• Weil Berlin also von Fördermitteln abhängig ist, sollte man nicht versuchen die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern - durch ansprechende Wohnsituationen?

    Welche Funktionen eine Stadt darüber hinaus in der Regionalplanung zugewiesen bekommt, sollte selbstverständlich zuvorderst in Bezug auf eine mögliche Beeinträchtigung der Lebensqualität der Bewohner abgestimmt werden.

    Und eben weil Metropolen so eine bedeutende Funktion im internationalen Wettbewerb zukommt, muss die Stadtplanung darauf abgestimmt sein, die Lebensqualität in der Stadt bestmöglich auf die Ansprüche ihrer (auch potenziellen) Bewohner abzustimmen.

    Ich weiß, in der DDR lief das anders. Aber vielleicht kommen auch die letzten Autokratenfreunde endlich in der Demokratie an.

  • @Verweser

    Ich glaube, Du willst es - wohl aus ideologischen Gründen - nicht verstehen.
    Das Ganze ist ein Geben und Nehmen und keine böse Erpressung durch den Rest der Republik. So wie Berlin von den überörtlichen Aufgaben und den dadurch entstandenen und enstehenden Einrichtungen profitiert, müsste es selbstverständlich auch seine überörtliche Verantwortung für das Land wahrnehmen.
    (Und Berlin hat die Funktion als Hauptstadt - durch einen demokratischen Beschluss des Bundestages - tatsächlich schon. Hier von einer "Regionalplanung" zu sprechen ist schon skurril).

    Eine Hauptstadt nimmt Aufgaben für das ganze Land war, und gerade im (relativ kleinen) Zentrum u.a. auch repräsentative Aufgaben - das ist nahezu überall auf der Welt so (und hat rein gar nichts mit der DDR zu tun). Hier kommen vermehrt Besucher aus allen möglichen Ländern und natürlich auch aus allen Teilen des Landes zusammen.

    Insofern sollten die Bürger des Landes i.Ü. tatsächlich (durch den Bund) einen Einfluss haben, wie diese kleine Mitte ihrer Hauptstadt (zu der i.Ü. auch das Kulturforum gehört) gestaltet wird - dies wäre wirklich demokratisch.
    Leider ist dies vielen Berliner Lokalpolitikern offensichtlich egal (was sich u.a. zeigt, wenn wieder einmal ein Millionenzuschuss des Bundes - wie unlängst hinsichtlich des Schlossumfelds geschehen - aus ideologischen Gründen abgelehnt wird).

    Wer tatsächlich "für die Bewohner" handeln will, setzt sich für ansprechenden Wohnungsbau und eine Verbesserung des Stadtbildes in den Bezirken ein und suggeriert nicht, in diesem - relativ sehr kleinen Stadtzentrum - die Wohnungsnot der Stadt beheben zu können.
    Hier weitere stupide Wohnblocks hochzuziehen (sei es aus ideologischen Gründen in Form des "sozialen Wohnungsbaus, sei es aus Profitgier in Form von Luxuswohnungen), hat rein gar nichts mit einer Verbesserung der "Lebensqualität" oder gar einer "Menschenfreundlichkeit" zu tun.

  • Du willst es nicht verstehen. Ein belebtes Kulturforum wäre ein internationales Aushängeschild fortgeschrittener urbaner Kultur und ein Leitbild für die Integration und Akzeptanz von Solitärbauten. Heute ist das Kulturforum nur eine kulturpolitische Kopfgeburt, aber durch die Einbindung in ein lebendiges städtisches Umfeld wäre es ein Stück vom Paradies; ein Sehnsuchtsort und Maßstab für die Lebensqualität der Hauptstadt. Früher waren Solitärbauten wie Rathaus, Burg, Schloss und Kathedrale ebenfalls Mittelpunkt städtischen Lebens und charakterisieren bis heute den Charme europäischer Stadtkultur. Daran sollte Berlin anknüpfen.

    Du argumentierst tatsächlich wie ein DDR-Funktionär oder Ceacescu, für die städtebauliche Belange nur unter politischen bzw. repräsentativen Belangen diskutiert werden konnten. Die Stadt gehört den Bürgern, sonst niemandem.

  • Am Kulturforum wird ja mal wieder eifrig geplant und ein neues Museum soll errichtet werden (Aldi²).

    Dagegen gammeln die vorhandenen Bauten weiter vor sich hin, Baustellen haben bereits den Ewigkeitsstatus und die Sinnlosigkeit mancher in Beton gegossenen Kopfgeburt passt gut zu der Trostlosigkeit des Ortes. Kaum sind Besucher zu sehen, der Anblick der Museen allein reicht offenbar schon aus, sich den Besuch zu ersparen.

    Die Schätze, die dort wahrlich zu sehen sind hätten Besseres verdient

    Wann begreifen unsere Entscheidungsträger endlich, dass sie sich nicht auf Architektengeschwafel, schöne Modelle und Abenddämmerungsrenderings verlassen sollten, sondern sich wirklich Gedanken um praktikable Lösungen machen und nicht immer wieder auf egomane Sebstdarsteller hereinfallen.

    Einige Impressionen rund um die 'Piazza' und das Kunstgewerbemuseum:

    Blick zur Matthäikirche und zum Ort des geplanten Museums für die Moderne:


    Phantasie in Beton gegossen:


    Piazza mit Eingang in den Untergrund (Pharaonengrab?):



    Blick zur Gemäldegalerie:



    Blick zum Eingang des Kunstgewerbemuseums:



    Romantische Winkel am Kunstgewerbemuseum:






    Mein Tip: Alles abreissen! Aber was sind die Alternativen? Soviele Generationen haben sich schon an disem Areal abgemüht und heraus gekommen ist fast ausschließlich Müll, den Bau der Gemäldegalerie an der Sigismundstr. / Stauffenbergstr. nehme ich dabei aus dieser Kritik heraus. Aber das ist ja alles längst bekannt und unzählige Male diskutiert worden. :kopfwand:

  • Das ist gemein! Du hast dir absichtlich die unschönen Ansichten herausgesucht.

    Dabei gibt es doch auch diese schönen Perspektiven:


    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Andreas Praefcke',CC BY-SA 3.0 unportiert


    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Membeth', gemeinfrei

    Wer möchte, kann sich übrigens mittels dieses virtuellen Rundgangs mal auf dem Kulturforum umschauen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Irgendwo in diesen "romantischen Winkeln" war vor 10, 20 Jahren das Museumscafé versteckt, das denn doch zum Trost einen erfreulichen Glumsenkuchen (Käskuchen) hatte. Aber bis ich das gefunden hatte, bin ich durch diese Fallengäßchen zweimal ums ganze Haus herumgeirrt. Man kann das Kunstgewerbemuseum nicht "lesen" in dem Sinn, daß von der Gestaltung her klar ist, wo Eingang, Ausgang, Museumcafé ist; die Schilder sind eher ein nachträglicher Notbehelf, daß man es überhaupt findet, denn die ganze Gestaltung ist die einer sich selbst genügenden Skulptur.

  • Ich war zur großen Rembrandt-Ausstellung im Kulturforum. Für die Kunst tut es einem nämlich unglaublich leid, dass sie an diesem Unort ja fast wie weggesperrt daher kommt. Man hatte eher das Gefühl, man irrt in einem Depotkomplex am Stadtrand umher, alles wirkte irgendwie improvisiert. Daher kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen, der gesamte Komplex ist was Publikumsführung und einladende Atmosphäre angeht eine völlige Fehlplanung.

    Allerdings ist diese Erkenntnis ja nicht neu. Man bemüht sich nunmehr seit Dekaden das Problem zu beheben, wirklich weiter gekommen ist man nicht. Und ich fürchte, der Neubau des Museums für Gegenwartskunst wird daran auch nichts ändern, im Gegenteil, ich fürchte, es wird noch unübersichtlicher und das Kulturforum wird nohc mehr in den Hintergrund rücken.

    Dabei hätte der Bau des Humboldtforms ja der Startschuss für eine sinnvolle Neuordnung der berliner Sammlungen sein können bzw. müssen. Auch wenn es schon alles mehrfach diskutiert wurde, so wäre die Rückkehr der Gemäldegalerie ins Zentrum die eigentlich richtige Entscheidung gewesen. Leider war dies inhaltlich nicht zu machen, so dass wir mit der Situation am Kulturforum jetzt weiter leben müssen.

    Leider wirkt dieser Ort so derart verschachtelt, ich weiß wirklich nicht, wie man hier ohne signifikante Abrisse oder Umbauten die Situation verbessern soll. (Entlastend sei hier angemerkt, dass man sich in diesem Areal im Zonenrandgebiet befand. Durch die Wiedervereinigung sind ganz andere Stadträume und Wege entstanden, darauf hat man leider auch 25 Jahre später keine wirkliche Lösung gefunden).

    Ich fürchte auch, dass sich in den nächsten 20 Jahren nicht viel ändern wird. Wir müssen wohl abwarten bis die letzten Vertreter der 68-er endlich die Institutionen verlassen haben. Denn es sind ja leider gerade diese Leute, die sich an diese Art der Gebäude ketten, als hätte Jesus persönlich sie entworfen. Letztlich muss man daher wohl auf den Faktor Zeit setzen. Traurig, aber wohl die einzige Chance!

    APH - am Puls der Zeit

  • Das ist gemein! Du hast dir absichtlich die unschönen Ansichten herausgesucht.

    Dabei gibt es doch auch diese schönen Perspektiven:

    Was ist denn an diesen Perspektiven schön? Ich kann mich der Forderung nach Abriss nur anschließen. Das sieht alles aus, wie gewollt und dann doch nicht gekonnt. Ein Sammelsurium an Hässlichkeiten. Trist und öd - ein Kandidat für Öde Orte 3. Immerhin ein Mensch, sonst weit und breit nur Beton und Stein - eine Wüste. Es dürstet einem dort nach wirklich überzeugender Schönheit.

  • er Anblick der Museen allein reicht offenbar schon aus, sich den Besuch zu ersparen.

    Ich bin ja nun oft in Berlin und eigentlich auch Museumsgänger, aber es stimmt: mich hat noch nie etwas zu diesem Forum "hingezogen". Ich habs immer nur von Weitem gesehen und jeden Schritt da hin sein gelassen.

  • Die Abbildungen bewirken bei mir Unbehagen. Die "Kunstscheune" sieht aus wie eine Baracke eines Lagers und degradiert den Kirchturm zum Wachturm. Ich kann nicht verstehen, wie man so etwas ernsthaft dort hinstellen will...
    Geht es Euch auch so?

  • Das mit dem Unbehagen geht fast allen so, auch Anhängern der Moderne, wenn auch nicht jeder gleich an ein Lager denkt.

    Die Idee mit der Scheune wirkt einfach seltsam und für den Ort komplett fremd, neben den ganzen negativen Assoziationen. Was soll auch eine Kunstscheune in dreifacher Größe mitten in einer Millionenstadt?

    Faktisch wird hier in ein extrem heterogenes Umfeld ein weiterer heterogener Solitär eingepflanzt.

    Speziell sind ja schon die beiden Ikonen der Moderne, die Nationalgalerie und die Philharmonie, stilistisch völlig unvereinbar.

    Kann man nur noch hoffen, dass das wenigstens in der Ausarbeitung die Qualität dieser beiden Gebäude erreicht. Davon gehen die Jurymitglieder offenbar aus, auch wenn das alles andere als offensichtlich ist.


  • Speziell sind ja schon die beiden Ikonen der Moderne, die Nationalgalerie und die Philharmonie, stilistisch völlig unvereinbar.

    Das ist wohl wahr: Insbesondere die Dachform des Herzog-de-Meuron-Baus, die dem Bau diese Scheunenoptik verpasst, ist hier reichlich unangemessen. Andererseits finde ich die durchbrochene gemauerte Fassade (Bild) optisch durchaus gelungen und interessant.
    Das Wichtigste ist aber dass die Sammlung des 20. Jahrhunderts zukünftig endlich ihrer Bedeutung angemessen ausgestellt werden kann.