Berlin - Wiederaufbau der Bauakademie

  • OK, jetzt haben wir alle genug geflucht. Das führt uns nicht weiter.

    Könnte der Verein bitte eine Petition starten und mit einer entsprechenden Pressearbeit beginnen !?!

  • Die Entscheidungsträger müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie nicht besser wären als die Bomben des 2. Weltkrieges, wenn sie weitere Kulturzerstörung befürworten würden. Es hätte keinen Sinn gehabt, das DDR-Außenministerium abzureißen, wenn nicht jetzt 100% Schinkels Bauakademie wiederkommt.

  • Das ist wahrlich Konkordanz von innen und aussen. Hier einmal der Grundriss, damit wir wissen, worüber wir reden. Und nicht zu vergessen das Dach: Impluvium:


  • Als Pressesprecher des Vereins würde ich gerne mit Berliner Vereinsmitgliedern eine Pressemitteilung oder einen offenen Brief an die Stadträte formulieren, in dem wir eine gemeinsame Position zur Bauakademie fordern, die natürlich in eine weitgehende Rekonstruktionsforderung einmündet. [...] Ich bitte euch alle um Mithilfe


    - Die Schinkel'sche Bauakademie war ein architekturgeschichtlich hochbedeutsamer Bau, dessen Strahlkraft und Wirkung weit über Berlin und Preußen hinausragte und weltweit maßgeblichen Einfluss auf Baustil und -technik hatte.

    - Der 1962 durchgeführte Abriss des z. T. bereits wiederaufgebauten kriegsbeschädigten Gebäudes durch die DDR-Regierung war ein schwerer Fehler und ein städtebaulicher Fehlgriff, welcher keinen Bestand haben darf.

    - Die seit dem Abriss des städtebaulich fatalen DDR-Außenministeriums, spätestens aber seit dem Wiederaufmauern einer originalgetreuen Gebäudeecke und der Fassadensimulation mittels einer auf Gerüst gespannten Plane im Jahr 2004, in die Wege geleitete orginalgetreue Wiedererrichtung der Bauakademie, darf nicht durch aktuelle Bestrebungen einer reinen Interpretation des Schinkel'schen Meisterwerks verwässert und in Frage gestellt werden.

    - Durch die Möglichkeit der Verwendung einer Vielzahl von Originalteilen (Portale, Terrakotten) und die gute Dokumentation der Fassadenabwicklung ist eine originalgetreue Rekonstruktion mit hoher Authentizität eröffnet, deren Finanzierung dank der Mittelzusage des Bundes bereits steht.

    - Das städtebauliche Umfeld mit Schinkels Friedrichswerderscher Kirche, dem rekonstruierten Schinkelplatz, dem Zeughaus und der Haupteingangsseite des neu errichteten Humboldtforums auf der Spreeinsel gegenüber ist ein bauliches Ensemble von nationaler Bedeutung, welches am wertvollsten durch eine originalgetreue Wiedererrichtung der Bauakademie komplettiert werden kann - gestalterisch neue Ansätze werden dort nicht benötigt.


    Zu Nutzungsvorschlägen und der Innengestaltung kann ich jetzt nicht auch noch schreiben, meine aber, dass auch die innere Gebäudestruktur zumindest in ihren wesentlichen Teilen wiederhergestellt werden sollte; dies betrifft inbesondere das offene Treppenhaus mit allen baulichen Details.
    ____

    Wer noch weitere Gedanken aufgezeigt haben möchte, lese den kundigen Aufsatz des Schinkel-Experten Goerd Peschken, welcher vor dem Abriss der Bauakademie geschrieben wurde und (leider vergeblich) über den städtebaulichen Rang der Bauakademie ausführt.

    Wenn jetzt nicht Vernunft und kulturelle Wertschätzung die Mehrheit erringt, wird die Ostfassade vielleicht nach diesem Vorbild wiederhergestellt - von wegen "Zeitschichten" oder anderem Geschwurbel.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (26. Februar 2017 um 15:38)

  • Ich weiß jetzt gar nicht ob 'Manuel Re' noch etwas formulieren will oder es gar schon getan hat, aber im Hinblick auf eine Forderung nach Wiederherstellung der inneren Raumstrukturen ist darauf hinzuweisen, dass diese in den 1870ern durch Richard Lucae erheblich gegenüber der Schinkel'schen Version umgestaltet wurde. Auch das in zwei vorigen Beiträgen zu sehende Treppenhaus ist die spätere Version nach der Umgestaltung.

    Ein nicht verwirklichter späterer Entwurf Lucaes sah übrigens sogar einen Erweiterungsbau der Bauakademie auf der anderen Seite der Schleusenbrücke vor, wie auf dieser perspektivisch leicht verrutschten Tuschzeichnung festgehalten.

    Bildquelle: Digitales Architekturmuseum der TU Berlin

    Bezüglich einer möglichen Aufteilung und Nutzung des Inneren ist ja auch bereits vor längerer Zeit in diesem Papier vom Förderverein Bauakademie vieles zusammengetragen worden.


    Für Interessierte dann noch die folgende Zusammenfassung:
    Bauakademie - die hundert Jahre nach Schinkel

    Und ein aktueller Artikel (Neue Bau|Akademie Berlin), der sich gegen die 1:1-Rekonstruktion ausspricht, aber zumindest in sachlichem Duktus. Ich teile die Meinung nicht, da ich den Kampfbegriff 'Rückwärtsgewandtheit' (den der Autor so nicht verwendet) in architektonischer Hinsicht für essentiell halte, um aus vielen Irrwegen der letzten 100 Jahre zu entkommen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Logisch, denn dieser Schinkel wird doch maßlos überschätzt. Den genialen und kreativen Baumeistern der Gegenwart kann Schinkel doch nicht mal im Ansatz das Wasser reichen. Zudem wimmelt es in unseren Städten doch geradezu überall von diesen furchtbaren Rekonstruktionen, da müssen die Genies der Gegenwart doch auch endlich mal dazu beitragen dürfen, mit ihren "Gestaltungskünsten" (!) unsere Städte zu verschönern.Und wenn man sich die Architektur der Gegenwart so mal ringsrum anguckt, dann liegt doch die Vermutung nahe, was statt Schinkel kommen dürfte: Eine wunderschön-kreative Raster- oder Kästchenfassade ohne spießige Fassadengliederung und "auftrumpfenden Gestus", wie Regula sagen würde, wie z.B. diese:


    Von Rüdiger - photo taken by Rüdiger Wölk, Münster, Germany, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=766530


    Manchmal hängt mir diese monomanische Versessenheit auf "Altbauten" zum Hals raus.
    Ich bin ein Fan des Wiederaufbaus des Stadtschlosses und der Bauakademie in Berlin, aber jegliche Bauten mit neuen Fassaden lächerlich zu machen ist einfach simpel.
    Der Neubau der Diözesanbibliothek in Münster z.B. ist ein äußerst gelungenes Beispiel für die Verbindung von Alt und Neu.
    Man sollte schon das ganze Ensemble kennen bevor man verurteilt. Einfach mal googeln.
    Ich meine, man sollte immer offenen Geistes sein. Alles hat seine Zeit und seinen Ort.

    Auckland bei Nacht

  • man sollte immer offenen Geistes sein.

    Ein allzu offener Geist ist dann wohl nicht mehr ganz dicht, oder?
    Mal ernsthaft, ich kenne diesen Rasterklotz in Münster gut und kann nur sagen das es monströs und unpassend im "Ensemble" dasteht, so wie fast alle modernistischen Bauten.
    Aber nun zurück zum Thema, denn hier geht es um die Bauakademie.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Der Neubau der Diözesanbibliothek in Münster z.B. ist ein äußerst gelungenes Beispiel für die Verbindung von Alt und Neu.
    Man sollte schon das ganze Ensemble kennen bevor man verurteilt. Einfach mal googeln.
    Ich meine, man sollte immer offenen Geistes sein. Alles hat seine Zeit und seinen Ort.

    Ich kenn das ganze Ensemble und für mich verstellt da lediglich eine hässliche, banale Fassade (mit zugegeben regionalen und wertigen Materialien) eine wesentlich schönere Fassade. Wie kann man denn so eine schöne Fassade einfach komplett zustellen? Nochnichtmal den Giebelrisaliten hat man frei gelassen.

    Ich weiß nicht, was daran gut sein soll:

    https://www.google.de/maps/place/M%C…649!4d7.6261347

  • Wie gesagt: monomanisch!

    Die Fassade der Diozösianschule ist monomanisch und zum einschlafen langweilig.

    Unser Diskurs hier ist bei weitem pluralistischer als der Einheitsgeschmack der Modernisten, siehe unsern regelmäßig ausbrechenden Historismusstreit.

  • Monomanie kannst du entweder (veraltet) pathologisch anwenden, also dann bezieht sich das Mono auf die Manie also eine einzelne,isolierte Manie, oder wir gehen etwas freier mit der Sprache um und die Manie bezieht sicht auf das Mono, das manische auf das einzelne, einsilbige eintönige.
    Also pathologisierst du uns wegen unserer (isolierten) Störung, daß wir historische Architektur mögen also als monoman und versuchst uns mit Monomanie (der Fixierung auf das Eintönige) zu heilen, sehr interessant.
    Die Zeiten in denen Kunstgeschmäcker pathologisiert werden sind doch hoffentlich vorbei...

    Du hast uns übrigens immer noch nicht gesagt was an dem Münsteraner Erguß so toll sein soll...

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (4. März 2017 um 00:34)

  • Manchmal hängt mir diese monomanische Versessenheit auf "Altbauten" zum Hals raus.
    Der Neubau der Diözesanbibliothek in Münster z.B. ist ein äußerst gelungenes Beispiel für die Verbindung von Alt und Neu. Man sollte schon das ganze Ensemble kennen bevor man verurteilt. Einfach mal googeln.

    Danke für den genialen Tipp, Kollege. Ich bin regelmäßig in Münster und kenne diese trostlose Rasterfassaden-Kiste zur Genüge. Jedes mal wenn daran vorbei latsche kommt mir der Brechreiz. Wenn du dieses Gebäude allen Ernstes als "gelungen" empfindest, könnte man durchaus Zweifel an deinem Geschmacksempfinden und architektonischer Kompetenz anmelden.
    Im Übrigen diente mein Vergleich nur dazu zu verdeutlichen, dass wir von den "Gestaltungskünsten" der heutigen Architekten bei einem womöglichen Verzicht auf die Schinkel-Fassade in Berlin nicht allzu viel Erfreuliches erwarten brauchen...

  • Erste vorsichtige Entwarnung:
    Die TAZ berichtet heute über eine Diskussionsrunde mit Bausenatorin Lompscher vor wenigen Tagen, es ging u.a. um die Frage, wie viel "Schinkel" in dem neuen Bauakademie-Gebäude stecken soll:

    (...) Bei der Frage „Wie viel Schinkel muss in der wiedererrichteten Bauakademie drin sein?“ waren sich die Teilnehmer der Runde dann doch eher einig. Die Bilder zur Erinnerung zeigten Wirkung. Zumal Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie und Fürsprecher einer modernen Variante des Wiederaufbaus, krankheitsbedingt auf dem Podium fehlte. „Etwas Neues kann nicht Gegenstand des Wettbewerbs sein, die Bauakademie kann man nur aufbauen, wo und wie sie war“, konstatierte Kollhoff trotzig-konservativ. Auch Lompscher sprach sich dafür aus, „so viel Schinkel wie möglich“ in eine Rekonstruktion einfließen zu lassen, der „rote Kasten“ bedeutete ein Wahrzeichen der Stadt und ihrer Architekturgeschichte. Dass Parzinger am Ende vorschlug, angesichts eines neuen Nutzungskonzepts „Abstriche im Inneren“ zuzulassen – also einen Kompromiss zwischen alt und neu zu suchen – ging dann unter. Schinkel reloaded blieb die Devise.

    Die Original-Fassade scheint also durchaus nicht wenige Fürsprecher zu haben. Hoffen wir das Beste! :anbeten:
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (10. März 2017 um 21:11)

  • Das hört sich alles nicht besonders gut an, was da abgesondert wird... :zeitung:

    "Sechzig Millionen Euro stellt der Bund für die Berliner Bauakademie bereit, ohne dass ein tragfähiges Konzept erkennbar wäre. Umso heftiger tobt der Streit, den nun ein Architekturwettbewerb schlichten soll."

    Berliner Bauakademie: Soll Schinkel am Wettbewerb teilnehmen? - F.A.Z.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Soll Schinkel am Wettbewerb teilnehmen?


    Zitat

    Ob die neue Akademie eine Rekonstruktion des Schinkel-Baus oder eine zeitgemäße Interpretation sein soll, ist noch offen. Ein Architekturwettbewerb soll noch vor September ausgelobt und entschieden werden, um diese Frage zu klären. Wie die Auslobung formuliert, wie die Jury zusammengesetzt wird – auch darüber herrscht in Berlin Rätselraten. Für den Berliner Architekten Paul Kahlfeldt, Vorstandsmitglied des Vereins „Internationale Bauakademie Berlin“, kommt nur eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion von Schinkels Meisterwerk in Frage. Schließlich hatte Schinkel das Erscheinungsbild der Berliner Stadtmitte hier so entscheidend geprägt wie kein Architekt vor oder nach ihm. Mit Schlossbrücke, Neuer Wache, Altem Museum, Friedrichswerderscher Kirche und der wiederaufgebauten Bauakademie wäre die Dichte an echten und nachgebauten Schinkelbauten an der Kupfergraben-Stadtlandschaft einmalig. Für die Befürworter des Wiederaufbaus geht es um die Wiederherstellung des baulichen Patrimoniums, zum Stadtgrundrisses als Palimpsest gehört auch die „Wiederaufführung“ von Gebäuden.

    So weit, so gut.

    Zitat

    Kritiker wie Gabi Dolff-Bonekämper, Kunsthistorikerin an der Technischen Universität Berlin, wollen hingegen der zeitgenössischen Architektur eine Möglichkeit geben, sich zu beweisen, nachdem es schon nebenan auf dem Schlossplatz nicht geklappt hat.

    Klar, die zeitgenössische Architektur hatte am Schinkelplatz und Umgebung noch überhaupt gar keine Gelegenheit, sich zu beweisen. Eigentlich in ganz Berlin. Wird höchste Zeit, dass endlich auch mal etwas zeitgenössisches in dieser Stadt gebaut wird, wo ja sonst seit Jahrzehnten flächendeckend nur rekonstruiert wurde. Tut mir leid, aber nomen est omen. :angry:


    Zitat

    Hermann Parzinger, dem Präsidenten der „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“, ist die Frage nach „Reko-Stil“ oder Moderne angeblich egal. Allerdings müsse, wenn es zu einer Rekonstruktion der Bauakademie käme, danach „Schluss sein mit den Rekonstruktionen in Berlin“.


    Danach muss Schluss sein mit überflüssigen öffentlichen Äußerungen von Herrn Parzinger.

  • (...) Ob die neue Akademie eine Rekonstruktion des Schinkel-Baus oder eine zeitgemäße Interpretation sein soll, ist noch offen. (...)


    Das kann doch alles nur ein riesengroßer und schlechter Witz sein. Da hängen in Berlin seit etlichen Jahren die Schau- und Werbefassaden für die Rekonstruktion der Bauakademie an einem Gerüst. Und jetzt, wo die Verwirklichung des Traums zum Greifen nah ist, kommen diese elenden Modernisten auf die hohle Idee, das Gebäude als "zeitgemäße Interpretation" zu verhunzen. Wenn da nun tatsächlich eine x-beliebige Neubaukiste gebaut wird, darf der Bund dafür keine 60 Millionen Euro beisteuern. Wenn es keine rekonstruierte Bauakademie an dem Standort gibt, können die da auch gleich ein weiteres Hotel oder Wohnungen bauen. Welchen Sinn hätte da noch ein Architekturmuseum oder irgendeine andere architekturbezogene Einrichtung in dem Bau? Das könnte auch an einem anderen Ort stehen.

    Eine weitere Frage, die auch bereits gestellt wurde, bezieht sich auf die vorhandene Musterecke. Was soll, im Falle eines Modernistenbaus, damit passieren? Wird sie völlig unpassend integriert? Oder etwa für den Neubau wieder abgerissen?

    Ich bin einfach nur fassungslos.

  • Was sondert denn jetzt schon wieder diese zugelaufene Doppelnamen-West-Dame ihren Architektur-Schleim ab?
    Reichen ihr nicht schon die zahlreichen verkorksten West-Städte, die durch Architekten so grausam vergewaltigt wurden, wie es eine Dame nur verurteilen kann?

    2 Mal editiert, zuletzt von Goldstein (16. März 2017 um 20:05)