Zitat von "Palantir"Da hier behauptet wird, der Bildermuseumsklotz wäre optisch alternativlos, weil ebendiese nicht geliefert würden, möchte ich einen hübsch umgestalteten Hochbunker in München zeigen, welcher m. E. auch auf dem Sachsenplatz (dort mit Vergrößerungsfaktor 3-4) ein gutes Bild abgegeben hätte. Fenster hat er - wie wohl zwingend erforderlich - auch kaum welche, also wären auch für die Lichtgeschichten im Innern die Voraussetzungen gegeben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hochbunke…_(M%C3%BCnchen)
Auch so etwas Ähnliches wie der Bunker in der Berliner Reinhardtstraße hätte architektonisch am Sachsenplatz durchaus passen können.
Wow, jetzt werden schon Bunker als Lösung aller Probleme vorgeschlagen - dass ich das noch erleben darf
Auch wenn, oberflächlich betrachtet, dein Vorschlag naheliegt, ist das m.E. keine praktikable Lösung. Erstens hat das Bildermuseum mehrere riesige Fensterflächen, die die Freiräume innerhalb des Baus und das Cafe beleuchten und einen Blick aus dem Inneren auf die bauliche Umgebung ermöglichen. Zweitens frage ich mich, wieso ausgerechnet ein Sichtbetonbunker einen optischen Vorteil gegenüber einer zugegebenermaßen etwas billig wirkenden Glasfassade hat. Da sind mir die 90er lieber als die 70er.
ZitatIch beweifle übrigens stark, dass nach Fertigstellung der Umklammerungsbebauung der Anblick des Ungetüms irgendwie erträglicher wird und sich quasi im Gesamtkonzept eine ganz anderer Eindruck erschließt.
Ich sprach ja explizit von der städtebaulichen Wirkung. Das Museum wird in keiner der betroffenen Straßenfluchten zu sehen sein. Diese sind sind im Gegenteil mit kleinteiliger Bebauung wiederhergestellt. Ich bezweifle wiederum, dass beispielsweise eine knapp 150m lange durchgehende Fassade eines modernen Museums - und wenn sie noch so aufwändig, toll, eigenständig, whatever gestaltet ist, städtebaulich verträglicher gewesen wäre. Der Krier-Kohl-Bau, der jetzt kommt und den alle hier so gelobt haben, ist eine direkte Folge des Museumskonzepts wie von den Siegerarchitekten vorgeschlagen - keine Koinzidenz.
Zitat von "Philon"
Also ehrlich gesagt: uns hier auf Teufel komm raus beweisen zu wollen, daß das Bildermuseum nur genau am Sachsenplatz und nur genau in der Form eines überdimensionalen Schuhkartons gebaut werden konnte, ist schon grotesk. Meint ihr das wirklich ernst? Natürlich gab es Alternativen.
Hier soll nicht auf Teufel komm raus bewiesen werden, dass nur genau das entstehen hätte können, sondern es soll der immer wieder kolporierten Meinung entgegengetreten werden, dass die finale Lösung die schlechteste aller Varianten war. Diese Einstellung dringt in vielen der Beiträge hier nämlich immer wieder durch.
Zitat von "Philon"
Alternative 1: Das Bildermuseum am Sachsenplatz bauen, aber architektonisch ansprechender. Mir kann wirklich niemand weismachen, daß man "optimale Präsentationsbedingungen" nur dann erreicht, wenn Fassade und Kubatur des Baus aussehen wie hingekotzt. Im 19. Jahrhundert hat man auch Museen mit hervorragenden Präsentationsbedingungen gebaut und die sehen nicht aus wie eine auf die Seite gedrehte Schuhschachtel aus Beton.
Da kann ich nur wiederholen, was ich oben geschrieben hab. Wäre die Katharinenstraße wirklich besser dran, wenn die Ostseite aus einer durchgehenden, wenn auch vielleicht toll gestaltete Fassade bestehen würde? Dies unter der Prämisse, keine Einzelgebäude zu schaffen, da hier ja eben _ein_ Haus gebaut werden sollte.
Wenn wir dagegen mal das jetzige Konzept mit Randbebauung nehmen, kann man zunächst mal feststellen, dass man um die viereckige Form nicht herumkommt. Und eine Fassadenalternative in Bunkerform (s.o.) finde ich jetzt auch nicht direkt überzeugend. M.E. hätte hier bereits anderes, stärker spiegelndes Glas einen wertigeren Eindruck geschaffen. Aber das war eben technisch nicht möglich (deswegen der jahrelange Streit). Weiterhin stell sich die Frage, wert das hätte bezahlen sollen. Der Ersatz des Bildermuseums musste nunmal zu dem Zeitpunkt gebaut werden.
Zitat von "Philon"
Alternative 2: Das Bildermuseum an einem anderen Standort bauen und stattdessen das Barock- und Gründerzeitviertel rekonstruieren, das auf dem Areal vor dem Krieg existierte.
Da mag in München gehen, in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist es dagegen für die kleine Innenstadt extrem wichtig, nicht ausschliesslich aus Einzelhandelsflächen mit teuren Wohnungen und Büros zu bestehen. Aus diesem Grund sind sowohl der Unineubau als auch das Bildermuseums extrem wichtig für die Lebendigkeit der Stadt. Das mag ein reiner Ästhet anders sehen, als Leipziger sehe ich aber die Bedeutung dieser Institution für die Attraktivität der Innenstadt. Und erst wenn diese hoch genug ist, erfolgen auch Investitionen wie die Sanierung des Handelshofes oder des Hôtel de Pologne.
Im übrigen gehörte befand sich das Grundstück im Besitz der Stadt. Die Alternative wäre die Grünfläche des ehemaligen Westviertels gewesen, zwischen Neuem Rathaus und Reichsgericht. ich bezweifle, dass das besser gewesen wäre.
Weiterhin stelle ich dazu zwei Thesen auf:
1. Man hätte nur partiell rekonstruiert, sonst aber auf altem Grundriss moderne Gebäude gebaut (so wie man das bei der Eckbebauung macht)
2. Jedes einzelne dieser kleinteiligen Gebäude hätte eine Gefahr für die zahlreichen Rekonstruktionen, die an noch existierenden Gebäuden stattfanden, bedeutet.
Zitat von "Philon"Und wenn ein solches Rekonstruktionsprojekt mitte der 90'iger nicht realisierbar war (was ich nicht beurteilen kann), dann eben 10 oder 20 Jahre warten und den Sachsenplatz bis dahin als Grünfläche nutzen.
Hätte diese Gründfläche die Anziehungskraft der Innenstadt gestärkt? ich bezweifle es. Auch heute gibt es im übrigens noch genügend Bereiche der Innenstadt, in denen Lücken gefüllt und Straßen- bzw. Platzbeziehungen wiederhergestellt werden müssen. M.E. ist beispielsweise der Bereich der hemaligen Matthäikirche städtebaulich weitaus wichtiger als der Sachsenplatz. Die wertvollen Gebäude befanden sich zum Großteil zur Katharinenstraße hin, bei den restlichen Profanbauten wage ich es mal, eine Rekonstruktionswürdigkeit in Frage zu stelllen.
Nicht zuletzt würde sich mir auch heute noch die Frage stellen, wer denn die ganzen zusätzlichen Flächen nutzen soll.
Zitat von "Philon"Also von wegen, es gab keine Alternativen ... das ist doch echt Humbug.
Niemand hat gesagt, es gäbe keine Alternativen. Die Diskussion dreht sich um die Frage, ob diese besser gewesen wären.
Eine Ergänzung noch zur DrZotts Beitrag: [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist wohl eine der Städte, in der seit Anfang der 90er wohl am meisten abgerissen, gleichzeitig aber auch am meisten (teil-)rekonstruiert wurde. Fast jedes heute sanierte Gebäude der Innenstadt hat bei der Sanierung originale Dächer inklusive Türmchen & Gauben zurückerhalten, teilweise wurde ganze Etagen wiederaufgebaut oder wie beim Barthelshof (?), ein älterer Zustand wiederhergestellt. Und das meist ganz ohne Staffeldächer und Glasetagen. genau dies entspricht dem Naturell Leipzigs - wo altes erhalten ist, wird es mit Herzblut erhalten und wiederhergestellt, wo es verloren ist, wird neu gebaut. Aber das haben wir hier auch schon oft geschrieben. :idee: