• Auf Seite 19 dieses Stranges gibt es Links zu zwei Bildern der Häusergruppe an der Bergstrasse, die ich im vorletzten Beitrag erwähnt habe, d.h., die Häuserreihe in der rechten, unteren Bildecke:


    Quelle: http://stadtbild-deutschland.de/staedte-und-orte/1/index.html
    (ich nehme mal an, dass ich diese beiden Bilder direkt verlinken darf, da sie ja aus der "Stadtbild-Deutschland"-Seite entstammen)

    Zugegeben, die Architektur der wiederaufgebauten Häuser ist höchst banal, und kann diesbezüglich mit dem Altbaubestand nicht verglichen werden. Aber der Strassenraum erhielt seine Kontinuität wieder zurück. Ebenso wurden die Proportionen von Mauer- zu Fensterflächen übernommen, sowie mit zwei kleinen Abweichungen die Parzellierung.


    An der Burgstrasse wurde mehr auf die Architektur geachtet, denn immerhin handelte es sich dabei um die Paradeaxe von der Fleichschbrücke über den Hauptmarkt und Rathausplatz hinauf zur Burg:

    Von dieser Häuserzeile hat nur das beige gestrichene Haus mit spitzbogigem Hauseingang und Dacherker Jahrhunderte überdauert, der Rest ist Wiederaufbau. Beim Eckgebäude wurde offenbar der Sockel (und damit auch der Keller?) erhalten und integriert.



    Quelle: http://www.bildindex.de

    So präsentierte sich die Ausgangslage zu Beginn des Wiederaufbaus. Ich nehme an, dass die beiden mittleren, schmalen Häuser trotz teilweiser Erhaltung und Sicherung anschliessend doch noch geopfert wurden... Die Fenster, und damit auch die Böden des linken Hauses sitzen heute nämlich ein bisschen höher, und somit glaube ich kaum, dass dieses in den Neubau integriert worden ist.


    Vom selben Standort präsentiert sich die Burgstrasse hinunter heute so - weitgehend Wiederaufbau und Rekonstruktion (Rathaustürme):

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (20. Mai 2014 um 14:28)

  • Alle diese Beispiele verstärken mich in meiner Ansicht, a) dass kein konkreter Wiederaufbau eines schwer beschädigten Bürgerhauses festzustellen ist, sondern dass im Gegenteil in N. überproportional viel Erhaltenes dem moderen Wiederaufbau geopfert wurde, mit zB Burgstraße 18 sogar ein mehr oder weniger erhaltenes Haus in einer sogar völlig wiederherstellbaren Zeile, vgl rechts im Bild die wiederaufbaufähigen Ruinen.
    b) dass der Wiederaufbau schlicht mies war.

    Was b) betrifft, spitzt sich der hier feststellbare Dissens über die Bewertung des typ. N.er Wiederaufbaus in folgenden Zeilen Riegels zu:

    Zitat

    Zugegeben, die Architektur der wiederaufgebauten Häuser ist höchst banal, und kann diesbezüglich mit dem Altbaubestand nicht verglichen werden. Aber der Strassenraum erhielt seine Kontinuität wieder zurück. Ebenso wurden die Proportionen von Mauer- zu Fensterflächen übernommen, sowie mit zwei kleinen Abweichungen die Parzellierung.

    An und für sich ist jede darin getroffene Aussage richtig, wobei für meinen Standpunkt die darin durchschimmernde Bewertung von Halbsatz zu Halbsatz immer unannehmbarer wird, schon ab dem ausgesprochen Vergleich mit dem Vorbestand (denn schon diesen auszusprechen erscheint wahrlich bereits absurd)...

    Wie wär s statt dessen damit (ist das nicht viel zutreffender?):

    Zitat

    Diese Straßenansicht zeigt nahezu idealtypisch die völlige Unzulänglichkeit des Nürnberger Wiederaufbaus, der den Stadtraum mit allenfalls der äußersten Peripherie adäquaten Billigwohnhäusern und -blöcken füllte und vermeinte, allein durch ungefährste Bewahrung von Kubatur und Dachformen den historischen und ästhetischen Ansprüchen des Standortes Genüge getan zu haben.
    In Anbetracht der inferioren Qualität dieser Neubebauung spielen Überlegungen wie 'Kontinuität des Straßenraumes bzw die angebliche (dh nur bei vordergründigster Betrachtung konstatierbare) Wahrung von historischen Proportionen absolut keine Rolle.

    Hin ist eben hin.
    Genau ein Bild wie dieses , das Riegel als postives Beispiel anzusehen sich bemüht, führt mir die Unerträglichkeit des modernen N.s in voller Unerbittlichkeit vor Augen.

    Jetzt kommt wieder das Argument, dass es in Recklinghausen oder Stuttgart noch viel übler aussieht.
    Auch hier kann ich nur mich zitieren:
    Traurig, und wahr, aber außerhalb des mitteleuropäischen Kontextes stehend, den man sich für N. sehr wohl eher beizubehalten bemühen sollte. Die Nichtexistenz von Recklinghausen oder Stuttgart ist eben doch viel eher hinnehmbar.

    NB: ein gleichzeit unerträgliches N.er Phänomen ist die Faszination des (mir bis dato unbekannten) Vorkriegsbildes.
    Hier hilft wirklich nur die Abrissbirne. Gleichzeitig stellt sich wieder einmal die peinliche Frage, was denn um Himmels Willen an der Wiederherstellung des Vorzustandes so schwierig gewesen sein sollte, etwa im Vergleich zu aufwändigen Barockfassaden oder Fachwerkschnitzereien? Der öfters erfolgte Verweis auf Warschau und Danzig erscheint somit doch alles andere als (zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht) realitätsfremd.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    [...] wobei für meinen Standpunkt die darin durchschimmernde Bewertung von Halbsatz zu Halbsatz immer unannehmbarer wird, schon ab dem ausgesprochen Vergleich mit dem Vorbestand (denn schon diesen auszusprechen erscheint wahrlich bereits absurd)... [...]

    [...] Traurig, und wahr, aber außerhalb des mitteleuropäischen Kontextes stehend, den man sich für N. sehr wohl eher beizubehalten bemühen sollte. Die Nichtexistenz von Recklinghausen oder Stuttgart ist eben doch viel eher hinnehmbar.

    NB: ein gleichzeit unerträgliches N.er Phänomen ist die Faszination des (mir bis dato unbekannten) Vorkriegsbildes.
    Hier hilft wirklich nur die Abrissbirne. [...]


    @ Ursus:
    Kannst Du dich nicht ein bisschen klarer ausdrücken? Oder ein bisschen den Schwallomaten ausschalten? (dieser ist schliesslich nur Anhänger modernistischer Architektur vorbehalten :zwinkern: )

    Die Gegenüberstellung beider Zitate ist in der Tat interessant und regt zum Nachdenken an. Doch von wem stammt das zweite Zitat?


    @ alle, welche in vorhergehenden Beiträgen die Altstadtfreunde Nürnberg zu unrecht kritisiert haben:
    Ich bin zwar nicht Mitglied dieser Vereinigung, aber ich bin fasziniert von ihrer Arbeit, die nun schon mehrere Jahrzehnte umfasst, und bis heute andauert! DAS finde ich einmalig in Deutschland (mit Ausnahme des Pendants GHND in Dresden und der Bürgerinitiative in Frankfurt, beide in jüngster Zeit)! Und mit Stolz dürfen diese einen ausdruckbaren Flyer mit all ihren Werken darauf präsentieren! Seht selbst:
    http://www.altstadtfreunde-nuernberg.de/fileadmin/media/documents/AF_infobroschuere_2009.pdf\r
    http://www.altstadtfreunde-nuernberg.de ... e_2009.pdf

  • Die Altstadtfreunde verdienen höchste Anerkennung (und Nachfolge in anderen Städten). Die Rekonstruktion zentraler Bereiche der Altstadt, die dringend nötig wäre, geht aber weit über ihr Vermögen. Wenn sie sie wenigstens befürworten würden..

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Riegel
    Vesteh ich nicht. Klarer und deutlicher geht s doch gar nicht.
    Nürnberg sollte sich als ehem. Inbegriff einer schönen mittelalterlichen Stadt nicht damit vertrösten, dass es in anderen dt. Städten noch viel grauenhafter aussieht. Wenngleich der WCsche Vernichtungswahn ein einzigartiges, in dieser Dimension noch nicht gekanntes Phänomen war, darf man sich, gerade in Nürnberg, nicht damit abfinden und sich damit zufrieden geben, immer noch ein bisschen schöner als Recklinghausen oder Hannover zu sein. Gemessen am mitteleuropäischen Standard ist N Unterklasse und kann nicht einmal mit Industriestädten wie Pilsen oder Linz mithalten.
    Der nach NB: kommende Satz wollte sagen, dass jedem mir unbekannten Vorkriegsbild für mich eine enorme, immer noch überraschende Faszination innewohnt, weshalb ich mich mit dem Jetztzustand noch weniger abfinden kann.
    So schwer kann das doch nicht zu verstehen sein.
    Der erstzitierte Absatz meint, dass der beanstandete Text zwar an sich richtig aber so beschönigend wie weiland die Prawda ist: Genosse Chrustschow belegte den ehrenvollen zweiten Platz, während Präsident Kennedy Vorletzter wurde.

    Ach so , das 'Zitat' ist natürlich ein originärer Text. ich wollte ich halt deinem gegenüberstellen, daher dieselbe Aufmachung. Im Spannungsfeld dieser beiden Texte bewegt sich mE die gesamte Diskussion, wo bei nicht übersehen werden darf, dass es sich bei dem von mir immer noch als inferior bezeichneten Straßenraum um einen der besten handelt, dass man in den meisten Teilen des Stadtgebietes über eine derartige Lösung noch froh wäre...

    Zitat

    Die Rekonstruktion zentraler Bereiche der Altstadt, die dringend nötig wäre, geht aber weit über ihr Vermögen. Wenn sie sie wenigstens befürworten würde..


    Richtig. und dafür ist das Bewusstsein zu schaffen. Wenn man die Nürnberger in ihrem Wahn bestätigt, in einer eh so tollen Stadt zu wohnen, wird da nichts geschehen.
    So bleibt all dies kosmetische Bemühung, wo eine Krebsoperation vonnöten wäre.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Hab ich schon, nachdem ich schon deinen Beitrag im deutschen Architekturforum gelesen hab. Vielen Dank fürs Aufmerksammachen.

    Könnte man hier nicht irgendwie sichtbarer (notfalls als eigener Thread) die Leute dazu anregen dafür abzustimmen.
    Das andere Problem ist glaube ich, daß es dazu keine Visiualisierung des jetzigen und des ehemaligen Zustandes gibt und die meisten Leute wohl schon zu faul sind sich darüber zu informieren.

    Falls die Abstimmung aber auf Interesse stößt und viele Leute für eine Umsiedlung auf den Hauptmarkt sind, könnte man gewiß ein Echo auslösen.

  • Laut diesem http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=1213749&kat=10&man=3
    Zeitungsartikel käme sowieso kein neuer Brunnen auf dem Hauptmarkt, also auch nicht der Neptunbrunnen.
    Es wird aber auch über Verbesserung der Architektur gesprochen, vor allem auf der Südseite des Hauptmarkts. Sie wäre bitter nötig.
    Hier ist höchste Aufmerksamkeit geboten, was man dort plant, so meine ich.
    Im Prinzip kann fast jede änderung nur eine Verbesserung sein, jedoch der Modernismus lauert natürlich auch auf diese Stelle.
    Rekonstruktionen werden wohl sowieso nicht drin sein, die würden wegen der wenig ansehnlichen Vorkriegsbebauung auf der Südseite des Hauptmarktes auch nicht soviel bringen, auf den anderen Hauptmarktseiten um so mehr.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Wie sah denn die Südseite des Hauptmarktes vor der Zerstörung aus?
    Habe noch kein einziges Bild davon gesehen, meine ich.


    Es ist wirklich ziemlich mühselig, Abbildungen der Südseite zu finden; auf Google sucht man sich fast die Finger wund..

    http://www.google.com/imgres?imgurl=http://www.kubiss.de/kultur/projekte/pegnitz/nbg1909/images/hauptm/klapkart.jpg&imgrefurl=http://www.kubiss.de/kultur/projekte/pegnitz/nbg1909/htm/hauptm.htm&usg=__XZeuYkBLm4BvGC5U3H9KqmQNTjc=&h=534&w=1649&sz=72&hl=de&start=423&itbs=1&tbnid=v2OECwV8A-c88M:&tbnh=49&tbnw=150&prev=/images%3Fq%3Dhauptmarkt%2Bn%25C3%25BCrnberg%26start%3D420%26hl%3Dde%26sa%3DN%26gbv%3D2%26ndsp%3D20%26tbs%3Disch:1\r
    http://www.google.com/imgres?imgurl=htt ... s%3Disch:1

    Für meinen Geschmack sind die Bauten nicht wirklich spektakulär aber wohl immer noch angenehmer als der gegenwärtige Zustand.

  • Das war aber nicht der letzte Zustand. ME fand noch in der Zwischenkriegszeit eine ziemliche Verschlechterung statt.
    Auf jeden Fall wäre der Zustand von 1909 rekowürdig.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ^

    Zitat

    Als potenzieller Nachfolger steht ihr bisheriger Stellvertreter Gymnasiallehrer Karl-Heinz Enderle bereit.

    Kennt den jemand?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Als ich einen Artikel für den Neumarktkurier der GHND geschrieben habe, habe ich Herrn Enderle persönlich kennengelernt.
    Wir haben uns zusammen den Innenhof des Pellerhauses angeschaut und intensiv über den Pellerhof und Nürnberg insgesamt gesprochen (über den Wiederaufbau ging der Artikel). Aus meiner Warte kann ich sagen, dass er ein klarer Befürworter von Rekonstruktionen ist, wenn auch vielleicht nicht so radikal wie die GHND. Die Wiederaufbausituation in der Innenstadt (ich finde der Begriff Altstadt wird oftmals inflationär gebraucht) wird von ihm nicht durchaus als schlecht bewertet. Gerade die Architektur der 50er wird von ihm nicht in all ihren Formen abglehnt, gerade wenn sie sich in Dachneigung und ähnlichen Kriterien an den "Nürnberger Stil" orientiert.

    P.s. Bin neu war mein erster Beitrag auch wenn ich schon seit geraumer Zeit mitlese, jetzt musste ich mich mal zu Wort melden :zwinkern:

  • No, das ist ja mal was Erfreuliches- Herzlich willkommen auch hier.
    Natürlich muss man sich in Nürnberg selbst in puncto Bewertung der Innenstadt sagen wir so: diplomatischer äußern, als ich dies hier zu tun pflege. Sicher ist von dem Mann viel mehr zu erwarten als von seinem Vorgänger.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ich kann auch nur positiv über herrn enderle sprechen. bei einem persönlichen treffen hat er ganz klar den geringen anteil an rekonstruierten bürgerhäusern bemängelt.

    trotzdem - ich meine, die altstadtfreunde sollten professioneller aufgestellt sein. hierzu gehört m.e. auf jeden fall eine art geschäftsführer, d.h. ein job, der sich ausschließlich mit der thematik beschäftigt und nicht ehrenamtlich geprägt ist.