• In Kiew gab es vor der Revolution ein unglaublisches Reichtum an Kirchen und Klöster. Leider war Stalin nicht so begeistert:

    http://oldkyiv.kiev.ua/index2.htm

    Einige Beispiele:

    The main church was built in the 1690s, the church and the belfry were demolished in 1935.

    Built in 1078, rebuilt in the 1720s, demolished on November 3,1941.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Zitat

    Aber bald erinnerten sich die Kiewer an ihr Tor. Die Reste wurden 1832 rekonstruiert. In den 1970-er Jahren waren die Archäologen und Restauratoren wieder am Werk. Es entstand eine richtige Rekonstruktion auf den Resten des alten, sodass der Besucher einen guten Eindruck von der damaligen Wirkung bekommt. Anlässlich der Gründung von Kiew 1500 Jahre zuvor wurde die Rekonstruktion 1982 eröffnet. Im Inneren gibt es ein Museum mit Originalteilen.

    Teil VI der Kiew-Serie: das Goldene Tor

    Goldenes Tor von Kiew – Wikipedia

    Golden Gate

  • Vor ziemlich genau 75 Jahren wurde die Innenstadt von Kiew durch sowjetische Minensprengungen zerstört
    Die Ereignisse sind nicht sehr bekannt. Meist wird in den Geschichtsdokumentationen nur die Kesselschlacht und die Erschießung der Juden in Babi Jar beschrieben. Die Zerstörung der Stadt selbst wurden von der sowjetischen Geschichtsschreibung immer den Deutschen zugerechnet.

    Vor einiger Zeit habe nun diese umfangreiche Dokumentation mit vielen Fotos im Netz entdeckt, die das Kapitel der Vernichtung der prächtigen Metropole beschreibt.
    Leider auf Russisch, aber mit Google-Übersetzer kann man die Seiten ganz gut übersetzen

    http://borisfen70.livejournal.com/27548.html
    http://borisfen70.livejournal.com/30369.html
    http://borisfen70.livejournal.com/27225.html
    http://borisfen70.livejournal.com/26917.html
    http://borisfen70.livejournal.com/26768.html

    kurze Zusammenfassung:
    Kiew sollte nach Stalins Willen bis zum letzten Mann verteidigt werden.
    Die dafür vorgesehene Kiewer Gruppierung wurde aber in einem riesigen Kessel umfasst (Kesselschlacht um Kiew 1941),
    wodurch die Sowjets zum Rückzug über den Dnepr gezwungen und die Stadt am 19.September 1941 von der deutschen 6.Armee relativ unzerstört eingenommen werden konnte

    Bis dahin waren nur die Dneprbrücken, einige Industrieanlagen, Wasser- und Elektrizitätswerke gesprengt.
    Einige Schäden gab es auch durch deutsche Luftangriffe vor allem im Bereich der Bahnanlagen.

    Die Sowjets hatten aber zahlreiche innerstädtische Gebäude: Verwaltungsgebäude, Hotels, Kaufhäuser, Kinos, Theater, Schulen, Museen, Klöster und Kirchen mit jeweils mehrere Tonnen per Fernzündung auszulösenden Sprengminen vermint. Offenbar nach dem Vorbild der Selbstzerstörung Moskaus 1812 sollte auch Kiew in Rauch und Feuer aufgehen und die Besatzer mit in den Tod reißen.

    Bereits am 20.9. gingen die ersten Minen hoch
    Am 24.9. flog dann am Prachtboulevard Krestschatik ein Gebäude nach dem anderen in die Luft.
    Die Deutschen versuchten die Brände unter Kontrolle zu bringen, was aber nicht gelang wegen immer weiteren Explosionen und weil die Löscharbeiten durch sowjetische Untergrundkämpfer sabotiert wurden.
    Die Brände vereinigten sich zu einem Großbrand mit Feuersturm, der mehrere Tage anhielt und die Innenstadt weitgehend zerstörte. Das alte Kiew war verschwunden.
    Mehrere hundert Deutsche Soldaten und unzählige Zivilisten fanden den Tod.

    Das Ereignis diente nun als Vorwand für die ohnehin geplante Vernichtung der Juden
    Am 28.9. wurden Bekanntmachungen ausgehängt, dass diese sich am 29. zur Deportation in der Nähe des Bahnhofes einzufinden hätten. Von dort aus wurden ab dem darauffolgenden Tag 33.000 zur Schlucht Babyn Jar getrieben und allesamt erschossen, was als das größte Einzelmassaker des 2.Weltkrieges relativ bekannt ist.

  • Ich dachte erst daran, einen eigenen Galerie-Strang zu eröffnen, aber dann hätte ich noch einmal alles zur Geschichte wiederholen müssen, was "Miwori" dankenswerterweise so detailliert und mit Links dargelegt hat. Deshalb in diesem Thread einige Fotos aus diesem Jahr, um einen kleinen Eindruck der Stadt zu vermitteln.

    Ich nähere mich der Stadt vom Flughafen Boryspil und, nachdem ich die ausgedehnten Waldflächen hinter mir gelassen habe, empfangen mich zuerst riesige Plattenbaugebiete. Teils dürften die Wohnblöcke neueren Datums sein, denn ich habe ein Schild mit Angeboten zum Erwerb von neuen Wohnungen gesehen.


    Bisweilen findet sich interessant Kunst am Bau an den Blöcken.



    Die Innenstadt ist von Bauten des stalinistischen Klassizismus geprägt, was mir ganz gut gefällt. Hier die zentrale Khreschatyk Straße.





    Der Maidan.




    Entfernt man sich vom Maidan Richtung Norden und Westen, gerät man in die großenteils unzerstörten Teile der Stadt. Plötzlich wird das Stadtbild historistisch.





  • Noch ein paar Bilder zu Rekonstruktionen und neuer traditioneller Architektur.

    Das rekonstruierte Goldene Tor. 1982 eröffnet.

    Das St. Michaelskloster. 1936 gesprengt. In den 1990er Jahren rekonstruiert.

    An Stelle des Klosters sollte auf dem kompletten Areal ein stalinistischer Gebäudekomplex entstehen, der u.a. das ZK der KP beinhalten sollte. Es wurde aber durch den 2. Weltkrieg nur ein Gebäude in der direkten Umgebung des Klosters realisiert. Heute beherbergt es das ukrainische Außenministerium.

    Andreas-Kirche

    Das Michail Bulgakow-Museum rechts. Bei dem Gebäude links könnte es sich auch um eine Rekonstruktion handeln, denn auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 1978 ist es nicht vorhanden.

    Zuletzt noch einige Gebäude, die wohl dem Bereich der neuen traditionellen Architektur angehören könnten. Also aktuellere Postmoderne, Neoklassizismus, Neobarock...

    Es geht um den hohen Bau. Mindestens der hintere Anbau dürfte modern sein. Ob der Vorderbau historistisch ist, vermag ich nicht zu sagen. Wenn ja, wirkt er ungewöhnlich, fast schon etwas steam-punkig.

    Ein interessantes Gebäude, finde ich.

    :foto:

  • Das Michail Bulgakow-Museum rechts. Bei dem Gebäude links könnte es sich auch um eine Rekonstruktion handeln, denn auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 1978 ist es nicht vorhanden.


    Es ist keine Reko, denn das Photo von 1978 zeigt nicht das Bulgakov-Haus, sondern das Michał Grabowski-Haus.

    Besagtes Photo von 1978, welches übrigens seitenverkehrt ist, wodurch erst die Verwechslung möglich gewesen ist:


    Дом Турбиных.Андреевский спуск [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], by Витольд Муратов (Own work), from Wikimedia Commons

    Heute und richtig herum:


    Київ - Андріївський узвіз, 34-в P1060079 [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], by Posterrr (Власна робота), from Wikimedia Commons

  • Es geht um den hohen Bau. Mindestens der hintere Anbau dürfte modern sein. Ob der Vorderbau historistisch ist, vermag ich nicht zu sagen. Wenn ja, wirkt er ungewöhnlich, fast schon etwas steam-punkig.

    Gefällt mir sehr! Gibt es mehr Bilder von diesem Gebäude?

  • Danke! Liebe das Gebäude. Zeno muss aber es sicher hassen. :D

    Frage mich wie drinnen die Räumlichkeiten wohl aufgeteilt sind.

    Also ehrlich, wäre ich wegen Bauwidmungen unter finanziellen "Druck" gesetzt hoch zu bauen, würde das Resultat ca. so ausschauen. :P

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  • Heimdall

    Du hast oben einen schönen Kurzüberblick zu Kiew gegeben. Gefällt mir.

    In der ukrainischen Hauptstadt gibt es viel zu entdecken. Hier habe ich mal was Lustiges.

    Kiew, Bohdanivska 3, Hotel Bohdaniv Jar (Foto: AndriiAnd, 28. März 2017, CC-BY-SA-4.0)

    Das Wandbild ziert die Stirnseite eines ansonsten völlig banalen und hässlichen sowjetzeitlichen Wohnblocks. Er steht im Viertel Solomenka südwestlich vom Hauptbahnhof. Hier wurde ein alter Ladenvorbau zum Hoteleingang umgebaut. Das Mini-Hotel "Bohdaniv Jar" verfügt über 13 Zimmer. Die Fenster in den Obergeschossen sind echt, aber teilweise auch bemalt.

    Hier ein Foto der gleichen Gebäudeseite vor dem Umbau, aufgenommen im November 2005 - Klick

    Das Wandbild wurde am 16. März 2017 fertiggestellt. Es handelt sich um ein Werk der ukrainischen Gruppe "Mural Market". Diese Künstler schaffen Murales und Street Art im Kundenauftrag. Sie sehen sich das Objekt an und fragen den Auftraggeber nach seinen Vorstellungen. Dann erarbeiten sie einen Entwurf. Wenn er dem Kunden gefällt, wird er ausgeführt.

    Hier ein Foto von der Ausführung im März 2017. Die Wand wurde blau gestrichen und auf diese Grundierung die Vorzeichnung übertragen - Klick

    Hier noch ein Foto des fertigen Wandbildes, aufgenommen am 1. November 2019 (oder wenige Tage davor) - Klick

    Noch einige Quellennachweise. (Das ist aber alles auf Russisch und zeigt auch keine zusätzlichen Bilder. Anklicken lohnt sich für euch nicht.)

    l-venina.livejournal.com/2838

    vkieve.net/street-art/mural-na-bogdanovskoj-3

    nashkiev.ua/novosti/angely-i-kotiki-v-kieve-poyavilsya-novyy-moural

  • Kiew wird innerhalb weniger Tage fallen und es wird eine moskautreue Marionettenregierung eingesetzt. Die jetzigen Politiker kommen ins Arbeitslager. Da die Einnahme Kiews schnell gehen wird, werden die Zerstörungen vermutlich im Rahmen bleiben. Soweit meine Prognose als Reserveoffizier. Für uns wird es dann ernst, wenn Russland nach dem Baltikum greift.

    Wissen allein bringt nichts. Nur das angewandte Wissen verändert die Dinge.

  • Mal sehen, wie viel Diktator Putin von Kiew übrig lässt. Hoffen wir auf eine erfolgreiche Abwehr der Invasoren.

    Tja, in dieser einen Zeile steckt ja die ganze Tragik.

    Wenn sich Kiew sofort ergibt, bleibt die Stadt unversehrt. Verteidigen sie sich bis zum Schluß (wie Berlin 1945) bleibt nach einem monatelangen Häuserkampf nicht viel übrig.

  • Liebe Leute, unterlasst doch bitte die Diskussion über militärische Fragen. Sonst besteht die Gefahr, dass die Moderation das Thema sperrt, was sie ja schon angedroht hat. Mich persönlich stören die drei letzten Posts nicht. Aber wir haben ja auch einige Foristen, die die Ukraine zur Tabuzone erklären wollen. Ich bin froh, dass der Kiew-Strang noch offen ist, und hoffe, dass das so bleibt.

  • Die NATO hat wieder versagt Ukraine im letzten 8 Jahren Schutz zu bieten oder ein wirksamen Verteidigung zu organisieren mit zureichende Flugabwehr oder Panzerabwehr waffen. Wenn Ukraine zerstört ist, sind wir an der Reihe, weil Putin sein "Gross Russland" vor Augen hat. Es gleicht alles auf der Anfang der 2. WK. Die NATO ist zu spät und zu wenig, trotz Skyhigh Kosten. Und weil wir demokratisch sind und alles überlegen müssen, kommt es niemals zu einer wirksamen Strategie, wie Putin und seine 10 -KGB- Freunden und wirklichen Machthaber Russlands (jeder hat über 100 Milliarden an Kapital) mit Einander abstimmen und Plänen machen die nun Schritt für Schritt ausgeführt werden. Er is intelligent, klug, brutal aber auch paranoia und leitet under "Bunkermentalität" wie damals AH.

    Menschenleben und Leid bedeuten nichts für ihn. Wir im Westen wollen nicht leiden, und deswegen sind wir so schwach.

    Hoffentlich werden die Russen in den Aussenbezirken im Norden gestoppt und werden nur Wohnblocks dort beschädigt und nicht die historische Stadtmitte.

    Von der Krim aus aber sind die Russen weit in der Ukraine vorgedraungen. Die Enge von Perekop wurde offenbar nicht genügend verteidigt. Sie bedrohen imdessen Mariupol vom West aus und Cherson an der Dnepr. Es könnte so ein schrecklicher Städtekrieg um Mariupol ergeben mit den brutalen Seperatisten, die schon in und ab 2014 Grueltaten verübt haben an Ukrainische Einwohner und Militärs.