Bundesbauten in Berlin

  • Um Himmels willen. Was ist das? Das erste Google-Ergebnis ist eine Seite auf Wookieepedia …


    Was genau?


    Sowas mag einem zwar einen Preis fürs Production-Design bescheren, aber in der Realität fallen solche Ideen glücklicherweise durch.


    Besser sieht die Realität dadurch auch nicht aus.


    Ein bißchen seeehr viele Kuppeln, findest Du nicht auch? :biggrin:


    Ein paar mehr Kuppeln könnten den ganzen Flachdächern im Berliner Regierungsviertel nicht schaden.

  • Man kann nicht nur der Lüscher die Schuld an allem geben. Mit der strengen Bauordnung für die Friedrichstadt beispielsweise hat man von vornherein nach der Wende zur Versteinerung und Erstarrung des Stadtbildes beigetragen. Man hätte Rekonstruktionen wagen müssen, so z.B. am Pariser Platz die beiden Flügelhäuser am Brandenburger Tor, und nicht nur Raster, Lochfassade und rechten Winkel als allein seligmachend erachten sollen.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Der Tagesspiegel schreibt:

    Zitat

    Als „Stückwerk aus Distanzgrün zwischen Trampelpfaden“ und „Sammelsurium von Straßenfragmenten“ beschreibt der Bund Deutscher Architekten den städtebaulichen Notstand rund um das Band des Bundes. Den Brandbrief haben die Architekten jetzt an Bundestagspräsident Norbert Lammert, Kanzleramtsminister Peter Altmaier, Berlins Regierenden Michael Müller (SPD) und den Ältestenrat des Bundestages geschickt. Sie fordern, eine „ganzheitliche Planung“ für das Gebiet wieder aufzunehmen

    :applaus:Mehr >> http://www.tagesspiegel.de/berlin/band-de…l/11437790.html


    Das Band des Bundes der Ödnis (2008). Die Umgebung des HBF und die gegenüberliegende Spreeseite sind mittlerweile weitgehend bebaut.
    Quelle: „BerlinHauptbahnhof“ von Benjamin Janecke - Eigenes Werk of User:Rectifier99. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berl…auptbahnhof.jpg

  • Nachdenken kann man darüber. Aber nicht zum derzeitigen Zeitpunkt. Da ist beim Niveau des Humboldthafens und Europaviertels gegenüber nicht viel zu erwarten. Solange die Lüscher-Baggage noch schaltet und waltet, sollte man da gelassen bleiben. Auch müssen erst noch andere Lücken geschlossen werden, bevor Flächendruck und Architekturanspruch dafür ausreichend hoch sind.

    Auch finde ich generell die Weite dem Ort durchaus angemessen, das hat auch mal einen Reiz. Ist schon imposant, wenn man aus dem Hauptbahnhof schreitet. Auch für seine großzügigen Freiräume wird Berlin weltweit geschätzt. Ohne Zweifel kann man aber den Spreebogen in seiner heutigen Form überarbeiten und verbessern. Ein echtes Bekenntnis zum Ort als repräsentativem Regierungsviertel wäre die Verlegung des zentralen Einheitsdenkmals an der Platz der Republik vorm Reichstagsgebäude, statt es auf die beengte und ungeeignete Schlossfreiheit quetschen zu wollen.

  • Das vom Bundestag in Beschlag genommene Haus Dorotheenstraße N°90.

    Bildquelle: Wikipedia, Urheber 'Denis Apel', CC BY-SA 3.0 unportiert

    Das Haus wurde 1895 nach Plänen von Franz Schwechten errichtet und sah ursprünglich so aus:

    Die Vereinfachung erfolgte wohl bereits 1935, vielleicht aber auch erst in der Nachkriegszeit.

    Hier soll es aber gar nicht um die (selbstredend) nicht mal in Erwägung gezogene Wiederherstellung der Ursprungsfassade gehen, sondern um die obligatorische Kunst am Bau.
    Einfach mal die Worte des Preisgerichts lesen, insbesondere zum 2. Preis - diese Menschen sind irgendwie nicht von dieser Welt...
    Kunst-am-Bau-Wettbewerb Deutscher Bundestag - Dorotheenstraße 90

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Der zweite Platz ist absolut lächerlich. Das sieht aus und ist wahrscheinlich auch in 2 Minuten in Windows Paint (von einem Blinden?) hingeschlunst worden und nennt sich Kunst. Oh mein Gott, meine Augen, ich muss sie mir erst mal auswaschen gehen... x__X

  • Einfach mal die Worte des Preisgerichts lesen,


    Zusammenfassend: Der erste Entwurf sei gut, weil das Licht sich dem Haus anpasst, der zweite sei gut weil das Licht in möglichst großem Kontrast zum Haus steht. Ach ja und eine der Farben stehe in Bezug zu Berlin. Aber schön formuliert ist es schon!

    Da kann man zuletzt wirklich nur noch sagen "mehr Licht!"

  • (...) nicht mal in Erwägung gezogene Wiederherstellung der Ursprungsfassade (...)


    Warum auch immer man damals die Fassade vereinfacht hat, es wurde doch sehr gekonnt gemacht. Baustil und Material wurden beibehalten. Offenbar wurden sogar diverse Formsteine neu geschaffen, wie die Archivolten im 2. OG, die nicht aus dem abgebrochenen Erker gestammt haben können.

  • Zitat

    Warum auch immer man damals die Fassade vereinfacht hat, es wurde doch sehr gekonnt gemacht. Baustil und Material wurden beibehalten.

    Atticus: "Gekonnt"?? Ich glaube dass kann man wirklich nicht sagen. Im Gegenteil, der einst schöne und harmonische Prachtbau von Franz Schwechten, einem der bedeutendsten Baumeister der Jahrhundertwende, wurde völlig entstellt und sinnenleert.
    Um so ärgerlicher ist es dass man heute immernoch nicht den eigentlich angebrachten und längst überfälligen Respekt für die Baukunst der Jahrhundertwende hat! :augenkrummblau:

  • "Kralle", klar ist der Ursprungszustand besser und es wäre zu begrüßen, wenn man ihn wieder herstellen würde. Aber dennoch muss ich "Atticus" recht geben. Dafür, dass hier vereinfacht wurde, wurde es in einer Weise gemacht, die nicht erkennen lässt, dass "entstuckt" worden ist. Man könnte den Zustand des Baus durchaus für den Ursprungszustand halten. Insofern ist das schon technisch sehr gut gemacht worden. Ich weiß ja nicht, warum der Erker abgenommen worden ist. Möglichenfalls war es keine gewollte Entstuckung, sondern ein massiver Kriegsschaden?

    Zu den Kunstwerken: Platz 1 ginge gerade noch, Platz 2 ist "Disneyland" kombiniert mit "Teletubbies". Ich plädiere dafür, dem Durchgang seine natürliche Patina zu belassen und auf solche "Kunst am Bau" zu verzichten. Das Geld könnte besser in die Wiederherstellung des Erkers gesteckt werden.

  • Ja, wieder ein entstelltes Haus, ohne Erker, ohne Türmchen, ohne Steildach (Formel 3) MIT ja: ein Staffelgeschoss wie alle andere Bauten nach 1960/1970.
    Dieses wird aber eine neue Fassade geschaffen mit selben Steine und Strukturen (das ist wieder doch etwas positives).
    Die heutige Fassade und Dach aber natürlich wenige Formenreich dann die ursprüngliche (wie auch immer).
    So wurden sogar fast alle stehen geblieben Bauten in Berlin allen vereinfacht und verformt (entstellt). Fast jedes Wohnhaus, fast jedes Betrieb..... :koenig:
    Grauenhaft wie man Berlin entstelt und "vereinfacht" (verödet) hat: die BRD wie die DDR, wie D. rant:)

  • Das Geld könnte besser in die Wiederherstellung des Erkers gesteckt werden

    Das Geld wäre sogar besser angelegt, wenn man es vers... würde

    Man könnte den Zustand des Baus durchaus für den Ursprungszustand halten

    Das ging mir tatsächlich so. Sicherlich ist der Ursprungszustand besser, aber man kann doch nicht sagen, dass nach man sich nach der Beseitigung des Erkers keine Gedanken gemacht hat die Fassade wieder ordentlich herzustellen. Kann in diesem Forum einer herausbekommen, was der Grund für die Abnahme des Erkers war? Hass auf historitische Baukunst doch sicher nicht, sonst hätte man die Fassade modern ergänzt und den Aufwand Schmuckelemente neu zu fertigen und Teile des Erkers einzusetzten um eine einheitliche Fassade zu erhalten nicht betrieben.

  • @Volgow:

    Bist du dir da ganz sicher, dass die historische Fassade des Schwechten-Gebäudes an der Dorotheenstraße lag? Könnte es nicht auch die Fassade am Reichstagsufer oder woanders sein? Das Grundstück ging ja wie auch bei den Nachbarn durch. Heute sind dort nur noch Plattenbauten.

    Beim alten Meereskundemuseum/ Uni-Bibliothek gab es auch zwei so ähnliche Fassaden jeweils zur Dorotheenstraße und Georgenstraße.

    Hätte man das Haus nach dem 2. Weltkrieg so umgestaltet, wie auf dem Heute-Foto, wäre sicher alles viel liebloser und radikaler passiert. Aber dass man sich in den 30er Jahren solch eine Mühe gab, nur um so einen unbedeutenden Erker verschwinden zu lassen, kann ich einfach nicht glauben.Man hat ja sogar den Fries wieder angeklebt. Welches sollte der Grund gewesen sein?

    Fragen über Fragen, doch nun weiter:

    Interessanterweise ist bei 'bildindex' dieses Haus als Geschäftshaus Kunheim & Co., Dorotheenstraße 26 erwähnt. Die Nummer 26 um 1910 entspricht der heutigen Nummer 90

    Wegen des Wappens im Giebel könnte man von einer öffentlichen Nutzung ausgehen, was machen dann aber die Köpfe (Männlein / Weiblein) da?

    Ich habe nur bei der Durchsicht im Archiv ein Geschäftshaus Kunheim am Reichstagsufer gefunden mit der Nummer 10, allerdings mit ein ganz anderen Fassade.
    Die Nummer 10 ist aber genau das "Hinterhaus" der damaligen Nummer 26. Architekt war Franz Schwechten.

    Also bleibt es dann doch wohl bei der erstaunlich sensiblen Veränderung der Fassade, als das Haus irgendwann einer öffentlichen Nutzung zugeführt wurde.

  • Spreetunnel:
    Ja, aber du kannst dich hier vergewissern, wenn du mir nicht glauben magst.
    + Eintrag in der Denkmaldatenbank

    Ansonsten ist es m. E. verwunderlich, dass die Verkrüppelung des Hauses soviel Anklang findet - nur weil damals nicht wie in heutiger Verächtlichkeit ein Glas/Stahl-Keil oder ein Aluminium/Plastik-Quader in die Fassade getrieben wurde. Ja, man hat den Fries wiedereingesetzt und die Fenster den Außenachsen angepasst. huh:)
    Ich glaube dagegen, dass wer Giebelerker entfernen lässt, auch Zwangsarbeiter beschäftigt und die Flüsse verschmutzt.


    Zurück zu den Bundesbauten.
    Schräg gegenüber dem damaligen Kunheim'schen Wohnhaus am Bundesratsufer sind die ersten Abrisse für den künftigen 'Luisenblock Ost' vollendet.

    Was wohl mit dem einsamen gründerzeitlichen Hinterhaus an der Stadtbahn passiert. Es sieht jedenfalls auch in diesem Zustand immer noch besser aus als die meisten heutigen Neubauten.

    Ein Blick um die Ecke in die Wilhelmstraße, links dies N°65, welche vor einigen Jahren aus einem Plattenbau geschnitzt wurde, während das rechts anschließende Verwaltungsgebäude Wilhelmstraße N°64 seit einiger Zeit ebenfalls für den Bundestag hergerichtet wird.


    Architekturwettbewerb Sanierung und Erweiterung Wilhelmstraße 64

    Dann noch der Stand (Mitte Februar 2015) der Dinge beim Erweiterungsbau des Lüders-Hauses jenseits der Spree.

    Zum Schluss der m. E. hässliche Neubau des Bundesforschungsministeriums am Kapelle-Ufer. Die Fassade lässt sich nicht mal bei bestem Licht anständig ablichten, da die enge Rasterung alles verwischt und diffus erscheinen lässt.

    Der Bau ist (im Hinblick auf zukünftige föderale Kompetenzkorrekturen?) so groß, dass ein nicht unerheblicher Teil untervermietet ist.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    4 Mal editiert, zuletzt von Mantikor (27. März 2015 um 14:53)

  • Ansonsten ist es m. E. verwunderlich, dass die Verkrüppelung des Hauses soviel Anklang findet - nur weil damals nicht wie in heutiger Verächtlichkeit ein Glas/Stahl-Keil in die Fassade getrieben wurde.

    Die Beseitigung der Erkers hat keinen Anklang gefunden. Es ist aber doch bemerkenswert, das sich bei der Beseitigung des Erkers doch bemüht wurde eine geschlossene Fassade herzustellen. Dass zumindest diese Vorgehensweise nicht nur abgelehnt wird, hat sicher damit zu tun, dass es gegenwärtig wohl anders gemacht würde.

    Zurück zu den Bundesbauten.
    Schräg gegenüber dem damaligen Kunheim'schen Wohnhaus am Bundesratsufer sind die ersten Abrisse für den künftigen 'Luisenblock Ost' vollendet

    Was soll mit dem Gründerzeitbau ganz links passieren. Wenn ich mich recht erinnere, war auch hier ein Abriss geplant. Ist dies noch aktuelll?