• Nächstes Jahr plane ich eine grössere Arbeit über die zweite letzte Nürnberger Stadtmauer, welche die heutige Altstadt umschliesst, zu schreiben. Die erste vorletzte Stadtmauer, innerhalb der heutigen Altstadt gelegen, lasse ich aussen vor.

    Hierzu habe ich schon einige Übersichtspläne erstellt, Ansichtskarten und Fotos gesammelt und die vielen Abbildungen beim Marburger Bildindex durchforstet und identifiziert. Mich interessiert vor allem der bildhafte Vergleich aller Türme und Mauern "vor 1945" - "Ruinenfotos" - "nach 1945/heute". Archivarbeit ist also nicht vorgesehen. Fotos vom aktuellen Zustand werde ich wahrscheinlich Ende April/Anfang Mai 2017 machen, da dann die Tage wieder länger sind und die Bäume und Sträucher noch kein Laubwerk tragen. Es gibt nämlich das Problem, dass grosse Teile der Stadtbefestigung von Grün überwuchert sind.

    Mit der Nürnberger Stadtbefestigung habe ich mich jetzt auch endlich mal ein wenig ausführlicher befasst (des weiteren noch u.a. mit dem Heilig-Geist-Spital und den Glasfenstern in Sankt Lorenz) und mir weite Teile der Stadtmauer im Osten und Nordosten erstmalig angeschaut. Bei Tiefschnee in München und immerhin sogar ein wenig Schnee in Nürnberg (unglaublich!). Gerade die rekonstruierte Maxtormauer konnte mich schon sehr begeistern (ganz im Gegensatz zur "grotesken" Bebauung innerhalb der Mauern).

    Nebenbei, Ende April/Anfang Mai sollte ein wenig spät sein für laubfreie Aufnahmen, nachfolgendes Bild stammt z.B. vom 09.04. Gut, 2002 war 2002, aber in den letzen Jahren wird es gerade in Großstädten wie M oder N immer früher grün, was auch speziell in M wenig verwundert...

  • Danke für's Aufmerksam-machen. Bei uns spriessen die Blätter meist erst in der ersten Hälfte Mai, so habe ich gar nicht drangedacht, dass ich früher nach Nürnberg gehen sollte.

    Lustigerweise hast Du gerade einen Turm der Stadtbefestigung gezeigt, der nicht unter Denkmalschutz steht. Es ist das "Rote R" nördlich des Spittlertors. Sein Vorgänger besass einen Fachwerkaufbau und eine gewaltige Spitzpyramide, brannte im Weltkrieg nicht ab und wurde auch nicht pulverisiert. Aber Sprengbomben hatten ihm offenbar so immensen Schaden zugerichtet, dass er komplett abgetragen und in vereinfachter Form wiederaufgebaut wurde. Aufgrund alter Fotos würde man das nicht annehmen. Hier habe ich mal was zum Turm geschrieben und Fotos beigefügt.

  • Danziger Straße N°8, Engelhardsgasse N°27, Füll N°8, Lutzstraße N°6, Obere Wörthstraße N°20, Prinzregentenufer N°7, Fischbacher Hauptstraße N°202, Soosweg N°5


    Ein bebilderter Bericht mit Beschreibungen der acht einzelnen Objekte:

    Nürnberger Denkmäler mit viel Herzblut saniert - vom Bezirk Mittelfranken prämiert - Marktspiegel

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Heute ist der Newsletter der Altstadtfreunde Nürnberg erschienen. Darin reagieren sie auf die Forderungen respektive Initiative einer Gruppe von von selbsternannten Kulturakivisten:

    Zitat von Altstreunde Nürnberg

    „Die Mauer muss weg!“ – so war am Mittwoch in der Presse zu lesen. Ein Bündnis von Kulturschaffenden, u.a. die Freunde der Feinde der Altstadtfreunde möchte mit dieser absurden Forderung provozieren. Als „Ausdruck einer in der Vergangenheit verhafteten Geisteshaltung“ soll das Bollwerk fallen. Man sollte diesen verspäteten Aprilscherz eigentlich mit Ignoranz strafen, aber wenn wir schon im Namen der Initiative genannt werden, dürfen wir auch mitlachen. Nicht ganz so gelassen sehen den bizarren Vorschlag die Nutzer unserer Facebook-Seite, wo bislang 59 teils wütende Kommentare eingegangen sind. Anlass für diese skurrile Forderung ist wohl die Meldung, dass die Nürnberger Stadtmauer in den nächsten Jahren für über 10 Millionen restauriert werden muss. Die Künstler-Clowns nennen das „historisierendes Retro-Bauen“. Stattdessen setzen sie sich für „progressive und innovative“ Architektur ein. Um die zu bewundern, muss man nicht gleich die Stadtmauer einreißen. Die öden Hotelkisten in der Bahnhofstraße oder der im Zeitgeschmack der bewussten Hässlichkeit gestaltete Friedrich-Ebert-Platz zeigen, zu welchen Höchstleistungen sich die moderne Architektur aufschwingen kann.


    So aus der Ferne kann ich nicht beurteilen, was da genau dahinter steckt. Sind es selbsternannte Kultur-Aktivisten, oder ist es eine gelungene Satire? Jedenfalls sind die vielen Leserkommentare im Presseartikel von "Nordbayern" sehr lesenswert.

    Und hier ein Auszug aus dem Presseartikel:

    "Diese Engstirnigkeit hat in den vergangenen Jahren viele KünstlerInnen, MusikerInnen und andere Kulturschaffende dazu veranlasst, Nürnberg zu verlassen. Die Dagebliebenen werden mit Ritterfestspielen und hirnlosen Events wie der Blauen Nacht ruhiggestellt."
    Als Grund für diese kulturelle Schieflage hat das Bündnis "Noris ohne Mauer" die Stadtmauer ausgemacht, die für die Aktivisten steingewordener Ausdruck einer in der Vergangenheit verhafteten Geisteshaltung ist. "Ein Vergleich mit anderen deutschen und europäischen Städten zeigt schnell: Als einzige Stadt seiner Größe hat es Nürnberg verpasst, sich im 18. und 19. Jahrhundert seiner Stadtmauer zu entledigen", schreiben die Aktivisten.

  • "Aktivisten", das bedeutet heutzutage nichts anderes als "linke Taugenichtse die auf Krawall aus sind". Leider machen sich viele Medien zum Sprachrohr dieser Idioten.

    In dubio pro reko

  • Das ist eine Provokationsaktion, die sich vor allem gegen die angeblich zu langweilige und bürgerliche Kulturpolitik der Stadt richtet. Nürnberg ist halt nicht Kreuzberg, das aber ärgert diejenigen, die überall den gleichen "underground" spüren möchten, ohne sich örtlich bewegen zu müssen.

  • Ich habe dies auf Facebook flüchtig mitbekommen und mir scheint, das Ganze hat eindeutig unserer Sache gedient. Die "Progressiven" wurden als Traditions- und Geschichtshasser enttarnt, die das Eigene verachten und gegen die Bewahrung des Schönen und Guten auftreten.

    Anbei: Unter US-Touristen, dies sei gesagt, um "methodisch" die Relevanz abschätzen zu können, wurde Nürnberg als die schönste Stadt der BRD gewählt.

  • Weil der US-Tourist sich so "Germany" vorstellt, mit kleinen Häuschen und Burg und Bratwurst, amazing, great! Diese Touris registrieren wahrscheinlich gar nicht, dass 90% der "Altstadt" aus der Nachkriegszeit stammt. Wenn man Disneyland gewohnt ist, spielt das wahrscheinlich auch keine Rolle.

    In dubio pro reko

  • Weil der US-Tourist sich so "Germany" vorstellt, mit kleinen Häuschen und Burg und Bratwurst, amazing, great! Diese Touris registrieren wahrscheinlich gar nicht, dass 90% der "Altstadt" aus der Nachkriegszeit stammt. Wenn man Disneyland gewohnt ist, spielt das wahrscheinlich auch keine Rolle.

    Weil die Touristen mit Deutschen befindlichkeiten, wie "das Haus ist aber von 1958!" nichts anfangen koennen.

    Und warum sollte man sich fuer kleine Haeuschen, Burg und Bratwurst schaemen?
    Nuernberg gilt auch als Medezinisches Zentrum auf Weltniviau und wird fuer Geschaeftliche Schulungen
    genommen. Die meisten Amerikaner in Nuernberg sind Geschaeftsreisende auf Schulung.
    (Wie man z.b. Maschienen repariert.) Oder Soldaten auf dem Weg zur Oberpfalz.
    Da ist Burg und Bratwurst ein gern genommener Ausgleich gegen Stress. Wie alt da die Haeuser sind spielt keine Rolle.

  • Ich wollte damit nur sagen, dass Nürnberg - auch heute noch - perfekt das Klischee der "deutschen Stadt" präsentiert.
    Und dass die meisten Touristen, seine sie nun aus den USA oder Japan, einfach nur dieses "german feeling" haben wollen und sich gar nicht für Authentizität und historische Tiefe interessieren. Das gleiche gilt auch für Neuschwanstein, das ja auch nur ein anachronistisches Fantasieprodukt ist. Die Touris lieben es.

    In dubio pro reko

  • Weil Nürnberg halt wohl eine Atmosphäre erzeugen kann, die unabhängig von seiner städtebaulichen Qualität ist. Wenn da ein Tourist ganz unbefangen und ohne geschultes Auge hinkommt, sich die Hauptkirchen anschaut, den Hauptmarkt mit Schönem Brunnen, Männleinlaufen an der Frauenkirche, von dort zur Burg, dann noch die Gegend um das Dürerhaus, den Tag bei Bratwürsten mit einem Krug Wein oder Bier ausklingen lässt, und das alles bei einem Wetter wie heute; da möchte ich nicht sagen, dass das kein "great day" gewesen sein kann. Und nicht nur für Leute, die aus Detroit oder Oklahoma City kommen. Ich war letztes Jahr bei einem Ausflug wieder überrascht, wie gut Nürnberg auch auf kunstinteressierte und durchaus gebildete Leute gewirkt hat.

  • Ich wollte damit nur sagen, dass Nürnberg - auch heute noch - perfekt das Klischee der "deutschen Stadt" präsentiert.
    Und dass die meisten Touristen, seine sie nun aus den USA oder Japan, einfach nur dieses "german feeling" haben wollen und sich gar nicht für Authentizität und historische Tiefe interessieren. Das gleiche gilt auch für Neuschwanstein, das ja auch nur ein anachronistisches Fantasieprodukt ist. Die Touris lieben es.


    Ich gehe davon aus, dass du hier nicht Neuschwanstein mit der Nürnberger Wiederaufbauarchitektur vergleichst.

  • Doch, vergleiche ich. Beide Orte haben in der Realität wenig mit den romantisch-nostalgischen Vorstellungen zu tun, die man damit verbindet. In Neuschwanstein trifft Rittertum auf Industrialisierung, in Nürnberg Mittelalter auf Wirtschaftswunder. Beides sind heute eigentlich nur noch Themenparks für Touristen. Aber sehe darin auch kein Problem. Dem Fremdenverkehr nützt es jedenfalls.

    In dubio pro reko

    8 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (25. Mai 2017 um 22:41)

  • Weil Nürnberg halt wohl eine Atmosphäre erzeugen kann, die unabhängig von seiner städtebaulichen Qualität ist. Wenn da ein Tourist ganz unbefangen und ohne geschultes Auge hinkommt, sich die Hauptkirchen anschaut, den Hauptmarkt mit Schönem Brunnen, Männleinlaufen an der Frauenkirche, von dort zur Burg, dann noch die Gegend um das Dürerhaus, den Tag bei Bratwürsten mit einem Krug Wein oder Bier ausklingen lässt, und das alles bei einem Wetter wie heute; da möchte ich nicht sagen, dass das kein "great day" gewesen sein kann. Und nicht nur für Leute, die aus Detroit oder Oklahoma City kommen. Ich war letztes Jahr bei einem Ausflug wieder überrascht, wie gut Nürnberg auch auf kunstinteressierte und durchaus gebildete Leute gewirkt hat.

    Und das ist anscheinend mehr, als die allermeisten oder - nach Meinung der US-Touristen - alle größeren BRD-Städte heute bieten können...

  • Und wieder diese Diskussion... Gerade die "gefällige Atmosphäre" ist doch genau den Grund dafür, dass Nürnberg architektonisch auf ewig in den matten 1950'er Jahren stecken bleiben wird? Sicher ist das heutige Nürnberg gut genug für Touristen aus Amiland (in den USA gibt es außer großartige Naturparks ja gar nichts). Aber doch nicht für uns? Nürnberg ist nicht Gelsenkirchen oder Bochum! Gerade Nürnberg braucht jetzt einige großflächige Rekonstruktionsprojekte wie keine andere Stadt der BRD, da dort am 02-01-1945 ein kleines Weltwunder, die großartigste Altstadt Deutschlands und sogar Mitteleuropas, fast völlig verloren gegangen ist.

    Ich werde auf jeden Fall nicht mehr freiwillig nach Nürnberg fahren, denn sogar mein Vorort sieht heute besser aus als weite Teile der nürnberger "Altstadt". Burg, Kirchen und Stadtmauer sind dagegen nicht ausreichend, da brauche ich schon noch großartigere Einzeldenkmäler (Würzburger Residenz, Dom und St. Gereon zu Köln, usw).

  • Der Neubau ist wirklich wunderschön geworden! Die ganze Ausstrahlung in Form und Farbe ist sehr harmonisch und sehr gelungen. :)

  • Zitat von KB

    Der nach historischem Vorbild ausgeführte Neubau schließt die letzte Lücke in der Weißgerbergasse. Vorbildlich, man bedenke nur wie Nürnberg aussehen könnte wenn immer so gebaut würde.

    Natürlich gibt es an diesem Bau in rein formaler Hinsicht nichts zu meckern.
    Allerdings sagt mir die unterkühlte Lieblosigkeit der Ausführung nicht so zu. Den letzten Satz würde ich auch nicht so unterschreiben. So ungefähr (wenn auch ein bisserl schlechter) sieht N ohnedies an vielen Stellen (zB um das fembohaus aus), ohne dass dies eine besondere Attraktivität begründen würde.
    anb dieser Stelle also gut, aber keineswegs "immer so".

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Hoffentlich geht es bald wieder aufwärts...

    Auch in Nürnberg geht es leider noch nicht aufwärts - das Gegenteil ist der Fall. Zwar schon ein paar Monate her, aber im Juni 2017 wurde das schöne, historische Dr.-Karl-Theodor-Marx-Haus in der Marienstraße 15 abgerissen. Obwohl es in einem Top-Zustand gewesen war, wollte man es wohl ganz ganz schnell loswerden - und das, obwohl noch gar keine Pläne für eine Neubebauung vorlagen bzw. wohl immer noch nicht vorliegen.
    Aber Hauptsache, schon mal abreißen... :gehtsnoch:

    http://stadtbild-initiative-nuernberg.de/2017/06/28/dr-…h-hat-begonnen/

    http://www.nordbayern.de/region/nuernbe…erden-1.5498742

    Hier noch ein paar Bilder, wie schön es war - ein großes Verbrechen, dass es nun abgerissen wurde:

    http://stadtbild-initiative-nuernberg.de/2016/06/03/dr-…abriss-bedroht/