Frankfurt a. M. - Rekonstruktion der Turmspitze des 'Langen Franz' und weiterer Rathausdächer

  • Hoffnung für "Langen Franz" und "Kleinen Cohn"

    Baudezernent Zimmermann möchte noch vor Ende seiner Amtszeit die originalgetreue Rekonstruktion der beiden Türme und eines Treppenturms durchsetzen. Die Arbeiten sollen nunmehr nicht über Spenden, sondern auf Kosten der Stadt finanziert werden.

    Artikel FNP:

    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_article&id=3843999\r
    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.p ... id=3843999

  • Ein sehr wichtiges Projekt, da insbesondere der Lange Franz über das Areal hinaus in seiner Bedeutung einem Kirchturm gleichkommt, was die Silhouette der Stadt angeht, gerade von den Mainbrücken aus. Und er als Replik des Sachsenhäusener Brückenturms auch von historischem Wert ist. Ich hoffe, die packen es jetzt wirklich einmal...

  • Ja, das wäre wirklich eine rundum tolle Sache! :)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Der "Kleine Cohn" ist der andere, kleinere Rathausturm. Er ist ebenfalls einem realen Vorbild nachempfunden, nämlich dem berühmten Salmenstein'schen Haus. Es war ein ziemlich markantes Gebäude, das um 1350 auf (!) der zwischen 1343 und 1413 errichteten Stadtmauer im Bereich des heutigen Wollgrabens / Börneplatzes errichtet worden war. Wann genau es abgerissen wurde, fällt mir gerade nicht mehr ein bzw. das Buch, in dem es steht, aber ich habe hier mal eine gute Darstellung aus dem Merian-Plan von 1628, auf dem man das Gebäude sehen kann - den Umbau Frankfurts zur Sternschanzenfestung im Dreißigjährigen Krieg hat es jedenfalls überstanden:

    Und nochmal eine zeichnerische Rekonstruktion des bekannten Frankfurter Architekten Otto Lindheimer, die mit großer Wahrscheinlichkeit in die Entschlussfindung der Römerbau-Kommission Ende des 19. Jahrhunderts eingeflossen ist:

  • Die Meldung ist eine Wohltat, wenn sie denn umgesetzt wird!!!

    Seltsam allerdings finde ich, daß die Stadt auf angebotene Spendengelder verzichten will...

    Zur Wiederherstellung der beiden Türme gehört allerdings auch die Rekonstruktion des Walmdachs am Rathausanbau neben der Paulskirche. Das war auch vor ein paar Jahren mal im Gespräch, versandete dann aber.

    So sah das Gebäude - ein neobarockes Schmuckstück - nämlich früher aus...

    http://altfrankfurt.com/Roemer/Ansicht…Rathaus_neu.jpg

    So abgeschnitten präsentiert es sich heute... (ganz links)

    http://www.planet-wissen.de/pics/IEPics/Intro_mrechte_paulskirche_g.jpg</a>

    Man würde durch die Dachrekonstruktion nicht nur den Paulsplatz enorm verschönern, sondern vermutlich auch noch ein Dachgeschoss mit zusätzlichem Raum gewinnen.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (6. März 2011 um 15:20)

  • Da im Altstadt-Strang nicht geantwortet wurde, gebe ich die Frage eines Kollegen mal hierher weiter, da mich die Entwicklung auch sehr interessieren täte: Wie schaut es nun aus mit langem Franz, kleinem Cohn und Neuem Rathausdach? Irgendetwas konkretes? Ringt man sich wenigstens noch durch, Spenden anzunehmen?

    Schon einmal Danke im Voraus für etwaige Bemühungen :o

  • Also, immerhin liegen zwei Anträge im Stadtparlament vor - von den Freien Wählern BFF und der FDP. Wie aber bislang hierzu entschieden wurde, ist mir nicht exakt bekannt. Offenbar wurden die Anträge bislang zur weiteren Beratung noch zurückgestellt...

    http://www.bff-im-roemer.de/uploads/tx_bffpdf/NR_551_2007.pdf

    http://www.stvv.frankfurt.de/download/NR_592_2007.pdf

    Hier das bisherige Ergebnis des BFF-Antrags in Ortsbeirat und Bauausschuss (die "Linken" und die FDP (wohl beide eher aus politischen Ränkespielen bzw. Konkurrenzneid) sträuben sich im OBR1):
    15. Sitzung des OBR 1 am 21.08.2007, TO I, TOP 71
    Beschluss:
    Die Vorlage NR 551 dient zur Kenntnis.
    Abstimmung:
    CDU, SPD und GRÜNE gegen LINKE. und FDP(= Ablehnung)
    13. Sitzung des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau am 27.08.2007, TO I, TOP 13
    Beschluss:
    nicht auf TO
    Die Beratung der Vorlage NR 551 wird bis zu den Etatberatungen zurückgestellt.
    Abstimmung:
    CDU, SPD, GRÜNE, LINKE., FAG und BFF

    Hier das bisherige Ergebnis des FDP-Antrags in Ortsbeirat und Bauausschuss (hier scheren die "Grünen" wohl mal wieder unangenehm aus):
    16. Sitzung des Ortsbeirats 1 am 18.09.2007, TO I, TOP 47
    Beschluss:
    Die Vorlage NR 592 dient zur Kenntnis.
    Abstimmung:
    CDU, SPD, LINKE., FDP und E.L. gegen 2 GRÜNE (= Ablehnung), bei einer Enthaltung GRÜNE
    14. Sitzung des Ausschusses für Planung, Bau und Wohnungsbau am 24.09.2007, TO I, TOP 11
    Beschluss:
    nicht auf TO
    Die Beratung der Vorlage NR 592 wird bis zur nächsten turnusmäßigen Sitzung zurückgestellt.
    Abstimmung:
    CDU, SPD, GRÜNE, LINKE., FDP, FAG und BFF

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (6. März 2011 um 15:20)

  • Cohn mit C, die Bezeichnung geht nämlich auf den um 1900 bekannten, gleichnamigen Schlager zurück.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Der_kleine_Cohn\r
    de.wikipedia.org/wiki/Der_kleine_Cohn

    Allerdings will mir der angebliche antisemitsche Hintergrund, wie auf Wikipedia benannt, nicht einleuchten. Frankfurt hatte zu dieser Zeit einer der größten jüdischen Stadtbevölkerungen von ganz Deutschland, viele davon in wichtigen und mächtigen Positionen, so dass ich mir kaum vorstellen kann, dass man einen so offenen Antisemitismus in diesem Klima zugelassen hätte. :?:

  • Hmm? Ist ja interessant was man alles bei Wikipedia findet. Hoffentlich wird der, angeblich, antisemitische Hintergrund nicht zum politischen Verhängnis für die Rekonstruktion des "Kleinen Cohn". Das wäre ja ein gefundenes Fressen für Reko-Gegner. Obwohl das eigentlich kein Argument ist.
    Anscheinend wusste die FDP-Fraktion auch nichts über die eigentliche Herkunft des Namens. Obwohl sie kurz auf die Juden hinweisen. Schließlich schreiben sie den Namen in ihrem Antrag mal mit "C" und mal mit "K". Deshalb die Frage. Ich bin mal gespannt. In Deutschland muß man damit ja super vorsichtig dein.

  • Ach, der historische Hintergrund interessiert doch keinen Stadtverordneten wirklich. Ich würde um Geld wetten, dass auf Nachfrage keiner von denen wüsste, dass der Kleine Cohn eine Kopie des Salmenstein'schen Hauses ist, wie ich hier vor ein paar Beiträgen geschildert habe.

  • Heute in der FAZ:

    Für die Ortsunkundigen: Der kleine verstümmelte Turm im Vordergrund ist nicht der "Kleine Cohn", von dem im Text die Rede ist, sondern ein namenloser Treppenturm - den man aber bei der Gelegenheit gleich mit "verarzten" sollte.

    Die Reko des Mansarddaches der Kämmerei ("Rathaus-Nordbau") ist meiner Ansicht nach fast noch wichtiger als der "Lange Franz", denn diese Aufstockung aus den 60er Jahren ist wirklich zu grauenhaft.

  • Wie ich schonmal im DAF hier...

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost.php?p=159351&postcount=42\r
    http://www.deutsches-architektur-forum. ... stcount=42

    ...geschildert habe, ist es mir rätselhaft, das Dach auf Stadtkosten, die Türme aber mit Sponsorengeldern rekonstruieren zu wollen. Die Rekonstruktion des Daches - wenn nicht vereinfacht (!) - dürfte wenigstens mal das Fünffache dessen betragen, was beide Türme zusammen kosten.

    Ansonsten fällt mir noch der Schreibfehler in dem Zeitungsartikel auf, es war nicht das "Salemenstein'sche", sondern das "Salmenstein'sche" Haus. Die Bezeichnung geht wie bei vielen dieser Häuser vermutlich auf den Namen eines dort wohnenden Turmwächters zurück.

  • Belassen wir Schwarz in seinem mutmaßlichen Irrglauben, die Dachwiederherstellung sei für die Stadt günstiger als die Turmhauben. Wenn wir Glück haben wird man erst dahinter kommen, wenn schon alles fest beschlossen ist. Denn das Geld für die Türme sollte leichter durch Spenden zusammenzukriegen sein als das für die Kämmerei...

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Und "wer" ist nun der Kleine Cohn? Rein von der Optik her würde ich das Dach auch als wichtiger einschätzen, als die Turmhauben. Die sehen natürlich auch nicht grad gut aus, aber immerhin fallen sie nicht so sehr aus der Rolle, wie dieses Dach.

  • Ich kann mich dran erinnern, die Frage gestellt zu haben, aber nicht daran, dass ich auch eine zufriedenstellende Antwort bekommen habe ;). OK, ich habs mir noch mal angeschaut, und werde bin zum nächsten Mal nicht noch Mal fragen.

    RMA
    Gerade, weil es viele Juden in höheren Positionen gab, ist die Annahme eines antisem. Hintergrundes für diesen Namen nicht unbedingt auszuschließen. Wenn sich der Name des Turms auf diesen von antisem. Inhalt geprägten Schlager bezieht und laut KC Wiki eh eine gängige Beziechnung war, dann klingt dieser Vorwurf doch nicht unberechtigt.
    Viell. hieß ja einer der Stadtverordneten unter dem Bürgermeister, nach dem der LF benannt ist, oder einer seiner Berater Cohn oder war zu mindest jüdisch. Und durch das Vorurteil, dass die Juden ja auf alles Einfluss haben usw. und weil dieses Lied grad "in den Charts" war hat man eben dem kleinen Turm neben dem "Bürgermeister" einen jüdischen Namen gegeben.
    Aber wie auch immer, das sollte keinen Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen eine Reko sein...

  • Bevor ich in einem grösseren Bildbeitrag was Falsches schreibe, kann mir jemand helfen, ob es sich beim "Rathaus-Nordbau" um den Trakt auf der Südseite der Braubachstrasse handelt oder um die Kämmerei? Und hat der Bau mit dem Plenarsaal einen eignen Namen? Etwa Rathaus-Hauptbau, oder gehört er allenfalls einfach zum Nordbau?