Berlin-Mitte - Schinkelplatz und Werderscher Markt

  • Bei Sonnenschein sieht alles genehmer und einladender aus. Das merkt man auch in südlichen Ländern, wo selbst eine Stadt wie Athen oder in Übersee eine Stadt wie Rio de Janeiro schöner aussieht als es ihr eigentlicher Bauzustand hergibt.

    Paris sieht auch bei Regen und wolkenverhangenem Himmel immer noch würdig aus.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • In diesem Fall muss ich sagen, dass ich die Zurückhaltung, die in dieser Fassade liegt, inzwischen deutlich positiver sehe,

    Das lässt sich dann wohl als architektonisches 'Stockholm-Syndrom' diagnostizieren. :zwinkern:
    Habe diese Erfahrung an anderen Orten mitunter auch schon gemacht...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Den gleichförmigen Dachabschluss finde ich einfach fürchterlich. Auch die Unterteilung zweier identischer Fassaden, nur durch einen minimal dunkleren Anstrich, finde ich wenig gelungen. So entsteht ein einziger steriler Riegel.

    Bei dem Staab-Bau kann ich keine Originalität erkennen. Staab macht doch immer das Gleiche. Aber vielleicht wirken die Häuser in der Realität auch besser, als auf den Bildern. Kann sein.

  • Gestern fiel mir auf, dass die Schinkelplatz-Fassaden der Bruno-Fioretti-Marquez-Bauten bei Sonnenschein einen differenzierten Schattenwurf zeigen, der die eigentlich recht flache Fassade wesentlich plastischer erscheinen lässt.

    Dein Foto bestätigt durchaus diesen Eindruck. Gleichwohl scheint in Berlin aber nicht allzu oft die Sonne, bei wolkigem und trüben Wetter - wie ich es zuletzt in Berlin erlebt habe - wirken diese Fassaden ziemlich trist und monoton. Sollte man eine Fassade nicht besser so gestalten, dass sie auch bei usseligem Wetter ihre Reize hat ??


    Bild: (C) Spreetunnel

  • Man hätte die Dächer ruhig etwas länger ziehen können, wenigstens beim Mittelbau. Dann hätte das Ganze abwechslungsreicher und aufgelockerter gewirkt. Auch hätte man für einen der Bauten eine warme Farbe wählen sollen, z.B. helles Ocker, um die Fassaden stärker abzugrenzen.


    An sich kann ich mittlerweile aber auch halbwegs mit der Zeile leben, angesichts der Hoffnung auf die Bauakademie und die bald vollendeten Schlossfassaden.

  • Auch hier will ich noch etwas von mir, auf der Westseite der Friedrichswerderschen Kirche:




    In den Häusern an der Oberwallstraße sind noch jede Menge Wohnungen zu haben, also ran, wer kann!

  • Snork: Danke für die Fotos, die Bauten sind allerdings nicht von Bruno-Fioretti-Marquez, die im Wettbewerb gekürt wurden, sondern vom Münchner Büro Steidle, die danach beauftragt worden sind. (Klugscheiß-modus aus)

    Einmal editiert, zuletzt von aldilette (27. März 2017 um 09:23)

  • Also, ich finde, es sieht wirklich sehr skurril aus, dass man so "hautnah" dicht an die Westseite des Kirchengebäudes herangebaut hat... Das Tageslicht wird in der schmalen Ritze ja völlig weggeschluckt! Der Neubau an sich sieht ja gar nicht schlecht aus - aber einige Meter mehr Abstand hätten der gesamten Optik sowie der Wirkung des Lichteinfalls besser getan.

  • Das ist jetzt aber sehr modernistisch-funktionalistisch argumentiert. Fehlt nur noch, dass Du dich über die durch die Neubauten verursachten Schäden an der Schinkel-Kirche aufregst. Hier ging es um die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses! Diesem Ziel ist alles, aber auch wirklich alles andere unterzuordnen.

  • Ich bin insgesamt halbwegs zufrieden mit dem Block an der Friedrichswerderschen Kirche. Finde es auch gut, dass man wieder direkt an die Kirche herangerückt ist. Den Patzschke-Bau empfinde ich aber als Beleidigung für's Auge und als Entwürdigung der Kirche. Ich liebe ja klassische Architektur, aber wenn ich so was sehe, ziehe ich einen schlichten, aber stilsicheren modernen Bau vor. Für mich ist das Allerwelts-Kitsch, der der klassischen Renaissance-Bewegung mehr schadet als nützt. Es ist doch beschämend, dass man als klassisch versierter Architekt, an diesen besonderen Ort so einen beliebigen Müll hinklotzt, ohne in irgendeiner Form auf diesen Ort und seine Geschichte einzugehen.

  • Na, da bin ich aber mal gespannt, was man dem Frosch nun hier vorwerfen wird. ;) Ich hatte letztens lediglich die billige Bauausführung kritisiert, mit Begründung warum, und mir ist man an die Kehle gesprungen.
    Frosch setzt da ja noch ein, zwei vielleicht sogar drei Schippen drauf, indem er generell den Patzschke Bau als "Beleidigung", "Kitsch" und "Müll" bezeichnet.

  • Für mich ist das Allerwelts-Kitsch...

    Mit "Allerwelt" meinst du "Klassik-Liebhaber" wohl, dass man solche Bauten in aller Welt sehen kann...außer in Deutschland und seiner Hauptstadt?
    Es wäre doch eine enorme Aufwertung von Berlin-Mitte, wenn man im ganzen Bezirk in einem solchen Stil bauen würde....z.B. anstelle der Bauten am Schinkelplatz-

    Frosch setzt da ja noch ein, zwei vielleicht sogar drei Schippen drauf, indem er generell den Patzschke Bau als "Beleidigung", "Kitsch" und "Müll" bezeichnet.

    Stimmt, und mit keinem einzigen Argument; nur haufenweise billige Polemik, die offensichtlich provozieren soll.

    3 Mal editiert, zuletzt von newly (7. April 2017 um 12:36)

  • Noch einmal: Es gibt keine Bruno-Fioretti-Marquez-Bauten am Schinkelplatz. Die Bauten südlich der Kommandantur sind von Steidle (statt BFM), Staab und Brenner.
    Die Kritik am Patzschke-Bau erscheint mir auch völlig überzogen und rein polemisch motiviert: Das Gebäude vereint in meinen Augen schließlich auf höchstem Niveau die Nachteile moderner Bauweise (bezüglich Materialien und Details ihrer Fügung) und heutiger Renditeerwartungen (bezüglich Raumhöhen, Proportionen, Materialien und dem Geld, was für die Planung der Details ihrer Fügung ausgegeben wird) mit den Nachteilen historischen Städtebaus (wenig Licht, Luft und Sonne, kein Platz fürs SUV) zum Schaden eines herausragenden Baudenkmals (um die SUVs und Porsches der Klientel im Erdreich unterbringen zu können) und dürfte daher schon in wenigen Jahren als ein signifikantes Beispiel für die Probleme unserer Zeit unter Denkmalschutz gestellt werden ;)

    5 Mal editiert, zuletzt von aldilette (7. April 2017 um 12:18)

  • @aldilette Danke für den Hinweis bezüglich BFM, anonsten überzeugt mich deine Kritik überhaupt nicht.

    Es ist doch nicht nachvollziehbar, warum es beim Patzschke-Bau trotz der vielen (auch bodenlangen) Fenster "wenig Licht, Luft und Sonne" und damit die "Nachteile historischen Städtebaus" geben soll.
    Die Alternative wäre dann wohl, dass die Straßenfront fast nur noch aus Fensterglas bestehen soll (wie beim angrenzenden Gebäude)...mit all den Problemen, die dies (zumal bei Wohngebäuden) mit sich bringt.

    Und die o.g. "Nachteile moderner Bauweise" gibt es bei den angrenzenden modern gestalteten Bauten natürlich genauso. Auch diese mussten Renditeerwartungen durch Raumhöhen, Proportionen usw. erfüllen und wurden nicht zum reinen Selbstzweck gebaut.

  • Da hast Du Recht, Newly, weswegen mich auch die Nachbarhäuser nicht zu überzeugen vermögen (und die vermaledeite Tiefgarage ist in ihrer Größe natürlich sowieso unabhängig vom Patzschke-Haus zu verurteilen). Der Bauwert-Block ist einfach insgesamt ein Murks, der besser nicht entstanden wäre, zumal die Architektur sukzessive immer schlechter wurde, von Überarbeitungsrunde zu Überarbeitungsrunde. Vielleicht ist auch deswegen Chipperfield rausgeflogen oder ausgestiegen, weil die Realisierung immer weniger Qualität erhoffen ließ bzw. seine Planung nicht zum Sonder(müll)preis zu realisieren gewesen wäre. Aber ich will Dir das Projekt nicht schlechtreden, wenn Du Dich dran erfreuen kannst, bitte schön, das sei Dir gegönnt. Nur dieses noch, unabhängig von Geschmacksfragen: Geh doch bei Gelegenheit mal nach nebenan, zum Staab-Haus am Schinkelplatz, und klopfe mal an die Wände, schau Dir die Oberflächen an, die Details, die Fenster, Türen etc., dann wirst Du gewiss eine Ahnung davon bekommen, was ein solide gebautes Haus von einem Pappmaché-Gebilde unterscheidet.

  • Na, aldilette, ein Bau aus Vollbeton ist natürlich solide. Das wären Stahlplatten oder Hartplastik aber auch. Dabei ist Stahlbeton für Wohnungsbau eines der schlechteren Materialien (Raumklima, Handyempfang usw.) aber man kann nach einem Abbruch wenigsten Straßenschotter draus machen und muss es nicht für 236 €/m3 (Preis letzte Woche für Baupolysterol) an der Deponie abgeben.

    Die Schmähung "historischen Städtebaus" kann ich nicht nachvollziehen. Gemeint ist wahrscheinlich der gründerzeitliche, denn z. B. barockem Städtebau könnte man solche Nachteile in "Licht, Luft und Sonne" nicht andichten. Am Ende ist der gründerzeitliche eben doch der beliebteste und macht - mit wenigen Ausnahmen - alle bestbehaltesten Wohngebiete Berlins aus. Die angeblichen Nachteile, die aldilette aufführt, scheinen die Wohnungsnutzer mit Geld und Komfortansprüchen nicht zu stören.

  • Kronprinzengärten

    Oberwallstraße

    Friedrichswerdersche Kirche und die emporwachsenden Bauten zwischen Werderschem Markt und Schinkelplatz.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)