• Ja, wirklich schön. Die Klein- und Mittelstädte sind in Deutschland seit Ende des 2. Weltkriegs den Großstädten ästhetisch meist haushoch überlegen. Stahl, Glas und Beton lassen einfach keine weihnachtliche Stimmung aufkommen. Wobei die abendliche Dunkelheit noch mildernde Umstände schafft - tagsüber ist modernistische Architektur noch unerträglicher.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zwar beginnt die schwäbisch-alemannische Fastnacht erst am 6.Januar
    und nicht am 11.11. , doch dieses Farbfoto (!) aus dem Jahre 1930 zeigt
    die wunderschöne Symbiose des traditionellen Rottweiler Fastnachtsbrauchtums
    mit der mittelalterlichen Stadt (hier in der Flöttlinstorstraße)


    um 1930


    2001

  • Fasching!

    Danke für das alte Farbfoto! Ich habe beide Fotos verglichen, aber irgendwie frage ich mich, ob es sich hierbei um die selbe Straße handelt. Irgendwie sehen die Häuser für mich komplett unterschiedlich aus. Die Giebelchen ebendso.

  • Exilwiener: Also mir scheinen die beiden Photos schon dieselbe Straße abzubilden, wenn auch mit leicht unterschiedlichem Blickwinkel und Bildausschnitt. Das Gebäude ganz rechts auf dem historischen Photo mit dem "Pflug-Bräu" Schild scheint mir das "Gasthof zur alten Post" auf dem neuen Photo (wenn auch mit verschlimmbessertem Erdgeschoss) zu sein, oder täusche ich mich da?

  • Das Neubauvorhaben Hochturmgasse 17 in Rottweil sorgt wie andere laufende und fertig gestelle Projekte der jüngsten Vergangenheit in Rottweils Kernstadt für Kritik:

    Anwohner der Hochturmgasse sind entsetzt über die Genehmigung der Baupläne in der Hochturmgasse 17. Im Jahr 2006 waren die Pläne, dort ein drei- bis vierstöckiges Gebäude zu errichten noch abgelehnt worden. Der jetzt genehmigte Plan sieht einen modernen, zweistöckigen Bau vor. Die Verwaltung argumentiert für den Neubau, dass schließlich schon in den 1960er Jahren dort ein modernes Einfamilienhaus erbaut worden sei. Die Anwohner kritisieren, dass denkmalschutzrechtliche Bauvorschriften außer Kraft gesetzt wurden und die Veränderungssperre aus dem Jahr 2006 wieder aufgehoben wurde: "Kann es sein, dass einem Großteil der Stadtverwaltung, des Gemeinderats und des Sanierungsbeirats so wenig an der ältesten Stadt Baden-Württembergs liegt, dass sie eine derartige Bebauung an so einem sensiblen Punkt zulassen?".



    Anmerkung: Sobald mir öffentliche Ansichten des Neubaus vorliegen, reiche ich diese nach.


    LESERBRIEFE

    22.03.2009

    Baugenehmigung widerspricht allen Beschlüssen

    Zur Baugenehmigung in der Hochturmgasse Rottweil

    Nicht nur die Anwohner der Hochturmgasse sind entsetzt und haben kein Verständnis für die erfolgte Genehmigung des Bauvorhabens. Für jeden Rottweiler Bürger, der ein Gefühl für seine historische Stadt hat, ist diese Entscheidung unbegreiflich und nicht nachvollziehbar!

    Wofür wurden eigentlich mit viel Herzblut und Engagement die "Örtlichen Bauvorschriften" für die historische Innenstadt erarbeitet? In den allgemeinen Grundsätzen hierzu ist z.B. nachzulesen, dass die Traufstellung unbedingt beizubehalten ist und nur in besonders zu begründenden Einzelfällen zugelassen werden darf. Oder dass alle baulichen Maßnahmen so auszuführen sind, dass das vorhandene Straßen- und Ortsbild nicht beeinträchtigt wird!

    All diesen Ausführungen widerspricht das nunmehr genehmigte Bauvorhaben. Eine Genehmigung, die hauptsächlich auf Ausnahmeregelungen beruht, konterkariert die gesamte Gestaltungssatzung. Ausnahmen von diesen Vorschriften sollten auch Ausnahmen bleiben und nicht zur Regel werden!

    Wenn die Stadtverwaltung diesen Fremdkörper in direktem Blickwinkel auf den Hochturm auch noch als wünschenswert ansieht, muss man sich fragen, ob hier vergessen wurde, dass sich Rottweil als historische Stadt mit gut erhaltenem mittelalterlichen Stadtbild versteht und dementsprechend auch beworben wird!

    Was bereits vorhandene moderne (z.T. nicht einsehbare) Gebäude betrifft: Diese schon existierenden Sündenfälle jetzt als Rechtfertigung heranzuziehen, ist geradezu absurd!

    Vielleicht glauben manche der Entscheidungsträger in Verwaltung und Gemeinderat, dass sie mit dieser Zustimmung zeigen, wie modern sie doch sind - tatsächlich laufen sie jedoch nur dem modernistischen Zeitgeist nach und schaden unserer Stadt!

    Christl Hönig-Engelhardt, Rottweil

    --------------------------------

    22.03.2009

    Bauverwaltung fehlt Sachkompetenz oder Durchsetzungskraft

    Zur Baugenehmigung in der Hochturmgasse Rottweil

    "Die Veränderungssperre für das Flurstück 17 oben in der Hochturmgasse wurde vor drei Jahren damit begründet, dass das geplante Gebäude von seiner Baumasse und seiner Stellung her weder in den historischen noch in den topografischen Kontext passe. Im Gemeinderat wurden deshalb drei einfache Kriterien für eine Neubebauung aufgestellt: -das Gebäude soll traufständig sein -die Gebäudegröße könne respektabel, aber gegliedert und nach oben abgestaffelt sein -der südliche Garten darf nicht bebaut werden.

    Die nun genehmigte Bebauung entspricht diesen Kriterien nicht. Sie wird das Bild der Hochturmgasse und den einzigartigen Blick aus der Gasse zum Hochturm nachhaltig negativ verändern. Alle damaligen Bemühungen hätte man sich sparen können. Offensichtlich fehlt der Bauverwaltung heute Sachkompetenz oder Durchsetzungskraft und Mut um so etwas zu verhindern."

    Andreas Haas, Tübingen

    ------------------------

    18.03.2009

    In keinster Weise die historische, umgebende Bebauung der Gasse und der Stadt Rottweil berücksichtigt

    „Von der Waldtorstraße / Flöttlinstorstraße zum Hochturm steil ansteigend, in ihrer unteren Hälfte aufgeweitet und beidseitig mit traufständigen Wohnhäusern (14. – 18. Jahrhundert) bebaut.“ (Ortskernatlas Baden-Württemberg, Stadt Rottweil S. 48 Hochturmgasse)

    Diese seit Jahrunderten tradierte Bauweise mit ihrer von vielen Touristen bestaunten Perspektive wird es bald nicht mehr geben: Mit der jetzigen Veränderung auf dem Flurstück Nr. 17 ist ein giebelständiges Haus geplant und genehmigt mit einer Höhe von 12 Metern, welches in keinster Weise die historische, umgebende Bebauung der Gasse und der Stadt Rottweil berücksichtigt. Die Höhe ist für die bestehende Bebauung der Gasse nicht unüblich, an diesem steil ansteigenden letzten Stück der Hochturmgasse jedoch schlicht unpassend.

    Der obere Teil der Hochturmgasse wird mit Genehmigung der Stadt und des Gemeinderates bald ein Haus haben, das nicht traufständig, sondern mit dem Giebel zur Straße steht. Hinzu kommt noch, dass bei der Genehmigung dieses Bauwerkes fast alle denkmalschutzrechtlichen und örtlichen Bauvorschriften der Stadt Rottweil mit einer Ausnahmeregelung außer Kraft gesetzt wurden.

    Das Gebäude ist baulich für die Hochturmgasse eine genauso große Katastrophe wie der Neubau in der Konrad-Witz-Straße, jedoch steht die Hochturmgasse in einem historisch und auch touristisch gesehen ganz anderen Focus.

    Schon 2006 reichte der damalige Käufer des Grundstückes eine Planung ein, die für diesen besonders geschützten städtischen Bereich zu groß dimensioniert war. Die Anwohner der Hochturmgasse setzten sich damals zur Wehr und erreichten, dass eine Veränderungssperre erteilt wurde um einen Bebauungsplan aufzustellen. Aufgrund dieser Regelung gingen die Bewohner davon aus, dass sie bei der Aufstellung des Bebauungsplanes zumindest gehört werden würden.

    Diese Veränderungssperre wurde jedoch mittlerweile auf nicht nachvollziehbare Weise aufgehoben. Ein Bebauungsplan wurde nicht erstellt und die angekündigte Transarenz nicht eingehalten.

    Mit der Bauvoranfrage der jetzigen Bauherrinnen, die wesentlich anderes aussah als die jetzige Planung, wurde der Beschluss einen Bebauungsplan aufzustellen vom Gemeinderat aufgehoben. Damit wird Willkür möglich. Mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes hätte es die Möglichkeit gegeben, dem Gebot der Rücksichtnahme auf Nachbarn und den Altbestand Genüge zu tun den Gestaltungsvorgaben der Stadt zu entsprechen gleiches Recht für alle zu schaffen.

    Durch die jetzigen Vorgehensweise wird jedoch die Gestaltungssatzung wertlos. Jeder kann im Grunde ab sofort bauen wie er will, mit Verweis auf die Möglichkeiten in der Hochturmgasse.

    Für uns Anlieger ergeben sich einige Fragen. Warum wurde die Aufstellung eines Bebauungsplanes nicht weiter verfolgt? Wie kommt eine Befreiung von der Gestaltungssatzung zustande? Warum wurden den direkten Anliegern bei der Bauvoranfrage falsch dargestellte Lagepläne zugestellt? Kann es sein, dass einem Großteil der Stadtverwaltung, des Gemeinderates und des Sanierungsbeirates so wenig an der ältesten Stadt Baden-Württembergs liegt, dass sie eine derartige Bebauung an so einem sensiblen Punkt der Stadt zulassen?

    Unterzeichner :
    Barbara und Herbert Teufel, Raissa und Alois Duttenhöfer, Gertrud und Erich Hermle, Jutta und Hans-Joachim Schulze, Sigrun Schnitzer und Dr. Matthias Probst, Theresia Dreischulte-Klos und Hermann Klos, Helga und Hartmut Nester, Josef Gaßner, Heike und Uli Niefer, Vera und Dieter Broghammer, Irmgard und Lothar Egin, Martha und Rupert Rapp, Wolfgang Rapp, Peter Englerth. Alle wohnhaft Rottweil, Hochturmgasse.

  • :( Aber gute Leserbriefe!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • 25.03.2009
    Quelle: http://www.nrwz.de\r
    http://www.nrwz.de

    Erteilte Baugenehmigung für umstrittenes Innenstadtvorhaben kann nicht zurückgezogen werden
    "Fremdkörper" vor dem Hochturm kann und darf gebaut werden

    Von Peter Arnegger

    ROTTWEIL, 25. März - Kurz unterhalb des Hochturms, im historischen Stadtgebiet von Rottweil, läuft derzeit ein umfangreicher Umbau. Doch Anwohner und Andere laufen Sturm gegen den entstehenden "Fremdkörper", wie er in einem Leserbrief genannt wird, der massiv die Sicht aus der Hochturmgasse auf den Hochturm beeinträchtige. Die Stadt hat rechtlich aber keine Handhabe, denn der Bau ist längst vom zuständigen Gemeinderatsausschuss genehmigt. Jetzt will man das Gespräch mit dem Bauherrn suchen, ihn zu einer einvernehmlichen Lösung bewegen.

    Der Umbau mit Teilabbruch eines bestehenden Gebäudes verstößt in mehreren Punkten gegen die Gestaltungssatzung, die zum Schutz der historischen Innenstadt seinerzeit erlassen worden war. Doch der Bauaausschuss hat den Umbau dennoch genehmigt. Heute heißt es, dass die vorliegenden Pläne und Unterlagen nicht ausgereicht hätten, die späteren Dimensionen des Gebäudes zu erkennen. Dem will die Stadtverwaltung künftig abhelfen, bei sensiblen Innenstadt-Bauvorhaben soll es bald 3D-Simulationen oder ganze Modelle geben.

    Schuldzuweisungen und Schuldeingeständnisse am Mittwoch, wiederum im Bauausschuss: Stadtrat Heinz Vogt sieht die Schuld schon bei der Stadtverwaltung. Er ist immerhin der einzige im Gremium, der für sich in Anspruch nehmen kann, damals gegen das aktuelle Bauvorhaben gestimmt zu haben - wenn auch aus anderen Gründen, als denen, die heute den Bürgerprotest hervorrufen. Ihm haben damals Lichtbänder nicht gefallen, mit denen der Bauherr das 25 Meter lange, von der Hochturmgasse weg führende Dach untergliedern wollte. Doch der Ausschuss stimmte nach langen Diskussionen dem Bauvorhaben zu.

    Heute geht es in erster Linie um die bald fehlende Sichtverbindung aus der Gasse zum Hochturm. "Das ist unser Hauptproblem", wie FDP-Stadtrat Manfred Geiger festhielt. Doch der Gemeinderat hat noch ein Problem: "Das Kind ist im Brunnen, wir haben unsere Chancen verpennt", wie CDU-Mann Herbert Sauter sagte. Es darf nämlich, dank rechtskräftiger Genehmigung, gebaut werden. Und es wird bereits gebaut.

    Anwohner empfinden den geplanten Bau insgesamt als viel zu massiv für den oberen Teil der Gasse, für das letzte Haus vor dem Hochturm. In einem Leserbrief dazu heißt es: "Der obere Teil der Hochturmgasse wird mit Genehmigung der Stadt und des Gemeinderates bald ein Haus haben, das nicht traufständig, sondern mit dem Giebel zur Straße steht. Hinzu kommt noch, dass bei der Genehmigung dieses Bauwerkes fast alle denkmalschutzrechtlichen und örtlichen Bauvorschriften der Stadt Rottweil mit einer Ausnahmeregelung außer Kraft gesetzt wurden."

    Das Problemmit dem Giebel sehen Gemeinderäte und Verwaltung übrigens so nicht. "Das Haus passt in die lockere Bebauung", erklärte etwa FWV-Stadtrat Hermann Breucha. "So schlecht ist das Bauvorhaben nicht, moderne und neue Architektur kann sich hier sehr wohl einfügen." Heide Friederichs von FFR plus Grüne /PRoFI pflichtete bei: "Wir dürfen die Innenstadt auch nicht historisch tot machen." Und das Bauamt teilt in der Sache mit: "Im Übrigen ist ein giebelständiges Haus an dieser Stelle vertretbar, weil in unmittelbarer Nachbarschaft ebenfalls eine giebelständige Bebauung vorzufinden ist."

    Die Stadt will nun versuchen, nochmal mit dem Bauherrn zu reden und ihn zu einer Änderung des Bauvorhabens zu bewegen. Weitere rechtliche Mittel stehen ihr nicht zur Verfügung.

    So konnte auch Vogt nicht mehr als einen moralischen Apell an den Bauherrn richten: "Es kann nicht im Interesse der Bauherrschaft liegen, ein störendes und ungewolltes Bauvorhaben zu errichten", sagte er. "Die Leute müssen doch später zusammenleben", appellierte Vogt.

    Hinter den Kulissen gibt es auch bereits Streit zwischen früheren und heutigen Bauamtsmitarbeitern. So verwehrt sich etwa Bauamtschef Thomas Burzan gegen Vorwürfe des früheren Rottweiler Stadtarchitekten Andreas Haas, die dieser in einem Leserbrief vorbringt. Dieser behauptet: "Offensichtlich fehlt der Bauverwaltung heute Sachkompetenz oder Durchsetzungskraft und Mut um so etwas zu verhindern." Es geht da um eine Veränderungssperre, mit der 2006 eine noch massivere, 4-geschossige Bebauung auf dem Grundstück verhindert worden war. Diese Sperre lief aus, auch einen Bebauungsplan gibt es - für das eine Grundstück - bis heute nicht. Burzans Amt lässt heute verlauten: "Der damals zuständige Abteilungsleiter für Stadtplanung (gemeint ist Haas, Anm. d. Red.) teilte in einer E-Mail vom 13.10.2006 mit, dass 'das im Aufstellungsbeschluss dargestellte Plangebiet stabil' ist und er einen Bebauungsplan daher nicht für erforderlich hält."

  • Kann oder will man nicht?


    Das Kind ist wissentlich in den Brunnen gefallen und keiner will es gewesen sein! Ich habe meinen Augen nicht getraut, als ich die Visualisierung des Neubaus gesehen haben. Rottweil gehört zu den Städten mit dem besterhaltenen Stadtbildern Südwestdeutschland. Mit welcher Überheblichkeit, Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit, Inkompetenz und Dreistigkeit hier die Entscheidungsträger agieren ist wieder einmal unfassbar. Hier wird eines der letzten Kleinode erneut einem reaktionären, provinziellen Modernismuswahn preisgegeben. Rottweil braucht -so wenig wie andere historische Stadtbilder auch- definitiv keine Kontraste durch modernistische Brüche im traditionellen Stadtensemble. Es kann nicht sein, dass man die besorgten Laien immer wieder mit dieser Floskel zu einer Offenheit gegenüber modernistischer Architektur an die Wand drängt. Es ist fatal und gefährlich, weil ohne Notwendigkeit dem Stadtbild peu à peu Schaden zugefügt wird, auch in Rottweil ist dies bereits ersichtlich. Wie sollen Menschen für dieses Ensemble langfristig motiviert werden, also etwas für dieses zu tun, wenn nebenan solche Bausünden zugelassen werden? Das Ganze ist kontraproduktiv.
    Dieser Bedarf an Modernismus, wie er hier als Experiment wieder zugelassen wurde, scheint mir typisch reaktionär und doktrinär für den Modernismus: Dem geschlossenen Ensemble muss partout noch ein kontrastierendes Implantat eingepflanzt werden. Solche politischen Vorgänge, wie sie an diesem Vorgang ersichtlich werden, sind aus meiner Sicht im übrigen mit Schuld an der Politikverdrossenheit.
    Man kann die wahlberechtigten RottweilerInnen deshalb nur bitten, dass sie bei ihrem kommenden städtischen Urnengang die Personen berücksichtigen, die sich für den Erhalt ihres Stadtbildes einsetzen und es nicht, wie Fehler der Vergangenheit zeigen, wiederholt leichtfertig verschleudern!

    Der Bedeutung Rottweils wegen wünsche ich mir eine offizielle Stellungnahme des Verein Stadtbild Deutschland e.V.

    Welcher Sinn und gesetzliche Wirkung hat eine erlassene Gestaltungssatzung, so der Bauausschuss sich darüber hinwegsetzt? Und welche Legitimität hat eine Baugenehmigung, die in wesentlichen Punkten einer Gestaltungssatzung widerspricht? Kann oder will man die Baugenehmigung nicht zurückziehen?

  • Anwohner der Hochturmgasse fordern die Rottweiler Stadtverwaltung nun in einem Leserbrief auf, die erteilten Baugenehmigungen für den Neubau Hochturmgasse 17 zurück zu nehmen und einen Baustopp zu verhängen: "Es ist eben nicht richtig, wie in den letzten Tagen von verschiedenen Stellen immer wieder behauptet wurde, dass es jetzt zu spät sei. Fehler können und müssen, wenn sie so gravierende negative Auswirkungen auf das Stadtbild haben, korrigiert werden. Oder wollen die Bauverwaltung und die Gremien die Verantwortung für eine weitere städtebauliche Entgleisung in der Stadt übernehmen, oder noch schlimmer: Wollen die Verantwortlichen das Risiko eingehen, dass an anderen Stellen in der Stadt Bauherren sich auf die erteilten Befreiungen berufen und damit die Gestaltungssatzung insgesamt in Frage stellen?".

    Ich wünsche der engagierten Rottweiler Bevölkerung Durchhaltevermögen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass seinerzeit in meiner Heimatstadt Villingen eine Schadensbegrenzung NICHT erwirkt werden konnte, die den Abbruch wertvoller Baudenkmale für MÜLLER-Drogeriemarkt verhindert hätte. An Schadensbegrenzung im Sinne des Stadtensembles war nicht zu denken, womit wenigstens die Fassaden erhalten geblieben wären. Bei streng wirtschaftlichem, investorenfreundlichem OB (Matuzsa) sowie Baubürgermeister (Fußhoeller) bestand ohne Gestaltungssatzung keine Chance. Die Verluste in Villingen sind enorm. Ein ganzes Quartier musste daran glauben. Hoffen wir, dass der eben gewählte neue OB von Rottweil (Bross) mehr Fingerspitzengefühl als sein Vorgänger aufweist und das laufenden Projekt, wenn nicht gekippt, so doch erheblich umgeplant wird!

    Ergänzend 17.4.09
    Bei Nichteinhaltung der Gestaltungssatzung wurden in der Vergangenheit auch bei geringen Verstößen Bauprojekte eingestellt
    oder Geldstrafen verhängt, teilweise über mehrere tausend Euro, oder es wurde sogar der Rückbau verlangt und durchgesetzt.

    ...

    Nun wurde die Bauverwaltung beauftragt, Gespräche mit den Bauherrinen zu führen. Falls diese nicht kurzfristig zum gewünschten
    Erfolg führen sollten, fordern wir die Verwaltung und die Gremien auf, die Baugenehmigung zurückzunehmen und einen
    Baustopp zu verfügen. Es ist eben nicht richtig, wie in den letzten Tagen von verschiedenen Stellen immer wieder behauptet
    wurde, dass es jetzt zu spät sei. Fehler können und müssen, wenn sie so gravierende negative Auswirkungen auf das Stadtbild haben,
    korrigiert werden. Oder wollen die Bauverwaltung und die Gremien die Verantwortung für eine weitere städtebauliche Entgleisung in
    der Stadt übernehmen, oder noch schlimmer: Wollen die Verantwortlichen das Risiko eingehen, dass an anderen Stellen in der Stadt
    Bauherren sich auf die erteilten Befreiungen berufen und damit die Gestaltungssatzung insgesamt in Frage stellen?

  • Quelle: http://www.nrwz.de\r
    http://www.nrwz.de

    28.04.2009,


    Gemeinderat entscheidet über Rückkaufoption
    Wird der Ärger in der Hochturmgasse am Mittwoch beigelegt?

    Von Peter Arnegger

    ROTTWEIL, 28. April - Am Mittwochnachmittag kommt der Umbau in der Hochturmgasse erneut vor den Rottweiler Gemeinderat. Der soll darüber befinden, ob die Stadt den Bauplatz samt Baustelle kauft, erklärte Bürgermeister Werner Guhl gegenüber der NRWZ. Denn die Anwohner laufen weiter Sturm gegen den Bau, wollen ihn nun weg haben.

    In einer ganzseitigen Anzeige in der NRWZ zum Wochenende - Titel: "Vom Ende einer historischen Gasse" - haben die Anwohner der Straße unter dem Hochturm erneut gegen den Umbau protestiert. Der füge sich so gar nicht ein in das historische Bild, verstoße gegen "wenige einfache Grundregeln", die sich in Rottweil "über die Jahrhunderte hinweg herausgebildet haben." Die lauteten: Traufständigkeit, dass also das Gebäude nicht mit der Giebelseite zur Straße steht, große und steile Dächer sowie hochformatige Einzelfenster.

    All diese Punkte weist der Umbau, der bereits in vollem Gange ist, nicht auf. Dennoch ist er längst genehmigt worden von Gemeinderat und Co., hat auch die Baugenehmigung der Stadtverwaltung. Die Umbaumaßnahme läuft völlig legal. Und ist eigentlich nicht mehr zu stoppen.

    Eigentlich. Denn die Anwohner der Hochturmgasse haben sich an die Stadt gewandt: Man möge Grundstück samt Baustelle darauf kaufen. Diese Forderung käme jedenfalls von den "Hardlinern" der Hochturmgassenanwohner, wie sie bei der Stadtverwaltung genannt werden.

    Mit Veränderungen am Umbauplan ist es nämlich nicht mehr getan. Wie Bürgermeister Werner Guhl berichtet, erwächst das eigentliche Problem bei dem Umbau daraus, dass das Gebäude einfach in den Vordergrund rücke, ob traufständig oder giebelständig. Und einen großflächigen Einschnitt ins Dach, um eine luftige Dachterasse zu erhalten, die den Blick auf den Hochturm freigäbe, das wollen die Bauherren nicht.

    Am Mittwoch befasst sich der Gemeinderat mit dem Problem also erneut, auf Druck der Anlieger. Nachgeben wird er diesem wohl kaum, müsste er dann doch zugeben, dass er bei der erteilten Baugenehmigung Fehler gemacht habe. Außerdem könnte der Rückkauf des Geländes - wenn die Eigentümer zum Verkauf überhaupt bereit sind - gut und gerne eine halbe Million Euro kosten, wie man bei der Stadtverwaltung schätzt. Ein Angebot der Eigentümer aber liegt noch nicht vor.

  • LESERBRIEF hierzu:


    28.04.2009

    Auslaufen der Veränderungssperre wurde schlicht versäumt

    Die Anwohner der Hochturmgasse, die sich im besonderem Maße für eine qualitätvolle Erhaltung ihres unmittelbaren Wohnumfeldes und der historischen Kernstadt einsetzen, verdienen besondere Anerkennung, wenn die Qualitäten der ältesten Stadt Baden-Württembergs von anderer Seite leichtfertig verwässert zu werden droht.

    Die Bauverwaltung kann die Planungsnotwendigkeit nicht negieren, wenn der Gemeinderat mit dem Erlass einer Veränderungssperre zuvor die Notwendigkeit zur Erarbeitung eines Bebauungsplans unmißverständlich klarstellte. Das Auslaufen der Veränderungssperre wurde schlicht versäumt.

    Die Wunschvorstellung in Gesprächen mit dem Bauherren auf entscheidende Änderungen seiner Planung hinzuwirken scheint reichlich naiv, denn welcher Bauherr würde die Planung seines (baulichen) Lebenstraums verändern, wenn er schon 3 Jahre seit Erlass der Veränderungssperre auf eine Baugenehmigung wartet.

    Christian Storch, Ravensburg

  • Ein Hoch auf diese Anwohner! :applaus:

    Die Beharrlichkeit, mit der sie sich trotz des ungehinderten Fortschritts der Bauarbeiten gegen die Verschandelung in ihrer unmittelbaren historischen Nachbarschaft wehren verdient grosses Lob. Und wieso ist die Stadtverwaltung so rueckgratslos? :boese:

  • In der Tat, Lob an die Anwohner und Unterstützer der Initiative.
    Erwartungsgemäß wird der Gemeinderat das Grundstück nicht zurück kaufen:

    Quelle:
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    Sitzung unter großer Bürgerbeteiligung
    Einstimmig: Gemeinderat lehnt Ankauf der Baustelle Hochturmgasse 17 ab

    Von Peter Arnegger

    ROTTWEIL, 29. April - Der Gemeinderat hat am Mittwoch einen Ankauf des Grundstücks Hochturmgasse 17 mit darauf befindlicher Baustelle einstimmig abgelehnt. Der Kaufpreis wird von Experten auf bis zu 600.000 Euro taxiert. Anlieger hatten die Stadt zum Kauf aufgefordert - um so eine ungeliebte Baumaßnahme lange nach ihrer Genehmigung und längst nach ihrem Beginn noch zu verhindern.

    Unterm Hochturm gibt es derzeit richtig Ärger - eine vom Sanierungsbeirat und vom Bauausschuss, aber auch vom Regierungspräsidium genehmigte und befürwortete Baustelle läuft - sehr zum Frust der Anlieger. Diese sehen die historische Gasse verschandelt, gar ihr Ende gekommen.

    Deshalb forderten sie von der Stadt, das Gelände samt Baustelle zu kaufen, für wenigstens eine halbe Million Euro, so wird geschätzt. Dieser Vorschlag wurde vom Gemeinderat am Mittwoch rundheraus abgelehnt - in Anwesenheit vieler Hochturmgassenbewohner.

    In einer ganzseitigen Anzeige in der NRWZ zum Wochenende - Titel: "Vom Ende einer historischen Gasse" - haben die Anwohner der Straße unter dem Hochturm erneut gegen den Umbau protestiert. Der füge sich so gar nicht ein in das historische Bild, verstoße gegen "wenige einfache Grundregeln", die sich in Rottweil "über die Jahrhunderte hinweg herausgebildet haben." Die lauteten: Traufständigkeit, dass also das Gebäude nicht mit der Giebelseite zur Straße steht, große und steile Dächer sowie hochformatige Einzelfenster.

    All diese Punkte weist der Umbau, der bereits in vollem Gange ist, nicht auf. Dennoch ist er längst genehmigt worden von Gemeinderat und Co., hat auch die Baugenehmigung der Stadtverwaltung. Die Umbaumaßnahme läuft völlig legal. Und ist eigentlich nicht mehr zu stoppen.

    Mit Veränderungen am Umbauplan war es nicht mehr getan. Wie Bürgermeister Werner Guhl berichtete, erwächst das eigentliche Problem bei dem Umbau daraus, dass das Gebäude einfach in den Vordergrund rücke, ob traufständig oder giebelständig. Und einen großflächigen Einschnitt ins Dach, um eine luftige Dachterrasse zu erhalten, die den Blick auf den Hochturm freigäbe, das wollen die Bauherren nicht.

    Die Anlieger haben ein zweites Eisen im Feuer, nachdem ihr Antrag auf Kauf abgelehnt wurde: Sie haben Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingelegt. Dieser liegt nun beim Regierungspräsidium, das zu einem Ortstermin am 14. Mai geladen hat.

    Unterdessen haben die Stadtverwaltung und einzelne Gemeinderäte die Anlieger zur Mäßigung aufgefordert. Ein provokant direkt unterhalb der laufenden Baustelle angebrachtes Protestplakat solle bis kommende Woche entfernt werden, mahnte Bürgermeister Guhl, andernfalls ließe die Stadt es rechtlich prüfen. Und FFRplusGrüne/PRoFI-Stadtrat Bernhard Pahlmann rief dazu auf, auf das laufende Mobbing gegen die Bauherren zu verzichten. Man sei nicht im Mittelalter, solle keine Prangermethoden anwenden.

    Die NRWZ zum Wochenende wird ausführlich berichten.

    Interessant und bezeichnend ist der letzte Abschnitt!
    In ein ähnliche Kerbe und mit Totschlagargumenten kommt folgender Leserbrief daher.
    Was ist bedeutender als das Erdbeben in der Partnerstadt, die Wirtschaftskrise oder die Schweinegrippe in diese Zeiten? So kann man auch Maulkörbe erteilen...^^

    30.04.2009

    Kleinbürgerlich und verbohrt

    Leserbrief zur Anliegeraktion in der Hochturmgasse

    Als ich die Berichte über den Ärger in der Hochturmgasse las und dann auch noch am Wochenende die Zeitungsanzeige der Anwohner in der NRWZ entfdeckte, hab ich mich so richtig geärgert. Gibt es eigentlich in dieser Stadt, ja auf dieser Welt. nicht Wichtigeres?

    Machen sich die Anwohner mit Ihren Aktionen nicht lächerlich? In Italien gibt es eine Partnerstadt, die eine richtige Katastrophe erlebt hat und in Rottweil machen sich Anwohner über die angeblich Erhaltung Ihrer Strasse Sorgen. Für mich ist das kleinbürgerlich und verbohrt.

    Thomas Rex, Rottweil

  • Wie immer.

    Das mögen die Verantwortlichen überhaupt nicht, wenn man nach der Rechtmäßigkeit und Angemessenheit ihrer Entscheidungen fragt. Sie sind es gewöhnt, sich überall mit ihren Ellenbogen durchsetzen zu können.

    Was erlauben sich da manche Bürger? Wollen die etwa mitreden bei der Frage, wie es in ihrer Stadt, in ihrer Straße aussieht? Soweit kommt es noch! Natürlich wird die willkürlich anmutende Herrschaft der Stadtoberen durchgedrückt, die Meinung der Bürger hat nicht zu interessieren. Und wenn nicht gleich alle still sind, dann werden sie mit juristischen Mitteln bekämpft ("die Rechtmäßigkeit des Plakates prüfen").
    (Allen Lesern dürfte klar sein, welche Teile ironisch sind.)

    Ich empfinde es als eine Sauerei, so mit den für ihre Stadt engagierten Bürgern umzugehen. Die Verantwortlichen wissen ganz genau, dass sie hier falsch entschieden haben. Aber ihr Stolz ist ihnen wichtiger als der Schutz des Stadtbildes.

    Das Plakat ist absolut in Ordnung. Wenn die Verantwortlichen zu ihren Entscheidungen stehen, dann sollen sie die Fragen beantworten. Wenn sie Duckmäuser sind, dann werden sie den berechtigten Fragen ausweichen und alle möglichen Wege finden, sich aus der Affäre zu ziehen. Das kann ihnen nicht zur Ehre gereichen, sondern wird ihre Unlauterkeit offensichtlich machen.

  • 10.06.2009


    Beschluss auf einen Antrag der Fraktion FFRplusGrüne/PRoFI hin
    Modelle und 3D-Animationen: Bauausschuss wird künftig besser informiert

    Von Peter Arnegger

    ROTTWEIL, 10. Juni - Der Ärger über die genehmigte Umbaumaßnahme in der Hochturmgasse in Rottweil hat konkrete Auswirkungen. Der Bauausschuss beschloss ein künftig anderes Vorgehen im Vorfeld seiner Beratungen über Baugenehmigungen.

    Im Fall der Hochturmgasse, deren Umbau Anwohner erzürnt hatte, war noch von den Stadträten bemängelt worden, nicht ausreichend informiert worden zu sein vor der Abstimmung über das Umbauvorhaben, und keine vorstellbaren Detailunterlagen bekommen zu haben. Dies soll sich nun ändern. Auf Antrag der Fraktion FFRplusGrüne/PRoFI wird es künftig einen zeitlichen Abstand von acht Tagen zwischen den beratenden Sitzungen des Sanierungsbeirats und den entscheidenden des Bauausschusses geben. Bislang tagte der Ausschuss nur einen Tag nach dem Beirat, ein Austausch von Informationen unter den beteiligten Räten war so kaum möglich.

    Zudem soll das Bauamt unter Leitung von Thomas Burzan den Räten schriftliche Erläuterungen mit wesentlichen Inhalten über das geplante Bauvorhaben zustellen. Besonders etwa die Abweichungen zur festgelegten Gestaltungssatzung für die Innenstadt sollen dargelegt werden. Bislang gab es dazu nur einen mündlichen Vortrag in den jeweiligen Sitzungen samt anschließender Diskussion unter einem gewissen Zeitdruck.

    Außerdem soll es, "wenn zweckdienlich", so nennt es die Verwaltung, Modelle, dreidimensionale Pläne und Visualisierungen geben. So auch etwa ein Lattengerüst vor Ort. All das gilt nur für die Innenstadt, für die die Örtlichen Bauvorschriften für den historischen Stadtkern gelten. Außerhalb dieses Gebiets kann die Verwaltung die für den Bauherren zumeist kostenpflichtigen Zugaben nicht verlangen. Außerhalb ist die Landesbauordnung zuständig, die solcherlei Forderungen an den Bauherren nicht vorsieht.

    Leserbriefe hierzu:

    11.06.2009

    Zu unserem Artikel 'Modelle und 3D-Animationen: Bauausschuss wird künftig besser informiert' hat uns die folgende Zuschrift erreicht:

    Defizite sind nicht nur mit besseren Sitzungsvorlagen zu beheben

    Trotz der erfolgten Baugenehmigung für das Grundstück an der Hochturmgasse kann die Debatte über qualitätvollen Städtebau und Baugestaltung in Rottweil sicher noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden, offenbarten sich doch Defizite, die wohl nicht nur mit besseren Sitzungsvorlagen zu beheben sind.

    Die Forderungen nach Modellen und CAD-Animationen sind nicht neu - für die vorangegangene Planung eines Bauträgers lag bereits ein Modell vor. Diese Darstellungsmethoden als Allheilmittel zu betrachten ist sicherlich unzutreffend, da beiden Darstellungsarten systemimmanente Nachteile zueigen sind, die eine Beurteilung durch eine kompetente Bauverwaltung nicht obsolet werden lassen. Außerdem hat die Bauordnungsbehörde bei jedem (!) Bauvorhaben die Möglichkeit ergänzende Unterlagen einzufordern, wenn sie für die Beurteilung notwendig sind.

    Die Bauverwaltung scheute bisher offensichtlich diese Forderungen auszusprechen, weil sie wohl fürchtete, Investoren zu gängeln und sich dem Vorwurf der Unangemessenheit und Überregulierung ausgesetzt sah. Es ist bedauerlich, dass man durch die umstrittene Bebauung an der Konrad-Witz-Straße wohl nicht dazu gelernt hat. Verwaltung und Gemeinderat müssen sich vielmehr wieder auf das Gemeinwohl besinnen, vor dem Investoreninteressen in den Hintergrund zu treten haben, und dafür wieder stärker Kompetenz und Verantwortlichkeit deutlich machen, statt sich hinter Äußerungen ehemaliger Mitarbeiter und ungenügenden Sitzungsvorlagen zu verstecken.

    Christian Storch, Ravensburg


    12.06.2009

    Mehr Transparenz muss her!

    Wenn die bisherigen Gemeinderatsmitglieder es mit ihren Wahlkampfaussagen der vermehrten Bürgerbeteiligung ernst meinen, fällen sie am 24. Juni keine Entscheidungen mehr über die Zukunft der Innenstadt! In dieser Gemeinderatssitzung, in alter Besetzung, soll über die wesentlichen Veränderungen in der Stadtmitte Rottweils entschieden werden. Warum diese Eile? Warum muss Rottweils neuer Gemeinderat und neuer Oberbürgermeister mit „Beschlüssen in letzter Minute“ ihrer Vorgänger umgehen?

    Und wo bleibt die ausführliche Bürgerbeteiligung? Wenn damit eine einmalige Führung durch die Modelle der Preisträger im Dominikanermuseum und die Vorstellung in der Presse gemeint ist, habe ich davon eine andere Auffassung. Es muss eine größere Transparenz her! Hat der bisherige Gemeinderat öffentlich gemacht zu welchem der Vorschläge er tendiert? Wo gibt es Diskussionsforen mit sachkundigen Bürgerinnen und Bürgern, dem GHV und dem ÖPNV Betreiber? Wo werden Vorschläge öffentlich gesammelt und fließen in die Planungen mit ein?

    Warum beschließt der Gemeinderat nicht, dass eine Bürgerversammlung einberufen wird, in der die Entwürfe vorgestellt und darüber diskutiert werden kann? Die niedrige Wahlbeteiligung wird beklagt. Nur Bürgerinnen und Bürger die sich ernst genommen und gut informiert fühlen identifizieren sich mit ihrer Stadt und gehen dann auch wählen, weil’s was bringt!

    Petra Karnowka, Rottweil

    Quelle: http://www.nrwz.de\r
    http://www.nrwz.de
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    17.06.2009

    Protest-Bauschild der Anlieger kann stehen bleiben
    Kein Baustopp in der Hochturmgasse

    Von Peter Arnegger

    ROTTWEIL, 17. Juni - Die Bauarbeiten beim umstrittenen Umbau in der Hochturmgasse ruhen. Das aber hat nur organisatorische Gründe, versichert die Stadtverwaltung. Keinesfalls habe die Bauherrin nach Anwohnerprotesten das Handtuch geworfen. Und ein Protest-Bauschild, das Anwohner direkt vor die Baustelle gestellt haben, kann entgegen einer Drohung von Bürgermeister Guhl stehen bleiben.

    Die Stadt hat offenbar keine rechtliche Handhabe, das Schild, das auf einem Nachbargrundstück des Hauses Nummer 17 in der Hochturmgasse steht, entfernen zu lassen. Frank und frei äußern die Anwohner darauf ihre Meinung. Sie sehen das "Ende einer historischen Gasse" gekommen, wenn der Umbau der 17 wie geplant und genehmigt erfolge. Sie fordern einen baustopp, den sie allerdings vor dem Gemeinderat zuletzt nicht haben durchsetzen können. Gerüchten zufolge klagen die Anlieger gegen die Genehmigung des Umbaus, ein entsprechendes Ersuchen gegenüber dem Regierungspräsidium aber war nicht erfolgreich.

    Ende April hatte Bürgermeister Werner Guhl die Anwohner aufgefordert, das provokante Protestschild zu entfernen. Andernfalls ließe die Stadt die Sache rechtlich prüfen. Das hat sie nun getan. Und kommt zu dem Ergebnis: Gegen das Schild kann sie nichts machen.

    Die von den Nachbarn so angegangene Bauherrin macht unterdessen weiter, setzt den genehmigten Umbau fort. Dass der Kran, der zuletzt noch dort stand, abgebaut ist und dass die Arbeiten im Moment ruhen, das habe organisatoriche Gründe, erklärt Tobias Hermann, Pressesprecher der Stadt, nach einem Check der Lage und auf Anfrage der NRWZ. "Am genehmigten Bauvorhaben ändert sich dadurch nichts", so Hermann.

    Quelle: http://www.nrwz.de/v5/rottweil/00027376/\r
    http://www.nrwz.de/v5/rottweil/00027376/

  • Die Verwaltung will eine Weichenstellung, vorschnell und nicht-öffentlich, in Rottweil läuft derzeit einiges aus dem Ruder...so scheint es! :schockiert:

    22.06.2009

    Gemeinderat am Mittwoch
    Innenstadtumbau: Stadt will nicht-öffentlich beraten und entscheiden

    Von Peter Arnegger

    ROTTWEIL, 22. Juni - Am kommenden Mittwoch steht der Wettbewerb zur Umgestaltung der Rottweiler Innenstadt auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Allerdings will man im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung entscheiden. Und zwar über die Beauftragung eines von zwei favorisierten Architektenbüros und zuvor noch über einen Antrag der Fraktion FFRplusGrüne/PRoFI, welche die Entscheidung überhaupt vertagen will.

    Es ist noch der "alte" Gemeinderat und er tagt unter Führung eines Stellvertreters: Bürgermeister Werner Guhl leitet die Sitzung für den schon abwesenden OB Thomas J. Engeser und den noch nicht anwesenden Ralf Broß. Und der neue Gemeinderat soll erst am 29. Juli zu seiner ersten, zur konstituierenden Sitzung zusammentreten.

    In dieser Übergangssituation soll eine der wichtigsten Entscheidungen fallen - für eines von zwei Planungsbüros, das dann mit der Umgestaltung der Rottweiler Innenstadt beauftragt wird. Details werden später, vom neuen Gemeinderat und dem neuen Oberbürgermeister besprochen und festgelegt, doch die erste wegweisende Entscheidung ist die für eines der Architektenbüros.

    Genau deshalb wollen die Stadträte von FFRplusGrüne/PRoFI um Sprecherin Heide Friederichs die Debatte vertagen. Über ihren entsprechenden Antrag wird am Mittwoch abgestimmt. Das in nicht-öffentlicher Sitzung.

    Friederichs und Co. befürchten, dass den Bürgern zu wenig Mitsprache in der Sache eingeräumt wird. Sie sehen die geringe Wahlbeteiligung bei den jüngsten Kommunalwahlen - nicht einmal jeder Zweite hat seine Stimme abgegeben - als Indiz dafür, dass es den Bürgern an Identifikation mit und Akzeptanz der Kommunalpolitik fehlte.

    Der Pressesprecher krank, der Bürgermeister sehr beschäftigt: die NRWZ konnte bislang niemanden seitens der Stadt für eine Stellungnahme erreichen, vor allem zu der Frage, warum nicht-öffentlich entschieden werden solle, nicht nur über die Auftragsvergabe, die meist nicht-öffentlich läuft, sondern auch über die Anträge wie den von FFRplusGrüne/PRoFI. Sobald die Stellungnahme der Stadt aber vorliegt, reichen wir sie nach.

    Es liegen weitere Anträge vor, zwei von Dieter E. Albrecht von den Freien Wählern. Er will prüfen lassen, ob man auf der Groß'schen Wiese, wo bislang einer der größten Parkplätze der Stadt liegt, ein ein- bis mehrstöckiges Parkhaus errichten könne. Und er will prüfen lassen, ob das komplette Straßenkreuz, bestehend aus Oberer und Unterer Hauptstraße, dem Friedrichsplatz und der Hochbrücktorstraße, zu einer einzigen Fußgängerzone oder wenigstens zu einem verkehrsberuhigten Bereich werden könne.

    Auch über diese Anträge soll nicht-öffentlich beraten und entschieden werden.

    Quelle:http://www.nrwz-online.de/v5/rottweil/00027476/

  • 22.06.2009, 12:14:20 Uhr


    Gemeinderat am Mittwoch
    ++ Update ++ Innenstadtumbau: Stadt will nicht-öffentlich vorberaten

    Von Peter Arnegger

    ROTTWEIL, 22. Juni - Am kommenden Mittwoch steht der Wettbewerb zur Umgestaltung der Rottweiler Innenstadt auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung will man vorberaten, und zwar über die Beauftragung eines von zwei favorisierten Architektenbüros. Bürgermeister Guhl verspricht im Gespräch mit der NRWZ: "Es ist nur eine Vorberatung. Die Entscheidung für eines der Büros fällt dann - auf dessen Wunsch hin - in einer Sitzung unter Vorsitz des neuen OB Broß."

    Der Vorgang ist durchaus ungewöhnlich: In Sachen Innenstadtumbau soll nun der Gemeinderat vorberaten und vier Wochen später der Gemeinderat entscheiden. Für gewöhnlich übernehmen die Ausschüsse - der Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss (UBV) in diesem Falle - die Vorberatung und überlassen dem Gesamtgemeinderat dann die Entscheidung.

    Doch es ist noch der "alte" Gemeinderat und er tagt unter Führung eines Stellvertreters: Bürgermeister Werner Guhl leitet die Sitzung für den schon abwesenden OB Thomas J. Engeser und den noch nicht anwesenden Ralf Broß. Und der neue Gemeinderat soll erst am 29. Juli zu seiner ersten, zur konstituierenden Sitzung zusammentreten. Ralf Broß hat deshalb laut Guhl schon darum gebeten, die Sitzung, in der die Entscheidung für eines der Planungsbüros getroffen wird, selbst leiten zu dürfen. Guhl will dem nachkommen.

    Zudem aber will er wegen der Komplexität der Entscheidung den Räten Raum für Diskussionen einräumen. Damit trägt er wieder einem Wunsch des CDU-Stadtrats Günter Posselt Rechnung, der empfahl, die Vorberatung aus dem Ausschuss UBV herauszunehmen und in den Gemeinderat einzubringen.

    Es ist eine der wichtigsten Entscheidungen der nächsten Jahre in Rottweil - und sie soll, das verspricht Guhl, nicht im stillen Kämmerlein fallen. Das nicht-öffentliche Vorspiel will er anbieten, "weil wir sonst nur politische Beiträge hören", nicht-öffentlich könne man auch aus dem Nähkästchen plaudern.

    Die Entscheidung für eines von zwei Planungsbüros, das dann mit der Umgestaltung der Rottweiler Innenstadt beauftragt wird, ist in der Sache die erste wirklich wegweisende. Die Fraktion FFRplusGrüne/PRoFI um Sprecherin Heide Friederichs hat beantragt, die Debatte zu vertagen - das laut Guhl noch im Glauben, dass am Mittwoch bereits entschieden würde. Werde aber nicht. Also braucht's auch keine Vertagung.

    Friederichs und Co. befürchten, dass den Bürgern zu wenig Mitsprache in der Sache eingeräumt wird. Sie sehen die geringe Wahlbeteiligung bei den jüngsten Kommunalwahlen - nicht einmal jeder Zweite hat seine Stimme abgegeben - als Indiz dafür, dass es den Bürgern an Identifikation mit und Akzeptanz der Kommunalpolitik fehlte.

    Friederichs' Fraktion will erreichen, dass die Entscheidung erst vom neuen Gemeinderat unter Broß fällt.

    Es liegen weitere Anträge vor, zwei von Dieter E. Albrecht von den Freien Wählern. Er will prüfen lassen, ob man auf der Groß'schen Wiese, wo bislang einer der größten Parkplätze der Stadt liegt, ein ein- bis mehrstöckiges Parkhaus errichten könne. Und er will prüfen lassen, ob das komplette Straßenkreuz, bestehend aus Oberer und Unterer Hauptstraße, dem Friedrichsplatz und der Hochbrücktorstraße, zu einer einzigen Fußgängerzone oder wenigstens zu einem verkehrsberuhigten Bereich werden könne.

    Auch über diese Anträge soll am kommenden Mittwoch nicht-öffentlich beraten werden. Unklar ist, ob Guhl den Gemeinderat gleich entscheiden lassen will - die Sitzungsvorlage, die den Hinweis "Vorberatung" gleichwertig führt wie die Anträge und die "Beauftragung des Planungsbüros", lässt beide Interpretationen zu.

    Wie auch immer: Mit mangelnder Bürgerbeteiligung habe das Vorgehen, zunächst nicht-öffentlich zu tagen, nichts zu tun, erklärt Guhl. Vielmehr soll es so viel Bürgerbeteiligung wie möglich geben, sollen die Bürger selbst, die Vereine - allen voran der Geschichts- und Altertumsverein - und alle übrigen beteiligten Interessengruppen wie der Gewerbe- und Handelsverein gehört werden. "Das ist die klare Aufgabenstellung an das beauftragte Planungsbüro", sagt der Bürgermeister.

    Quelle: http://www.nrwz.de">http://www.nrwz.de