Hamburg - Störtebeker-Haus

  • Zitat von "Baulöwe"

    Jeder Unternehmer der Stil beweist, mietet in der City, Hafen-City (und Speicherstadt) oder an vergleichbaren Standorten, aber bestimmt nicht da!!!

    Nein, eben nicht. Das tut ein Unternehmer, der Phantasielosigkeit beweist oder auf Nummer sicher gehen will. Aufgrund solcher Denkweise hat Hamburg heute nur noch einen Bruchteil des vor dem Krieg attraktiven Stadtbereichs.
    Wir reden hier nicht von einem Bau auf der grünen Wiese. Das Störtebekerhaus ist lediglich 3 km vom Klosterwall (östliche Grenze des vorindustriellen Stadtbereichs) und dem Hauptbahnhof entfernt. Wer dort baut, soll also schon keinen Stil mehr haben? Dann ist Hamburg ja wohl verloren.
    An der Tendenz, Vorzeigebauten am besten nicht weiter als 2 Blocks vom nächsten Altbau entfernt entstehen zu lassen, ist ja auch schon das einzige Projekt von RBT, das mir gefallen hätte, gescheitert: den Lighthouse-Tower wollte man unbedingt an der Elbpromenade bauen, aber eben nicht an den Elbbrücken - Entfernung sogar nur 2 km.
    Sich nur noch die zufällig vom Bombenhagel verschonten oder teils rekonstruierten (Innenstadt) Sahnestückchen herauspicken, das würde ich schon eher stillos nennen. So bekommen wir hier nie wieder die Art von Großstadtcharakter, die man in anderen europäischen Ländern findet.

  • Nun ja, ich sehe das anders. Ich wollte nur sagen, dass ein Gebäude allein nicht repräsentativ ist (wobei ich dieses Gebäude geschmacklos finde; nur meine Meinung). Es muss auch in einer repräsentativen Lage sich befinden und mit der Umgebung harmonieren. Das tut es nicht!!!

    Die Lage ist nicht hochwertig, ausser man ist im horizontalen Gewerbe, verkauft gestohlene Autos oder ist in der Müllentsorgung. Eine Harmonie zwischen dem Gebäude und der Umgebung besteht nicht, dafür müsste es auseinander gerissen werden und auf der Welt verteilt werden. Gegen einen gesunden Mix von verschiedenen Stilen ist nichts zu sagen, aber bitte nicht so!

    Die Entfernung zur Innenstadt ist nicht entscheident, nur die Richtung ist halt die falsche. Der hamburger Westen ist im kommen, selbst im Norden gibt es tolle Gewerbeflächen, aber der Osten solllte für die oben genannten Branchen vorbehalten bleiben. Damit haben die meisten Menschen eh nichts zu tun und wollen es auch nicht.

  • Zitat von "Baulöwe"

    ...Die Lage ist nicht hochwertig, ausser man ist im horizontalen Gewerbe, verkauft gestohlene Autos oder ist in der Müllentsorgung. ....

    Es heisst doch Störtebekerhaus. Der Bauherr ist sicher für alle Seiten offen. :lachen:

  • "Es muss auch in einer repräsentativen Lage sich befinden und mit der Umgebung harmonieren. Das tut es nicht!!! "

    es ist doch wohl eher die gegend, die nicht mit dem gebäude harmoniert...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Baulöwe"


    Die Entfernung zur Innenstadt ist nicht entscheident, nur die Richtung ist halt die falsche. Der hamburger Westen ist im kommen, selbst im Norden gibt es tolle Gewerbeflächen, aber der Osten solllte für die oben genannten Branchen vorbehalten bleiben. Damit haben die meisten Menschen eh nichts zu tun und wollen es auch nicht.

    So ein Unsinn. Ich lebe im Osten, hier gab und gibt es ausgedehnte bürgerliche Wohnviertel. Leider hat der Feuersturm dem Gebiet schwer zugesetzt, erst dadurch entstand die Abgrenzung zum "angesagten" Westen. Denn vorher gab es auf beiden Seiten der Alster ein ähnliches, ausgeglichenes Verhältnis von bürgerlichen Vierteln und Arbeiterquartieren, anscheinend weit feingliedriger unterteilt als heute.
    Zur Elbe bzw. Bille hin wurde es zwar zusehends ärmlicher. Aber das heißt nur, daß die Bebauung besonders dicht und in der Regel sechsgeschossig war; mit der Wüste, die man heute dort vorfindet, hatte es nichts zutun.
    Für deine Gewerbe gibt es die berühmte "grüne Wiese". So ein innenstadtnaher Bereich gehört belebt und nicht der endgültigen Versenkung preisgegeben.

  • haussmann: Früher ist vorbei, es tut mir schrecklich Leid dir das sagen zu müssen! Außerdem finde ich alte Gebäude sehr wohl ansprechend. Sie sollten nur konsequent geplant und gebaut worden sein, dass trifft wohl auf das Störtebeker Haus nicht zu (der bereits erwähnte Stilmix).

    Guten Tag

  • Früher mag vorbei sein, aber wenn der Status Quo unverändlich sein sollte und man ihn einfach hinnehmen muß, wozu unterhalten wir uns dann hier noch?
    Tatsache ist, daß auch der Westen ausgedehnte "Backsteinwüsten" hat und Trendviertel wie die Schanze oft nur aus wenigen noch nicht mal ganz intakten Straßenzügen bestehen. Die kritische Masse für das Entstehen urbanen Lebens scheint also ziemlich gering zu sein.
    Und du scheinst mir die Gegend nicht wirklich zu kennen, wenn du so redest. Dort besteht durchaus die Möglichkeit zu einer Entwicklung. Bei Gelegenheit werde ich noch mal Bilder der weiteren Umgebung reinstellen, die ich vor einiger Zeit gemacht habe.

    Zum Stilmix: was ist denn das hier wohl auf der rechten Seite? An diesen Häusern der "einfachen und mittleren Kategorie" wird im Bericht der Denkmalschützer der "Stilpluralismus" hervorgehoben. Verspielter als zur Gründerzeit ging es doch wohl kaum jemals zu.

  • Man muß doch mal die Kirche im Dorf lassen und die Realität betrachten. Hier hat ein Bauherr einen Bau errichtet, der sicher vom finanziellen Aufwand weit über das hinaus ging, was sonst üblicherweise ein Bürogebäude mit der gleichen Nutzfläche verschlungen hätte.

    Unzweifelhaft ist dieses Gebäude architektonisch deutlich ansprechender als die üblichen viereckigen Kästen.

    Natürlich liegt die Gegend nicht direkt am Gänsemarkt und natürlich mag es hier die ein oder andere Dame gegeben haben oder geben, die sich ihr Geld überwiegend im Dienstleistungsgewerbe verdient hat.

    Gerade deshalb finde ich es mutig und richtig, gerade hier einen solchen Bau hinzusetzen. Unkonventionell und mutig.

    Hätte der Bauherr gegengemäß Wellblechhütten aufstellen sollen?

    --
    Danken sollte man ihm. Nicht neiden.

  • Das ist ein sehr schönes Haus. Besonders gefällt mir das Treppenhaus und die Aufzüge. Von aussen greift es die Merkmale typischer Hamburger Kontorhäuser auf, allein die Arkaden wirken etwas aufgesetzt. Aber alles mit so viel Liebe zum Detail! Das Haus mag zwar ein Stil-Zwitter sein, wie hier im Thread kritisiert, aber dafür besitzt es Eleganz und Qualität und wird somit die nächsten Jahrzehnte überdauern.Der Grossteil der umliegenden Schrottarchitektur wird dann schon lange abgerissen sein.

  • @Haussman, RS1 & sonicted: Das sehe ich auch so. Und fuer den Glaskluengel in der angeblichen Nobel-Lage der Hafencity kann ich mich gar nicht begeistern.

    Danke fuers update, Dirk! :)

  • Man beachte mal Bild 28 auf der Website. Freigelegte Reste des Wohnhauses am selben Ort.
    Sehr interessant, schade daß es nur ein briefmarkengroßes Bild zu sehen gibt.

  • @Samuel: Danke für den Hinweis. Hatte an das Haus gar nicht mehr gedacht. Wäre das Haus kein Neubau, sondern ein 100 Jahre alter Historismus-Bau, wäre er sicherlich nur als zweit- oder drittklassiger Entwurf zu bezeichnen. Man braucht zum Vergleich nur einmal das obige Bild der Woche vom Wiener Musikverein anzusehen, dann sieht man den Unterschied. Aber im Vergleich zu fast allen anderen Neubauten ist er natürlich sehr gelungen.

    Ganz nett finde ich zum Beispiel folgendes:

    http://www.stoertebeker-haus.com/content/html/ansichten/innenansichten/?img=3\r
    http://www.stoertebeker-haus.com/conten ... ten/?img=3

  • Auch wenn der Bau nicht 100%ig so ausgefallen ist wie es vielleicht wuenschenswert gewesen waere -- alle Achtung!

    Der Bauherr verdient wahrhaftig volle Vermietung, damit er fuer seine Bemuehungen belohnt wird.

  • Ach, das habe ich ja schon fast vergessen. Schade nur, dass er so weit abwärts liegt. Viel zu schade für diese Gegend, wenn ich mir die Bilder so anschaue. Sowas hätte einen Platz am Domplatz verdient.

  • Benni:
    Eben nicht zu schade, ehemaliges Gebiet mit Mischstruktur. Die Diskussion hatten wir schon: irgendwo/-wann muss man ja mal mit dem Wiederaufbau anfangen, oder sollen die wenigen km² Altbauinseln pro deutscher Großstadt weiterhin knappe Spekulationsobjekte bleiben, weil sich um den Rest keiner kümmert?

    Habe heute neue Bilder gemacht von dem Haus auf meiner Tour durch Hamm & Wilhelmsburg.
    Die zu geringe Deckenhöhe und der simple Mittelteil zeigen dann leider doch deutlich den Unterschied zur Stimmigkeit von Altbauten - schade, dass der alte Stil hier nicht konsequent beibehalten wurde.