Dresden - die Johannstadt

  • Zitat

    Hmmm...
    Ein Eckbau mitten in der Bauflucht - wie kann denn da eine Elbuferbebauung geschlossen fortgeführt werden?
    Der Bau hätte an die Albertbrücke gehört...


    Die Lösung des Rätsels heißt wahrscheinlich ganz einfach Querstraße,
    und zwar müßte das lt. Vorkriegsstadtplan die Manteuffel-Straße sein.
    Das zum Sachsenplatz hin benachbarte Grundstück, auf dem die Jägerkaserne stand, ist noch unbebaut.

    http://www.bildindex.de/bilder/MI09484g12a.jpg
    (im Vergleich mit Luftbildstadtplan auf Dresaden.de)

  • Das Altenheim ist bei genauem Hinsehen wirklich etwas unspektakulär. Immerhin verdeckt es die Plattensünden. Die drei Wochhäuser sollen gar die Aushängeschilder der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt sein und standen, wie kürzlich in der SZ zu lesen war, Ende der 90er vorm Abriss. Leider kam es nicht dazu. Nur teilen nicht alle Dresdner meine Meinung, denn in einem Leserbrief war von einem Mieter zu lesen, dass er glücklich über den Erhalt sei, denn man müsse in Dresden nicht alles in Barock bauen. (!)

    Gestern bin ich durch das Wohngebiet an der Bürgerwiese gefahren und auch dort entsteht ein Altenheim, welches einige traditionelle Stilelemente aufweist. Hat mit im Vorüberfahren deutlich besser gefallen als das am Elbufer.

    Dann gibt es noch von einem weiteren Altenheimneubau zu berichten (man merkt die Überalterung schreitet voran), nämlich am F.C. Weißkopf Platz, direkt neben dem Plaunschen Rathaus. Der Platz besteht aus Altbausubstanz und angepassten Naubauten (auch eins mit Türmchen, also wirklich gut), jedoch habe ich noch kein Bauschild zur zukünftigen Bebauung erkennen können. Die Fläche war übrigens jahrelang eine Brache.

  • Zitat von "Harmonica"

    Dann gibt es noch von einem weiteren Altenheimneubau zu berichten

    Tja, gestern bin ich am Bauschild vorbeigefahren und traute meinen Augen nicht: es entsteht an dieser Stelle ein banaler Kasten, ohne Spitzdach und langweilig in der Fassade. Man könnte meinen, es entstünde ein Plattenbau. Schade, nachdem die umliegenden Gebäude aus den 90ern doch gelungen sind, ist dies ein weiterer Rückschritt. :kopfwand:

  • Ich wohne direkt um die Ecke und habe das Bauschild auch gesehen. Das Haus wird wirklich eine Zumutung und passt so gar nicht in das ansonsten recht gelungene Platzensemble. Hier hat man wirklich eine Chance vertan, den Platz wieder zu einem wirklichen Platz zu machen.

    --
    Aenos

  • Zitat

    Hier hat man wirklich eine Chance vertan, den Platz wieder zu einem wirklichen Platz zu machen.

    Wann wurde eine solche Chance nicht vertan?
    Eine harmonische Platzrandbebauung ist heutzutage keine Zielstellung mehr.
    Selbst der Neumarkt wird mit dem Gewandhaus ja möglicherweise noch entstellt...

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Nun, gerade am besagten FC-Weißkopf-Platz existiert aber in der Tat mal eine
    harmonische Bebauung. Die meisten Gebäude, die sich einfügen, sind aber
    in den frühen 90ern entstanden. Heutzutage kann man dies leider nicht mehr
    erwarten, da gebe ich dir völlig recht.

  • Zitat

    Aus der Teppichhalle wird ein Kunstprojekt

    Johannstadt. Eine Wohnungsgenossenschaft engagiert sich für mehr Leben im Viertel. Der Startschuss ist gefallen.

    [...]Die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt steckt hinter der neuen Nutzung des ehemaligen Teppichgeschäfts. „Im Februar haben wir das Objekt zurückbekommen“, sagt Uta Knorr, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt, die gleich dahinter in ihrem neuen Bürogebäude residiert. „Abgerissen wird die Halle nicht, der Stadtteil muss belebt werden“, fügt sie an und eilt weiter[...]auf einer zweiten Ebene in der Halle improvisieren Freunde des Künstlers mit Laute und Laptop dissonante Töne.

    [...]Ein Konzept für die Halle werde erarbeitet, sicher ist jedoch, dass hier ein Standort für Kultur entstehen soll. „So was gibts ja noch nicht im Stadtteil“, sagt er. Als Wohnungsunternehmen wäre der WGJ daran gelegen, dass sich die Mieter in der Johannstadt wohl fühlen und merken, dass sich ihr Viertel entwickelt. In den alten Büroräumen der WGJ auf der Dürerstraße zog bereits der Verein „Aktives Leben“ ein.


    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1111282

  • Zitat

    ...In den Siebziger Jahren sind Johannstadt Nord und Süd mit Plattenbauten zugepflastert worden. Seinerzeit hat man dieses Wohngebiet mit drei Kaufhallen versorgt. Seit der Schließung der Kaufhalle Marschnerstraße und des Lidl in der Stephanienstraße gibt es für dieses dicht besiedelte Gebiet keine Einkaufsmöglichkeiten mehr“, sagt Angelika Schäfer. Sie wohnt in der Johannstadt und macht ihrer Unzufriedenheit Luft.

    Die geschlossene Kaufhalle Marschnerstraße in unmittelbarer Nähe des Straßburger Platzes bietet weder für Dresdner noch für Besucher der Stadt einen schönen Anblick. „Der Privatbetreiber der Spar-Kaufhalle hat die Verträge gekündigt“, sagt Christoph Mann vom Stadtplanungsamt. Ungünstig für die Halle wären auch fehlende Parkplätze. Für die Zukunft seien am Straßburger Platz zwei Gebäudekomplexe geplant. „Hier könnte es Geschäfte und Dienstleistungseinrichtungen geben, um die Bürger des Stadtteils zu versorgen“, sagt Mann. An vier- bis fünfgeschossige Gebäude sei gedacht. Investoren für eine solche Erneuerung werden gesucht.

    Bis zum Sommer sollen auf der Brachfläche vor den Wohnblocks mit den bunten Balkonen Wege angelegt werden. „Ein Radweg wird zur Seidnitzer Straße führen“, so der Stadtplaner. Der Taxistand werde parallel zur Straße eingeordnet. Außerdem entstehen 18 bis 20 öffentliche Parkflächen.

    Zwei neue Einkaufsmöglichkeiten gibt es in Kürze in der Johannstadt. An der Blasewitzer Straße wird ein Plus-Markt gebaut, und in der Dürerstraße errichten Bauarbeiter eine Netto-Halle. Dafür wird die provisorische Einkaufshalle von Netto an der Steinstraße abgerissen. Der zweite, feste Bau des Marktes Steinstraße bleibt stehen. „Gerade wir Älteren freuen uns, wenn wir im Wohngebiet neue Läden für den täglichen Einkauf bekommen“, sagt Waltraud Meister, die in der Dürerstraße wohnt....


    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1125468

    Dadurch wird der Stadtteil leider auch nicht schöner!

  • Zitat

    Johannstadt. Der dicht besiedelte Stadtteil soll wieder eine Straßenbahn bekommen. Die Planung dafür läuft bereits.
    [...]als Vorzugsvariante eine Strecke über die Pfotenhauer- und Pillnitzer Straße zum Pirnaischen Platz im Zentrum. Die andere Endstation könnte dann am Nürnberger Ei in der Südvorstadt sein, wobei die Linie 8 stattdessen nach Plauen an die Nöthnitzer Straße geführt werden könnte.

    Ein echter Neubau einer Straßenbahntrasse wäre danach in der Pfotenhauer- ab der Fetscherstraße über Elsässer Straße bis zum Güntzplatz sowie entlang der Pillnitzer Straße nötig (siehe Karte). Östlich der Fetscherstraße liegen in der Pfotenhauer- noch die Schienen mitsamt der Wendeschleife, die früher von der Linie 26 genutzt wurde.

    Zitat

    Der Bönischplatz zwischen Pfotenhauer- und Elsässer Straße ist ein beliebter Treffpunkt in der nördlichen Johannstadt. Die beiden Schülerinnen schätzen die Skulptur vor den Altbauten. In wenigen Jahren soll dort eine Straßenbahn entlangfahren. http://www.sz-online.de/bilder/2007_01/gr_1393314_1.jpg


    Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1393314

  • Spurensuche: Dürerplatz

    Der ehem. Dürerplatz war eine der bedeutenden gründerzeitlichen Platzanlagen in der Johannstadt. Er ging 1945 mit dem Stadtviertel unter.
    Anfang der 70er Jahre wurde das Areal des Platzes zusammen mit den beiden östlich angrenzenden Quartieren bis zur Lortzingstraße mit einem Schulkomplex überbaut, so daß heute (fast) nichts mehr an die einstige Situation erinnert.


    Der alte Dürerplatz von Norden gesehen in einer Aufnahme von Walter Hahn/Deutsche Fotothek. Im Vordergrund die Trinitatiskirche.


    Ein Ausschnitt aus der Stadtkarte 1:5000 mit dem Schadensplan.
    (Quelle: Deutsche Fotothek/ Kartenforum)
    Von der ehen. Blockrandbebauung der Umgebung sind nur drei Gebäude als leicht beschädigt rot markiert.
    Diese Gebäude sind die einzigen, die heute noch da sind!
    Dazu noch die Kirchenruine und das (nicht farbig hinterlegte) Trafo-/ bzw. Toilettenhäuschen auf der Mitte der Nordseite des Platzes.



    Heutiger Anblick der Südwest-Ecke des Platzes (Holbein-/Schumannstr.)


    Alter Baum an der ehem. Westseite des ehem. Platzes.
    Das Straßenpflaster dürfte auch noch der Vorkriegsbelag sein.


    Nordwestecke des Platzes (Schumannstr./Dürerstraße)
    mit dem unauffällige Trafohäuschen, das in der Trümmerwüste erhalten blieb, weil es gebraucht wurde.


    Blick vom selben Standort in die Dürerstraße stadteinwärts. Das war vor dem Krieg alles dicht bebaut.


    Dürerstraße stadtauswärts mit überlebenden Gebäuden. Links Eckhaus Dürerstr./Lortzingstr. mit Nachbarhaus, ein Stück weiter hinten rechts ein weiteres Gebäude. Beide im Schadensplan rot markiert.
    Davor links abgehend die Reissigerstraße, deren heute überbaute Fortsetzung auf der rechten Seite einst die Ostseite des Dürerplatzes bildete.


    Das Trafohäuschen diente, nach den Rundbogeneingängen zu urteilen, einst auch als öffentliche Toilette auf dem Dürerplatz.


    Das dritte überlebende Gebäude steht in der Gabelsberger Straße.
    Rundherum verschiedene Neubauten ohne erkennbares städtebauliches Konzept platziert.


    Zum Abschluß die ehem. Südostecke des Dürerplatzes (Reissigerstraße/Holbeinstr.)
    Drei knorrige alte Bäume markieren noch die Ostseite des Platzes. Die Straße hingegen ist überbaut.

  • Danke Miwori für die Eindrücke aus diesem interessanten Stadtviertel.
    Ich erlaube mir mal, noch ein paar deftige Platten aus der Nachbarschaft zu ergänzen:


    Holbeinstraße:



    Marschnerstraße mit Portier:


    Der geniale Plattenbau Nähe Güntzplatz:



    Was für eine Fassade!



    Beweisfoto: Das Haus ist bewohnt. :zwinkern:


    Für mich ein Fall für den:


    Hat sich an dessen Zustand inzwischen etwas verändert, Miwori?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"


    Hat sich an dessen Zustand inzwischen etwas verändert, Miwori?


    Ich glaub nicht.
    Wahrscheinlich ist der Leerstand zurückgegangen, denn in dem Maße, wie die Armut im Lande zunimmt, wächst auch das Interesse an den unsanierten Plattenbauwohnungen.

  • Wenn es nicht so frustrierend wäre, wäre es in der Tat interessant. Wie oft bin ich in diesem Stadtteil schon auf Spurensuche gewesen aber es ist, wie Du schon schreibst eine städtebauliche Flickschusterei ohne erkennbares städtebauliches Konzept. Die einzige Möglichkeit noch etwas vom Vorkriegsjohannstadt zu erhaschen ist in der Ecke um den Müntzerplatz.
    Meine Ururgroßmutter hatte ein Haus auf Gluckstraße/ Ecke Hachestraße (das ist 2 Straßen weiter) in welchem auch die Geschwister meines Vaters groß geworden sind. Am 13. gabs einen Volltreffer und meine Großmutti stand schwanger mit 4 Kindern nur mit einem Koffer da...

  • Unglaublich, man glaubt nicht, dass das Dresden ist. Noch schlimmer finde ich aber diese peinlichen Sanierungen, in dem der Farbenrestbestand der umliegenden Baumärkte schnell noch verbraucht wird. Diese bunten Dinger finde ich noch unerträglicher wie diese grauen Bettenburgen. Geschmacklich ein Totalausfall, Note 6-.

    APH - am Puls der Zeit

  • Was hältet euch von dem Gedanke um alle diese Plattenblocks um den DürerPlatz herum abzureissen und ALLE Gründerzeitler mit NEUBAUTEN wieder auf zu bauen: Haus für Haus, genau so schön wie eines der Überlebenden Häuser. So am Auusenseite frisch und neu aber auch alle historische Details und am innenseite bequem und komfortabel.

    Nein ich spinne nicht. Kann das beliebteste Wohnviertel von ganz D. werden.

  • Das wäre natürlich genial, ist aber politisch, kunsthistorisch usw. nicht gewollt und wird daher auch nie kommen. Es kommen ja nicht mal Rekonstruktionen, von denen man ausgehen könnte, daß dazu ein breiter Konsens bestehen müßte... stattdessen dürfen "Stararchitekten" ihren üblichen Schrott abladen.

  • Zitat von "uaoj36"

    Was hältet euch von dem Gedanke um alle diese Plattenblocks um den DürerPlatz herum abzureissen und ALLE Gründerzeitler mit NEUBAUTEN wieder auf zu bauen: Haus für Haus, genau so schön wie eines der Überlebenden Häuser. So am Auusenseite frisch und neu aber auch alle historische Details und am innenseite bequem und komfortabel.

    Nein ich spinne nicht. Kann das beliebteste Wohnviertel von ganz D. werden.


    Das wäre dann echtes unternehmerisches Risiko.
    Denn wenn es nicht zum beliebtesten Wohnviertel von ganz D. werden würde, und die erzielbaren qm-Mieten entsprechend niedrig blieben, würdest du als zweiter Dr.Jürgen Schneider in die Geschichte eingehen.