Bundesbauten in Berlin

  • Boah, ist das eine geschmacklose Kiste. Sieht aus wie ein Provinz-Verwaltungsbau (Solingen oder Ludwigshafen) von 1965, den man kürzlich ein wenig bei der Renovierung optisch "aufgepeppt" hat. :übelkeit: Und dann noch dieser völlig stillose türkisgrüne Dachaufsatz für den Altbau daneben. Wie das Vordach eines in den 80er Jahren ganz besonders hippen Dorf-Bistros. :gehtsnoch:
    So etwas in der Mitte der deutschen Hauptstadt.
    LIEBE JAPANER, FAHRT LIEBER AUF EURER EUROPA-TOUR NACH PARIS ODER ROM ODER MADRID. DAVON HABT IHR MEHR!!!

  • Na, mach mal halblang - jedenfalls für hier. :zwinkern:
    Wenn man in der verheerten Wilhelmstraße steht, ist dieser Bau m. E. mit seiner vergleichsweise positiven Ausstrahlung und den recht angenehmen Holzfensterbändern eine klare Aufwertung; auch wenn er jetzt nicht DER große Wurf ist.
    Volle Zustimmung hinsichtlich der Dachpartie von Nr. 54, die eher aussieht wie ein Kühlergrill und das (zweitletzte historische) Gebäude zwischen Leipziger Str. und Linden, deutlich entstellt hat.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nochmals Fotos vom Neubau des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in der Wilhelmstrasse, Ecke Französische Strasse:

    Die neue Verlängerung der Französischen Strasse zwischen Wilhelm- und Mauerstraße macht durch die Baumreihen und die breiten Bürgersteige einen freundlichen Eindruck:

    Eigene Bilder vom 11.09.2010

  • Der Neubau des Berliner Amtssitzes des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz & Reaktorsicherheit in der Stresemannstraße/Erna-Lackner-Straße soll im nächsten Jahr eingeweiht werden.

    Vor einigen Wochen:

    Letzte Woche:

    Weitere Informationen beim BBR und/oder beim BMU.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich meine, man sollte das ganzheitlich sehen. Was wäre gewonnen, wenn dieses (noch dazu entstellte) Gründerzeitgebäude als städtebauliches Fragment inmitten eines chaotisch bebauten Blocks erhalten bliebe und damit die geplante östliche Abschlussfigur des "Bandes des Bundes" blockiert wäre? Was man angefangen hat, muss man auch vollenden.

  • Ganzheitlich? Im Sinne eines "architektonischen Sprunges" der großflächigen (Bundes-) Bebauung auf die andere Straßenseite in Richtung Innenstadt?
    Vom alten Schiffbauerdamm ist doch ohnehin kaum noch etwas übrig, daher sollte auch eine schmucklose Fassade von 1910 allein aufgrund der Proportionen schützenswert sein. Zwischen Marschallbrücke und Stadtbahn bilden die Gebäude mit den Hausnummern 12 und 19 bislang eine Umklammerung der Plattenbauten und werden noch in der Begründung des Bebauungsplans als stadtbildprägend genannt.
    Außerdem war das Band des Bundes ursprünglich nicht bis zum Grundstück Nr. 19 reichend vorgesehen - der Bund greift sich immer mehr Land (siehe auch BND-Neubau Idiotie, BMI-Neubau), während gleichzeitig erhaltenswerte Gebäude im Bundesbesitz (u. a. ehem. Dt. Bank/Mauerstraße, Leipziger Straße gegenüber BMF, Flughafen Tempelhof) brachliegen und vergammeln - von wegen umfassende staatliche Aus- und Aufgabenkritik!

    Dass es auch anders gehen könnte, zeigen die weiteren platzierten Entwürfe, welche nicht einen "großen runden Schwung" nehmen müssen und die letzten Reste der historischen Uferbebauung gleich mit.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das "Band des Bundes" sollte nach dem ursprünglichen preisgekrönten Entwurf von Axel Schultes aus dem Jahr 1993 sogar bis zum Bahnhof Friedrichstraße durchgezogen werden und östlich der Friedrichstraße einen halbrunden, konchenartigen Abschluss finden. Diese Idee wurde jedoch nicht weiter verfolgt; der jetzt favorisierte Plan verzichtet auf einen weiteren Spreesprung, aber sieht dennoch einen gerundeten Abschluss des Bandes auch im Osten vor, der mit demjenigen des Kanzlerparks korrespondiert.

    Ich meine, wir sollten da, wo der historische Bestand weitgehend abgeräumt ist, dann und wann auch den Stadtbauentwürfen der Gegenwart ein Lebensrecht einräumen, vor allem dann, wenn sie Größe und Klarheit ausstrahlen wie m.E. die Entwürfe von Axel Schultes. Wir sollten unsere Bewegung nicht in den Ruch des Fundamentalismus bringen, indem wir ohne Rücksicht auf übergeordnete städtebauliche Konzepte um jedes Vorkriegsgebäude kämpfen. Je mehr wir zu differenzieren verstehen, und uns auf wesentliche, von der Öffentlichkeit nachvollziehbare Forderungen von übergeordneter Relevanz konzentrieren, desto mehr Resonanz werden wir bekommen.

  • Hier möchte ich "Philoikódomos" widersprechen und "Palantir" recht geben. Ich habe mir die Planungen angeschaut. Der gerundete (vermutliche) Abschluß des "Bandes des Bundes" ist zum einen nur die Version des 1. Platzes des Wettbewerbs. Die anderen Planungen kennen diese Rundung gar nicht. Zum anderen steht selbst der jetzige Siegerentwurf einem Erhalt des Gebäudes nicht im Weg. Es könnte vollständig innerhalb der Rundung erhalten bleiben.Städtebaulich müßte nicht umgeplant werden. Insofern wäre an dieser Stelle ein Stück Geschichte, ein durchaus ansprechendes Gebäude (dem nichts besseres nachfolgen dürfte) gewahrt, und zugleich wäre einem Stadtbau-Entwurf der Gegenwart sein Lebensrecht - wie "Philoikódomos" es nennt - zugebilligt worden. Außerdem werden ja auch noch einige vom Wasser entfernt liegende Gebäude im westlichen Bereich des "Luisenblocks" in den Entwurf integriert, und kein moderner Städteplaner hat darin ein Problem gesehen. Also, es besteht kein Widerspruch, und das Haus kann leicht erhalten bleiben, was möglichenfalls auch die öffentlichen Finanzen weniger belastet.

  • Meinetwegen, Heimdall! Die Einbeziehung eines Gebäudes aus dem Vorkriegsbestand wäre allerdings eine ziemliche Herausforderung an die Architekten. Aber eins wäre unabdingbar: Ich würde den Erhalt dieses Wohnhauses nur akzeptieren unter der Voraussetzung einer Fassadenreko. Der vorfindliche Zustand ist nicht Fisch und nicht Fleisch und m.E. ziemlich widerwärtig. Berlin ist ja voll von solchen Fassadenbasteleien; das muss nicht auch noch im Regierungsviertel sein!

  • Spreeblick zum Reichstagsufer mit ehem. Reichstagspräsidentenpalais, Jakob-Kaiser-Haus und ARD-Hauptstadtstudio:


    Baustelle der Erweiterung des Marie-E.-Lüders-Hauses bis zur Luisenstraße:

    Der fertiggestellte Bundestagsbürobau (neu verkleideter ehem. Plattenbau) Ecke Dorotheenstraße/Wilhelmstraße:


    Deutscher Bundestag - Bürogebäude Dorotheen-/Wilhelmstraße

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Vielleicht führt ein Baustopp mal zu Bewegung in der öffentlichen Debatte bezüglich der Hinterzimmereintscheidungen.

    Kostensteigerungen - allerdings ohne Aufschrei/Debatte und Verweis auf Spenden (hier vielleicht für Parkplätze) wie beim Schloss/Humboldtforum - und dazu noch der Verdacht der Mauschelei bei der Auftragsvergabe. Von der langfristigen Kostenabschätzung im Hinblick auf die Vergleichsmietkosten für den bisherigen Dienstsitz in Alt-Moabit oder gar der optischen Banalität des geplanten Neubaus noch gar nicht zu sprechen...

    Innenministerium: 200-Millionen-Euro-Neubau in Moabit gestoppt - Berlin - Tagesspiegel

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Moderationshinweis (Palantir): Nachfolgende Beiträge aus dem Strang zum Stadtschloss hierher verschoben sowie urheberrechtswidrige Direkteinblendungen nicht freigegebener, fremder Bilder unterbunden; schließlich habe dann noch ich die Einbindung des Wikipedia-Bildes mit der gemäß den Lizenzbedingungen erforderlichen Namensnennung versehen. Danke schön! :augenrollengruen:


    Und da Deutschland eine durchaus bedeutende und reiche Nation ist (ja, auch hier werden sicher einige Miesmacher protestieren) sind die Gebäude die realisiert werden auch groß, representativ und teuer. So wie der Umbau des Reichstags oder das Band des Bundes oder der BND. Ich möchte mit etwas Stolz auf meine Hauptstadt blicken können und mich nicht dafür schämen. Wenn meine Steuergelder also für den Wiederaufbau von Berlin draufgehen, dann bin ich stolz darauf auch etwas dafür leisten zu können.


    Teuer? Ja! Repräsentativ? Naja?!

    Für diese "Prunkbauten" (auf die ich nicht unbedingt stolz bin) wurde unser Steuergeld ausgegeben:

    Bundesministerium für Familie, Frauen, Jugend und Senioren:
    http://www.michaelpanse.de/wp-content/upl…-4-1024x739.jpg
    Quelle: http://www.michaelpanse.de/

    Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz:
    http://www.innius.de/uploads/pics/bundesamt.jpg
    Quelle: http://www.innius.de/

    Neubau Bundesministerium für Bildung und Forschung:
    http://www.fair-news.de/pics/b_400/402967.jpg
    Quelle: http://www.fair-news.de/

    Bundesumweltministerium:
    http://www.bz-berlin.de/multimedia/arc…ium_3040606.jpg
    Quelle: http://www.bz-berlin.de/

    Auswärtiges Amt:

    Quelle: Datei:Auswärtiges Amt Neubau Berlin.jpg – Wikipedia[/url] Benutzer: "Andreas Praefcke"

    Bundesamt für Verfassungsschutz:

    http://www.bbr-bund.de/

    Jakob-Kaiser-Haus:
    http://www.cambridge2000.com/gallery/images/PA2629141e.jpg
    Quelle: http://www.cambridge2000.com/

  • Mit diesen Kisten identifiziert sich wahrlich keiner - wie auch mit dieser Republik nicht mehr?!

    Da war nur ein Gebäude bemerkenswert: das gelbe Haus mit Mansarddach im Hintergrund des ersten Bildes. Worum handelt es sich dabei?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    (...) Im Grunde ist es ein Argument von Populisten, von da ist es nicht mehr
    weit bis zu "das Geld könnte man auch in Schulen und Kindergärten
    stecken". Ein Totschlagargument für jede Investition die eben nicht in
    jene Richtung geht. Da hab ich keine Lust drauf.

    Natürlich ist nichts gegen die Kosten repräsentativer Bauten der Hauptstadt zu sagen. Doch die Zentrale des BND ist eben ein besonders krasses Negativbeispiel. Weil die Baupläne gestohlen wurden, sind die Baukosten/Umbaukosten explodiert. Noch peinlicher geht es ja wohl kaum. Und über die wahnwitzige Summe regt sich scheinbar keine Sau auf. Im Gegensatz zu den Baukosten des Schlosses. Darum geht es hier!

  • Zitat

    ...und das Reichstagspräsidentenpalais
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co…Westfassade.jpg

    Ja, das ist recht schön. Aber fehlt da nicht der rechte Teil?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.