• Kaum zu glauben, aber eines meiner Lieblingsgebäude in der Nürnberger Altstadt, Ottostr. 23, ist käuflich!! Für seeehr viel Geld! 1.25 Millionen €. Nicht gerade im besten Quartier, aber trotzdem...

    https://www.immowelt.de/expose/2MXFA4C

    Zitat von Immowelt

    Das bestehende Gebäude müsste aufgestockt und saniert werden.
    [...]
    Im EG ist eine Bar mit Nebenräumen sowie zwei getrennten Zimmern untergebracht; im OG befinden sich 8 einzeln abgeschlossene Zimmer, die im Moment an überwiegend, bulgarische Arbeiter vermietet sind.

    "müsste aufgestockt werden"... Dafür wird man wohl oder hoffentlich keine Bewilligung erhalten!

    https://www.google.ch/maps/@49.44890…t/data=!3m1!1e3

    Im Buch "Das Bürgerhaus in Nürnberg" von W. Schwemmer gibt es einen Schnitt durch den viergeschossigen(!) spätgotischen Dachstuhl. Das Haus hat aber nur zwei Vollgeschosse und einen sehr grossen Hofraum.

    Zitat von Denkmälerliste

    Wohnhaus, zweigeschossiger Sandsteinquaderbau, z. T. Fachwerk, Steildach mit Aufzugserker, im Kern um 1450.

  • Der Kaufpreis ist ja mal ne Ansage. Man muss sich da schon wundern. Das "derzeit von bulgarischen Arbeitern" bewohnte Haus dürfte zumindest in seinem inneren Zustand den Kaufpreis nicht abbilden. In so einen Innenhof in der Altstadt einen Neubau reinzusetzen ist sicher auch nicht einfach. Ich habe das Gefühl dass man hier das Baugrundstück so bewertet als wäre es baureif, als würde es das Denkmal gar nicht geben. Für ein 450qm Altstadtgrundstück, das man bebauen kann, wäre der Preis wohl ok.
    Wenn man dann noch ein paar Jahre wartet bis das Haus in sich zusammenfällt und der Stadtverwaltung in den Ohren liegt, man sei ja bloß ein kleiner armer Millionär, der was neues für Nürnberg bauen möchte, bekommt man sogar die Abbruchgenehmigung.

  • 1,25 Millionen, da muss aber einiges passieren, damit da der ROI stimmt

    Das war auch mein erster Gedanke. Die Immobilienblase nimmt in Deutschland immer groteskere Züge an. 1,25 Millionen Kaufpreis und dann auch noch sanierungsbedürftig. Das ist aus der Perspektive eines Investors komplett absurd.

  • Das ist aus der Perspektive eines Investors komplett absurd.

    Quatsch, "Riegel" wird hoffentlich das Geld für sein Lieblingshaus zusammenkratzen und uns das Sanierungsergebnis in zwei Jahren stolz präsentieren. :D:daumenoben:

  • Kaum zu glauben, aber eines meiner Lieblingsgebäude in der Nürnberger Altstadt, Ottostr. 23, ist käuflich!! Für seeehr viel Geld! 1.25 Millionen €. Nicht gerade im besten Quartier, aber trotzdem...

    https://www.immowelt.de/expose/2MXFA4C

    "müsste aufgestockt werden"... Dafür wird man wohl oder hoffentlich keine Bewilligung erhalten!
    https://www.google.ch/maps/@49.44890…t/data=!3m1!1e3

    Im Buch "Das Bürgerhaus in Nürnberg" von W. Schwemmer gibt es einen Schnitt durch den viergeschossigen(!) spätgotischen Dachstuhl. Das Haus hat aber nur zwei Vollgeschosse und einen sehr grossen Hofraum.

    Nicht gerade im besten Quartier... so kann man es ausdrücken. Hier wird ein guter Eindruck vermittelt, wo sich das Haus befindet (es ist das Haus mit der Aufschrift "Dolce Vita" am Giebel):
    https://www.google.com/maps/@49.44855…!7i13312!8i6656

    Ein weiteres Beispiel für die romantische Nürnberger Altstadt und ihre Klientel.

  • Wenn ich so mit google streetview durch die Straßen schlendere fällt mir auf, wie viele Brachen und niedrige Nachkriegs-Notbuden es noch in Nürnberg zu geben scheint. Würde man diese Areale konsequent mit Rekonstruktionen oder altstadt-gerechten Neuschöpfungen bebauen, wäre womöglich schon einiges erreicht. Unter den gegenwärtigen Bedingungen aber kann man sich eine Bebauung eigentlich noch nicht recht wünschen.

  • Die Ottostraße hat aber durchaus Potential. Neben der Nr. 23. ist auch die Nr. 30 ein interessanter Bau. Scheint aus dem 16 Jhd. zu sein. Dazu noch ein paar einfache aber schöne Gründerzeitler und als Füllbauten (zumindest teilweise ) geeignete Nachkriegshäuser. Hier wäre, wenn die Baulücken mit altstadtypischen Häusern gefüllt würden wäre, selbst ohne Rekonstruktionen, ein Stück Alt Nürnberg erlebbar.

    Was sich dazu allerdings ändern müsste ist die Nutzung.

  • Das ausgedehnte und recht zusammenhängende Rotlichtviertel ist m.W.n. das zweitgrößte seiner Art in Deutschland, nach der Reeperbahn. Investoren jedenfalls scheuen die Ecke, sie bauen aber auch nicht kleinteilig und altstadtgerecht. Private wiederum bauen dort auch nicht, weils eben wie gesagt ein geschlossenes Rotlichtviertel ist. Da gibt es sonst nichts. Da geht wohl so leicht niemand ran, es stört sich nach meiner Wahrnehmung auch niemand an dem Viertel. Es konserviert zudem den Status Quo der dortigen Bebauung. Die o.g. Immobilienanzeige ist wie ich hörte schon eine ganze Weile online.

  • Danke für die Info. Schade, die vorhandene Bebauung hätte mehr hergegeben. Aber vielleicht ist es besser so weil, wie du sagst, der Status Quo so zunächst erhalten wird. Bleibt nur zu hoffen, dass die Nr. 23 nicht für den gewünschten Preis verkauft wird.

  • Die Existenz von Spolien wurde hier nie kolportiert.
    Das EG hätte man - wie beim Pellerhaus erhalten können.
    auf diesem Bild:
    https://www.bildindex.de/document/obj32…dium=mi02563e10
    sieht man, dass noch viel mehr dagewesen sein musste, zumindest vom "Rohmaterial"
    Na ja, Nürnberg, Wiederaufbauleistung...
    Interessant auch das Zerstörungsdatum 2.1.
    das Burgviertel war doch erst später dran?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das EG hätte man - wie beim Pellerhaus erhalten können.

    Sehe ich auch so. Selbst wenn man die Fassade nicht rekonstruiert und die Obergeschosse in einfachen Stil der 50iger aufgebaut hätte, wäre besseres herausgekommen als der jetzige Bau (und auch als beim Pellerhaus).

  • wäre besseres herausgekommen als der jetzige Bau

    Vielleicht würde dann aber auch das gleiche Problem bestehen, wie beim Pellerhaus. Es wäre ein "gelungenes Beispiel des Wiederaufbaus" entstanden, das unter Denkmalschutz gestellt werden könnte. So aber bin ich mir relativ sicher, dass das aktuelle Toplerhaus irgendwann fallen wird (sofern nicht Ensembleschutz erlassen wird). Das würde die Rekonstruktion ins Spiel bringen. Ich wäre ohnehin dafür, dass z.B. die Altstadtfreunde das Haus erwerben und rekonstruieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (15. März 2019 um 00:07) aus folgendem Grund: Korrigiert. Danke für den Hinweis, "erbse". Ich hatte mich verschrieben.

  • Es scheint aber gerade eine Nürnberger Besonderheit zu sein, dass gerade die Kopfbauten an Straßenkreuzungen besonders aufwändig gestaltet sind. Das hat wohl damit zu tun, dass nach den Bauvorschriften Traufseitig zu Bauen war. Das reiche Patriziat hat sich dann gerade die Eckgrundstücke ausgesucht um stattliche Giebel errichten zu können.

    Die Häuser in den anschließenden Gassen waren dagegen recht einfach, allenfalls mit Erkern versehen. Ein ähnliches Erscheinungsbild könnte man auch mit der jetzigen Nachkriegsbebauung ohne großen Aufwand durchaus erreichen.

  • Ein ähnliches Erscheinungsbild könnte man auch mit der jetzigen Nachkriegsbebauung ohne großen Aufwand durchaus erreichen.

    Bei "ohne großen Aufwand" bin ich mir nicht so sicher, wie ich schon im Strang "Nürnberg in realistischen Bildern" ausgeführt habe. Und zwar aus folgenden Gründen:

    1.) Proportionen, Fensterachsen und Geschosshöhen stimmen bei den Nachkriegsbauten meistens nicht.

    2.) Die Nachkriegsbauten wurden meist in Ziegel statt in Sandstein oder Fachwerk ausgeführt. Der Sandstein der zerstörten Häuser wurde statt zum Wiederaufbau zur Aufschüttung der Gegenden direkt an der Pegnitz verwendet (Hochwasserschutz).

    3.) Es wurde nur der Straßengrundriß bewahrt, aber nicht der Parzellengrundriß. Dementsprechend erstrecken sich die meisten Nachkriegsbauten über mehrere Vorkriegsparzellen. Das ist ein Problem, weil so die Kleinteiligkeit des alten Stadtbild verloren gegangen und ohne Abriß und Neubau nicht wiederherzustellen ist.

    4.) Fast alle Nachkriegsbauten sind traufständig; ein beträchtlicher Teil der Vorkriegsbauten war aber giebelständig. Ich weiß nicht, wie hoch der technische Aufwand wäre, das umzubauen (vielleicht kann dazu mal ein Experte etwas sagen).