithäuser noch immer besser als fast alles was heute gebaut wird. Daher freue ich mich erstens, dass wir hier die Chance haben, auch mal ein etwas spartanischeres Gebäude wieder zu sehen, aber noch mehr bin ich erleichtert, dass uns eine weitere moderne Katastrophe erspart bleibt!

    APH - am Puls der Zeit

  • Schade, dass aus München nur sporadisch berichtet wird...

    1.) Ein ausführliches Gespräch mit dem Generalkonservator Mathias Pfeil über Stadtentwicklung und Denkmalschutz in München:
    Denkmalpfleger: „Münchens Erscheinungsbild ist in Gefahr“ - Merkur

    2.) Der Hugendubel am Marienplatz ist von den Gerüsten befreit worden:
    Bild 1 - Bild 2 - Bild 3 - Bild 4 - Bild 5

    Marienplatz: Fassade des "Hugendubel-Hauses" ist wieder sichtbar - muenchen.de
    Eine verpasste Gelegenheit zur Verbesserung des Erscheinungsbildes des Marienplatzes. sad:)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (8. Mai 2017 um 12:54)

  • Eine verpasste Gelegenheit zur Verbesserung des Erscheinungsbildes des Marienplatzes.

    Kann ich nicht so sehen. Ist doch - endlich und gottseidank nach dem schlimmen Vorgänger - eine klassisch-schlichte, angenehm zurückhaltende Fassade geworden, die sich sehr gut einfügt.
    Wie hätte es denn deiner Meinung nach werden sollen/müssen? Historistisch?

  • naja die Fassade schmerzt nicht mehr ganz so wie der unglaubliche 90er-Gewerbegebiets-Schrott, mit dem man die Fassade vorher malträtierte, aber im Vergleich zu der originalen 50er Jahre Fassade mit der Bemalung ist die jetzige Lösung doch recht fad. Vor allem wenn man bedenkt, dass man sich an Münchens wichtigsten Platz befindet, gegenüber vom Rathaus. Aber in München muss man um alles, was kein Fassaden-Total-Unfall ist, schon froh sein.

    Hier noch ein Artikel mit Bildstrecke, die auch die originale 50er Jahre Fassade zeigt und den Vorkriegszustand.
    http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.neue-hu…9a37bc4efd.html

  • Wie hätte es denn deiner Meinung nach werden sollen/müssen? Historistisch?

    Ja, gerne. Zum Beispiel in Form einer stilistischen Annäherung an das Haus nebenan. Oder ein Zitat des Rokoko-Baus schräg gegenüber.
    Oder eine Fassade wie bei diesem Bau. Oder meinetwegen auch so klassizistisch einfach wie hier.
    Eine Verbesserung sehe ich in der neuen Verkleidung überwiegend nicht - eher eine Fortsetzung der Nachkriegstristesse und der "guten Stube" Münchens nicht angemessen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich bin auch ziemlich enttäuscht... die neue Fassade ist im Endeffekt genauso fad und nichtssagend wie die Nachkriegsbauten daneben.

    Man hätte z.B. das ursprüngliche gotische Haus mit dem charakteristischen Schräggiebel und dem hübschen Turm rekonstruieren können, welches sogar recht viele wirtschaftlich verwertbare Etagen gehabt hätte, wenn man z.B. die spitz zulaufenden Lauben über dem Erdgeschoß etwas vergrößert hätte und als zusätzliche Etage benützt hätte. Außerdem hätte es durch die glatte Putzfassade vielleicht sogar den kühlen Modernisten gefallen können...


    Den historistischen Nachfolgerbau aus der Gründerzeit zu rekonstruieren, hätte sicherlich nicht sehr viele Freunde gefunden, da er damals schon nicht so gut zu den anderen Häusern gepasst hat:

    Den Bau aus den Fünfzigerjahren (siehe hier) find ich jetzt auch nicht so toll...


    Am liebsten wäre mir gewesen, man hätte statt auf den Palazzo dei diamanti in Ferrara, der mit München nichts zu tun hat, auf einen Münchner Baustil Bezug genommen und hätte so wieder etwas Lokales und Identitätsstiftendes geschaffen, so wie z.B. von Vulgow vorgeschlagen. Man hätte sehr gut das Haus gegenüber (Marienplatz 21) imitieren können und so ein repräsentatives, in sich symmetrisches Gegenstück zum Rathaus mit Blick zur Peterskirche schaffen können. Aber der Sinn für Stadtbaukunst scheint den heutigen Planern abhanden gekommen zu sein - jeder baut nur mehr für sich und das nur nach dem Gesichtspunkt der wirtschaftlichen Verwertbarkeit.

    Vertane Chance.

    P.S. Ferrara ist im Zentrum eine hübsche Stadt und der Palazzo dei diamanti ein großartiges Bauwerk! Aber er hat erstens wie oben geschrieben nichts mit München zu tun und zweitens ist die Imitierung der Fassadengestaltung am Hugendubel auch noch armselig gemacht, sie beschränkt sich auf die Hausecken und die Säulen im Erdgeschoß und sieht eher aus wie ein aufgeklebter Nietengürtel... völlig uninspiriert.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Die Überreste der Südseite des Marienplatzes wurden ja spätestens Ende der 60er/ Anfang der 70er Jahre abgetragen, um den Platz zu vergrößern und die Platzkante um mehrere Meter nach Süden zu versetzen. Daher finden sich hier nur Neubauten aus dieser Zeit. Möglicherweise wird sich ja der eine oder andere Hausbesitzer bei Renovierungsarbeiten in den kommenden Jahren (oder Jahrzehnten) wieder mehr an der historischen oder zumindest traditionellen Fassadengestalung orientieren.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt...

  • Mir gefällt diese elegante und zurückhaltende Fassade. Generell habe ich keine Probleme mit solchen Bauten der frühen Wiederaufbauphase - allerdings nur wenn sie gepflegt sind und vernünftige Fenster haben. Dieser Bau sieht jetzt besser als in den 50er Jahren aus.

    Schön dass das linke Nachbarhaus wieder Sprossenfenster bekommen hat. Es geht doch!

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Na ja, es ist schon von allen Nachkriegsprovisorien das Beste, aber mit Architektur hat das soviel zu tun wie ein Bierzeltgstanzl mit Im Abendrot aus den Vier Letzten Lieder, um einen mingarischen Vergleich zu bemühen (nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich, ich weiß). Irgendwann müsste man in Minga sich halt endlich eines Besseren besinnen und was Rekonstruiertes* auffahren - für das Zentrum einer so alten europäischen Metropole ist dieser Nachkriegsschrott halt wirklich nicht angemessen, da hilft nichts. Ich bin bekanntermaßen kein Historismus-Freak, und auch in München wird der Historismus viel Wertvolles verdrängt haben - aber mit welcher selbstverständlichen Würdigkeit haben die Historismus-Fassaden diesen Platz eingerahmt - heute sieht es dort aus wie in einer Einkaufstraße in jedem beliebigen Bahnhofsviertel. Es stimmt, die neue Fassade ist würdevoller und auch wohlproportionierter - aber dennoch kommt ihre mehr als karge Strenge in diesem Not- und Elendsumfeld überhapt nicht zur Geltung.
    Der Marienplatz hätte mindestens die nämliche Sorgfalt verdient wie der Max-Jospeh-Platz, denn er ist das wahre Herz der Stadt.

    *Oder eine Art Zweite-Dritte-Hand-Stil, dem da nachempfunden:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Ruffinihaus

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Na ja, so a Gstanzl kann durchaus was Kunstvolles und Witziges sein ;) oder wie Horowitz einmal gesagt hat: große Kleinkunst ist kleiner Großkunst oftmals vorzuziehen ;) aber du hast natürlich recht, die Münchner Nachkriegsarchitektur erreicht oft nicht mal das Niveau eines Gstanzls... im besten Fall ist sie belanglos, im weitaus häufigeren schlimmeren Fall ist sie einfach nur Schrott. Ein paar wenige Ausnahmen gibt es (wie z.B. die Burgstraße 4), aber sonst dominiert das Negative. Sehr traurig das Ganze.

    Ich habe aber nicht viel Hoffnung, dass wegen des fehlenden Beweises der zeitgenössischen Architektur, etwas Altstadt-Adäquates schaffen zu können, deswegen etwas Altes rekonstruiert werden wird... die Standardreaktion vieler Bürger und der zuständigen Verwaltungsbehörden ist immer "man muss die Städte weiterentwickeln, etwas Zeitgenössisches schaffen und nicht ewig am Alten festhalten". Der Sinn für Schönheit und das Bewusstsein der Wichtigkeit derselben für das Gemüt der Leute scheint verloren gegangen zu sein... aber was soll man von einer Bevölkerung erwarten, die keine Kunstgeschichte in der Schule lernt und deswegen keine Sensibilität dafür entwickelt? Die fast nur praktische Unterrichtsfächer über sich ergehen lässt, in denen man nur für den ökonomischen Erfolg im Leben lernt und sich nicht mit der eigenen kulturellen und seelischen Identität auseinandersetzt? Da beginnt das ganze Problem.
    Die gleichen kulturlosen Reaktionen kann man traurigerweise auch in vielen Diskussionsbeiträgen der Wiener Zeitung "Standard" beobachten, wenn es um's Thema Hochhaus am Heumarkt geht, es ist erschreckend, wie wenig sich viele Wiener der Schönheit ihrer Stadt bewußt sind. Ich hätte gedacht, dass das Bewusstsein dafür wenigstens in Wien noch mehr vorhanden wäre, aber leider nein. Von daher hab ich in unserer fortschrittsgläubigen Gesellschaft wenig Hoffnung auf eine Rückkehr zur alten Architektur. (Bevor jetzt jemand mit den Rekonstruktionen in Potsdam etc. kommt, braucht man sich bloß einmal anschauen, wieviel Feindschaft und Hohn diese Projekte ausgesetzt sind, obwohl diese Projekte ja größtenteils privat finanziert sind... Chapeau für diese Projekte, aber ich glaube nicht, dass so etwas jemand in der Hochprofitzone Münchner Innenstadt auf die Füße stellen wird).

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • München - Denisstrasse - Mahag - Gelände

    "Jetzt kommt KARL" titelt die Süddeutsche Zeitung

    Direkt neben der Spaten-Brauerei wird auf einem knapp 7.500 Quadratmeter großen Grundstück ein neues Gebäude mit den Namen KARL entstehen. Aus dem 2016 ausgelobten Wettbewerb für den Neubau gingen insgesamt drei Zweitplatzierte – David Chipperfield Architects (Berlin), EM2N (Zürich) und Allmann Sattler Wappen (München) – hervor. Der Vorschlag von David Chipperfield konnte die Investoren schließlich für sich gewinnen, sodass bald das erste große Neubauprojekt des Architekten in München zu sehen sein wird.

    Der aktuelle Bautenstand:

    Planung für das Gelände:

    http://www.baunetz.de/meldungen/Meld…en_5025520.html

    mit Bildergalerie

    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/maxvo…arl-1.3422468#5

    https://www.muenchenarchitektur.com/news/24-archit…lung/24780-karl

  • @ Leonhard
    Ich Teile deine Meinung zur Nachkriegsarchitektur in M nicht. Da wurden vor allem in der Altstadt viele gute angepasste Neubauten in den 50er Jahren gebaut. Z.B an der Frauenkirche.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • München - Denisstrasse - Mahag - Gelände

    "Jetzt kommt KARL" titelt die Süddeutsche Zeitung

    Direkt neben der Spaten-Brauerei wird auf einem knapp 7.500 Quadratmeter großen Grundstück ein neues Gebäude mit den Namen KARL entstehen. Aus dem 2016 ausgelobten Wettbewerb für den Neubau gingen insgesamt drei Zweitplatzierte – David Chipperfield Architects (Berlin), EM2N (Zürich) und Allmann Sattler Wappen (München) – hervor. Der Vorschlag von David Chipperfield konnte die Investoren schließlich für sich gewinnen, sodass bald das erste große Neubauprojekt des Architekten in München zu sehen sein wird.

    Wow, mehr 70er Jahre Retro Architektur geht ja wohl kaum noch. Grottenschlecht. Wie üblich die Phrasen, die mit der Realität nichts zu tun haben: "ausdrucksstarke Fassade", wo bitte ist dieses Raster ausdrucksstark? Man klicke sich doch bitte durch die Bilderstrecke auf der bauwelt, dann bekommt man anhand der Innenvisualisierung (auch wenn sie wahrscheinlich nicht so kommt, und nur von Chipperfield als zum Gebäude passende "Deko" eingefügt wurde) eine Idee wo dieser Architekt geistig stehen geblieben ist: in den tiefsten 70er. Von den Lampen über Stühle und Tische bis hin zum Teppich. Wieder eine Chance vertan.
    Kann man irgendwo auch den Entwurf von H,S&A sehen? Ich hab ihn nicht gefunden...

  • Ich find den Entwurf so schlecht nicht, kann aber auch nicht genau begründen, wieso. Für einen Gewerbebau recht hochwertig. Ich denke, in seinem Umfeld wird sich das Gebäude noch positiv herausnehmen.

    In dubio pro reko

  • Ich will partout nicht behaupten, dass das mein bevorzugter Stil sei, aber ich stimme "Königsbau" zu, dass das Gebäude für einen Gewerbebau doch immerhin einen recht hochwertigen, gestylten Eindruck macht. Von 70er-Jahre-Retro möchte ich eigentlich nicht sprechen. Das ist ja weder ein Plattenbau im Bauhaus-Stil, noch (Waschbeton-)Brutalismus. Die Fassade ist eher eine Rasterfassade, die sich an die 50er anlehnt. Die Innengestaltung ist schon recht moderner, aktueller Standard, garniert mit einigen Retro-Elementen, die an die 50er und 60er Jahre erinnern. Als Arbeitsort gibt es weit schlechteres.

  • Auch ich kann Königsbau und Heimdall nur beipflichten, der Hotel - und Gewerbekomplex ist alles andere als 0-8-15, auch mir gefällt er fast irgendwie. Und das Gefallen steigert sich nochmal deutlich, wenn ich daran denke, welche bauliche Grausamkeit der Neubau ersetzt. Den Bestandsbauten muss man wirklich keine noch so kleine Träne nachweinen.