• Regensburg ist UNESCO-Weltkulturerbe

    Regensburg hat es geschafft. Die am besten erhaltene mittelalterliche Großstadt Deutschlands (und wohl auch ganz Europas außerhalb Italiens) wurde ohne Gegenstimme zum Weltkulturerbe der UNESCO gekürt. Es ist damit die 32. derartige Stätte in Deutschland. Bayern war bisher mit 3+1 Objekten vertreten: der Würzburger Residenz (1981), der Wieskirche (1983), der Altstadt von Bamberg (1993) und seit letztem Jahr dem bayerischen Anteil am Limes.

    Herzlichen Glückwunsch und auf dass Dresden seinen Eintrag behalten möge!


    http://www.stern.de/unterhaltung/a…urg/565601.html
    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitu…ton/568863.html
    http://www.welt.de/data/2006/07/14/958185.html
    Die Donau-Post - Nachrichten aus der Heimatzeitung fÌr Regensburg : : Wörth an der Donau, Neutraubling, Barbing, Donaustauf, Falkenstein und Umgebung : : idowa.de
    http://www.taz.de/pt/2006/07/14/a0072.1/text
    http://www.handelsblatt.com/news/Default.a…t=ft&_b=1107547
    nachrichten.ch - Regensburg zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt - Architektur, Kultur

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zitat von "Treverer"

    Großartig! Hat die Stadt verdient! :)
    Und die Verantwortlichen in Dresden sollten sich in Grund und Boden schämen...

    Genau so ist es. Leider beruft man sie bei uns auf den leidlichen Bürgerentscheid, dem eine Manipulation der Wähler vorausging (verfälschte Visualisierungen, Drohungen das "Blaue Wunder" abzureissen etc.). Ehrlich gesagt hätte ich sogar Bedenken, wenn der Entscheid wiederholt würde. Scheinbar knüpft sich ein Wunderglaube an die Brücke, dass dann der große Aufschwung endlich kommt.

  • Zitat

    Die am besten erhaltene mittelalterliche Großstadt Deutschlands (und wohl auch ganz Europas außerhalb Italiens)

    Wunderbar! Und unendlich traurig, wenn man bedenkt, daß Regensburg vor dem Bombenkrieg nur eine von vielen solcher erhaltener mittelalterlicher Großstädte in Deutschland war ... eine neben Frankfurt a.M., Köln, Braunschweig, Hannover, Mainz, Nürnberg und so vielen anderen.

  • Zitat von "Philon"

    Und unendlich traurig, wenn man bedenkt, daß Regensburg vor dem Bombenkrieg nur eine von vielen solcher erhaltener mittelalterlicher Großstädte in Deutschland war ... eine neben Frankfurt a.M., Köln, Braunschweig, Hannover, Mainz, Nürnberg und so vielen anderen.

    Wie Recht du leider hast. Was Großstädte anbelangt, so hat Deutschland sein bauliches Erbe sehr weitgehend eingebüßt - Ausnahmen gibt es wenige. Wirklich vollständig rekonstruiert wurden ja bedauerlicherweise meist immer nur städtebauliche Leitbauten (Kirchen etc.), die heute oftmals Solitäre aus einer anderen Welt in einem Meer von modernen Nachkriegsbauten sind. Den ehedem massenhaft auftretenden profanen Wohnbau, der für die Ensemblewirkung entscheidend war, hat man hingegen eigentlich nirgends auch nur ansatzweise wiederhergestellt. Mit unseren zahllosen, schönen Klein- und Mittelstädten stehen wir allerdings noch heute zusammen mit Italien mehr oder weniger an der Spitze Europas.

    Regensburg war schon immer anders als Städte wie Nürnberg oder Frankfurt (oder das trotz seines Status als Residenzstadt vor dem Krieg ebenso recht altertümlich wirkende Braunschweig). Wenn wir letztere "mittelalterlich" nennen, so müssen wir bedenken, dass die Masse der alten Bauten eher bereits aus der frühen Neuzeit herrührte. Köln, mit seinen romanischen Kirchen wohl einzigartig in Europa, hat sich im Verlauf der Jahrhunderte doch sehr weiterentwickelt, es blieb in ihm einfach nicht so sehr die Zeit stehen wie in Regensburg. Köln ist immer für deutsche Verhältnisse eine sehr große Stadt gewesen, es mag nicht die größte deutsche Stadt, die es im Mittelter war, geblieben sein, aber es ging viel mehr als Regensburg stets nach vorne, ging mit der Zeit, was entsprechende bauliche Veränderungen nach sich zog. Hans Karlinger, ein einmal recht bekannter bayerischer Kunsthistoriker, hat 1922 über Regensburg und Köln bemerkt: "Daß Regensburg ein archäologisches Unikum ist mit romanischen Bauten und sonstigen wichtigen Daten für Kunst und Geschichte, das wissen viele und das macht nichts aus, denn das findet man auch in Köln und Mainz und sonstwo. Aber daß hier noch der ganze Boden, aus dem diese Gipfel alter Kunst wuchsen, in vollem Saft steht, das kann nur der empfinden, der einmal mit Schmerzen die Kölner Gereonskirche in der trostlosen Öde ihrer Mietskasernen-Umbauung geschaut hat." Hannover hatte vor dem Krieg viel zu viel Renaissance und Klassizismus, um in seiner Gesamterscheinung als mittelalterlich zu gelten. Die großen ehemaligen deutschen Hauptresidenzen hatten generell kein wirklich altes Stadtbild - egal ob man hier München, Wien, gar Dresden und Berlin oder eben Hannover heranzieht, verglichen mit den ehemaligen freien Reichsstädten wirkten sie geradezu modern. Das alte Mainz kenne ich nicht wirklich, vermute jedoch, dass es überreichlich Barock in seinen Mauern beherbergte. Was Regensburg an Profanbauten, deren Bausubstanz im Wesentlichen etwa zwischen 1200 und 1500 entstand, heute noch aufweist, war schon vor dem Bombenkrieg einmalig. Nürnberg mag die meisten Besucher vor dem Krieg mehr begeistert haben als Regensburg, das ältere Stadtbild hatte jedoch bereits damals die Stadt an der Donau.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Hoffentlich macht Regensburg was aus dieser Ehrung ! Meist folgt
    Jahre später die Ernüchterung, wenn schöne außergewöhnliche
    Bauten einfach so abgerissen werden und durch Glasmüllarchitektur
    ersetzt werden. Leider habe ich Regensburg bisher noch nicht erleben
    können - werde mir dieses deutsche Kleinod aber baldmöglichst
    anschauen. Auf jedenfall einen herzlichen Glückwunsch in das
    schöne Bayern ! Und lasst das Abreißen herausragender Architektur und
    ersetzt endlich den Nachkriegsmüll durch urbane traditionelle Moderne.

  • Ich habe von 1988 bis 1990 in Regensburg studiert und kenne die Stadt daher ganz gut, war aber seither bis auf wenige Tagesausflüge nicht mehr dort. Mit Ausnahme einiger nicht so toller Bauten am Bahnhof (dort gab/gibt es ein recht häßliches Studentenwohnheim) und im Osten der Altstadt (so um die Martin-Luther-Straße) beeindruckte die Geschlossenheit der Altstadt schon damals. Außerdem störte mich damals noch ein größeres Kaufhaus in der Innenstadt (am Neupfarrplatz?).

    Allerdings war damals sehr viel noch in sehr schlechtem Zustand und wurde erst nach und nach renoviert. Insbesondere der heute wirklich tolle Haidplatz ist mir noch als recht schmuddelig in Erinnerung...

  • Stimmt, das Kaufhaus fiel mir auf einem Luftbild auch sofort störend auf.
    Keine Stadt ohne modernistisches Kainsmal. :(

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat

    Wunderbar! Und unendlich traurig, wenn man bedenkt, daß Regensburg vor dem Bombenkrieg nur eine von vielen solcher erhaltener mittelalterlicher Großstädte in Deutschland war ... eine neben Frankfurt a.M., Köln, Braunschweig, Hannover, Mainz, Nürnberg und so vielen anderen.

    Naja, ich weiss nicht Philon. Diese Argumente wird langsam wiederholerisch. Warum mussen man immer hinzeigen was es nicht gibt. Wenn ich zeige wunderbare Bilder von Rothenburg und Bamberg, dann mecklern ihr hier wie schade dass Nürnberg nicht mehr gibt. Wenn man zeigt wie schön Wismar ist, dann kann man sich trauern dass Bremen nicht mehr so schön ist. Für ein Abwechslung können man einfach diese Thema auslassen.

    Bitte Philon, warum kann man einfach nicht sehen dass Regensburg ist schön, egal von Nürnberg, Mainz und so weiter....Warum muss in fast jede Deutsche Satz meckern eingebaut werden. In Braunwschweig gibt immer noch geschlossene Altstadtvierteln, die Traditionsinseln, die ganz hübsch sind...

    Gibt es keine normale fröhlichkeit und Stolzheit in dieser Land.....

    Für mich ist Regensburg voll schön, egal was.....

  • :lachen:
    Die Deutschen und ihr schwieriges Verhältniss zu sich selbst...
    einerseits ist diese typisch deutsche Kleinkariertheit manchmal schon nervend, wenns vom hundertsten ins tausendste geht, andererseits würden dann solche Initiativen wie hier das APHForum wohl nicht existieren.

    Ich glaube das macht auch ein bisschen den Reiz aus, sich leidenschaftlichst mit modernistische Architekten auseindanderzusetzen - gerade hier in Deutschland mit seiner Geschichte, wo jeder Stein auf dem mal irgendein hochrangiger NAZI gestanden haben könnte zum Gedenkort stilisiert wird. Teilweise berechtigt, teilweise übertrieben.
    Auf der anderen Seite werden Vorfälle totgeschwiegen oder Gebäude bewusst abgerissen oder übergangen um nicht mit dessen traurigen Tatsachen konfrontiert werden zu müssen (=>Wilhelmplatz, Berlin/Wittelsbacher Palais, München)

    das nur am Rande, hat ja nicht direkt was mit Regensburg zu tun...

  • Um eines mal klarzustellen: ich habe kein schwieriges Verhältnis zu mir selbst, zu den Deutschen oder zu Deutschland, sondern allenfalls eines zu den britischen Kriegsverbrechern, die unser architektonisches Erbe, unsere steingewordene Geschichte vernichtet haben.

    Und was Realismus mit "Kleinkariertheit" zu tun haben soll, möchte ich auch mal wissen. Jedenfalls verbitte ich mir solche Beleidigungen.

    Öffnet doch endlich mal eure Augen und redet euch nicht alles ständig schön: es gibt außer Halle und Erfurt keine deutsche Großstadt mehr, deren steingewordenes geschichtliches Erbe nicht nahezu vollständig ausgelöscht ist. Wir hatten mal eine Stadtlandschaft, die weltweit nur der Italiens vergleichbar war, gerade wegen Großstädten wie Köln, Frankfurt, Nürnberg und Dresden.
    Daß es noch viele unzerstörte Kleinstädte gibt, ist wichtig, aber das ändert ja nichts daran, daß uns unsere Großstädte genommen wurden, und die sind es nunmal, die für die kulturelle und geschichtlich Identität entscheidend sind.

    Als Beispiel: wäre Italien in dem Maße Opfer des Bombenkriegs geworden wie Deutschland und wären dabei Venedig, Verona, Mailand, Florenz, Turin, Genua, Neapel, Rom, Bologna, Pisa, Palermo so komplett ausradiert worden wie ihre deutschen Pendants. Wäre es dann wirklich ein Trost zu sagen: ja, Venedig, Verona, Mailand, Florenz, Turin, Genua, Neapel, Rom, Bologna, Pisa und Palermo mögen ausradiert worden sein, aber schließlich gibt es ja noch Amalfi, Brescia, Novara, Arezzo und Taormina, das ist doch auch schonmal was. Ist es eben nicht!
    Was zählt, sind die Großstädte, in ihnen liegen bzw. lagen die Schauplätze der Geschichte und der Kultur, in ihnen hat sich die kulturelle Identität eines Landes ausgeprägt, in ihnen wohnte die eigentliche Geschichte, mit ihrer ganzen Tiefe, Düsternis, Widerständigkeit und Fremdheit. Kleinstädte sind dagegen oft nur idyllisch und damit im Grunde langweilig und uninteressant (Regensburg ist als "Großstadt des Mittelalters" davon eine große Ausnahme).

  • Chill out, Philon!

    Ersten waren ja die Deutschen nicht Gerade din Engeln in der Zweite Weltkrieg. So viel ich weiss haben die Deutsche gerade die gleiche form von Zerstörung gegen seine Feinde eingesetzt.....Baedecker Raids waren genau das. Bomben auf Ziele von die berühmte Touristenführer. Übrigens haben deutschland dann fast eine ganze Volk ausgelöscht....

    Zweiten sind die Deutsche Grosstädte wie Berlin, Hamburg und München auch in ausland sehr beliebt und gilt als schöne Städte. Touristisch geschätzt ist auch Berlin, sogar mehr besucht als italienische Städte. Ein Stadt kann schön und intressant ohne ein Altstadtkern. New York, Sydney, Kapstadt sind alle als beindruckende Städte gesehen. Ich finde auch die moderne Berlin sehr beindruckend. Ich werde sagen, mich gefällt Berlin viel besser als Rom und Venedig. Altstädte ist nicht alles. Auch wenn ich alte Gebäuden liebe.

    Drittens: Mann kann nicht immer nach hinten schauen....für mich ist Deutschland ein schönes und lebenswertes Land mit viel zu sehen und viele Lebenswerte Städten. In deutschland gibt viel reichtum. Für mich ist folgende Städte schön und intressant: Schwerin, Heidelberg, Regensburg, Bamberg, Erfurt, Potsdam, Augsburg, Lübeck, Halle, Görlitz....diese Städte sind da und die sind schön. Mann braucht nicht immer ein Aber.

    Vietens: Wir mussen auch bewusst werden,dass in eine Forum für tradtionelle Architektur, werde auf jeden fall die Bedeutung von Altstadt-architektur sehr überschätzt. Ich wohne ja selbst in praxis hypermodern, moderne Möbeln in eine moderne Wohnung und ich leide nicht daunter...mir gefällt es sogar gut. Und was hilft dann die schöne Innenstädte von Prag, Warschau und S:t Petersburg wenn die meisten wohnen in menschenfeindlichen Plattenbauten?

  • So ganz läßt sich diese Art der Kriegsführung nicht vergleichen - der Luftwaffe fehlte es schlicht an geeigneten schweren strategischen Bombern und passenden Langstreckenjägern, um flächendeckend Ziele in Großbritannien erreichen zu können.

    Daher sind die entstandenen Schäden weitaus niedriger als in Deutschland - viel mehr als der Süden der Insel konnte von der Kanalküste aus nicht erreicht werden (Vergleich: eine Avro Lancaster unterstützte eine maximale Bombenlast von 10 Tonnen, eine He 111 hingegen nur etwa 2 Tonnen bei sehr geringer Reichweite).

    Flächendeckend zerstört wurde meines Wissens die Innenstadt von Rotterdam, in Coventry betrugen die Gesamtschäden laut überwiegenden Quellen < 10 % der Fläche.

  • Abgesehen davon lassen sich bekanntermaßen Verbrechen nicht mit Verbrechen rechtfertigen - und Verbrechen waren die militärisch sinnlosen, systematischen Bombardements ziviler Ziele zweifelsohne.

    Aber kauen wir bitte die alte Bombenkriegsdebatte nicht nochmal durch.

  • Egal. Die Punkte ich wollte sagen war einfach folgende

    1....Ich will nicht vergleichen die Kriegschäden zwischen Deutschland und England.... Nazi-Deutschland hat die totalle Krieg angefangen. Irgendwie denke ich dass die Wurzeln zum böse ist nicht englische Bombers.....Die haben letztendlich nicht den Krieg angefangen

    2 Deutsche Grosstädte wie Hamburg, München und Berlin gilt im Ausland als tolle Städte. Auch moderne Städte ohne richtige Altstädte können intressant sein wie New York, Sydney, Kapstadt, etc, etc

    3 Es gibt in Deutschland trotz allem viele schöne grössere Städte....nicht nur kleinere Städte. Eine kleine Liste habe ich vorherige Post gemacht...

    4 Die zerstörung von der Altstädte in viele Städte ist nicht ende der Welt. Man können auch sehr gut modern wohnen und leben. In Städte mit berühmte Altstädte wie S:t Petersburg, Prag oder Budapest wohnen so viele leuten so viel schlechter (oft im Plattenbauten-viertel) als im Westen, dass ich denke dass die Altstädte nicht so viel die Lage fur die Stadt im Grosse verbessert.

  • Zitat

    1....Ich will nicht vergleichen die Kriegschäden zwischen Deutschland und England.... Nazi-Deutschland hat die totalle Krieg angefangen. Irgendwie denke ich dass die Wurzeln zum böse ist nicht englische Bombers.....Die haben letztendlich nicht den Krieg angefangen

    Wer den Krieg begonnen hat, ist für die moralische Bewertung des britischen Bombenkriegs irrelevant (-> Unterschied zwischen ius ad bellum und ius in bello).
    Niemand hat die britische Führung gezwungen, Zivilisten zu bombardieren, sie zu ersticken, bei lebendigem Leib zu verbrennen. Die Leute, die das beschlossen haben, haben das aus freien Stücken getan. Sie hätten sich ebensogut entscheiden können, es nicht zu tun. Sie haben sich aber entschieden, es zu tun und damit sind sie allein voll dafür verantwortlich und niemand anderes (Juristen nennen das "Unterbrechung der Kausalkette").
    Es ist das Wesen menschlicher Freiheit, daß die Verantwortung für eigene Entscheidungen niemand anderes trägt als man selbst. Metaphern wie "die Wurzeln des Bösen" dienen meist nur dazu, das zu verschleiern.

    Abgesehen davon wurde der Bombenkrieg zwischen Deutschland und England von England und nicht von Deutschland begonnen.

    Aber laßt uns diese Debatte bitte beenden und zum Thema zurückkehren!!!

    Zitat

    Auch moderne Städte ohne richtige Altstädte können intressant sein wie New York, Sydney, Kapstadt, etc, etc


    Für mich nicht. Ich fahre lieber 10mal nach Genua oder Neapel als einmal nach Kapstadt.

    EDIT: Bei New York sieht das allerdings anders aus ... na ja, ist ja auch fast 80 Jahre älter als St. Petersburg 8)

  • Ich denke auch, dass die Deutschen etwas stolzer auf ihre Städte sein sollten. Es ist ja nicht nur so, dass viele Mittel- und Kleinstädte überlebt haben, es sind ja auch viele Großstädte wieder erstaunlich schön aufgeblüht: Nürnberg, Münster, Würzburg, Freiburg... oder waren weniger zerstört: Regensburg, Schwerin, Erfurt, [lexicon='Leipzig'][/lexicon]! (75% Altbausubstanz), Heidelberg...
    Die drei größten: München, Hamburg, Berlin sind im europäischen Vergleich der Metropolen überdurchschnittlich schön, dazu kommt Dresden. Und das nach der totalen Vernichtung! Da kann man schon stolz auf die Wiederaufbauleistung sein.
    Klar, Hamburg und München sind nicht Rom und Paris, aber sie sind auch nicht Rotterdam, Warschau (trotz Wiederaufbau), Minsk, Birmingham, Triest (Italien), Kiew, nicht einmal Barcelona oder das total verbaute Athen! Das mußte einfach mal gesagt werden.

  • Ich stimme Johan zu, dass eine Stadt sehr wohl attraktiv sein kann auch ohne eine erhaltene Altstadt. Eine Stadt besteht vor allem aus Menschen. Ob man sich in einer Stadt wohlfühlt oder nicht, hängt daher in erster Linie davon ab, wo man Freunde, Familie, nette Nachbarn hat, oder wo man als Besucher das findet, was man eben von einer Stadt erwartet. Das kann alles sein von der Hochkultur über den Fußgängerzonen-Kaufrausch, ein gutes Restaurant, bis zur Kneipen-Sauftour. Die Leute, die eine Stadt vor allem nach ihrer Architektur beurteilen, sind dagegen nach meiner Erfahrung eine kleine Minderheit. Ich denke auch, viele erhaltene Altstädte wie Heidelberg oder Hannoversch Münden sind deshalb heute so attraktiv, weil sie vielleicht noch nie so gepflegt und liebevoll restauriert waren wie heute. Goethe z. B. mochte die gotische Altstadt von Frankfurt überhaupt nicht und fand sie eng und unhygienisch. Die Romantiker wie Victor Hugo erkannten dann erst den Reiz dieser Altstadt. Heute ist z. B. die Heidelberger Altstadt eine bestens funktionierende Hochleistungs-Maschine, die fest ins erfolgreiche Image- und Tourismuskonzept der Stadt eingebunden ist. Trotzdem bietet genau diese Altstadt noch genug Winkel und Nischen, in denen sich die Einheimischen sehr wohl fühlen.

    Rekonstruktionen zerstörter Altstadt-Ensembles halte ich dennoch für einen großen Gewinn, da sie durch Geschichte und ästhetischen Reiz Lebensqualität einer Stadt steigern können.

  • Zitat von "jojojetz"

    nicht einmal Barcelona

    Da muss ich kurz einschreiten: Ich kenne keine Stadt, die solch geschlossene mittelalterliche Viertel aufweist, den Jugendstil zur Schau trägt und sich gleichzeitig der Moderne öffnet, ohne ganze Viertel abzureißen.

    Barcelona ist Urbanität in höchstem Maße, da kann keine deutsche Stadt mithalten.

  • Die Frustration hinsichtlich des Zustands vieler deutscher Städte hat wohl ihren Grund nicht so sehr im Ist-Zustand (sauber, ordentlich, funktional usw.), mit dem man ja unter anderen Umständen durchaus zufrieden sein könnte.

    Die Frustration ensteht eher durch den Vergleich des Zustands vor dem Krieg mit dem heutigen Zustand, und wenn ich auf 20 Quadratkilometern nur Plattenbauten und Leerflächen habe wie in Dresden, kann ich mich auch über eine intakte Infrastruktur nicht mehr freuen.

    Wenn man sich vorstellt, wie schön alles war (und noch heute sein könnte), und dies mit dem jetzigen Zustand vergleicht, sorgt dies eben nicht gerade für Begeisterung...